Sonntag, 29. Juli 2012

Monika Peetz, Sieben Tage ohne

- Ein Tor mit einem martialischen Fallgitter bildete den eigentlichen Zugang zur Burg. Die spitzen Holzbalken und die dicke Kette, die sie an ihrem Platz hielt, waren Zeichen von Wehrhaftigkeit und gelebtem Separatismus. Nach einer herzlichen Einladung an fremde Gäste sah das nicht aus. -

Fünf Freundinnen treffen sich seit einem gemeinsamen Französischkurs vor 16 Jahren einmal im Monat in einem französischen Restaurant. Da sie sich immer am ersten Dienstag im Monat dort einfinden, nennen sie sich selbst die "Dienstagsfrauen". Und obwohl Caroline, Eva, Estelle, Kiki und Judith völlig unterschiedliche Charaktere sind und sehr verschiedene Lebensvorstellungen haben, halten sie immer zueinander und stehen füreinander ein. So war es auch im letzten Jahr, als Judiths Mann verstarb und sie ankündigte seine begonnene Pilgerreise nach Lourdes zu beenden. Die jährliche Erholungsreise, welche sie zu immer zu fünft unternehmen, wurde kurzerhand zur Pilgerreise.
In diesem Jahr ist es ganz überraschend Eva, die ein Reiseziel vorschlägt. Eva, die Frau, die endlich wieder als Ärztin arbeitet und in den letzten Jahren immer wieder damit gehadert hat ihre vier Kinder und den Ehemann für eine Woche alleine zu lassen. Ausgerechnet sie schlägt eine Fastenwoche im Altmühltal vor. Auf einer Burg wollen die Freundinnen abnehmen, entschleunigen und entschlacken. Und das ganz ohne feste Nahrung, Männer, Kinder und Telefone. Was sich zunächst recht ruhig und erholsam anhört, wird von der ersten Stunde an durch Greiztheit, Schlaflosigkeit und einen enormen Hunger überlagert. Die schlechten Launen sorgen dafür, dass alte Wunden aufgerissen werden und Geständnisse an den Tag kommen, die man lieber nicht gemacht hätte. Gleichzeitig finden aber in jeder einzelnen Dienstagsfrau ganz besondere reflektive und fortschrittliche Gedankenprozesse statt. Letztendlich klärt Eva auch ihre Freundinnen darüber auf, dass ihr das Fasten relativ egal ist. Ihr geht es darum ihren Vater zu finden, dessen Geschichte anscheinend mit der Burg verknüpft ist.

Vor einem Jahr stellte Monika Peetz dem literarischen Publikum erstmals die Dienstagsfrauen vor. Das Buch wurde in kürzester Zeit zu einem Bestseller und die Verfilmung ließ nicht lange auf sich warten. Der zweite Band weist zwar dieselben Protagonisten auf, kann aber ganz unabhängig von dem ersten Buch gelesen werden. In die einzelnen Charaktere findet man sich sehr schnell ein und die Geschichte packt den Leser schon nach wenigen Seiten. Das liegt zu Beginn nicht so sehr an dem Handlunsgverlauf, sondern an der sehr leichtfüßigen und humorvollen Sprache der Autorin, welche bis zum letzten Satz aufrecht erhalten bleibt. Man fühlt sich außerdem fast von den Dienstagsfrauen in ihren Kreis aufgenommen und hat das Gefühl alle fünf schon seit einer halben Ewigkeit zu kennen. Der Ursprung hierfür liegt wiederum in den sehr ausgefeilten Personen, die Monika Peetz sehr liebevoll aber ohne große Schnörkel entwickelt hat. Auf den ersten Blick scheinen sie ganz kurz etwas künstlich und man meint, dass sie direkt aus einer Vorabendkomödie entsprungen sind. Aber im nächsten Moment wird einem klar, dass hier lebensechte Facetten aufgezeigt werden. Die Hintergründe aller Frauen sind sehr realistisch und doch kreativ entworfen. Peetz schafft es wahrscheinlich dadurch, dass sich wirklich jede Leserin in einer der fünf Figuren wiederentdeckt und sich gerne gemeinsam mit den Freundinnen auf den Fastenweg begibt. Belohnt wird man mit einer temporeichen Geschichte, die kleine Ruheinseln voller Lebensweisheiten bereithält und die Irrungen und Wirrungen des Lebens so schön erzählt, dass man die Frauen gleich noch einmal für eine Woche in den Urlaub schicken möchte.

Fazit: Ein schönes kurzweiliges Buch, das voller humorvoller Blüten ist und Lust auf mehr macht.


Erscheinungsdatum: 14. Mai 2012
336 Seiten, Paperback
KiWi 1260
Euro (D) 9,99 | sFr 13,90 | Euro (A) 10,30 


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Danke an

Dienstag, 24. Juli 2012

Yvonne Kopf, Lilo Lametta

In einem kleinen Haus, mit einem verwilderten Garten und einer kleinen Hütte, lebt Familie Lametta. Zu ihr gehören Mama Liane, Papa Lothar, der kleine Lutz und die Viertklässlerin Lieselotte. Ein Mädchen, das Lieselotte heißt? Ja, aber sie mag ihren Namen selbst nicht und nennt sich daher nur Lilo. Sie hat aber nicht nur einen besonderen Namen und eine wunderbar verrückte Familie. Lilo kann auch Gedanken lesen. Als sie das bemerkt, nutzt sie die Gabe zunächst aus um im Kindergarten Eindruck zu schinden. Die Folge ist aber nur, dass die Erwachsenen sie sonderbar finden und auch ein wenig böse werden, weil Lilo stets und ständig komische Wetten gewinnt, die sie mit den Erwachsenen eingeht. Als sie irgendwann merkt, dass nicht jedes Kind Gedanken lesen kann, behält sie ihr Geheimnis lieber für sich und lernt gleichzeitig die Gedanken, welche ihr völlig unkontrolliert zufliegen, nur noch auf Wunsch zu hören. Dazu muss sie die Augen schließen und innerlich zwinkern. Ihr kleiner Bruder Lutz eignet sich immer hervorragend als Versuchsobjekt. Doch nach vier Jahren Schule, in denen Lilo sich täglich zusammenreißen musste, aber auch immer wieder neue kleine Wetten eingegangen ist, kann sie es nicht mehr aushalten. Sie muss endlich einen Geheimsteiler finden. Als sie schon sehr verzweifelt ist, taucht Jonas in ihrem Leben auf. Auch er muss ein Geheimnis mit sich herumtragen. Oder warum zieht er mit seinem Vater mitten in der Nacht in das Nachbarhaus ein?

Lilo Lametta ist der Feder von Yvonne Kopf entsprungen, die eigentlich Lehrerin ist. Und wenn man ihren Text liest, ist einem sofort klar, dass sie ihren Traumberuf gefunden hat und eine verdammt gute und engagierte Lehrerin sein muss. Ihre Sprache ist sehr einfühlsam, gut verständlich und für junge Leser extrem motivierend. Die Wörter sind stets sorgsam gewählt und treffen genau in das Herz der Kinder. Selbst mein 5-jähriger Zuhörer, der noch keine Erfahrung mit der Grundschule gemacht hat und altersmäßig weit von den Protagonisten entfernt ist, hat sich sofort in die Geschichte eingefühlt und wurde von der Spannung mitgerissen. Die Abenteuer, die Lilo und Jonas erleben werden einfach wundervoll beschrieben und enthalten eine gute Mischung aus Alltag und Wunderwelt. Immer wieder gibt es Wendepunkte, die die jungen Leser überraschen aber auch zum Weiterlesen anstacheln und sich hervorragend in die Gesamtgeschichte einschmiegen.
Verschönert wird der Text durch  einfallsreiche und sehr passende Zeichnungen von Almuth Meyer-Waarden. Sie ergänzen den Handlungsverlauf und regen gleichzeitig zu Gesprächen über die Abenteuer und das Verhalten der Handelnden an. Gleichzeitig lassen sie aber der kindlichen Fantasie ausreichend Raum.


Fazit: Wir haben das Buch sehr gerne und recht fix gelesen. Hoffentlich gibt es bald Neuigkeiten von Lilo und Jonas.


Verlag Monika Fuchs 
Hildesheim 2011
ISBN 978-3-940078-28-5
112 Seiten 

Hardcover 
einfarbig petrol gedruckt
14,90 Eur [D] | 15,40 Eur [A]


Lilo Lamettas Seite
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Samstag, 21. Juli 2012

Ullstein open house 2012- Ich bin dabei!

In den vergangenen Wochen hatte man die Möglichkeit bei Ullstein eine Bewerbung für das "Ullstein open house" einzureichen. Dabei handelt es sich um eine Art Workshop, der im Verlagshaus stattfindet und von verschiedenen AutorInnen durchgeführt wird.

Die Autorin Nele Neuhaus wird darüber berichten, wie man sich als AutorIn etablieren kann. Dabei geht es nicht nur darum, wie man sich selbst am besten vermarktet, sondern auch um den Kontakt zwischen AutorIn und Leser sowie die Gestaltung einer Lesung.
Nele Neuhaus, geboren 1967 in Münster/Westfalen, lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits ebenso lange. Ihr 2010 erschienener Kriminalroman „Schneewittchen muss sterben“ brachte ihr den großen Durchbruch, seitdem gehört sie zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen Deutschlands. Ihre Romane wurden bisher in 17 Ländern verkauft.Am 11. Oktober erscheint der neueste Fall für die Ermittler Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein bei Ullstein.
Oliver Pötzsch und Marc Raabe erklären, wie man den eigenen Romanfiguren Leben einhaucht, wie man möglichst lebendig Szenen gestaltet und wie beide Faktoren gemeinsam ein stimmiges Bild ergeben.
Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitet seit Jahren als Filmautor für den Bayerischen Rundfunk. Seine historischen Kriminalromane um den Schongauer Henker Jakob Kuisl und dessen Tochter Magdalena sind nicht nur in Deutschland Kult. Oliver Pötzsch ist selbst ein Nachfahre der Kuisls, die 300 Jahre lang die berühmteste Henker-Dynastie Bayerns waren. Nachdem im April 2012 der vierte Band der Serie, „Der Hexer und die Henkerstochter“ in die Bestsellerliste eingestiegen ist, schreibt Oliver Pötzsch gerade an einem großen historischen Roman, der im Winter 2013 bei List erscheinen wird.
Marc Raabe, 1968 geboren, ist Geschäftsführer und Gesellschafter einer Fernsehproduktionsfirma. Gerade erst erschienen, avanciert der Psychothriller "Schnitt" (Anmerkung von Charlene) zum Bestseller. Marc Raabe lebt mit seiner Familie in Köln.
Inge Löhnig und Richard Dübell sollen den Teilnehmern veranschaulichen wie man mit Hilfe von Tricks und Kniffen für einen Roman recherchieren kann. 
Inge Löhnigs erster Kriminalroman um Kommissar Konstantin Dühnfort, „Der Sünde Sold“, hat bei Kritikern und Lesern Begeisterungsstürme ausgelöst: „Meisterhafte Erzählkunst“ schrieb die Süddeutsche Zeitung. Seitdem sind drei weitere Dühnfort-Romane erschienen, die Inge Löhnigs Fangemeinde stetig wachsen ließen. Inge Löhnig wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
Der fünfte Fall für Konstantin Dühnfort und sein Team erscheint im Dezember bei List.
Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Familie bei Landshut. Nach dem erfolgreichen literarischen Debüt mit seinem Historienkrimi „Der Tuch- händler“, bescherte ihm sein dritter Roman „Eine Messe für die Medici“ den Sprung auf die Bestsellerliste. Seither zählt er zu den beliebtesten Autoren im Bereich des Historischen Romans, die in 14 Sprachen übersetzt wurden. Der Autor bietet regelmäßig Schreibwerkstätten an.
Richard Dübells erster Kriminalroman erscheint im Sommer 2013 bei Ullstein.
Abgerundet wird der Tag durch eine Verlagsführung und einem kleinen Umtrunk.

Obwohl ich völlig erkältet eine nicht wirklich gute Bewerbung abgegeben habe, wurde mir ein Platz zugesprochen. Na gut, ich möchte auch nicht unterschlagen, dass man 50€ dafür zahlen muss und dies vielleicht zu einer geringen Nachfrage geführt hat. Aber das Programm hörte sich einfach zu verlockend für mich an.

Und da ich ja selbst nicht plane einen Roman zu schreiben, gleichzeitig aber nicht stumm in der Runde sitzen will, biete ich euch an Fragen "einzureichen", die ich an geeigneter Stelle anbringen kann.
Also, was möchtet ihr von den Referenten wissen?

Ende September werde ich euch dann über die besten Tipps und nettesten Begebenheiten informieren.

Hinweis: Die Autoreninfos stammen aus dem Programm der Veranstaltung

Mittwoch, 18. Juli 2012

Frau Freitag; Voll streng, Frau Freitag

- Als die Luft raus ist, hole ich das furzeinfache Arbeitsblatt raus ( eigentlich sind es drei - sicher ist sicher) und lasse es verteilen. Konzentrierte Ruhe. Niemand ist überfordert, und man zeige mir mal den Schüler, der sich ernsthaft über Unterforderung ebschweren würde - außer Schantalle natürlich. -

Die meisten Menschen denken ja, dass Lehrer ab 13 Uhr frei haben, zuhause nichts mehr machen müssen und durch eine Menge Urlaub gesegnet sind. Wer jedoch Lehrer im Freundeskreis hat oder sich selbst zu den engagierten seines Fachs zählt, kennt eine ganz andere Welt. In dieser Welt hat man nie Feierabend, ständig Konferenzen, tausende bürokratische Hürden und jede Menge nervenzehrende Diskussionen mit Schülern. Wenn wir von einer idealen Schülerschaft und einem super Kollegium ausgehen, sieht das natrülich ganz anders aus. Aber wer kennt schon eine Schule, an der das so ist?

Frau Freitag ist Lehrerin an einer Schule mit recht komplizierter Schülerschaft, die für sie eine Herausforderung darstellt. Sie akzeptiert ihre Schüler mit all ihren Macken, versucht ihnen aber wichtige Dinge (oder neudeutsch Kompetenzen) zu vermitteltn, die sie in ihrem späteren Leben gebrauchen können. Gleichzeitig lernt sie aber auch von ihren Schülern eine ganze Menge. Wie dies passiert beschreibt sie in ihrem Blog, der mehrmals wöchentlich aktualisiert wird. Die schönsten Geschichten und einge unbekannte Begebenheiten wurden bereits in dem Buch "Chill mal, Frau Freitag" veröffentlicht. In dem zweiten Buch "Voll streng, Frau Freitag" geht es hauptsächlich um ihre Klasse, die in der Zehnten ist, aber noch einige Probleme hat die eigene Zukunft in die Hand zu nehmen. Dabei ist es gar nicht so, dass bei allen Hopfen und Malz verloren wäre. Nein, sie scheinen sich nur noch ganz gut zu fühlen in der behüteten Welt der Schule und verplanen wichtige Termine. In vielen Fällen ist den Schülern nicht klar wie wichtig Engagement ist. Und teilweise muss man sie auch einfach als ein bisschen weltfremd abstempeln. Frau Freitag rotiert daher immer wieder, stellt Fragen, gibt Hilfen und versucht gleichzeitig die Schüler zu ermutigen. Das ist eine aufreibende Arbeit und gedankt wird ihr so gut wie nie. Doch wenn sie ihre Abschlussklasse mit der neuen siebten Klasse vergleicht, wird ihr klar, was sie alles geschafft hat und wie sich die Schüler entwickelt haben. Und darauf ist sie schon ganz schön stolz.

Frau Freitag berichtet in einem sehr ungezwungenen Stil über ihre Schüler. Sprachlich springt sie dabei immer zwischen der Ausdrucksweise ihrer Schüler und der eigenen Form hin und her. Das wirkt aber nie aufgesetzt oder unpassend. Es ist immmer in die jeweilige Handlung eingebettet und entspricht der vorherrschenden Atmosphäre. Zudem bewirkt dieser sanfte Stilwechsel, dass man immer mit einem gewissen Schmunzeln den Text liest und keine Verständnisprobleme hat. Dadurch kann man das Buch natürlich auch sehr fix druchlesen. Ist man hingegen ein Leser, der eher am Abend nur ein wenig lesen will, kommen einem die kurzen Kapitel entgegen.
Betrachtet man die Protagonisten genauer, entsteht der Eindruck, dass die Autorin völlig offen und schonungslos über sie berichtet. Das bezieht sich auch auf ihre eigenen Person. Frau Freitag gibt eigene Fehler zu, ohne Ausflüchte zu suchen. Sie berichtet aber auch über ihre Ängste, Wut und Traurigkeit. Das mag in manchen Fällen zwar auch auf eine sehr witzige Art und Weise passieren, wer aber zwischen den Zeilen liest, erkennt den wahren Gehalt.
Die Schüler findet man irgendwie putzig und im selben Moment ein klein wenig sonderbar. Und nach dem Lesen fragt man sich, ob ihr Verhalten und ihre damit einhergehende Leichtigkeit nicht auch ein bisschen erschreckend ist.

Insgesamt gibt Frau Freitag einen wundervollen und sehr humorvollen Einblick in den deutschen Schulalltag einer multikulturellen Gesellschaft. Der recht oberflächliche Leser wird sich köstlich amüsieren und vielleicht der blühenden Autorenfantasie danken. Alle anderen erkennen zusätzlich zum Spaß auch Hinweise, Probleme und die ein oder andere Moral.




Broschur
€ 9,99 [D], € 10,30 [A], sFr 13,90
ISBN-10: 3548374573
ISBN-13: 9783548374574

Sonntag, 15. Juli 2012

Christine Lawens, Der gebrochene Zweig

- Verrücktes Weibstück. -

Sheila ist eine strebsame Londoner Anwältin, die eine kinderlose Ehe mit dem erfolgreichen Fußballer Elias Belfort führt. Sie sah ihr gesamtes Leben immer als gut durchgeplant, erfolgreich und glücklich. Doch ihr Mann zerstört alles völlig unerwartet indem er ihr mitteilt, dass er sich verliebt hat und die neue Frau an seiner Seite bereits ein gemeinsames Kind unter ihrem Herzen trägt.
Sheila ist am Boden zerstört und versucht ihre Trauer und Wut mit zusätzlicher Arbeit zu betäuben. Dies bringt sie jedoch an den Rand ihrer Kräfte. Gedrängt von ihrem guten Freund und Kollegen sowie ihrem Chef, gönnt sie sich ein paar Monate Auszeit, die sie auf einer Andalusischen Hazienda verbringen möchte. Bei ihrem letzten Besuch war sie noch ein junges Mädchen, das dort seine Ferien verbrachte und sich liebevoll um die Pferde kümmerte. Diesmal kehrt sie als erwachsene Frau zurück und möchte gemeinsam mit den Männern auf dem Land arbeiten und den gesamten Tag im Sattel verbringen. Sie will aber auch wieder zu sich finden und sich klar werden, wie ihre Zukunft ohne Mann aussehen soll. Der stolze und sture Vorarbeiter Rafael Márquez macht ihr die Eingewöhnung allerdings nicht leicht. Bald merken die beiden aber, dass die gegenseitige Antipathie nur eine Tarnung für die eigentlichen Gefühle darstellte. Zwischen den völlig verschiedenen Menschen entsteht eine brennende und unkontrollierbare Leidenschaft, die beiden gut tut und zunächst der Ausgangspunkt für eine gemeinsame Zukunft zu sein scheint. Die unterschiedlichen Lebenswelten sind aber immer wieder der Grund für Streit. Und dann verschwindet Rafael eines Tages ganz plötzlich.

Bisher habe ich mich nur an wenige Romane getraut, die in Ansätzen eine Liebesgeschichte beinhalten. Zu schmalzig, zu übertrieben und zu unecht. Daher bin ich auch an dieses Buch ein wenig voreingenommen herangegangen. Londoner Juristen und Profifußballer? Das kam mir etwas konstruiert vor. Doch die Trennung war ja bereits absehbar und ich wollte diesem Genre auch eine Chance geben. Darüber bin ich jetzt sehr froh. Ich habe während der ganzen Höhen und Tiefen mitgefiebert, musste unbedingt weiterlesen und ja, das muss ich leider zugeben, ich habe in der Mitte des Buches geschmult wie es ausgeht. Ich konnte es einfach nicht aushalten. 

Da die Geschichte so spannend geschrieben ist und die Charakter sehr stilvoll aufeinander abgestimmt sind, habe ich mich auch nicht an einigen wenigen Fehlern in dem Buch gestört. Es hat zum Beispiel ein "nicht" gefehlt, was mich kurzfristig verwirrt hat. Oder es gab kleine Wortdreher. Aber das ist, zumindest aus meiner Sicht, alles nicht dramatisch. Viel wichtiger sind mir die Figuren und die Handlung. Und wie bereits gesagt passt beides. Sheila und Rafael sind sich eigentlich sehr ähnlich, doch ihr jeweiliger Stolz, lässt sie immer wieder aneinander abprallen. Zudem erschweren ihnen die verschiedenen Lebenswelten eine gemeinsame Zukunft. Dabei konstruieren beide in vielen Fällen lediglich Probleme, die man überwinden kann.

Christine Lawens schreibt in einer leicht verständlichen nicht zu säuseligen Sprache, die auch die Liebesszenen nicht kitschig wirken lässt. Die Leidenschaft, die zwischen den beiden Verliebten entbrannt ist, kann man fast greifen und die machohaftige Art von Rafael macht die ganze Sache noch spannender und reizvoller. Das gegenseitige Verlangen und die Phasen, in denen sie sich wieder abstoßen sind hervorragend aufeinander abgestimmt und ein wichtiger Baustein in der gesamten Handlung. Sie sind wirklich das Salz in der Suppe und sorgen für eine Spannung, die keine besonderen Ereignisse braucht, um an Tempo zu gewinnen.

Fazit: Ein toller Roman für kuschelige Sofastunden. Hoffentlich gibt es bald noch mehr von der Autorin!


ISBN:  978-3-8424-9521-0 
Preis:  15,90                      
Seiten: 356    

Link zur Autorenseite mit Lesprobe

Freitag, 13. Juli 2012

Judith Drews, Berlin Wimmelbuch

Mittlerweile wimmelt es ja wirklich überall. Egal ob man auf eine Safari gehen möchte, Erdmännchen suchen will oder ein Freund von klassischen Wimmelbüchern (z.B. von Rotraut Susanne Berner) ist. Man findet eine Vielzahl von Werken in ganz unterschiedlichen Ausführungen.
Doch wie sieht es eigentlich mit der eigenen Nachbarschaft aus? Gibt es vielleicht auch Bücher, die direkt vor unserer Haustür spielen?
Für uns als Berliner, und natürlich auch für alle anderen Wimmelbuchfans, gibt es jetzt DAS Berlin-Wimmelbuch.
Nun ist Berlin eigentlich schon wimmelig, bunt und vielfältig genug. Aber in Judith Drews Buch sind zusätzlich eine ganze Menge Zootiere unterwegs, die dank der Vergesslichkeit des Zoowärters Gerd die Stadt erkunden können.
Und so sieht man die Zootiere nicht nur in ihrem eigentlichen Lebensraum, sondern auch im Pankower Kiez, am Alexanderplatz, im Museum, im Mauerpark und am Brandeburger Tor. Überall treffen sie auf interessante Menschen und machen allerlei lustige Dinge, die Berliner und Touristen mögen.
Rezensiert für Bücherkinder.de
Judith Drews ist eine bunte Berlincollage gelungen, die immer wieder zu neuen Entdeckungen einlädt und selbst nach dem zehnten Anschauen nicht langweilig wird. Die großen Betrachter mögen vielleicht eher die einzelnen Elemente erkennen, die zu neuen Bildern zusammengewürfelt wurden oder die lustigen verfremdeten Firmennamen mit den Originalen in Verbindung bringen. Die kleinen Betrachter hingegen entdecken, wenn sie Berliner sind oder schon einmal in der Stadt weilten, bekannte Dinge und erforschen eher die kleinen Geschichten, die hinter den Zeichnungen stecken. Wenn beide ihre Erkenntnisse austauschen wird es richtig spannend und unterhaltsam.
Aber selbst ohne Berlinkenntnisse kann man sich stundenlang über die Handlungen auf den Doppelseiten unterhalten und ganz belustigend verfolgen was die Zootiere auf ihrer Tour erleben.

Fazit: Ein tolles neues Wimmelbuch, das gerade durch seinen realen Bezug Interesse weckt und klasse Geschichten erzählt.

O-Ton Testleser (5): Die Zootiere sind echt verrückt. Und was die erleben ist soooo lustig.




12 Seiten 33,6 x 25,8 cm
Pappbilderbuch, fsc zertifiziert, ab 3 Jahren
EUR (D) 9.95
ISBN 978-3-942491-00-6 

Dienstag, 10. Juli 2012

Michael Römling, Schattenspieler

- Aus dem Wohnzimmer wehte ein kühler Abendhauch, der durch das Loch seinen Weg in die Wohnung gefunden hatte. In der Ferne grummelte es vernehmlich. Ein Gewitter, dachte Leo. Um diese Jahreszeit, merkwürdig. Und dann wurde ihm plötzlich klar, dass das kein Gewitter war. -

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges begann die Rote Armee mit Panzern, einen Belagerungskrieg um Berlin zu bilden. Wenn man allerdings eine ganz gehörige Portion Glück und Mut besaß, konnte man an einigen Stellen noch lange in die Stadt gelangen. Durch Dreistigkeit und Kraft schafft es auch ein Lastwagenfahrer mit seinem Gefährt in die damalige Reichshauptstadt zu gelangen. Beladen ist das Fahrzeug mit 28 Kisten voller Schätze. Bis diese jedoch wirklich an ihrem Bestimmungsort in Berlin ankommen, muss ihr Transporteuer einige Menschen aus dem Weg räumen. Zufällig wird er bei einer seiner Taten, vor den Toren Berlins, von einem jüdischen Jungen beobachtet, der als U-Boot die letzten Kriegsjahre überlebte. Leo musste nach einem Bombenangriff aus der Stadt fliehen. Damit wurde er nicht nur zum Zeugen einer schrecklichen Tat, sondern rannte auch seinen Befreiern direkt in die Arme. Gemeinsam mit einigen Soldaten kehrt er nach Berlin zurück und wird in eine Villa im Westend einquartiert. Dort begegnet er Friedrich, der sich als wundervoller Freund und kleiner Draufgänger entpuppt. Gemeinsam unternehmen sie Streifzüge durch die Stadt und versuchen das Rätsel der 28 Kisten zu lösen. Allerdings bringt sie ihr Forscherdrang mehr als einmal in Gefahr.

Schattenspieler ist eine erstaunlich gute Kombination aus realer Geschichte und Fiktionalität. In einer ansprechenden, aber nicht zu simplen jungen und frischen Sprache, die frei von Schnörkeln ist und sich trotzdem auf einem hohen Niveau bewegt, erzählt Römling eine Geschichte voller Abenteuer und Freundschaft, die den Leser sofort packt und zum Verschlingen des gesamten Buches führt.
In die eigentliche Handlung, welche rasant verläuft und einem nur selten eine Atempause gönnt, werden kleine Weisheiten eingebettet, die auf der einen Seite wichtige Informationen enthalten und auf der anderen Seite zum Nachdenken anregen. Schon kleine Äußerungen einer Person sorgen dafür, dass man sich bewusst wird, welche Taten in der damaligen Zeit verbrochen wurden und dass die handelnden Menschen einfach normal weiterlebten, während vielen anderen gar nicht mehr die Möglichkeit gegeben wurde zu existieren.
Gleichzeitig werden aber auch Dinge angesprochen, die nach Kriegsende passiert sind und teilweise ebenfalls Verbrechen darstellen. Hier schafft es der Autor wundervoll die verschiedenen Rollen der Alliierten darzustellen und gibt ein differenziertes Bild der damaligen Wirklichkeit. Man saugt dadurch quasi ganz nebenbei wissen auf, dass man durchaus auch einmal im Schulunterricht anbringen kann. Zum besseren Verständnis der damaligen Vorgänge gibt es am Ende des Buches einen kleinen Glossar, in dem wichtige Wörter und Fakten erklärt werden.

Sollte man doch einmal das Buch zuklappen, was eigentlich ein Frevel ist, fällt sofort die tolle Gestaltung des Einbandes und des Vorsatzes auf. Außen befindet sich eine alte Berlinkarte, die genau den Bereich zeigt, welcher in dem Buch eine tragende Rolle spielt. Innen befinden sich Fotos aus der damaligen Zeit, die meiner Meinung nach alle Szenen aus Berlin oder dem Umland zeigen. Da möchte man gleich wieder in die Geschichte eintauchen.

Fazit: Warum in aller Welt habe ich noch nie etwas von Michael Römling gehört? Diese Mann kann Jugendbücher schreiben, die fesseln, tolle Details enthalten, Wissen vermitteln und einfach Spaß bereiten.
Ein absolutes MUSS! Ein hervorragendes Jugendbuch, an dem es aus meiner Sicht nichts zu meckern gibt.


Bestellnummer: 5307
ISBN: 978-3-8157-5307-1
Coppenrath Verlag
Format: 14,2 cm x 21 cm
Seiten: 352
ab 14 Jahren
 

Mittwoch, 4. Juli 2012

Birgit Kulmer; Zucker, Zauber und Zinnober

- Jeder isst anders, aber gemeinsam schmeckt es am besten. -
Z-ö-l-i-a-k-i-e- Ein ganz schön schweres Wort und nur wenige wissen was sich hinter dem Begriff verbirgt. 
Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, bzw. der Unterfraktion Gliadin beruht. Gluten/Gliadin kommt in den Getreidearten Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer vor, sowie in den alten Weizensorten Einkorn, Emmer und Kamut. (http://dzg-online.de/das-krankheitsbild.364.0.html)
Aber was heißt das jetzt für den Betroffenen? Und wie kann man über die Problematik mit Kindern sprechen?

Birgit Kulmer und Anna Marshall erzählen in ihrem Buch die Geschichte der kleinen Maus Fiona, welche in der letzten Zeit oft sehr müde ist und keinen Appetit hat. Und wenn sie dann doch etwas isst, bekommt sie oft fiese Bauchschmerzen. Der alte Doktor Kamille findet schnell heraus was der kleinen fehlt: Sie hat Zöilakie und muss nun alle Speisen meiden, die Gluten enthalten. Zu Hause werden erst einmal alle Lebensmittel auf die Inhaltsstoffe untersucht. Aus den erlaubten Lebensmitteln kochen Fiona, ihre Mutter und der kleine Bruder ein leckeres Abendessen, das sogar dem Papa hervorragend schmeckt. Obwohl die erste Mahlzeit so gelungen war, ist Fiona doch etwas traurig, als sie am nächsten Tag mit der Mama unterwegs ist, weil sie nicht mehr mit ihren Freunden ein Eis essen darf. Eine Ausnahme ist nicht eraubt.
In dem neuen Sushirestaurant von Frau Tanaka lernt sie dann aber zum Glück Yoko kennen. Gemeinsam essen sie Reispudding, der fast so lecker schmeckt wie Eis und anschließend backen sie sogar eine Zaubertorte, für die jede eine Zutat aussuchen darf. Am darauffolgenden Tag wird das leckere Werk in der Kita verspeist. Aber was ist das? Linus bekommt nach dem Picknick lauter rote Punkte! Oh nein, er reagiert allergisch auf das Wackelpuddingpulver, welches die Bäckerinnen verwendet haben.

Auf sehr einfühlsame Weise erklärt Birgit Kulmer was es bedeutet mit einer Allergie zu leben. Sie geht hervorragende auf Zöliakie ein und schafft es genau den richtigen Ton zu treffen, um Kinder für das Thema zu begeistern. Das liegt besonders an der tollen Balance zwischen Informationen und der Mäuse-Geschichte. Die Illustrationen von Anna Marshall wecken zusätzliches Interesse und unterstützen das Verständnis des Handlungsverlaufes.
Als besonderen Bonus gibt es am Ende des Buches das Rezept für einen Zauberkuchen.
Mein Sohn und ich haben ihn gebacken und waren begeistert. Auch in der Kita haben sich alle über dieses Meisterwerk gefreut. Und als sie dann auch nicht die Geschichte dazu gehört haben, waren sie hin und weg.
In diesem Zusammenhang hat sich eine weitere Stärke des Buches gezeigt. Es eignet sich auch sehr gut um Diskussionen in Kindergarten- oder Vorschulgruppen anzustoßen. Die Kinder haben sich sofort über ihre eigenen Allergien und Speisevorlieben unterhalten und sind auf die Suche nach glutenfreien Produkten gegangen.

Fazit: Ein rundum gelungenes Buch, das informiert und Spaß bringt.





Montag, 2. Juli 2012

Eine tolle Überraschung

Ganz unerwartet bekam ich ich heute von unserem UPS-Fahrer ein Päckchen überreicht. Der Coppenrath-Verlag schickt mir etwas? Da hibbelte ich natürlich enorm und musste die Lieferung gleich öfnnen.
Darin befand sich das folgende Paket:
Ich weiß gar nicht wann ich das letzte Mal so ein liebevoll eingepacktes Geschenk erhalten habe :-) Hinter dem Papier befand sich ein wundervolles Buch von Michael Römling. "Der Schattenspieler" enthält alles, was ich an einem Jugendbuch mag und sonst häufig in den Büchern von Klaus Kordon finde: Historische Hintergründe, Abenteuer, Berlin und Freundschaft.
Ich bin schon sehr gespannt und werde meine Schlafphase heute wohl etwas verkürzen.

Hier mal ein paar Infos, die euch schon einmal das Buch schmackhaft machen können:

Inhalt
April 1945: Berlin liegt in Schutt und Asche, und die Rote Armee steht bereits vor den Toren der Hauptstadt. In den Wirren der letzten Kriegstage kreuzen sich die Wege von Friedrich und dem jüdischen Jungen Leo, der die Kriegszeit in dunklen Kellern überleben konnte. Beide sind auf der Jagd nach einem großen Geheimnis: Irgendwo in Berlin liegt ein unsagbar wertvoller Schatz verborgen, den ein hochrangiger Wehrmachts-Offizier vor Kriegsende noch schnell beiseiteschaffen will. Bald finden die Freunde eine heiße Spur. Doch die Zeit wird knapp, denn Friedrich und Leo sitzt ein mächtiger Gegner im Nacken, der vor nichts zurückschreckt.


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