Montag, 28. Mai 2012

Fußball?!

Die Europameisterschaft rückt langsam näher und die Flut an Fanartikeln, die man selbst in ganz kleinen Läden erhält, erschlägt einen.
Traditionell ist eine Leseratte ja in vielen Fallen nicht gerade ein Fußball-Fan. Also zumindest habe ich diesen Eindruck. Oder seid ihr da die Ausnahme? Aber beim Stöbern in den einzelnen Verlagskatalogen habe ich doch einige Bücher entdeckt, die eine gute Mischung aus Unterhaltung, Lesespaß und Fußball bieten könnten.
Eine Auswahl meiner Fundstücke möchte ich euch hier präsentieren.

Craig Taylor, Euro Psycho, Heyne
Der Roman pielt nicht nur in einem sehr aktuellen Umfeld, sondern beinhaltet auch eine spannende und teilweise spaßige Geschichte.

Verlagstext: Fußballprofi Kevin King kennt kein Erbarmen. Auf der Jagd nach Erfolg und Anerkennung geht er im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. Doch sein berüchtigtes Temperament führt dazu, dass er nicht nur seinen Verein verlassen muss, sondern auch aus der englischen Nationalmannschaft ausgeschlossen wird. Wutentbrannt nimmt er die Nationalität eines kleinen Balkanstaates an und schwört Rache. Und tatsächlich qualifiziert sich dieses Land dank Kevs Toren für die EM 2012 in Polen. Die Zeit der Vergeltung ist gekommen, die Spiele können beginnen.


Originaltitel: Euro Kev
Originalverlag: Corsair
Aus dem Englischen von Frank Dabrock, Thomas Lötz

Deutsche Erstausgabe
Paperback, Broschur, 352 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
ISBN: 978-3-453-67630-5

€ 12,99 [D]
| € 13,40 [A] | CHF 18,90* (* empf. VK-Preis) 


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Manni Breuckmann, 50 legendäre Szenen des deutschen Fußballs. Fußballstars erzählen, Piper
Wer sich mit der Geschichte des deutschen Fußballs auseinandersetzen möchte und gerne kleine Episoden liest, die von ganz unterschiedlichen Charakteren erzählt werden, sollte zu diesem Buch greifen, welches zum 50-jährigen Jubiläum der Bundesliga erschienen ist.

Verlagstext:  Legendäre Tore, verschossene Elfmeter, atemberaubende Herzschlagfi nale, tragische Verletzungen und grandiose Titelgewinne − die Reporterlegende Manni Breuckmann hat die 50 berühmtesten Szenen ausgewählt und lässt die großen Stars des deutschen Fußballs erzählen. Unter anderem mit Beiträgen von Uwe Seeler, Bernd Hölzenbein, Uli Hoeneß, Jens Lehmann, Olaf Thon, Günter Netzer, Dieter Hoeneß, Rudi Assauer und Lars Ricken. 


Aktualisierte Ausgabe Erschienen: 14.05.12
208 Seiten
Kartoniert
€ 8,99 [D], € 9,30 [A], sFr 13,90
ISBN: 9783492300001


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Helme Heine, Wie der Fußball in die Welt kam, Kein & Aber

Helme Heine kennt man eher als Illustrator von Kinderbüchern. Er hat aber auch ein wundervolles Werk erschaffen, in dem auf sehr witzige Art und Weise die (wahrscheinliche) Geburtsgeschichte des Fußballs erzählt wird.

Verlagstext: Fantasievoll erzählt und bebildert der bekannte Illustrator und Autor, was es mit der beliebtesten aller Sportarten auf sich hat und wie der Fußball eigentlich in die Welt kam. Alles begann am siebten Tag der Schöpfung: Gott will die Menschen von dem Irrglauben befreien, auf einer Scheibe zu leben, und wirft kurzerhand seinen Globus in den Garten Eden. Adam kann nicht mehr von diesem Ball lassen, und schon bald gerät das ganze Paradies in Aufruhr. Zwei Palmen dienen als Tor, die Mannschaften werden aus dem Tierreich rekrutiert und die Schlange überreicht Eva eine Trillerpfeife, damit auch alles geregelt abläuft: Das Spiel kann beginnen!


gebunden, 64 Seiten
Format 11,6 x 18,5 cm
ISBN: 978-3-0369-5628-2

12.90 €, 15.90 CHF

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Thomas Kistner, Fifa-Mafia, Droemer
Wer einen kritischen Blick hinter die Kulissen des Weltfußballs werfen möchte, sollte zu diesem Buch greifen. Ein sehr guter Journalist, umfangreiche Recherchen und die Aufdeckung von Verstrickungen, die man sich wahrscheinlich schon immer so vorgestellt hat, aber bisher keine Belege dafür kannte. Was will man mehr? 


Verlagstext: "Fifa-Mafia" ist die Kriminalgeschichte des weltgrößten Sportverbandes.
"Fifa-Mafia" erzählt, wie unter dem Denkmäntelchen, die schönste Nebensache und alle vier Jahre das größte Sportereignis der Welt zu den Menschen zu bringen, sich über die letzten vier Jahrzehnte eine weitgehend korrupte Clique an die Spitze dieses Verbandes gesetzt hat.
"Fifa-Mafia" zeichnet die Entstehung des Netzwerkes des aktuellen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter nach.
"Fifa-Mafia" schildert die Tricks und Durchstechereien, mit denen lukrativste Rechte verschoben, finanzielle Kickbacks ergaunert, eigene Leute bezahlt und/oder in Position gebracht worden sind.
"Fifa-Mafia" erzählt von schmutzigen Wahlkämpfen, schmutzigen WM-Vergaben, den hilflosen Sponsoren und der teils manipulativen, teils opportunistischen Politik. Der Weltfußball als ein einziger, gigantischer Interessenskonflikt.
Thomas Kistner, Sportredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, berichtet seit mehr als zwanzig Jahren über die kriminellen Machenschaften im und um das Milliardenunternehmen Fifa. Sein Buch ist die Summe dieser Recherche. So dicht, so kenntnisreich, so zwingend in der Analyse, ist die dunkle Seite dieses global auf Regierungsebene agierenden Verbandes nie zuvor erzählt worden. Dieses Buch ist ein gedruckter Indizienprozess.
Thomas Kistner macht bislang unbekannte Seiten des Weltfußballs und seines Verbandes öffentlich, wie den Verlust des Bälle-Symbols der Fifa, die besondere Vernetzung dieses Verbandes nach Schweizer Vereinsrecht mit Interpol und Security-Firmen und die Entstehung eines neuen global ausgerichteten Sport-Sicherheitsdienstes in Katar. Kistner schildert erstmals die Jagd auf korrupte WM-Bewerber durch gescheiterte Konkurrenten, er berichtet von FBI-Ermittlungen rund um den Fußball und die Wettspielszene, von der Jagd auf eine CD mit sensiblen Bankdaten von hohen Fußballvertretern.



Thomas Kistner  
432 Seiten  
Ausstattung: HC + SU  HC 
Preis EUR (D) 19,99  
ISBN 3-426-27586-4 
ISBN 978-3-426-27586-3  
Erscheinungstermin 02.05.2012 

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11 Freunde Verlag, Eier, wir brauchen Eier!, Heyne
Einfach mal richtig lachen und dabei noch (unnützes) Wissen ansammeln? Dann ran an dieses köstliche Buch!


Verlagstext: Was dem NEON sein "Unnützes Wissen", ist für die 11 FREUNDE die Rubrik "25 Dinge": eine humorige Skurrilitätensammlung in Sachen Fußballkultur. Das Spektrum reicht von den schönsten Spitznamen über Fußballer und ihre Tiere bis zu Fußball und Sex. Ein für jeden Fan absolut unverzichtbarer Almanach aus fußballerischen Anekdoten und unglaublichen Fakten.


Taschenbuch, 
Broschur
208 Seiten
11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-67590-2

€ 9,95 [D]
| € 10,30 [A] | CHF 14,90* (* empf. VK-Preis) 


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Panini Tauschalbum 

Und wenn man dann in der Fußballwelt angekommen ist, darf natürlich das Sammeln der guten alten Panini-Sticker nicht fehlen. Aber warum eigentlich alt? Sie sind immer wieder aktuell und heutzutage braucht man auch nicht mehr super zaghaft damit umgehen. Denn es gibt super stabile Alben, die das Sammeln erleichtern und dazu beitragen, dass man voller stolz in ein paar Jahren die Kollektion vielleicht weitergeben kann. Oder man startet gleich einen Wettbewerb mit dem eigenen Nachwuchs. Wer hat wohl sein Album zuerst voll?



 
Leuchtturm
Art.Nr.: 342446
5,95 €
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Freitag, 25. Mai 2012

Wo sind die Erdmännchen?

Eine Erdmännchen-Familie reist um die ganze Welt, und die Leser können dabei sein. Aber aufgepasst, die kleinen Wesen verkleiden und verstecken sich im Großstadtgetümmel von New York, auf dem Karneval in Venedig oder zwischen den wunderschönen Korallen des Great Barrier Reefs. Miranda, Albert, Sofia, Franzi, Samson, Florian, Paul, Mathis, Maxwell und Hannah sind Meister ihres Faches und deshalb nur sehr schwer zu finden.

Die jungen Spurensucher müssen also äußerst konzentriert die Bilder betrachten und auch in den kleinsten Winkeln nach den Familienmitgliedern schauen. Hat man alle Fundorte entdeckt, kann man hinten noch einmal die Stellen überprüfen. Schafft es der kleine Detektiv nicht oder war er so schnell, dass er zusätzliche Aufgaben benötigt, findet er diese auch im Anhang. Diese Vielfalt der Aufgaben und Möglichkeiten, die die Autoren anbieten, ist ein großer Pluspunkt des Buches. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass die zehn Erdmännchen mit ihren unterschiedlichen Charaktereigenschaften ausführlich vorgestellt und immer wieder in kleine Geschichten eingebunden werden. Eher nachteilig fand ich die Eintönigkeit der Bilder. Es gibt zwar Aspekte zu dem jeweiligen Land passen und typisch sind. Die Menschen wirken jedoch sehr gleichförmig und langweilig. Selbst der kleine Testbetrachter (5 Jahre) meinte, dass ihm die Darstellungen sehr ähnlich vorkommen und nicht sonderlich ansprechen. Trotzdem hat er sich auf die Suche begeben und war auch sehr motiviert. Leider haben wir aber immer mal wieder die Suche unterbrochen, weil es einfach zu schwer war und dadurch keinen Spaß gemacht hat. Zudem waren die Randhandlungen, die man genauer studieren konnte, nicht lustig oder spannend genug. Die oben genannten Zusatzaufgaben haben jedoch wieder Freude bereitet. Wir fanden es nur ungünstig, immer zu den hinteren Seiten blättern zu müssen. Die Aufgaben sollten lieber auf der jeweiligen Seite stehen.

Fazit: Ein schönes Wimmelbuch für Spurensucher mit sehr viel Ausdauer, aber leider keine Sensation.



EUR 9,99
Ab 4 Jahren
Baumhaus Verlag
Hardcover
Ersterscheinung: 16.03.2012
ISBN: 978-3-8339-0116-4

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Sonntag, 20. Mai 2012

Carl Johan De Geer & Jan Lööf, Oscars Autos

Fein säuberlich stehen das Feuerwehrauto, der Abschleppwagen und das Schiff in Oscars Regal. Auch die Kuscheltiere liegen gut verstaut an ihrem Platz, während Oscar unter seiner kuscheligen Decke schläft. Nur das rote Telefon hat er ganz nah an sich herangezogen. Es könnte ja schließlich mitten in der Nacht klingeln. Und natürlich passiert genau das. Oscar ist sofort hellwach und hält den Hörer an sein Ohr. Am anderen Ende ist der Feuerwehrchef und teilt dem kleinen Jungen mit, dass er seine Hilfe benötigt. Sie müssen zu einem dringenden Einsatz und niemand kann das große Einsatzfahrzeug fahren. Oscar ist blitzschnell bei der Feuerwache und stellt sich als Fahrer zur Verfügung. Nachdem das Feuer in dem kleinen Kiosk gelöscht ist, machen alle zusammen eine Pause. Als beim Verzehren leckerer Süßigkeiten das Telefon in der Wache klingelt, ist es für Oscar. Der örtliche Abschleppdienst benötigt seine Hilfe. Wer jetzt denkt, dass ja schon ein Feuerwehreinsatz sehr anstrengend ist, hat noch keine Ahnung davon, was auf den jungen Fahrer jetzt zukommt. Unzählige Autos soll er abschleppen und jeder Autobesitzer meckert und drängelt. Irgendwann reicht es Oscar und er geht nach Hause. Er kann einfach nicht mehr. Während des Einschlafens klingelt das Telefon wieder. Aber nein, auch im Hafen kann Oscar jetzt nicht mehr helfen. Er ist so müde, dass alles andere bis morgen warten muss.

Rezensiert für www.buecherkinder.de


Jan Lööf kennen wahrscheinlich einige, die häufiger Bilderbücher betrachten oder eine Vorliebe für kurze bebilderte Geschichten haben. Sein Stil ist sehr realistisch und klar. Man kann vielleicht sogar von klassisch, in dem Fall von "Oscars Autos" aber ganz sicher von einem Retro-Stil sprechen. Allein schon die Uniform der Feuerwehrmänner und die Kleidung der Passanten sprechen dafür.
Der Kern der Geschichte erschließt sich meiner Meinung nach dem Betrachter nicht sofort. Das liegt hauptsächlich daran, dass man sich nicht klar darüber ist, ob Oscar jetzt träumt oder wach ist. Dass zum Beispiel die Autos, die in den einzelnen kleinen Geschichten vorkommen, in seinem Regal stehen, fällt nicht sofort auf. Und vor allen Dingen fragt man sich, und ich frage mich das ehrlich gesagt auch noch immer, was einem der Autor eigentlich mit der Handlung sagen will. Hat er eine Moral im Hinterkopf gehabt oder erzählt er uns nur einen Traum? Für Kinder mag sich diese Frage vielleicht nicht sofort stellen. Aber einige Kuriositäten innerhalb der Geschichte führen auch bei den kleinen Betrachtern zu Sinn- und Verständnisfragen. Und das kann wiederum verwirrend sein.
Mein kleiner "Testleser" (5 Jahre alt) hat viele Ungereimtheiten gefunden, die den Spaß an dem Buch leider gebremst haben.

978-3-7152-0626-4
gebunden
22.0 x 29.7 cm
36 Seiten
1. Auflage
€ 14.95


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Donnerstag, 17. Mai 2012

Kathrin Göpfert & Marion Goedelt, Nein!

Auf dem Spielplatz kann man die unterschiedlichsten Dinge entdecken. Aber nur wenigen wird eine Tüte voller Neins begegnen. Paul hatte das Glück solch eine Tüte zu finden. Oder war es doch eher Pech?

Zum Anfang macht es ja noch Spaß, wenn seine Mutter möchte, dass er mit ihr nach Hause geht. Dann öffnet er einfach seine kleine Tüte und ein Nein springt umringt von bunten Sternen und einem Schweif heraus. Schuhe ausziehen oder die Jacke aufhängen? Kommt gar nicht in Frage. Jedesmal öffnet Paul leicht das Versteck seiner kleinen Freund und entlässt einen von ihnen in die Freiheit. Auch beim Essen kann man sie super benutzen. Doch als es um den ersehnten Nachschlag geht, springt plötzlich ungewollt ein Nein heraus. Super! Jetzt bekommt Paul kein weiteres Würstchen. Na zum Glück gibt es auch Nachtisch. Da rutscht wieder ein Nein heraus. Mist, diese kleinen Biester sind immer schwerer zu bändigen. Und auch am nächsten Tag machen sie Paul das Leben nicht leichter. Sie kommen immer häufiger ungefragt hinaus und vermiesen dem kleinen Jungen richtig den Tag. Als in seine Mutter aus dem Kindergarten abholt, ist die Tüte endlich leer und eine langes Ja kommt wieder aus seinem Mund.

Mittlerweile gibt es einige Bücher über die bockige und trotzige Phase der Kleinen. Häufig wird dabei der Ansatz genutzt, der übrigens auch von Pädagogen und Familientherapeuten empfohlen wird, den "Bock" zu personifizieren und als eigenständig darzustellen. So ist er ein Monster, ein Gnom oder ein Geist, der plötzlich erscheint und auch noch weiterhin stört, wenn das Kind schon lange seine Ruhe haben will. Die Idee von Göpfert und Goedelt finde ich allerdings auch nicht schlecht. Mit einer Tüte voller Neins, die man nicht recht zurückhalten kann und deren Vorrat zum Glück irgendwann erschöpft ist, können wahrscheinlich sehr viele Kinder etwas anfangen. Zudem sind die Situationen, in denen die ablehnende Haltung auftritt, wirklich jedem bekannt. Und da ist es egal ob wir von den Eltern oder den Kindern sprechen.

Die Bilder, welche den sehr gelungenen Text begleiten, kamen mir zunächst etwas kantig vor. Aber nach dem mehrmaligen Lesen und Betrachten ist mir aufgefallen, dass sie die Gefühle der jeweiligen Personen erstaunlich klar darstellen. Gerade mit dem Erkennen und Verarbeiten von Gefühlen haben ja auch die Kinder in der Trotzphase zu tun. Daher bietet dieses Buch einen guten Anlass, um über die Gefühle der Kinder und Erwachsenen zu sprechen. Und gemeinsam stellt man dann fest, dass diese ganze Neinsagerei doch ziemlich blöd ist und einen den ganzen Tag versauen kann.



 

Mit Bildern von Marion Goedelt
Fadenheftung durchg. 4- farbig
36 Seiten, 25 x 23 cm
ab 4 Jahre

ISBN: 978-3-939944-80-5
Preis: EUR 14,95 [D] / EUR 15,40 [A] / sFr 21,90 


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Sonntag, 13. Mai 2012

Rachel Joyce, Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

- Die Welt bestand aus Menschen, die einen Fuß vor den anderen setzten, und vielleicht kam einem das Leben eines Menschen gewöhnlich vor, nur weil er sehr lange genau das getan hatte: einen Fuß vor den anderen zu setzen. -

Harold Fry führt mit seiner Frau Maureen ein normales und sehr englisches Leben. Gemeinsam wohnen sie etwas zurückgezogen in ihrem kleinen Haus in Südengland. Schon seit Jahren reden sie nicht mehr sonderlich viel miteinander. Und ihre gemeinsamen Aktivitäten halten sich auch in Grenzen. Maureen putzt leidenschaftlich gern das saubere Haus und sorgt für die tägliche Dosis liebevoller Strenge. Am Abend gehen beide in ihre getrennten Zimmer. Jeden Tag ist der Ablauf gleich und ein Ende, selbst ein natürliches, scheint nicht in Sicht zu sein. Ein sonderbarer Brief kann diese nahezu mumienhafte Ruhe auch nur kurzfristig stören. Eine alte Kollegin hat Harold angeschrieben und möchte sich bei ihm verabschieden, obwohl sie sich zwanzig Jahre nicht gesehen haben. Sie ist an Krebs erkrankt und eine Heilung ist ausgeschlossen. Zunächst ist Harold von dem Brief überwältigt und tausende kleine und eher verschwommene Erinnerungen kommen in ihm hoch. Als er endlich ein paar wenige Worte gefunden hat, geht er zu dem nächsten Briefkasten. In Gedanken versunken geht er immer weiter und redet sich selbst ein, dass der Brief so einen größeren Wert erhält. An einer Tankstelle möchte er etwas essen und trinken, lernt aber ganz nebenbei eine junge Verkäuferin kennen. Er zählt ihr von der ehemaligen Arbeitskollegin Queenie Hennessy und der Krebserkrankung. Die junge Frau hatte auch eine Tante, die an Krebs erkrankt war und der es half, an etwas zu glauben, das ihr Kraft gibt. In diesem Moment entscheidet Harold, dass er nicht nur einen Brief schicken kann. Nein, er will Queenie persönlich gegenüberstehen und beschließt die gesamte Strecke bis an die schottische Grenze zu laufen. Ohne besondere Ausrüstung und mit einer schlechten Kondition macht sich der Rentner auf den Weg in das Hospiz. In 87 Tagen läuft er über 1000 Kilometer und lernt unzählige Menschen kennen, die mit ihm Essen, Trinken, einen Stück des Weges und einen Teil ihres Lebens teilen. Er sieht Leid und Trauer ebenso, wie Liebe und Hoffnung. Er möchte mehrmals aufgeben und erlebt dann doch wieder ein kleines Alltagswunder, das ihm Kraft gibt. Und so begibt er sich nicht nur auf eine Reise  quer durch England, sondern auch quer durch sein Leben und seine Vergangenheit. Gefühle, Bilder und Klänge scheinen ihn zunächst zu quälen. Letztendlich findet er aber so auch zu sich und seinem Leben zurück.

Für mich ist es schwer, die richtigen Worte für dieses Buch zu finden. Rachel Joyce schreibt so ungezwungen und leicht, dass es von der ersten Seite ein wahres Lesefeuerwerk ist. Dabei ist die Sprache auf einem so guten Niveau, dass man vor Freude kreischen könnte. Verständlich, poetisch, bildhaft und gleichzeitig spannend. Welcher Autor schafft solch ein wunderbares Wortpotpourri zu erschaffen? 
Gleich zu Beginn ergreift die Geschichte von dem Leser Besitz und hüllt ihn trotz dramatischer Ereignisse in eine wattierte Lesewelt, in der man sich einfach wohlfühlen muss. Man sitzt praktisch in einem vollklimatisierten Bus, der mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet ist und gibt sich ganz dem Voyeurismus hin. Der alte Harold Fry quält sich, ängstigt sich und zweifelt. Wir sitzen daneben und streicheln ihn heimlich wie ein kleines Zootier. Gleichzeitig vermittelt er uns aber auch solche wunderbaren Lebensweisheiten, dass wir am liebsten aufspringen und etwas Gutes tun möchten. Raus hier, weg mit dem ganzen überflüssigen Kram. Wo ist das richtige Leben? Was ist wirklich wichtig? Die wunderbar konstruierte Umgebung, die lebendigen Charaktere und die Lebensgeschichte des Protagonisten stellen dem Leser immer wieder solche Fragen. Ganz leise und still werden uns aber auch die Antworten gegeben. Liebe, Mut und Kraft sind wichtige Essenzen für ein erfülltes Leben, das nicht immer gradlinig verläuft, aber trotzdem an ein Reiseziel gelangen wird.

Fazit: Grandios! Unbedingt lesen, lachen, weinen und anstecken lassen!


Hardcover
Preis € (D) 18,99 | € (A) 19,60 | SFR 27,50
ISBN: 978-3-8105-1079-2
voraussichtlich ab dem 16. Mai 2012 im Buchhandel
 

Genau wie Harold wird jetzt auch mein Buch auf die Reise gehen!

Mittwoch, 9. Mai 2012

Peter Bently & Helen Oxenbury, König Jack und sein Drache

Die drei kleinen Jungs Kaspar, Paulchen und Jack bauen sich in einem Park ein wundervolles Versteck für Ritter und Könige. Es wird eine Festung samt Zugbrücke, Fahne und Thron. Doch plötzlich bedrohen gefährliche Drachen die Burg und die drei edlen Mannen müssen in den Kampf ziehen. Sie besiegen die Drachen und verjagen Monstergestalten. Anschließend feiern sie ihre Siege an einer festlichen Tafel und König Jack befiehlt, dass draußen geschlafen wird. Plötzlich erscheint aber ein Riese und verschwindet mit Kaspar. Zum Glück hat Jack noch seinen treuen Begleiter Paulchen. Aber nicht sehr viel später erscheint ein zweiter Riese und entführt Paulchen. Der König ist nun ganz alleine und fürchtet sich ein wenig, weil die Nacht langsam hereinbricht. Psssst! Was war das für ein Geräusch? Kommt da ein Monster auf vier Beinen? Ja, es kommt immer näher und es leuchtet sonderbar. Hilfe! Aber nein, das sind zum Glück nur Mama und Papa, die den kleinen König schon gesucht haben.
Rezensiert für www.buecherkinder.de

Wie leicht man als Kind die Zeit vergisst, wenn man gemeinsam mit Freunden spielt und Abenteuer bestreitet, wird dem älteren Leser mit dieser Geschichte noch einmal vor Augen geführt. Und die jungen Zuhörer haben vielleicht gerade erst solch ein Abenteuer erlebt. Sie wissen, wie es ist, wenn man in der Gruppe Mut hat und meint alles zu schaffen. Und dann ist man plötzlich alleine, es wird dunkel und man hat das Gefühl überall Feinde zu sehen.
Jacks Erlebnisse werden mit Hilfe von altmodischen Zeichnungen in dezenten Farben oder einfarbigen Bildern erzählt. Damit erinnert es mich ein bisschen an "Wo die wilden Kerle wohnen". Das ist aber keineswegs negativ gemeint. Zwischen den ganzen sehr bunten Bilderbüchern sticht dieses klassisch angehauchte Werk positiv hervor. Auch die Erzählung in Reimen mag manchen altbacken vorkommen. Doch muss ein Buch immer mit den so genannten Trends mitschwimmen, um gut zu sein?
Mein kleiner Testzuhörer (5 Jahre alt) und ich können diese Frage mit einem klaren Nein beantworten. Uns hat das Buch sehr gut gefallen, weil es eine gelungene Abwechslung für Augen und Ohren war und die Geschichte einfach wunderbar zur Einschlafstimmung passt.

Fazit: Trotz rasanter Geschichte ein ruhiges Buch, dass das Einschlafen erleichtert und einfach ein literarischer und grafischer Genuss ist.

übersetzt von Ebi Naumann
Hardcover
23,7 x29 cm
32 Seiten
ab 4 Jahren
ISBN 978-3-551-51771-5

€ (D) 14,90
€ (A) 15,40 / sFr 21,90 


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Sonntag, 6. Mai 2012

Betty Kolodzy, Reinverlegt!

"Was werden Sie schreiben?"

Das Manuskript war gut und der Literaturagent konnte seine Begeisterung kaum verbergen. Doch drei Jahre später ist das Buch noch immer nicht erschienen und die Autorin hat dunkle Fantasien. Einsperren möchte sie den Agenten Mauz, der wohl der unfähigste Mensch im deutschen Literaturbetrieb ist. Einschließen in einem Raum mit winziger Tür und ohne Strom. Direkt daneben wird sie dann sitzen und sein Gewimmer wird ihr eine Inspiration sein. 
Dem Architekten kann sie das natürlich nicht sagen. Er soll für einen Raum voller Ruhe und Spiritualität sorgen. Seine gehobene Augenbraue zeugt von völligem Unverständnis. Jeden Tag erscheint er daraufhin in der Wohnung und kontrolliert die Arbeiten. Hofft er, dass sich die Bauherrin besinnt und von der Mauer mitten in ihrem Arbeitsraum absieht? Oder will er sie nur immer wieder mit der Frage belästigen, was sie denn nun schreiben wird?
Als das Gefängnis endlich fertig ist, hat sich die Autorin in den Architekten verliebt, den sie mit ausgefallenen Rezepten für sich gewinnen will. Es ist jedoch nicht die Liebe, die wächst, sondern der Bauchumfang des Architekten, der allerdings mit Beendigung des Auftrages aus dem Leben der wandelnden Schreibblockade verschwindet. Hat er es geschafft sie gerade noch abzulenken, fällt sie jetzt in ein tiefes Loch, in dem immer wieder die Frage nach dem WAS von den Wänden hallt. 

Eine unerwartete Begegnung mit einer inspirierenden Person holt sie jedoch wieder an die Oberfläche und die Tastatur beginnt zu glühen. Der Entführungsplan wird literarisch umgesetzt. Doch was ist, wenn das verrückte Leben die literarische Welt zurückdrängt?

Betty Kolodzy mischt die Absurditäten des täglichen Lebens mit einer gewaltigen Portion Humor und einer Prise Sarkasmus, um den Literaturbetrieb, ein bisschen auf die Schippe zu nehmen. In den daraus entstehenden verschachtelten kleinen Episoden, von denen man denkt, dass es so viel schlechte Zufälle gar nicht geben kann, steckt eine Menge Wahrheit. Es geht um so genannte Agenten, die den Autoren das Geld aus der Tasche ziehen und sich selbst in Sphären heben, die gar nicht existieren. Sie lassen sich ganz im Gegenteil noch von ihren Autoren jeden Kaffee und jedes Stück Kuchen bezahlen. Ihre Bemühungen, das besagte Manuskript an den Mann zu bringen, halten sich hingegen in Grenzen. Völlig unbegabte Menschen werden aufgrund ihres Aussehens neue Verlagsrepräsentanten und Ideen werden am laufenden Band geklaut.
Kolodzy schafft es mit ihrer klaren Sprache, die sich sehr an dem normalen Sprachgebrauch orientiert, und ihrer doch sehr direkten Art und Weise, den Leser, von der ersten Seite an zu amüsieren. Die unbeholfenen Schritte der Protagonistin, die den Literaturbetrieb eigentlich verflucht und doch Teil von ihm ist, wirken sehr authentisch und auch etwas autobiographisch. Oft fragt man sich, ob eine recht erfolgreiche Autorin ihren ganzen Frust verschriftlichen wollte. Damit zusammenhängend kommt es auch vor, dass man dem Humor an manchen Stellen etwas überdrüssig wird. Doch dann fragt man sich wieder, ob es nicht genau darum geht. Muss Literatur immer unterhalten? Muss sie immer durchweg komisch, rasant, spannend oder schockierend sein. Und ist es nicht vielleicht das wahre Leben, welches die beste Inspirationsquelle darstellt?

Fazit: Humorvolle und leichte Literatur für die Strandtasche. der Blick auf den Literaturbetrieb wird nach dem Lesen nie mehr derselbe sein.


Roman
ISBN: 978-3-86286-014-2
240 Seiten
Hochwertige Klappenbroschur
14,80€ (D)     
Gerade erschienen!


Mittwoch, 2. Mai 2012

Lynne Chapman & Julia Jarman, Wenn da nicht die Bären wären

Jeden Abend ist es dasselbe Spiel. Es ist ja nicht so, dass Theo nicht nach oben in sein Zimmer gehen möchte. Er kann einfach nicht. Denn auf der Treppe zu seinem Zimmer sitzen drei finstere Bären, die ihm den Weg versperren. Mama und Papa glauben ihm natürlich nicht und drängen den kleinen Mann dazu endlich ins Bett zu gehen. Na gut, vielleicht lassen sich ja die drei pelzigen Gesellen bestechen. Der erste kleine Bär gibt sich mit Schokoladenkeksen zufrieden und lässt Theo schnell vorbei. Doch dahinter wartet schon ein dicker Koala mit plüschigen Ohren und verlangt nach einem Glas kalter Milch. Bei dem dritten und größten Bär helfen allerdings noch nicht einmal Schokolade, Milch und Kekse. Ohne Mama und Papa geht hier nichts. Kaum gehen sie gemeinsam mit ihrem Sohn die Treppe hinauf, verstecken sich die Bären. Aber plötzlich stürmen sie hervor und haben es auf Theos Eltern abgesehen.

Lynne Chapman und Julia Jarman erzählen in ihrem Kinderbuch von der Angst, die man als Kind jeden Abend überwinden muss und der Stärke, die man dabei entdecken kann. Da wahrscheinlich fast jedes Kind irgendein Monster hat, das ihn oder sie am Einschlafen hindert, ist die Geschichte sehr verständlich und kann von den kleinen Zuhörern nachvollzogen werden. Zudem bietet der Ausgang der Erzählung die Möglichkeit über die Existenz und die Einbildung solcher Monster zu reden.
Die sehr wenigen Worte, mit denen die Geschichte erzählt wird und die großen Bilder sorgen für eine angenehme Vorleselänge und laden zum Entdecken zusätzlicher Details ein. Gleichzeitig sorgt dies aber auch für eine unerwartete Offenheit, die Interpretationen zulässt. Ob dies als gut oder schlecht empfunden wird, hängt immer davon ab, welche Geschichtenformen man bevorzugt.

O-Ton des Zuhörers (5 Jahre alt): Das ist lustig, ich denke mir auch immer etwas aus, warum ich nicht schlafen kann. Aber Bären saßen noch nie vor meiner Zimmertür.


Ab 3 Jahre
Gebunden
32 Seiten
24,6 x 28,6 cm
ISBN: 978-3-473-44569-1

Preis
12,99 € (D)
13,35 € (A)



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Rezensiert für www.buecherkinder.de