Freitag, 31. August 2012

Vorschau "Zebulon"

Vom Sommerferienbeginn bis zur Buchmesse bin ich meist erschlagen von den vielen Herbstkatalogen der Verlage. Und ich muss gestehen, dass auch einige gute Werke an mir vorbeiziehen, weil ich nach der zwanzigsten Programmvorschau nur noch kursorisch lese. Da kommen mir besondere Aktionen der Verlage doch ganz entgegen. Ich werde noch einmal direkt auf ein Buch hingewiesen und kann mir in Ruhe anschauen, warum der Verlag gerade dieses Werk besonders bewirbt.

Mit "Zebulon" aus dem Residenz-Verlag ging es mir ähnlich. Irgendwie hatte ich das Buch übersehen und war dann ganz verwundert eine Aktion bei Blogg dein Buch zu finden. es ging zwar vorrangig um ein Gewinnspiel zum Buch, aber interessiert hat mich dann doch eher der Buchtrailer. In den letzten Monaten sprießen diese Videos ja wie Pilze aus dem Boden. Und genau wie diese sind manche sehr schmackhaft und manche sollte man lieber sofort ausspucken. Der Zebulon-Trailer war für mich von der ersten Sekunde an sehr faszinierend und verwirrend zugleich. Er ist mystisch und dunkel, verrät nicht zu viel und weckt gleichzeitig Interesse. Und aus irgendeinem Grund musste ich sofort an Klaus Kinski denken. (Das ist bei mir ein gutes Zeichen!)
Aber schaut selbst:

Nach diesem Video musste ich natürlich noch die Leseprobe verspeisen. Darin wird der Beginn der Geschichte erzählt, welcher den Trailer noch verständlicher macht.

Zebulon verbringt den Winter, nach einer sehr entbehrungsreichen Zeit, in einer Hütte am Gila River. Völliug unerwartet steht der Trapper und Pferdedieb Lobo Bill gemeinsam mit einer Frau in der Tür. Die beiden Männer sind schon mehrfach aneinandergeraten aber auch durch dieselbe Art den Lebensunterhalt zu verdienen irgendwie miteinander verbunden. Die Frau hat Lobo Bill angeblich bei einem Pokerspiel gewonnen. Aufgrund ihrer irischen und indianischen Wurzeln nennt ihr neuer "Besitzer" sie "Nicht-hier-nicht-da". Sie spricht in der Gegenwart des Hausherren kein Wort, bleibt aber, als Lobo für einige Tage verschwindet, in dem Haus und kümmert sich sogar um eine gewisse Ordnung. Zwischen ihr und  Zebulon herrscht ein gewisses erotisches Knistern, welches in einer Nacht aus beiden herausbricht. In genau diesem Augenblick betritt Lobo Bill die Hütte und ist rasend vor Wut. Zebulon denkt nicht lange nach, zieht seine Pistole und schießt. Allerdings wird dabei auch die Frau verletzt. Als sie sich mit letzter Kraft aus der Hütte geschleppt und auf eine Eisscholle gelegt hat, spricht sie das erste Mal mit Zebulon:

Du hast den einzigen Mann umgebracht, der sich jemals was aus mir gemacht hat. (...) Und jetzt hast du auch noch mich umgebracht. (...) Von nun an wirst du wie ein Blinder zwischen den Welten treiben, ohne zu wissen, ob du tot oder lebendig bist, ob die unsichtbare Welt existiert oder ob du träumst. Drei Mal wirst du vor dir selbst verschwinden und vor allen, die du kennst, und drei Mal wirst du - (...)

Der Gedanke an diesen Fluch verfolgt Zebulon ständig und er sucht nach einem Ausweg, den es wahrscheinlich gar nicht gibt. So zieht er weiter und macht seinen Job. Doch als er bei einem Pokerspiel mit einem betrügerischen Pärchen in einen Streit gerät, scheint sich der Fluch das erste Mal zu erfüllen.

Gerade die eventuelle Erfüllung des Fluchs ist die Grundlage für einen eher psychodelischen Western, bei dem man nicht weiß, in welcher Welt sich Protagonist und Leser gerade befinden. Vielleicht gibt es ja auch gar keine verschiedenen Welten und man konstruiert nur aufgrund des Fluches etwas. Die sehr verständliche Sprache und die detailreichen Beschreibungen der Menschen und des Lebens in einem wilden Amerika, wie es nur die wenigsten kennen, machen Lust auf mehr. Auch wenn man mit Hilfe der Leseprobe Zebulon erst seit ein paar Seiten kennt, möchte man gemeinsam mit ihm durch den Schnee reiten und Abenteuer erleben. Man will in seine Gedankenwelt eindringen und jeden verquerten Gedanken nachvollziehen.

Schaut doch einfach mal in die Leseprobe. Vielleicht ist das Buch auch etwas für euch.

   
Und für diejenigen, die noch an dem oben genannten Gewinnspiel teilnhemen möchten, folgen hier die wichtigsten Informationen:
"Der Residenz Verlag nimmt euch mit an die Grenzen zwischen Realität und Einbildung, zwischen Leben und Tod. In Zusammenarbeit mit Blogg dein Buch gibt es deshalb ein ganz besonderes Gewinnspiel! Für alle die mitmachen, gibt es die Chance, den modernen psychedelischen Western „Zebulon“ zu erhalten und den Protagonisten Zebulon Shook auf seiner Reise in eine andere Welt zu begleiten. Und das bleibt nicht euer einziger Vorteil: Die Gewinner werden vom Residenz Verlag gebührend mit tollen Residenz-Bücherboxen belohnen. Dabei könnt ihr bis zu 15 Titel aus dem derzeitigen Programm des Residenz Verlages abstauben! (...) Hat euch die Neugier gepackt? Wenn ihr die tragische Geschichte von „Zebulon“ miterleben und zu den glücklichen Gewinnern gehören wollt, dann macht mit beim Blogg dein Buch - Gewinnspiel!"

Mittwoch, 29. August 2012

Jonny Duddle, Die Piraten von nebenan

In dem kleinen Küstenort Schnarch am Deich wohnen ganze 2222 Menschen, die gemeinsam auf ein stattliches Durchschnittsalter von 67 Jahren kommen. Zu den ganz jungen Bürgern gehört Matilda, die gemeinsam mit ihren Eltern in einem der schönen gepflegten Häuser wohnt, welche von einem kleinen Vorgarten umgeben sind. Im Sommer ist dank der vielen Touristen eine Menge los, doch im Winter ist es einfach nur langweilig in Schnarch. Matilda fehlen besonders andere Kinder. Könnte nicht endlich einmal eine nette Familie in das Nachbarhaus einziehen? Das verfällt ja schon total. Wie passend wäre es, wenn die neuen Besitzer Piraten wären? Matilda würde es wundervoll finden, wenn ein Piratenjunge ihr neuer Freund sein möchte. Doch sicherlich gibt es dann auch Probleme mit den Nachbarn, die so auf Sauberkeit und Ordnung eingestimmt sind. Sie würden protestieren und schlecht über die Familie reden. Aber sicher könnten sie die aufgebrachte Meute vom Gegenteil überzeugen.

Jonny Duddle erzählt in seinem Buch auf der einen Seite etwas über eingefahrenen Regeln, Gemeinheiten und Unwissen. Und auf der anderen Seite berichtet er über Spaß, Freundschaft und Abenteuer. Anhand der Piratenfamilie Jolley-Roger zeigt er, was Vorurteile, die in den Köpfen erwachsener Menschen vorherrschen, anrichten können. Allein Matilda geht ohne Scheu an die Familie heran und findet heraus, dass das Gerede der Erwachsenen nur Unfug ist. So lernen schon die kleinen Zuhörer, dass man sich nicht auf das Geschwätz vieler Menschen verlassen sollte, sondern eigene Erfahrungen machen und auf neue Menschen und Dinge zugehen muss. Die wundervollen Bilder, die die einzelnen Charaktere und ihre Ablehnung beziehungsweise Aufgeschlossenheit erstaunlich gut wiedergeben und der leicht verständliche Text, haben meinem Testleser (5) und mir schon mehrfach Freude bereitet. Man entdeckt auch nach längerer Zeit noch neue Dinge und das Sprechen in Reimen, welches die Piraten betreiben, hört sich beim Vorlesen jedes Mal etwas anders an. Es macht aus der abendlichen Bücherrunde ein witziges Vergnügen.

Illustrationen von Jonny Duddle
Aus dem Englischen von Linde Zwerg

ab 4, 1. Auflage 2012

40 Seiten, 29.2 x 25.3 cm
ISBN 978-3-7855-7510-9
Hardcover
12,95 € (D)

13,40 € (A)

Link zur Verlagsseite

Freitag, 24. August 2012

Frisch gepresst (Literaturverfilmung, Gewinnspiel)

Andrea Schnidt (gespielt von Diana Amft) ist eine junge Designerin, die einen kleinen Dessous-Laden betreibt, der leider nicht wirklich einen Gewinn abwirft. Doch mit ihrer schlagfertigen und witzigen Art schafft sie es immer wieder andere Menschen und sich selbst zu motivieren. Irgendwie wird es schon weitergehen und vielleicht kommt ja auch noch ein Angebot aus einem der großen Modehäuser. Schwierig wird es nur, wenn Andreas Mutter auftaucht und sie an die tickende biologische Uhr erinnert. Fester Freund? Fehlanzeige. Familienplanung? Um Gottes Willen!

 
In den Augen der jungen Frau sind Kinder das schlimmste, was sie sich vorstellen kann. Sie sind fies, anstrengend und man kann sie nicht einfach so abstellen. Zudem ist sie der Meinung, dass selbst eine gruselige alte Hexe eine bessere Mutter wäre als sie.
Genau in diesem Chaos trifft sie ihren Jugendschwarm Gregor (Alexander Beyer) wieder, der nicht nur schwer reich ist, sondern die totale Verkörperung des Super-Machos darstellt. Eigentlich ist seine Gegenwart nur zu ertragen, wenn man sich volllaufen lässt. Dumm nur, dass Andrea bis zum Filmriss trinkt und am nächsten Morgen in dem Bett von Gregor aufwacht. Das Chaos breitet sich also aus und vergrößert sich noch als der sympathische aber sehr ruhige Chris (Tom Wlaschiha) in das Leben der Designerin stolpert. Er ist das komplette Gegenteil von Gregor und eigentlich ein wenig zu ruhig für die taffe Frau. Doch irgendewie passen diese beiden ungleichen Menschen sehr gut zueinander. Kann Andreas Mutter auf Enkel hoffen? Ja, aber das geht schneller als geplant. Nur die Frage, wer der Vater ist, kann gar nicht so leicht geklärt werden, wie es am Anfang aussieht. Schließlich kann sich Andrea noch immer nicht an die Nacht mit Gregor erinnern. Nicht nur die Gefühle der werdenden Mutter begeben sich auf eine Achterbahnfahrt. Auch die potenziellen Väter treten wie zwei Hähne gegeneinander an und kämpfen um ihre vermeintliche Freundin.

Die Besetzung des Films spricht Kenner des deutschen Films sicherlich schon an. Und wenn man vor dem Kinobesuch den Trailer anschaut, stellt man fest, dass der Humor, den Diana Amft als Gretchen so wundervoll in die Wohnzimmer der Zuschauer getragen hat, auch in diesem Film zum Tragen kommt. Viele werden aber trotzdem sagen, dass die Grundstruktur der Geschichte ja ein ganz alter Hut sei. Denjenigen sollte man aber darauf hinweisen wer die Romanvorlage geliefert hat. Bereits 1998 veröffentlichte Susanne Fröhlich, die mit Bestsellern wie "Moppel ich" und "Lackschaden" bekannt wurde, das Buch "Frisch gepresst". Darin berichtet sie in einer äußerst kurzweiligen sowie witzigen Art und Weise wie Andrea Schnidt die Geburt und den Aufenthalt im Krankenhaus erlebt. Der typische Fröhlich-Humor wurde in dem Film wunderbar eingefangen und garantiert ein lustiges Seherlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Als Vorgeschmack folgt hier der Trailer:


Zum Kinostart (23.08.2012) gibt es in der Bücherstadt eine kleine Verlosung.

Eure Aufgabe: In dem Trailer wacht Andrea am Morgen in Gregors Bett auf. Dieser hält ihre figurformende Unterhose hoch und meint: "Soll ich die Bridget Jones zurückgeben?"
Beschreibt kurz, wie ihr an Andreas Stelle darauf reagieren würdet. (Einfach bis zum 31.08.2012 hier als Kommentar abspeichern)

Eure Preise: 
1. Platz: Das Buch zum Film, ein Poster und einen Bücherbeutel
2. Platz: Ein Buch zum Film und ein Poster
3. Platz: Ein Buch zum Film
4. Platz: Ein Poster zum Film


Viel Spaß und viel Erfolg!!!

 

Mittwoch, 22. August 2012

Lamya Kaddor & Rabeya Müller, Der Islam (Für Kinder und Erwachsene)

- Dieses Buch, an dem es keinen Zweifel gibt, ist eine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen (2:2) -

In Deutschland wird in den letzten Jahren sehr viel und teilweise sehr emotional über den Islam diskutiert. Viele Menschen vermischen allerdings in den Gesprächen Religion und Tradition und zeigen häufig, dass sie nur ein Halbwissen über den Islam und/oder Muslime besitzen. Lamya Kaddor und Rabeya Müller sind Mitglieder des Liberal-Islamischen Bundes und haben es sich zur Aufgabe gemacht in einer verständlichen Art und Weise die wichtigsten Aspekte der Religion zu erläutern und ihre modernen Ausformungen zu beschreiben. Das nun erschienen Buch spiegelt ihre Arbeit wider und schafft es wirklich die Grundlagen verständlich zu vermitteln.

Aufbau
Das Buch ist in elf inhaltliche abgegrenzte Kapitel unterteilt. Zunächst wird erläutert, was unter dem Gottbegriff eigentlich verstanden wird und warum es ausgerechnet 99 Namen für Gott gibt und nicht 100 oder 101. Anschließend werden die fünf Säulen des Islams ausführlich beschrieben. Schon hier werden einige Begriffe, die in der Boulevardpresse unreflektiert benutzt werden in den richtigen Zusammenhang gestellt und ihre Bedeutung wird sehr anschaulich beschrieben. Darauf folgen Kapitel über die Moschee, den Koran und die Scharia. Auch hier wird vielen Lesern wieder ein Licht aufgehen und sie werden sich fragen, warum in den Medien immer radikale Ansichten erwähnt werden und das, was ein Großteil der Muslime glaubt und unterstützt, unerwähnt bleibt. Diesbezüglich ist auch das anschließende Kapitel sehr interessant. Zunächst geht es erst einmal um Muhammad, den Gesandten Gottes. Abgeschlossen wird dieser Abschnitt aber mit einem Text, der ausführlich die Entstehung und die Unterschiede von Sunniten und Schiiten erläutert. Das ist ein elementarer Punkt, der aus meiner Sicht in den Debatten viel zu kurz kommt und über den viele Menschen nur wenig wissen. Im zweiten Teil des Buches (Kapitel l7-11) geht es um Fragen, die sich viele Nicht-Muslime stellen. Zum Beispiel wird die Stellung von Frauen und Männern diskutiert und es wird über den Dschihad gesprochen. 

Abgerundet wird das Werk von einem interessanten Anhang, der Möglichkeiten für die weitere Beschäftigung mit dem Thema Islam bereithält.

Sprache und Zeichnungen
Schon nach wenigen Sätzen hatte ich mich in die Sprache der beiden Autorinnen eingelesen und konnte den Gedanken gut folgen. Die Beschreibungen sind sehr bildlich und verständlich. Allerdings ist  mir schon sehr schnell bewusst geworden, dass der Zusatz "Für Kinder" etwas zu hoch gestochen scheint. Ich bin mit einer gewissen Vorbildung in die Thematik eingestiegen und wäre wahrscheinlich in der Lage meinem Sohn auftauchende Fragen zu beantworten. Zum einfachen Vorlesen eignet sich dieses Buch aber nicht. Dafür werden wiederum zu viele Begriffe genutzt, die aus der Welt der Erwachsenen stammen und deren Erklärungen den Lesefluss erheblich stören würden. Nun lässt sich anbringen, dass das Werk ja reich bebildert ist. Das mag sein und die Zeichnungen von Alexandra Klobouk sind auch sehr liebevoll und detailreich. Sie folgen aber in ihrer Gestaltung und durch die extreme Einbindung von Texten wieder den Betrachtungs- und Verständnismustern erwachsener Leser. Ein Kind wäre gar nicht in der Lage die vielen Symbole richtig zu erfassen. Sogar manche Erwachsenen werden Probleme haben die schnörkelige Schrift zu entziffern.
Eigene Meinung
Ich konnte mit dem Buch wunderbar vorhandenes Wissen reaktivieren und ergänzen. Durch die schöne Gestaltung und die angenehme Erzählweise hebt sich das Buch von anderen Sachbüchern ab und langweilt den Leser nicht so schnell. Das liegt aus meiner Sicht auch daran, dass die Themenbereiche nicht aufgrund einer bestimmten wissenschaftlichen Reihenfolge ausgewählt wurden, sondern dem Interesse des gewillten Lesers entgegenkommen. Zudem werden alle besprochenen Aspekte mit Koranstellen belegt und es wird auf die verschiedenen Auslegungen hingewiesen. So erhält man ein komplexes Bild, das sich auch bei dem völlig unwissenden Leser einstellen wird. 

Fazit
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das endlich mal die wichtigsten Grundlagen des Islams erklärt und mit dem ganzen Halbwissen, welches wir so mit uns herumtragen, aufräumt.


 
176 S.
 Halbleinen
 ISBN 978-3-406-64016-2

 19,95 €






Freitag, 17. August 2012

Andrea Tillmanns, Tod im Wasser

- Diesmal war ich besser auf die Kälte vorbereitet. Um meinen Kreislauf zumindest für die erste Zeit des Wartens in Schwung zu bringen, hatte ich vor dem Fernseher Turnübungen gemacht und war fleißig auf der Stelle gehüpft, bis ich den Mann unter mir etwas von "Unverschämtheit" und "Ruhestörung" brüllen hörte. -

Sirka Ehrenpreis hat eigentlich nur aus Spaß an der Freude ein Detektivseminar besucht, während ihr Mann als Rechtsanwalt gearbeitet hat. Doch nachdem dieser sich nun lieber mit seinen Studentinnen vergnügt und die Scheidung vollzogen wurde, muss Sirka für sich selbst sorgen. Daher macht sie kurzerhand aus ihrem Hobby einen Beruf und versucht als selbständige Detektivin auf eigenen Beinen zu stehen. Leider handelte es sich bei den ersten Fällen um entlaufene Tiere, die zwar schnell aufgefunden wurden, aber keine gute Einnahmequelle darstellen. Ist das liebste Tiere erst einmal wieder zurückgebracht, werden die Besitzer recht knauserig. Außerdem scheint sich die Nachricht über Sirkas "Talent" unter den Tierliebhabern wie Feuer auszubreiten. An Aufträge aus anderen Bereichen ist gar nicht mehr zu denken. Das ändert sich schlagartig, als eine Nachbarin abends bei der Privatdetektivin klingelt und von einer sonderbaren Beobachtung spricht. Der im benachbarten Park befindliche Geldbrunnen soll durch eine männliche Leiche erweitert worden sein. Sirka verständigt natürlich sofort die Polizei und glaubt nicht, dass sie selbst solch einen Fall übernehmen könnte. Die Nachbarin ermutigt sie jedoch dazu und so beginnen, neben der eigentlichen Polizeiarbeit, die eigenwilligen Ermittlungen der Detektivin.

Andrea Tillmanns erzählt eine sehr ruhige Kriminalgeschichte, die teilweise wirklich nur leise plätschert und nicht durch schnelle Analysen oder rasante Verfolgungen besticht. Dies ist auch eine Art Spiegelung der Charaktereigenschaften, die die Protagonisten aufweist. Sie ist ein wenig langsamer und braucht erst eine gewisse Anlaufzeit bis ihre Arbeitstemperatur erreicht ist. Zudem ist sie sehr unbedarft in Bezug auf Ermittlungen und wirkt teilweise etwas tollpatschig. Aber gerade diese naive Art und Weise, das Denken in ungewohnten Bahnen und die nicht vorhandenen Denkmuster, die bei den Kommissaren zum Einsatz kommen,  ermöglichen ihr eine klare Sicht auf die Tatsachen. In einigen Situationen kommen hingegen ein gewisser Humor und eine Leichtigkeit ansatzweise zum Vorschein. Leider werden diese Eigenschaften nur knapp beschrieben oder tauchen mal zwischen den Zeilen auf. Gerade hier liegt aus meiner Sicht aber ein enormes Potenzial, dass die Arbeit der Detektivin für den Leser noch spannender und unterhaltsamer machen kann. Dieses Gefühl der Unvollkommenheit zieht sich latent durch das gesamte Buch. Immer wieder kommen Szenen, die einen guten Ansatz zeigen und dann ohne Wirkung verpuffen. Besonders stark fällt dies am Ende ins Gewicht. Die Wendungen sind sehr überraschend und gleichzeitig im Nachhinein für den Leser erklärbar. Sie erfolgen aber so plötzlich und werden so schnell abgehandelt, dass sie schon fast wie willkürlich aneinandergereihte Ereignisse wirken, die schnell noch untergebracht werden wollten. Und das ist so schade, weil wirklich eine hervorragende gedankliche Arbeit erkennbar ist, die aus irgendeinem Grund nicht ihre Wirkung entfalten kann. 
Trotz aller Kritikpunkte hat mir das Lesen sehr viel Spaß bereitet und das Ende lässt darauf hoffen, dass man noch mehr von Sirka Ehrenpreis hören wird.
Drei von fünf


Fazit: Die Ideen der Autorin sind hervorragend, aber die Umsetzung weißt hier und da noch Ecken und Kanten auf, die geschliffen werden müssen.


192 Seiten
Maße: 120 x 190 mm
Broschur
ISBN: 978-3-8313-2048-6 
Erschienen: 01.07.2009 
Preis: 9,95€


Dienstag, 14. August 2012

Vorschau

Auch wenn gerade etwas weniger los ist, möchte ich euch doch eine kleine "Vorschau" anbieten.

Andrea Tillmanns
Tod im Wasser

Sirka Ehrenpreis arbeitet seit ihrer Scheidung als Privatdetektivin, besser gesagt als Spezialistin für entlaufene Hunde und entflogene Vögel. Nun aber stößt sie mitten in der Nacht auf eine Leiche im Aachener Geldbrunnen. Die Polizei glaubt zunächst an einen Unfall, bald stellt sich jedoch heraus, dass es Mord war. Ohne die eigenwilligen Ermittlungsmethoden von Sirka Ehrenpreis könnte der kauzige Hauptkommissar Klausen diesen vertrackten Fall nicht lösen!

Voraussichtlich am 17.08


Kenneth Grahame
Der Wind in den Weiden

Als der Maulwurf den Frühjahrsputz sein lässt und sich auf den Weg an die frische Luft macht, beginnt für ihn ein neues Leben voller herrlicher Erlebnisse mit seinen neuen Freunden: der ausgeglichenen Ratte, dem etwas ruppigen, aber großherzigen Dachs und dem selbstverliebten, impulsiven und unverbesserlichen Herrn Kröterich.

Die bezaubernde Fantasie Grahames und sein zarter Witz haben diese Geschichte zu einem der beliebtesten Kinderbücher der Weltliteratur gemacht. Robert Ingpens Ilustrationen geben dem zauberhaften Abenteuer eine großartige zusätzliche Dimension, die Jung und Alt begeistert.

Voraussichtlich am 22.08


L. Kaddor und R. Müller
Der Islam für Kinder und Erwachsene
In ihrem neuen Buch führen Lamya Kaddor und Rabeya Müller für jedermann verständlich in den Islam ein. Sie erläutern die Grundlagen – vom Koran über das Leben Mohammeds bis hin zu Pilgerfahrt und Scharia –, aber auch brisante Themen wie den Fundamentalismus oder die Situation der Frauen. Ein junger, unorthodoxer Blick auf eine große Religion.

Lamya Kaddor und Rabeya Müller porträtieren einen im Kern liberalen, toleranten und weltoffenen Islam, ohne die Probleme zu verschweigen, die gerade jungen Muslimen zu schaffen machen und die Integration erschweren, wie patriarchalische Familienstrukturen oder ein wortwörtliches Verständnis des Korans. Dabei gelingt es ihnen, Nichtmuslime mit


Leymah Roberta Gbowee
Wir sind die Macht
Erfolgreicher weiblicher Widerstand: Liberias Frauen versammelten sich auf den Marktplätzen zum Gebet und schreckten auch vor militanteren Formen zivilen Ungehorsams nicht zurück, um den Diktator Charles Taylor aus dem Amt zu treiben. Dieses sehr persönliche Buch berichtet aber auch von den Kämpfen einer alleinerziehenden Mutter zwischen Familie und Beruf. Gbowee macht Frauen Mut, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, und zeigt, dass es möglich ist, die Geschichte zu verändern.
Leymah R. Gbowee ist der Kopf und das Herz der afrikanischen Frauenfriedensbewegung. In entwaffnender Offenheit erzählt die Friedensnobelpreisträgerin, wie sie zur Frauen- und Friedensaktivistin wurde: Als der 14 Jahre währende Bürgerkrieg in Liberia ausbricht, will die 17-Jährige Kinderärztin werden. Stattdessen schlittert sie im Bürgerkriegschaos in eine von sexueller Gewalt geprägte Beziehung und hat sechs Jahre später vier Kinder, keine Ausbildung und keine Ziele mehr. Über ein Praktikum als Streetworkerin mit Kindersoldaten erwacht sie endlich aus ihrer Lethargie und nimmt ihr Leben selbst in die Hand. Nun wird sie im Wortsinn zur Powerfrau, die sich und andere die Befreiung aus den Gewaltstrukturen lehrt und die Beteiligung von Frauen am politischen Leben einfordert.

Samstag, 11. August 2012

Ein bisschen Ruhe

In der vergangenen Woche war hier nun wahrlich nichts los. Das lag unter anderem daran, dass ich momentan keinen funktionierenden Internetzugang habe. Nun ist aber auch das zweite Jahr des Referendariats angebrochen. Meine Beurteilungen nach dem ersten Jahr haben mir gezeigt, dass ich mich ein bisschen stärker anstrengen muss. Dementsprechend kann es sein, dass ich immer mal wieder eine kleine Blog-Pause einlegen muss.
Ich hoffe ihr habt dafür Verständnis und läuft nicht gleich für immer weg. Ich versuche die Seite weiterhin regelmäßig zu füttern.

Liebe Grüße
Charlene

Donnerstag, 2. August 2012

Filmkritik: MERIDA- Legende der Highlands

- Manche sagen, unser Schicksal sei verbunden mit dem Land. Es sei genau so sehr ein Teil von uns wie wir von ihm. Andere sagen, dass das Schicksal zusammengewebt sei wie ein Stoff, sodass unser Los mit dem vieler Anderer verknüpft ist. Es ist das, wonach wir suchen. Oder was wir unbedingt ändern wollen. - 

Bogenschießen, im wilden Galopp durch die Landschaft reiten und steile Klippen erklimmen. Das sind Dinge, die Merida seit sie denken kann gerne und häufig macht. Doch sie ist eine junge Königstochter und ihre Mutter sieht es nicht gerne, wenn ihre Freizeit wie die eines Jungen aussieht. Sie möchte ihrer Tochter viel lieber typisch weibliche Dinge beibringen und ihr zeigen wie sich eine Prinzessin und zukünftige Königin zu benehmen hat. Merida nimmt diese Lektionen gar nicht richtig wahr, sondern erträgt sie müde und befindet sich schon in Gedanken auf dem Rücken ihres Kaltblüters Angus. Doch eines Tages wird aus dem Spiel eine ernste Angelegenheit. König Fergus und seine Gemahlin Elinor teilen ihrem Kind mit, dass es Zeit ist zu heiraten. Hierfür werden die Oberhäupter der drei schottischen Clans in das Schloss eingeladen. Ihre ältesten Nachkommen werden an einem Wettbewerb teilnehmen, dessen Sieger Merida heiraten wird. Das Mädchen ist außer sich vor Wut und sieht die Schuld für diese Ungerechtigkeit ganz allein bei ihrer Mutter. Bei dem Festbankett, das sehr schnell zu einer großen Schlägerei wird, interveniert Elinor. Und um ihrem Kind entgegenzukommen, darf Merida die Wettkampfart für den nächsten Tag auswählen. Sie entscheidet sich für das Bogenschießen und hat schon ihren ganz eigenen Plan entwickelt: Als Erstgeborene eines Clans hat sie ebenfalls das Recht an den Wettkämpfen teilzunehmen. Sie hält um ihre eigne Hand an und besiegt alle Anwärter. Damit erklärt sie aber auch ihrer Mutter den Krieg und sorgt gleichzeitig dafür, dass das gesamte Königreich in Gefahr gerät.

MERIDA ist mittlerweile das 13. lange Animationsabenteuer aus dem Hause Pixar. Und, wie bei allen Filmen aus diesem Haus, handelt es sich hier um ein absolutes Highlight, das man sich unbedingt in 3D anschauen sollte. Die Figuren sind nicht nur in Bezug auf die Animation sehr liebevoll gestaltet. Nein, auch die Ausarbeitung der einzelnen Charaktere mit ihren spezifischen Besonderheiten, ihrer Art und Weise zu reden und sich zu bewegen, sind den Machern sehr gut gelungen. So ist König Fergus der große starke Mann, der sich gerne prügelt und von seinen Abenteuern berichtet. Seine Frau ist hingegen die vernünftigere Person von beiden und sorgt für eine gewisse Ordnung im Leben der königlichen Familie, die aber immer wieder von den zuckerliebenden Drillingen durcheinander gebracht wird. Man erkennt zudem in jedem Bild, die Liebe und den persönlichen Bezug, die die Regisseure Mark Andrews und Brenda Chapman gegenüber Schottland spüren. Die Landschaftsanimationen stecken so voller Freiheitsgefühle und Weite, dass man sofort nach Schottland reisen möchte.
Und letztendlich ist die gesamte Geschichte sehr spannend und humorvoll aufgebaut. Es gab immer wieder Situationen im Kino, in denen alle lauthals gelacht haben. Auf der anderen Seite gibt es aber auch witzige Stellen, die explizit an die Kinder oder die Eltern gerichtet waren. Und auch wenn der Film an manchen Stellen für die ganz kleinen Zuschauer etwas gruselig war, ist die Mischung aus Humor, Abenteuer, Mut, Freundschaft und Liebe so gut abgestimmt, dass man noch lange an den Film denkt und immer wieder wundervolle Bilder vor Augen hat.

Fazit: Ein tolles Abenteuer für die ganze Familie, das einfach alles beinhaltet, was einen guten Animationsfilm kennzeichnet.


Da die Drillinge im Film für ihr Leben gerne naschen, hat sich Cynthia Barcomi extra für MERIDA ein Shortbread-Rezept ausgedacht, das ich euch hier noch vorstellen möchte:


Zutaten für das Merida Shortbread

200 g Butter, weich
100 g Zucker, super fein
200 g Mehl, 405
100 g Reismehl
eine Prise Salz

1. Backofen auf 160° C vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und beiseite stellen. Butter und Zucker mit einem Handrührgerät cremig schlagen. Beide Mehlsorten & Salz hinzufügen und nur ganz kurz (1 Minute) mit dem Mixer zusammenschlagen. Den Teig mit der Hand zusammenkneten. Der Teig ist relativ trocken. Das ist richtig!

2. Für Dreiecke: Den Teig in vier gleich große Stücke teilen, jeweils ca. 145 g. Jedes Stück direkt auf dem Backblech zu einer Scheibe formen (12 cm ∅, 1 cm dick). Jede Scheibe mit einem großen Messer in 8 Stücke einschneiden, aber nicht durchschneiden. Die Stücke sollen noch zusammenhängen. Kurz nach dem Backen werden die Dreiecke geschnitten, siehe Punkt 3.

Für Rechtecke: Den Teig halbieren. Jeden Teil zu einem Rechteck formen, 6 cm tief, 2 cm dick. In 1 cm dicke Scheiben schneiden und aufs Backblech platzieren.

Für Kreise: Teig zu einer Stange formen, ca. 4 cm ∅. In Scheiben, ca. 1 cm dick schneiden und aufs Backblech platzieren. Darauf achten, dass die Form rund bleibt.

Für alle Shortbreads: In den Teig mit einer Gabel ein Muster stechen. Das verhindert auch, dass der Teig beim Backen aufgeht.

3. 17 Minuten backen, bis die Shortbreads eine leicht goldene Farbe angenommen haben. 5 Minuten abkühlen lassen, bevor Sie die Kreise für die Dreiecke mit einem Messer ganz durchschneiden. Alle Sorten ganz auskühlen lassen, bevor Sie das Gebäck auf einen Teller legen. Solange das Gebäck noch warm ist, ist es sehr zerbrechlich, also passen Sie auf!

Und noch ein exklusiver Tipp von Backkünstlerin Cynthia Barcomi: „Ich bin auf Schatzsuche nach Glasgow gereist, um das perfekte Shortbread zu finden. Traditionellerweise wird es mit Haferflockenmehl zubereitet, welches hier jedoch fast unmöglich zu bekommen ist. Die perfekte feine und sandige Textur eines optimalen Shortbreads lässt sich jedoch auch mit Reismehl erreichen. Daher darf das Reismehl auf keinen Fall durch normales Mehl ersetzt werden.“ 

Filmtitel: MERIDA - LEGENDE DER HIGHLANDS
Originaltitel: BRAVE (aka The Bear and the Bow)
Startdatum: 02.08.2012
Copyright: Disney/Pixar
FSK: 6 Jahre ffr.
Laufzeit (in Minuten): 94
Regie: Brenda Chapman
Produzent: Pixar Animation Studios
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Viele tolle Merida-Artikel gibt es hier im Disneystore