Donnerstag, 22. November 2012

Coralie Saudo & Kris Di Giacomo, Mein Papa, der ist groß und stark, aber...

Ich will nicht ins Bett!

Rezensiert für www.buecherkinder.de
Ein Papa ist meist viel größer und stärker als sein eigenes Kind. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sein Leben reibungslos verläuft und er ohne Hilfe des Nachwuchses auskommt. Manchmal gibt es sogar Probleme, die jeden Abend wiederkehren. In dem Buch von Saudo und Di Giacomo will der große und starke Papa einfach nicht schlafen gehen. Sein Sohn probiert es auf die freundliche Art und Weise und als das nicht fruchtet, schlägt er den strengen Weg ein. Aber der Papa will einfach nicht ins Bett. Da hilft nur das Vorlesen einer Geschichte. Doch wird er sich heute mit einer Geschichte zufriedengeben oder gibt es wieder ein großes Theater?

Jeder, der schon einmal ein kleines Kind ins Bett gebracht hat, kennt wohl die Debatten mit den Kleinen und kann unzählige Methoden aufzählen, mit denen man versucht hat das Problem in den Griff zu bekommen. Die Idee den gesamten Ablauf einmal umzudrehen und das Kind in die Rolle des Erwachsenen zu stecken ist einfach fantastisch. Der Autor schafft es zudem durch seine liebevollen Worte und die lustigen Handlungen der beiden Protagonisten eine ganz besondere Atmosphäre zu erschaffen. Die passenden Bilder von Coralie Saudo sorgen für ein wundervolles Erlebnis am Abend, welches von Freude, Erstaunen aber auch von Nähe geprägt ist. Denn der kleine Sohn kümmert sich ganz hervorragend um seinen großen Papa und weiß genau, was es bedeutet Geborgenheit zu bieten. 

Dieses Buch sollte in jedem Bücherregal stehen!

O-Ton des Testlesers: Eine tolle Geschichte mit einem lustigen Papa und einem schönen Ende.


Hardcover 
Größe 23,50 x 30,50 cm 
32 Seiten 
Alter ab 3 Jahren 
ISBN 978-3-551-51784-5 
€ 16,90 
Link zur Verlagsseite

Sonntag, 18. November 2012

Asiatisch gut gekocht! Das Grundkochbuch

Das Buch ist zunächst in drei große Abschnitte unterteilt:
1. Alles, was man braucht
2. Jetzt wird gekocht
3. Das sind die Rezepte

In dem ersten Drittel geht es nicht nur um die notwendigen Küchenwerkzeuge, sondern auch um den richtigen Umgang mit Gemüse, Pilzen, Kräuter, Früchte, Gewürze, Paste, Saucen, Reis- und Nudelsorten. In jedem Abschnitt findet man wichtige Grundinformationen, Tipps für die Auswahl der richtigen Zutaten und Beschreibungen für den richtigen Umgang mit den Lebensmitteln. Bereits dieser Abschnitt wird durch tolle Fotos ergänzt, die nicht einfach nur das jeweilige Objekt zeigen, sondern auch einzelen Schritte der Verarbeitung darstellen.

Hat man diese Basics "gelernt" werden einem die Grundtechniken und erste Rezepte erläutert. Zu den Techniken zählen das Wokken, Schmoren, Dämpfen und Frittieren. Diese werden nicht nur kurz vorgestellt, sondern auch in einzelne Schritte unterteilt und bebildert erläutert. Wenn man möchte kann man dies gleich an einfachen Rezepten ausprobieren. Sinnvoller ist es aber zunächst in dem darauffolgenden Abschnitt die Basicrezepte zu betrachten. Hier wird die Herstellung eigener Pasten, Saucen und Dips sowie das korrekte Reiskochen erläutert.

Im dritten und größten Abschnitt des Buches (ca. 150) findet man Rezepte aus den verschiedensten Ländern und für die verschiedensten Gelegenheiten. Unterteilt sind die Kochanleitungen in:
- Suppen, Salate & Snacks
- Gemüse & Hülsenfrüchte
- Currys
- Fisch & Meeresfrüchte
- Fleisch & Geflügel
- Nudeln, Reis & Tofu
- Desserts

Die Zutaten werden sehr übersichtlich und für vier Personen aufgelistet. Zudem werden besondere Werkzeuge und der Zeitbedarf extra aufgeführt. Unter der Überschrift "Das ist wirklich wichtig" findet man zudem wichtige Tipps für das Gelingen des Rezeptes. Weiterhin gibt es Hinweise für verschiedene Varianten und durch kleine Symbole werden das Herkunftsland der Speise und die jeweilige Kochtechnik angezeigt.
Die jeweiligen Verarbeitungsschritte werden ebenfalls sehr übersichtlich und in einer sehr angenehmen und verständlichen Sprache erläutert. Die sehr gelungenen und teilweise großformatigen Bilder unterstützen die Erläuterungen sehr gut und bieten häufig Anregungen für das Anrichten der Mahlzeit. Man hat dadurch keine Probleme bei der Zubereitung.

Zwischen den wird auf einer Doppelseite immer eins der 11 Länder beschrieben, aus denen die Rezepte stammen. Dabei handelt es sich natürlich eher um oberflächliches Länderwissen oder um interessante Neben- sächlichkeiten. Da es sich aber hier um ein Kochbuch und nicht um einen Reiseführer handelt, ist diese Darstellung durchaus legitim.

Das große Format war bei der ersten Betrachtung wunderbar und hat beim Lesen keine Probleme bereitet. In der Küche muss man es dann zwar hinlegen, aber durch die sehr langen Seiten bleibt das Buch auch gut geöffnet und fällt nicht wieder zu. Für das schnelle und erneute Auffinden der richtigen Seite gibt es sogar ein rotes Lesebändchen. Was wirklich sehr ärgerlich ist, sind einige Rechtschreibfehler, die das doch sehr ästhetische Werk etwas zerstören.

Fazit: Lecker! Ein wunderbares Kochbuch für Genießerköche, die die asiatische Küche mögen und keine Probleme mit der Besorgung nicht alltäglicher Zutaten haben.

224 Seiten
Integralband
267 x 235 x 19 mm (LxBxH)
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-440-13271-5
Art.-Nr.: 13271 
€ 19,95

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Samstag, 10. November 2012

Kai Lüftner; Achtung, Milchpiraten

- Unglaublich haarsträubende Abenteuergeschichten für Schreihälse, Nasebohrer, Dreckspatzen, Nicht-Stillsitzenkönner, Essen-Manscher, Wand-Beschmierer, Popel-Schnipser, Stuhl-Kippler und Zahnlücken-Pfeifer - und alle anderen. Auch für Mädchen. -


Die Insel Pingpong wurde durch einen großen Sturm geteilt. Nun existieren die zwei Inseln Ping und Pong, die allerdings nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind. Auf den Inseln gibt es zwei Gruppen oder vielleicht sollte man sie eher Cliquen nennen. Auf Pong haben sich zehn Jungen und ein Kater zusammen- geschlossen, die nun als Milchpiraten bekannt sind. Auf Ping gibt es eine reine Mädchen-Clique, die sich ganz einfach Medels nennt und die Jungs von Pong eher nicht leiden kann. 

In dem vorliegenden Buch stellt der Autor die Milchpiraten ausführlich und ihre Lebenswelt in groben Zügen vor. Dabei geht es hauptsächlich darum, dass die Sommerferien gerade begonnen haben und die Clique bei Bruno ein kleines Fest feiern will. Er hat einen tollen Garten mit einer coolen Bude, die aus einem alten Wohnwagen zusammengebaut ist. Außerdem sind seine Eltern mit den Schwestern für zwei Tage verreist. Doch leider läuft nicht alles nach Plan und ein riesiges Chaos entsteht, welches die Milchpiraten wieder ordnen müssen. Am besten sollten sie das hinbekommen bevor Brunos Eltern zurückkommen. Das ist aber einfacher gesagt als getan.

Ich habe das Buch zunächst alleine gelesen, weil ich mir nicht sicher war, ob der Umfang und die Geschichte schon für einen Jungen geeignet sind, der noch nicht einmal sechs Jahre alt ist. Nach der Lektüre war ich noch verunsicherter, weil ich befürchtete, dass die vielen Figuren und die recht komplexe Handlung den jungen Zuhörer überfordern könnten. Aber beim Vorlesen wurde ich positiv überrascht. Recht schnell hat sich eine wundervolle Dynamik zwischen Zuhörer und Buch entwickelt. Mein Sohn war regelrecht gefesselt von der Geschichte und forderte mich immer wieder zum Weiterlesen auf. Das Problem mit den vielen Figuren löste sich durch die Nutzung der Sticker, welche sich in dem Buch befanden. Darauf waren alle Milchpiraten namentlich aufgeführt.
Insgesamt ist die Sprache kindlicher und adäquater als es auf den ersten Blick erscheint. Im Zusammenspiel mit einer angemessenen Satzlänge, die ein gutes Vorlesen ermöglicht und die Aufmerksamkeit des Zuhörers nicht überstrapaziert, ergibt sich ein humorvoller Text, der auch schon für Kinder interessant ist, die kurz vor der Einschulung stehen. Unterbrochen wird diese "normale" Erzählung durch Tagebucheinträge des Oberpiraten. Hier wird in Umgangssprache geschrieben und die komischen Wörter, welche Erwachsene manchmal benutzen, werden aufgegriffen und zweckentfremdet. Wer vorher nicht schon lachen musste, wird es auf jeden Fall an diesen Stellen tun. 
Eine weitere Auflockerung stellen einige Zeichnungen dar, die aus der Feder von Judith Drews stammen. Sie hält noch einmal bestimmte Situationen fest oder rückt einen der Piraten in den Mittelpunkt.

Fazit: Ein Buch, in dem mehr steckt als man auf den ersten Blick erahnen kann. Es ist ein tolles Werk für kleine Abenteurer und solche, die es werden wollen.


12,99 € [D] | 13,40 € [A] 
 
Mit zweifarbigen Illustrationen von Judith Drews
112 Seiten  
ISBN-13: 9783827055163

 
 
 
 

Donnerstag, 1. November 2012

Peter Koebel, Fischmarie

Marie hat aus ihrem ganz durchschnittlichen Leben in einer typischen Kleinstadt etwas völlig Anderes und teilweise sehr Aufregendes gemacht. Dass sie aber eines Tages in einem Verhörraum sitzen wird, weil sie auf der Frankfurter Buchmesse einen Verleger tot aufgefunden hat, war nicht vorhersehbar. Und jetzt hat sie dem Polizisten auch noch den Ausweis gegeben, der sie als Gudrun Baader identifiziert. Wenn der Polizist da nicht stutzig wird, muss er ein ganz besonders dummes Exemplar seiner Gattung sein. Und es wird auch nicht lange dauern bis er auf die Beziehung beziehungsweise das Arrangement zu sprechen kommt, welches Marie und der Verleger hatten. Ihre Situation ist sicherlich nicht einfach, aber bisher hat sie so viele Klippen umschiffen müssen, dass sie an dieser jetzt wohl nicht zerschellen wird.
Aber wie kam sie überhaupt in diese Situation und welche dunklen Geheimnisse möchte sie lieber nicht aufdecken?

Die Geschichte der sehr schlagkräftigen Frau, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens wandelte und auch kein Kind von Traurigkeit ist, wird in zwei verschiedenen Strängen erzählt. Da gibt es zunächst die Vorkommnisse rund um den Leichenfund und die Befragung. Hier agiert sie sehr humorvoll und selbstbewusst, spricht aber mehr als einmal Dinge aus, die man in solch einer Situation lieber nur denken sollte. So manövriert sie sich ab und an mit ihren Kommentaren, die spitz wie eine Nadel sind, ins Abseits. Dabei bleibt sie allerdings bei der Wahrheit und nimmt einige Aspekte des Verlagswesens aufs Korn. Für Personen, die sich direkt angesprochen fühlen mag die Figur daher vielleicht etwas arrogant wirken. Für Leser, die den Literaturbetrieb aber gerade so kennengelernt haben oder "Laien" sind, ist es einfach nur amüsant ihren Analysen zu lauschen. Sie kann sich bissige Kommentare auch erlauben, weil sie nicht Teil des ganzen Rummels ist. Marie ist sozusagen ein kritischer Zuschauer, der ja nicht auf die Gunst der Schauspieler angewiesen ist und daher seine ungeschönte Meinung abgeben kann.
In einem zweiten Erzählstrang berichtet die Protagonistin von ihrer Sozialisation und somit den wichtigsten Punkten ihrer Biografie. Sie zeichnet damit den Weg nach, den sie bis zum Zeitpunkt der Buchmesse gegangen ist.

Dieser kurze Überblick vermag jetzt noch nicht recht zu zeigen, dass es sich um eine runde und sehr witzige Geschichte handelt. Die wichtigste Zutat dieses Werkes habe ich nämlich noch nicht genannt. Verantwortlich für den letztendlich durchweg humorvollen Text, der den Literaturbetrieb auf der einen Seite mit einem Augenzwinkern betrachtet und auf der anderen Seite aus dem dann doch nicht so typischen Leben einer interessanten Frau berichtet, ist die junge und frische Sprache des Autors. Peter Koebel schafft es in dem Leser ein sehr ambivalentes Gefühl auszulösen.  Denn durch das Springen zwischen den Erzählebenen entsteht auch ein ständiges Hin und Her für den Leser. Gerade lacht man sich noch über einen schnippischen Kommentar schlapp und schon befindet man sich wieder in der tiefsten Tristesse, die nicht zu enden scheint. Hinzu kommt, dass die Geschichte einen geradezu perfekten Spannungsbogen beinhaltet, der den Leser am Zuklappen des Buches hindert. Man will nicht nur wissen, ob Marie jetzt den Verleger umgebracht hat. Nein, auch die Frage nach ihrer eigenen Geschichte treibt einen immer wieder um.

 Fazit: Ein kleiner feiner Roman voller Witz und Charme. Unbedingt lesen!


Roman
ISBN: 978-3-86286-024-1

184 Seiten
Hochwertige Klappenbroschur
12,80€ (D)     

Gerade erschienen!