Sonntag, 30. September 2012

Ali Baba und die 40 Räuber, Bilderbuch mit Hörbuch-CD

Die Komische Oper Berlin führt regelmäßig neue Kinderopern auf und vergibt diesbezüglich auch Aufträge an junge und begabte Komponisten. Für das gerade laufende Jahr war der Auftrag ein bisschen außergewöhnlich: Es sollte eine deutsch-türkische Kinderoper erschaffen werden.
Für dieses Projekt konnte Taner Akyol gewonnen werden, der seit 1996 in Berlin lebt und dort an der Hanns-Eisler-Musikhochschule und der Universität der Künste Komposition studiert hat. Grundlage für seine Arbeit waren ein Libretto, das von dem Ehepaar İpekkaya entwickelt wurde und die damit zusammenhängende Geschichte von Ali Baba, welche wohl zu den bekanntesten Erzählungen aus der Sammlung "Tausendundeine Nacht" gehört.
Rezensiert für die Bücherkinder

Der Verlag Jacoby & Stuart bringt nun pünktlich zur Uraufführung eine Hörbuch-CD heraus, die mit einem kleinen Bilderbuch ausgestattet ist. Kinder ab einem Alter von fünf Jahren können so die Geschichte verfolgen, die mit Hilfe musikalischer Highlights aus der Oper erzählt wird. Gleichzeitig unterstützen die hervorragenden Zeichnungen von Regina Kehn, die sich in dem Begleitbuch befinden, das Eintauchen in die orientalische Welt. Und so dauert es auch nur ein paar Sekunden bis man in der Geschichte versunken ist und den teilweise ungewohnten türkischen Worten zuhört, die sich ganz wunderbar mit den deutschen Abschnitten verbinden. Wie nebenbei lernt man ein paar Begriffe kennen und merkt wie der Klang der Sprache die Geschichte noch ein bisschen wirkungsvoller in die Ohren dringen lässt. 
Kindern fällt sofort auf, dass ein Esel den tapferen Ali Baba begleitet und ihm jederzeit beisteht. Da er auch noch lustig ist und sich die ein oder andere Gemeinheit für die Räuber einfallen lässt, hat er sofort einen festen Platz in den Herzen der Kinder. Wenn dann zusätzlich die Musik erklingt, die sehr harmonisch aus zeitgenössischen und traditionellen türkischen Musikelementen zusammengesetzt ist, fiebern die kleinen Zuhörer mit und können sich manchmal gar nicht auf den Plätzen halten. Dass sie trotzdem konzentriert zuhören, hängt aus meiner Sicht mit der sehr ruhigen und sehr verständlichen Erzählstimme zusammen. Emotionen und Stimmungen werden sehr gut übermittelt und können mit dem kleinen Buch noch verstärkt werden.

Fazit: Paul (5) spielt die CD seit einer Woche immer und immer wieder. Es gibt kein Frühstück ohne Ali Baba. Und er ist immer wieder fasziniert von den Worten und der Musik. Mehr braucht man glaube ich nicht zu sagen.


Taner Akyol / Cetin Ipekkaya / Marietta Rohrer-Ipekkaya
Ali Baba und die 40 Räuber

Illustrationen von Regina Kehn
40 Seiten, geb. mit CD
14,2 x 12,6 cm,
durchgehend farbig
ISBN 978-3-941787-90-2
€ [D] 14,95 |€ [A] 15,40
|SFr 21,90
ab 5 Jahren


Link zur Verlagsseite
Link zur Komischen Oper

Donnerstag, 27. September 2012

Ullstein open house 2012. Erster Teil

 
Im Frühsommer warb der Ullstein Verlag unter den Bücherwürmern für einen Workshop-Tag im Berliner Verlagshaus. Vielleser, die von der Teilnahmegebühr in Höhe von 50€ nicht abgeschreckt wurden, konnten sich um einen Platz bewerben. Ich versuchte einfach mein Glück und gehörte zu den ca. 50 Personen, die am 22.09.2012 kurz vor 10 Uhr in der Friedrichstraße begrüßt wurden und in dem wunderschönen Musiksaal des alten Schulgebäudes Platz nehmen konnten. Kurze Zeit später wurden wir bereits von Frau Bublitz, der Geschäftsführerin des Verlages, mit dem folgenden Mark Twain-Zitat begrüßt:

Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben,
wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann.
 
In Deutschland folgt man dieser Aussage anscheinend nicht. In einem Kalenderjahr erscheinen hierzulande 90.000-100.000 neue Bücher. Mit 400 Büchern gehört Ullstein vielleicht nicht zu den ganz Großen der Branche, aber sie gehören sicher mit zu den kreativsten Köpfen und haben teilweise sehr hochwertige Titel in ihrem Programm. Dies sind bereits seit Gründung des Verlages zwei wichtige Merkmale der Ullsteins. 
 
Heute besteht der Verlag aus zehn Buchverlagen (Ullstein, List, Propyläen, Econ, Marion von Schröder, Allegria, Graf, List Taschenbuch,  Ullstein extra, Ullstein Taschenbuch).
 
Gearbeitet wird in den Abteilungen Lektorat, Herstellung, Marketing, Presse, Vertrieb und Lizenz.
Von den einzelnen Aspekten, die in den Vorträge dargelegt wurden, möchte ich hier nur die wichtigsten Punkte nennen:


Lektorat
 
Erst einmal der wichtigste Satz für diejenigen von euch, die eventuell selbst an verschiedenen Geschichten schreiben: Manuskripte bzw. Exposés an den Verlag können gerne auch unaufgefordert eingesendet werden! Diese werden daraufhin betrachtet, ob sie thematisch und stilistisch in das Programm des Verlages passen. Hauptaugenmerk liegt auf Erzählton, Sprache sowie Genre. Der entsprechende Lektor muss sozusagen einen Lesesog spüren, in den auch ein potenzieller Leser gezogen werden würde. Einmal in der Woche werden in der Hausrunde ausgewählte Manuskripte vorgestellt. Wenn sich alle für ein Werk entschieden haben, wird der Autor benachrichtigt und die wichtigsten Aspekte werden in einem Vertrag festgeschrieben, der sich am Erlösmodell orientiert. Das bedeutet, dass der Autor von Beginn an am Erlös beteiligt wird. Diesbezüglich erhält er einen Vorschuss, welcher einem Garantiehonorar entspricht, und demnach auch bei schlechten Verkaufszahlen nicht zurückerstattet werden muss. Der Verlag übernimmt zudem die Kosten für Lektorat, Vertrieb, Marketing und Schutz es Urheberrechts. Wirklich Leben können aber nur wenige Autoren von ihrer Schreibtätigkeit. Ungefähr 90% gehen einem (zweiten) Brotjob nach. 
Nach der Vertragsunterzeichnung beginnt die eigentliche Arbeit für die Lektoren und die Nacharbeit für die Autoren. Das gesamte Manuskript wird zunächst nach strukturellen Aspekten und dann nach sprachlichen Aspekten untersucht. Beide Phasen stellen sich als dialogischer Prozess zwischen Autor und einem der 25 Lektoren  dar.  Ist alles bearbeitet geht es für den Lektor aber noch weiter. Er oder sie muss Titelideen sammeln und Klappentexte konzipieren, die von der Marketingabteilung genutzt werden. 
In dieser Zeit laufen in der Herstellung bereits die Köpfe heiß.

Herstellung
 
Hier sind wahre Ästheten am Werk. Bis die Satzanweisungen für den Druck und die wichtigsten Informationen für die Endproduktion fertig sind, gibt es eine Menge zu tun. Zunächst muss eine lesbare Schrift für den jeweiligen Text gefunden werden und das beste Papier wird ausgesucht. Anschließend geht es an Einbandmaterialien, Prägungen, diverse Farbentscheidungen und immer wieder um Kalkulationen. Ist ein Beispielexemplar angenommen worden, geht es in die Produktion und manchmal kurz danach auch schon in den Nachdruck. Für die gesamte Herstellung werden ca. vier Wochen benötigt und damit sich ein Projekt mit Blick auf die Kosten überhaupt trägt, müssen mindestens 3.000-4.000 Exemplare hergestellt und verkauft werden. 
Für die Findung weiterer Leser sind die Mitarbeiter der Marketing-Abteilung zuständig.

Marketing
 
In dieser Abteilung erarbeitet man Kampagnen-Ideen, die zum Autor und zu dem Buch passen. Natürlich konzentriert man sich hier auf die eher bekannten Autoren und investiert in entsprechende Projekte mehr als in das Debüt eines Neulings. Grundlage für die meisten Strategien sind Analysen, die vorher von diversen Instituten oder dem Verlag erstellt wurden. Die "neuen" Medien und die verschiedenen Portale, die bereits für Büchersüchtige existieren. Ganz vorne rangiert natürlich das hauseigene Portal vorablesen.de
Gerade in diesem Bereich gibt es aber Überschneidungen mit dem Bereich der Pressearbeit.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
 
In dieser Abteilung sind mehrere Fachreferenten tätig, die sich mit einem Ressort beschäftigen. Sie erstellen Pressemappen, vereinbaren Termine in Redaktionen oder auf den Buchmessen, sind für den Vorschauversand und die Leseexemplare zuständig. Ebenso vermitteln sie Interviewtermine und planen Pressefahrten. Nach dem Erscheinen eines Buches geht es in dieser Abteilung hauptsächlich um das Nachfassen und Nachtelefonieren. es wird geklärt wer noch eine Rezension schreiben würde und in welcher Zeitung vielleicht noch ein Bericht platziert werden kann.

Vertrieb

 
Natürlich müssen auch zu den Buchhändlern Kontakte unterhalten und Vereinbarungen getroffen werden. Hierfür sind die Mitarbeiter des Vertriebes zuständig, die jeweils für verschiedene Regionen in Deutschland zuständig sind. Sie sichten den Markt, sorgen für die Präsenz in den eher kleinen Läden und Filialen der großen Ketten. Da sie die Auslieferung und den Zwischenhandel betreuen sowie Bestandsüberwachung, Auswertung und Logistik im Auge behalten, sind sie eine wichtige Komponente bei der Rückspiegelung der Marktentwicklung in den Verlag.

 

Alle Abteilungen greifen bei unterschiedlichen Prozessen ineinander und profitieren auch von den Erkenntnissen untereinander. Hierfür sind aus meiner Sicht natürlich eine gute Kommunikation und eine sinnvolle Führung des gesamten Verlages notwendig. Bezüglich der Ullstein Buchverlage habe ich an dem Besuchstag einen guten Eindruck bekommen und interessante Gespräche geführt. Das Verschieben der einzelnen Verlage, welches in den letzten Jahren durchgeführt wurde, habe ich dabei aber außeracht gelassen.

In den nächsten Tagen werde ich euch auch über die Erlebnisse berichten, die ich in den einzelnen Workshop-Gruppen hatte.

Inge Löhnig berichtete über Recherchemöglichkeiten, Marc Raabe diskutierte mit uns über das Anlegen von Figuren und Szenen. Und bevor der Tag durch einen kleinen Umtrunk beendet wurde, erzählte Nele Neuhaus ihre eigene Geschichte und die Etablierung auf dem Literaturmarkt.

Link zur Verlagshomepage

Dienstag, 25. September 2012

Daniela Kulot, Malte Maulwurf und sein wundersamer Fernseher

- Malte Maulwurf sieht sehr schlecht. Wie alle Maulwürfe. Aber um fernzusehen, sind seine Augen gut genug. -

Malte kann sich glücklich schätzen. Er hat von seiner Freundin Mia Maus einen Fernseher geschenkt bekommen. Und obwohl Malte nur sehr schlecht sehen kann, freut er sich über das Gerät, welches in HD-Qualität sendet und sogar über eine Fernbedienung verfügt. Da allerdings kein einziger Ton zu hören ist, spricht und singt Malte einfach die Geschichten selbst.
Darin ist er so gut, dass seine Freunde regelmäßig vorbeikommen und gemeinsam mit ihm eine Sendung schauen wollen. Wenn er von Prinzessinnen und Prinzen berichtet hört besonders Mia aufmerksam zu. Und nicht selten kommen das Kaninchen, die Ameise, der Marienkäfer und der Hamster nach und nach dazu. Stets und ständig haben die Freunde allerdings Einwände gegen das Gerät des Maulwurfs. Sie versuchen ihm einzureden, dass das gar kein Fernseher ist. Doch Malte lässt sich nicht beirren und erzählt fleißig seine Geschichten, mit denen er die bewegten Bilder untermalt.
Rezensiert für die Bücherkinder
Daniela Kulot ist aus der Kinderbuchwelt gar nicht mehr wegzudenken. Nach einem Bär, einem Krokodil, einer Giraffe und einem Elefanten, hat sie nun einem kleinen Maulwurf Leben eingehaucht und ihn mit einer gehörigen Portion Fantasie versehen. Denn natürlich hat Malte gar keinen Fernseher. Seine Freundin hat ihm ein kunterbuntes Aquarium geschenkt, in dem auch jede Menge Geschichten passieren, aber keine Filme laufen. Doch allein mit seinen Gedanken und Worten schafft er es für sich und seine Freunde eine wunderschöne Welt zu erschaffen, die selbst dann nicht zerstört wird, wenn Zweifel aufkommen. Ja, noch nicht einmal der richtige Fernseher, der dem kleinen Molch gehört, bringt den Maulwurf aus dem Konzept. Er nutzt ihn kurzerhand als Sitzbank für seine Zuhörer. 
Die gesamte Geschichte wird mit einfachen, aber sehr angenehmen Worten erzählt, die einen fast kuschelig einhüllen. Die warmen Farben der Bilder unterstützen diesen Effekt noch und sorgen dafür, dass große und kleine Leser leicht in Maltes Fantasiewelt eintauchen können. Die liebevoll arrangierten Details bieten immer wieder Anlässe zum Suchen und Entdecken. Sie regen aber auch zu eigenen Fantasien und Geschichten an.

O-Ton Testleser (5 Jahre): Ein Fernseher? Nein, Malte und seine Geschichten sind viel besser.


Gebunden
32 Seiten
Format: 22,7 x 29,4 cm
Ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-522-43727-1
Preis: 12,95 €
Österreich: 13,40 €, Schweiz: 18,90 sFr


Link zur Verlagsseite (mit Beispielseiten aus dem Buch) 

Freitag, 21. September 2012

Laura Manaresi & Giovanni Manna, Rom für Kinder

- Rom liegt auf sieben Hügeln. Es geht also immer bergauf und bergab. Deshalb gibt es in Rom auch große Treppen. -

Wenn die eigenen Kinder langsam so groß sind, dass man bei einem längeren Ausflug nicht jedes Mal den halben Hausstand mitnehmen muss und der Kinderwagen schon lange verstaubt im Keller steht, unternehmen die meisten Eltern erste längere Reisen. Häufig bieten sich dafür die Großstädte Europas an, die mittlerweile in ihren Museen und an zentralen touristischen Plätzen auch Angebote für Kinder anbieten. Wir selbst bereiten uns dann auf solch eine Reise häufig mit Reiseführern und Internetartikeln vor. Aber was ist  mit unseren kleinen Begleitern? Sollen die sich einfach überraschen lassen?

Laura Manaresi und Giovanni Manna haben für die Stadt Rom einen tollen Reiseführer konzipiert, der für Kinder ab einem Alter von fünf Jahren geeignet ist. Es handelt sich dabei natürlich nicht um die übliche Form, die mit vielen Fotos und umfangreichen Informationen aufwartet. Es geht eher um die spielerische Entdeckung und das Vermitteln wichtiger historischer und architektonischer Informationen, die auch schon kleine Kinder verstehen können. Dabei begleiten die kleinen Entdecker eine Katze, die durch Raum und Zeit wandert und dabei wichtige touristische Ziele streift. 

Auf acht Doppelseiten werden grundlegende Informationen über zentrale Plätze und historische Begebenheiten erläutert. Anschließend kann man diese Doppelseiten aufklappen und erhält wundervolle große Bilder, auf denen detaillierte auf einige Gebäude eingegangen wird. So lernen die Kinder zum Beispiel etwas über das Forum Romanum, den Petersdom oder die Spanische Treppe. Die Zeichnungen sind dabei klar strukturiert und nicht mit zu vielen Details ausgestattet. Gleichzeitig sind sie aber so gemalt, dass man die einzelnen Orte und Gebäude sofort erkennen kann, wenn man vor ihnen steht. Dies wird den kleinen Reisenden sicherlich gut gefallen. Die Texte sind sehr knapp gehalten und in den meisten Fällen auch sehr aussagekräftig. An einigen Stellen hätte ich mir aber gewünscht, dass simplere Begriffe genutzt werden. Mehrfach musste ich noch sehr umfangreiche Erklärungen liefern, die die Zusammenhänge klarer machten. Dies hängt aber immer von dem Zuhörer und seinem Alter ab. Zudem werden sich die meisten erwachsenen sicherlich das Buch vorher schon einmal anschauen und sofort erkennen, wo Nachfragen auftauchen könnten.

Fazit: Das Buch hat mir schmerzlich bewusst gemacht, dass es mal langsam wieder Zeit wird nach Rom zu fahren. Und mein kleiner Zuhörer ist durch dieses Buch zu einem Rom-Fanatiker geworden. Demnach ist es sehr empfehlenswert und wirkt auf Kinder sehr ansprechend.


ISBN 978-3-85581-379-7
€ 9,50

Freitag, 14. September 2012

Lotta Olsson & Maria Nilsson Thore, Ein einzigartiger Freund und das ganz, ganz große Glück

- Willst du etwa sagen, dass es Tiere gibt, die noch komischer als ein Ameisenbär sind? -

Der große Ameisenbär hat zwar eine kluge Haselmaus als Freundin, die für alles eine Erklärung bereithält, doch wenn es darum geht den großen Freund aufzumuntern, stößt sie an ihre Grenzen. Aber wie soll man auch einen Bären mit einer langen Nase trösten, der traurig ist, weil ihn alle komisch finden? Er sieht ja auch ein wenig lustig aus mit diesem rüsselartigen Etwas in seinem Gesicht. Der Maus bleibt nichts anderes übrig als zu erklären, dass sie den Ameisenbären trotz seiner Andersartigkeit mag. Und vielleicht gibt es ja da draußen andere Tiere, die noch komischer sind? Das ist es! Der große Ameisenbär will das herausfinden und initiiert einen Wettbewerb, in dem die komischsten Tiere gegeneinander antreten. Aber wie findet man Teilnehmer? Wie sollten die Teilnahmebedingungen sein und nach welchen Kriterien bewertet man überhaupt komische Tiere?
In vierzehn Kapiteln, die sich über knapp hundert Seiten erstrecken, erzählen Olsson und Thore die Geschichte der beiden ungleichen Freunde, die einen einzigartigen Wettbewerb auf die Beine stellen wollen. Nicht nur der organisatorische Rahmen stellt die beiden dabei vor eine riesige Herausforderung. Besonders das Sichten der Bewerbungsunterlagen und das Bewerten der Tiere bereitet ihnen großes Kopfzerbrechen. Diese beiden Arbeitsschritte bilden auch den Kern der Geschichte und führen die Protagonisten schließlich zu der Erkenntnis, dass jedes Tier auf seine Art komisch, aber auch wunderbar einzigartig und besonders ist. Dieser Prozess wird nicht nur witzig erzählt, sondern auch liebevoll illustriert. Dabei spielen Autorin und Illustratorin gewollt mit Dingen aus dem menschlichen Alltag und bauen Bezüge ein, die teilweise die Kinder ansprechen und manchmal auch die Erwachsenen. So wird sich jeder Vorleser amüsieren, wenn es um die Informationsverbreitung und das Netz geht, welches von dem Supporter "Spinne" betreut wird und sich im Hinterhof des Hauses befindet.
Zudem bieten die angenehme Sprache und die sehr harmonische Satzbauweise dem Vorleser häufig Möglichkeiten mit der eigenen Stimme zu spielen und vorausschauend zu lesen. Das macht die Geschichte nicht nur interessanter und spannender, sonder bereitet auch dem Lesenden mehr Freude.
Letztendlich ist die Kapitellänge von ca. 4-5 Seiten perfekt um die jungen Zuhörer auf längere Geschichten vorzubereiten. Die Bilder sorgen dafür, dass sich die Handlung noch stärker einprägt. Sie sind aber auch so verständlich, dass man schnell noch einmal zurückblättern und einen Blick riskieren kann, um beim erneuten Vorlesen einen schönen Anschluss zu haben.

Fazit: Ein rundum gelungenes Buch, dass meinem Testzuhörer (5,5 Jahre) nicht nur sehr gefallen hat, sondern auch als Anregung für viele Gespräche über augenscheinliche Andersartigkeit diente.

Seitenzahl: 112
Maße: 210.00 mm / 159.00 mm / 14.97 mm
Einbandart: gebunden
Ausstattung:Mit UV-Lackierung auf dem Cover

Preis: 9.99 € 

Montag, 10. September 2012

Leymah R. Gbowee, Wir sind die Macht


- Frauen sind Schwämme, dachte ich. Wir nehmen alles in uns auf - das Trauma zerbrechender Familien, den Tod geliebter Personen. Wir hören den Berichten unserer Männer und unserer Kinder zu, wir erleben die Zerstörung unserer Gemeinden und unserer Glaubenssysteme und absorbieren auch diesen Schmerz. Wir behalten ihn in uns, weil wir stark sein müssen, und zu klagen - oder auch nur darüber zu sprechen - ist ein Zeichen von Schwäche. -

Leymah ist ein lebenslustiges Mädchen, das gerade ihren Schulabschluss gefeiert hat und nun davon träumt Kinderärztin zu werden. Doch plötzlich wird aus einem lange schwelenden Konflikt ein Bürgerkrieg, der Liberia in den Abgrund zieht. Für das junge Mädchen geht es nun nicht mehr um das Studium, sondern einzig und allein um das Überleben. Ihr Leben ist jetzt geprägt von Flucht, Gewalt, Verlust und einem ganz kleinen Fünkchen Hoffnung. Immer wieder scheint der Krieg dem Ende entgegen zu gehen und der Frieden steht schon vor den Landesgrenzen. Doch dann schert eine Gruppe aus und die Streitigkeiten beginnen von vorne. Leymah geht nicht nur durch ein politisches Auf und Ab. Auch persönlich gibt es Höhen und Tiefen. Nach sechs Jahren ist sie allerdings in einer Grube, aus der sie kaum schafft an das Tageslicht zu klettern. Sie ist in eine Beziehung geschlittert, die von Gewalt und sexueller Nötigung geprägt ist. Und aus dem offenen und strahlenden Mädchen wurde eine Frau, die vier Kinder hat, an Depressionen leidet, keine Ausbildung vorweisen kann und schon ganz vergessen hat, welche Ziele sie früher angespornt haben. Als sie über viele Ecken beginnt mit Kindersoldaten zu arbeiten, fragt sie sich oft schwankend zwischen Freude und Resignation, was sie wirklich interessiert und wie ihre Zukunft aussehen könnte. 

Die recht simple und sehr naheliegende Antwort lautet zunächst: Frieden. Doch wie kann man Frieden erreichen, wenn man sich nicht auf die Politiker verlassen will, die bereits in den zurückliegenden Jahren ihre Unfähigkeit und ihr Desinteresse gegenüber der Bevölkerung gezeigt haben? Aus Leymahs Sicht sind die Frauen in der Rolle der Ehefrauen und Mütter der Schlüssel. Sie müssen ihren Männern, Kindern und Enkelkindern sagen, dass sie Frieden wollen. Sie müssen sich einmischen und politisch aktiv werden. Mit viel Energie und einem enormen Arbeitspensum schafft sie es zunächst Seminare für Frauen anzubieten, in denen sie mit der Traumaverarbeitung beginnen können und ihre eigenen Stärken erkennen. Sie werden zu Friedensstifterin ausgebildet und organisieren die Frauen in ihrer Umgebung für politische und gemeinschaftliche Aktivitäten. Innerhalb weniger Jahre steigt Leymah damit zu einer der wichtigsten Frauen in der liberianischen Friedensbewegung auf und organisiert groß angelegte Demonstrationen und Sitzstreiks. Sie wird auf nationalen und internationalen Kongressen gehört und mischt sich aktiv in die Friedenspolitik ein. Auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus stärkt sie die Frauenbewegung und setzt sich in Krisenregionen für den Frieden ein. letztendlich schafft sie es sogar den Friedensprozess in Liberia maßgeblich zu beeinflussen.

Die Friedesnnobelpreisträgerin des Jahres 2011 zeichnet in ihrem Buch nicht nur ihren persönlichen und politischen Weg nach. Sie geht auch auf die Geschichte Liberias ein und benennt Hintergründe und Voraussetzungen, die sehr spezifisch sind un die immer wieder aufkommenden Konflikte kennzeichnen. Genau diese Punkte werden aber aus ihrer Sicht häufig missachtet, wenn ausländische Friedenstruppen in ein Land kommen. Ihre Geschichte ist ein interessantes Beispiel dafür, wie Selbsthilfe in afrikanischen Ländern aussehen kann und wie mit finanzieller Unterstützung sinnvoll Aufbau betrieben werden kann. Sie macht zwar speziell den Frauen Mut sich stärker zu engagieren und ihre eigenen Ideen umzusetzen, spricht aber im Endeffekt alle Menschen an und fordert mehr Engagement. Gleichzeitig beschönigt sie aber auch nichts und beschreibt, welche Opfer man persönlich dafür bringen muss.

Aus sprachlicher Sicht kommt das Buch auf den ersten Seiten etwas gewöhnungsbedürftig daher, weil viele gedankliche Einschübe erfolgen. Nach wenigen Seiten ist man aber in dem Erzählfluß eingedrungen und hat das Gefühl, dass man gemütlich an einem Lagerfeuer sitzt und eine erstaunliche Geschichte hört, die nur verständlich ist, wenn einige Erläuterungen eingerückt werden. Zudem scheint sich der Stil mit dem Fortschreiten der Geschichte zu festigen. Ein wenig hat man den Eindruck, dass die Erzählerin zu Beginn mit sich selbst hadert und überlegt, was sie alles erzählen sollte. Kann man dem Zuhörer wirklich alle Details zumuten? Je sicherer sie selbst wird und je stärker sie auch in der jeweiligen Lebensphase ist, desto klarer erzählt sie. An manchen Stellen hat man regelrecht den Eindruck, dass sie ihre eigene Geschichte noch einmal durchlebt.

Dabei sind ihre Beschreibungen sehr eindrucksvoll und schaffen es auch einem unwissenden Europäer die Situation in Liberia deutlich darzustellen. 
Zudem strotzt ihre Erzählung, wenn es um die politischen Aktivitäten der Frauen geht, so vor Leidenschaft, dass man am liebsten sofort selbst aktiv werden möchte. Letztendlich fragt man sich aber auch gerade als Frau, woher Leymah diese Energie genommen hat und wie sie es überlebt hat die Arbeit für den Frieden so sehr über ihre Familie zu stellen. Da sie aber wie bereits gesagt nichts beschönigt, bleiben auch diese Fragen nicht unbeantwortet. Sie gibt einen tiefen Einblick in ihre Seele und lässt uns gleichzeitig ein wenig an ihrer Leidenschaft teilhaben.


Fazit: Ein ergreifendes Buch, dass einen tiefen Einblick in die liberianische Geschichte und Gesellschaft bietet und die Stärke einer ganz außergewöhnlich Frau zeigt, die nur ein Ziel hat: FRIEDEN!




1. Aufl. 2012, 
319 Seiten,
gebunden mit Schutzumschlag, 
Tafelteil mit 9 Farbabbildungen
ISBN: 978-3-608-94739-7 


21,95 EUR
gebunden mit Schutzumschlag  


Link zur Verlagsseite

Farbige Notizbücher

Im Januar habe ich euch bereits hier das private Lesejournal als Notizbuch für Vielleser vorgestellt. Die an mich herangetragenen Rückmeldungen waren sehr unterschiedlich. Viele sahen in dem Buch genau das Produkt, nach dem sie schon lange gesucht hatten. Einigen war aber die Aufteilung zu starr und die reine Nutzung als Lesejournal zu langweilig.
Das stellte natürlich eine Herausforderung für mich da und ich schaute mich weiter um. Häufig waren die gängigen Notizbücher allerdings einfach nur ein Abklatsch der Moleskine-Angebote und konnten mich nicht wirklich überzeugen. Die Mitteilung aus dem Leuchtturm1917-Verlag, dass sie Notizbücher in neuen trendigen Farben herausbringen werden, kam also wie gerufen.

Daraufhin testete ich aus der "alten" Serie ein pinkes Modell mit blanken Blättern und ein neues Modell in einem kräftigen Orangeton, welches gepunktete Linien beinhaltet.


Alle Notizbücher der Reihe haben auf der ersten Seite in Inhaltsverzeichnis, welches ich mittlerweile ausgiebig nutze. Gerade mein pinker Begleiter braucht dringend solch eine Übersicht, weil ich die Informationen aus allen Seminaren, Sitzungen und Besprechungen eintrage. Hilfreich sind diesbezüglich auch die vorgedruckten Seitenzahlen.

Da ich wirklich sehr viel per Hand schreibe, stellt die Nutzung von  nicht-liniertem Papier für mich mittlerweile kein Problem mehr dar. Wer allerdings dazu neigt schnell schräg zu schreiben oder ohne Vorgaben zu schmieren, dem sei die gepunktete Version empfohlen.

Die Punkte sind wirklich sehr dezent gesetzt und fallen daher nicht sofort ins Auge. Sie bieten somit einen guten Anhaltspunkt für das Schreiben, nerven aber optisch nicht.
Zudem wird ein schönes Schreiben durch die gute Papierqualität unterstützt, welche den Stift nahezu gleiten lässt. Ich schreibe mit sehr unterschiedlichen Stiften und habe bisher nur gute Erfahrungen machen können. Selbst großflächige farbige Zeichnungen  die trotz intensiver Schraffierung nicht auf die nächste Seite durchgedrungen sind, habe ich vor lauter Langeweile schon erstellt.

Beide Varianten besitzen acht heraustrennbare Blätter für wichtige Notizen und eine Falttasche, in der man etwaige Notizzettelchen lagern kann.

Weiterhin gibt es ein Lesebändchen und das Buch kann per Gummi verschlossen werden.
Ein ganz besonderes Highlight sind die mitgelieferten Etiketten, mit denen man das Buch zu einem wirklich persönlichen Exemplar machen kann.

Wer dies noch auf die Spitze treiben will, kann sein Notizbuch direkt vom Verlag mit Abbildungen oder einer Namensprägung veredeln lassen. Nähere Informationen findet ich hier: Ein Buch wird dein Buch

Fazit: Die gute Qualität, die wundervollen Farben und das Preis-Leistungsverhältnis haben mich überzeugt!

Wer nähere Informationen zu den Notizbüchern und dem weiteren Verlagsangebot erhalten möchte, schaut hier vorbei: Leuchtturm1917
Die farbigen Notizbücher (bald auch in orange und marine) findet ihr hier: Notizbücher (farbig)

Bestellink (Amazon)


Donnerstag, 6. September 2012

Schwartz & Peteranderl, Germanen selbst erleben

Juliane Schwartz und Florian Peteranderl erklären in ihrem Buch auf interessante Art und Weise, wie die Germanen lebten und verknüpfen dieses Wissen mit Ideen, wie Erwachsene selbst aktiv werden können.

Das Werk ist in die Kapitel Haus und Hof, persönliche Ausstattung, Gesellschaft und Leben sowie Handwerk eingeteilt. Innerhalb dieser Kapitel wird meist einleitend etwas über die Germanen und ihren Eigenarten bezüglich der verschiedenen Bereiche berichtet. Anschließend erfolgen diverse Beschreibungen, wie man bestimmte Objekte selbst herstellen oder verschiedene Tätigkeiten durchführen kann. So wird nicht nur erklärt, wie Seife hergestellt wird oder Fischer geräuchert werden kann. Auch Bienenhaltung, das Gerben und Brennen von Keramik werden ausführlich erläutert. Die Sprache ist dabei durchweg verständlich und sehr klar. Die Anweisungen sind knapp gehalten, aber vollkommen ausreichend. Die Einteilung in die Bereiche "Was braucht man dazu?" und "Wie wird es gemacht?" sorgen dafür, dass man sofort einen Überblick erhält wie material- und zeitaufwendig die Arbeit sein wird.

Unterstützt werden alle Kapitel durch hervorragende Bilder, die in einer sehr hohen Zahl zu finden sind. Sie fügen sich harmonisch in den Text ein und unterstützen die eigene Vorstellungsgabe. Sie sind zudem sehr gut ausgewählt und führen, trotz ihrer hohen Anzahl, nicht zu einer Überfrachtung. Dies liegt auch an der sehr schönen Gesamtgestaltung des Werkes, die zum Beispiel Informationsseiten farblich hervorhebt und es so dem Betrachter beim Durchblättern ermöglicht, zwischen Informationen und Anleitungen sofort unterscheiden zu können. Weiterhin gibt es vielfältige Tipps, wie man die ein oder Sache modifizieren oder vereinfachen kann. Diese Zusatzangaben sind in schnell auffindbaren und farblich abgesetzten Kästchen untergebracht.

Abgerundet wird das Buch durch Einkaufstipps und weiterführende Literatur. Schon in dem Vorwort beschreiben die beiden Autoren, welche Grundausstattung bei dem Interessenten vorhanden sein sollte. In den letzten beiden Kapiteln geben Sie Hinweise, wo man die einzelnen Materialien in einer geeigneten Qualität und zu einem guten Preis beziehen kann.

Fazit: Ein gelungenes Werk, das grundlegende Kenntnisse vermittelt und tolle Reenactement-Ideen bietet. Für den interessierten Laien sind sie allerdings wahrscheinlich teilweise etwas zu umfangreich oder kostspielig.


2012. 1. Auflage
96 Seiten mit 120 farbigen Abbildungen. 

18 x 22,5 cm. 
Gebunden.
ISBN 978-3-8062-2518-1


EURO 14,95 


Link zum Verlag