Sonntag, 23. Dezember 2012

Simon Mawer: Die Frau, die vom Himmel fiel

- In Beaulieu wurde kein Hehl mehr daraus gemacht, wozu sie einmal eingesetzt werden sollten: Hier bildete man sie gezielt für das Leben im Untergrund aus. Eine Schule für Spione, sagte jemand. Sie hatten ihr einen Decknamen gegeben, den sie auch im Einsatz tragen sollte. Alice. Sie fand ihn passend. -

Marian Sutro ist 19 Jahre alt, als sie von der Special Operations Executive (SOE) für spezielle Einsätze im Ausland angeworben wird. Sie soll in dem unter deutscher Herrschaft stehenden Frankreich verschiedene Operationen leiten oder an ihnen teilnehmen. Dabei geht es vorrangig gar nicht so sehr um Spionagetätigkeiten, sondern um gezielte Zerstörungsaktionen, Hilfsleistungen für Untergrundkämpfer und dem Anwerben wichtiger Persönlichkeiten. 
Aufmerksam werden die Verantwortlichen auf Marian, weil sie als Mitglied der Women's Auxiliary Air Force (WAAF, Wikipedia-Artikel) ihren Dienst absolviert. Da sie somit im militärischen Bereich tätig ist, und auch teilweise mit sensiblen Informationen hantiert, wurde sie vorher selbstverständlich eingehend überprüft. Dadurch erfuhren ihre Vorgesetzten von ihren hervorragenden Französischkenntnissen und stellten ebenfalls fest, dass sie lange Zeit engen Kontakt zu einem wichtigen Physiker hatte, der momentan in Paris lebt und den Engländern große Hilfe leisten könnte. 
Da diese beiden Aspekte aber alleine für einen militärischen Untergrundeinsatz in Frankreich nicht ausreichend sind, muss Marian zunächst gedrillt werden und durchläuft eine harte Ausbildung, die sie auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereiten soll. Selbst die schwierigsten Passagen meistert sie gut und gewinnt dadurch auch den Respekt der meisten männlichen Teilnehmer. Das Training und die ungewohnte Anerkennung sorgen zudem dafür, dass sie langsam erwachsen wird und sich ihr Selbstbewusstsein steigert. Und obwohl sie das alles zunächst als eine Art Spiel sieht, fragt sie sich kurz vor dem Beginn der ersten Operation und dem dazugehörige Sprung aus einem Flugzeug doch, ob es sinnvoll war so schnell zuzustimmen. Denn bereits während der Vorbereitungsphase ist ihr bewusst geworden, dass es schwer ist während eines Einsatzes seine Gefühle zu verdrängen. Und besonders die Liebe kann ein zielführendes Denken blockieren.

Simon Mawer wurde in gewisser Weise von seiner Mutter zum Schreiben dieser Geschichte inspiriert. Sie war während des Zweiten Weltkrieges in der WAAF tätig und lernte in diesem Zusammenhang Ann-Marie Walters kennen, die ab 1943 für die SOE tätig war. Sie schrieb nach dem Kriegsende das Buch "Moondrops to Gascony". Darin berichtet sie von Untergrunderfahrungen, die sie in Frankreich machte. Mawers bekam dieses Buch als zehnjähriger Junge geschenkt und hat es seit diesem Tag mehrfach gelesen. Aus seiner Sicht werden die circa 50 Frauen, die in französischen Gebieten eingesetzt waren, nicht ausreichend gewürdigt. Es gibt zwar ein paar Bücher und Filme über einzelne Frauen, die allerdings meist aufgrund ihrer Beteiligung an besonders spektakulären Fällen in den Mittelpunkt gerückt werden. Mawer strebt eher eine Art literarisches Denkmal für alle Frauen an, die in der WAAF tätig waren.
Auf jeder Seite spürt man, dass Herzblut und Recherchezeit investiert wurden und beides einem persönlichen Anliegen folgend geopfert wurde. Auf der einen Seite versucht er durch die Protagonistin eine Geschichte zu erzählen, auf der anderen Seite möchte er aber objektiv bleiben. Durch Nebenhandlungen und verschiedene Perspektiven, die meist in den Dialogen an den Leser herangetragen werden, kann er die verschiedenen Handlungen und Beweggründe gut darstellen und kommt seinem Ziel recht nahe. Da zudem die Informationen, die sich auf den Agentenapparat oder die einzelnen Operationen beziehen, nicht platt und überbordend vermittelt werden, entsteht ein gut strukturiertes nicht zu komplexes Gebilde, dass den Leser leicht in die Vergangenheit und die recht unbekannte Welt der weiblichen Sonderagenten entführt. Dabei werden die historischen Ereignisse bewusst ausgespart beziehungsweise das Wissen darüber vorausgesetzt. Trotz der handwerklich guten Struktur steigt die Spannung nur sehr langsam an und man fragt sich in der ersten Hälfte immer wieder, was so interessant an dieser recht gewöhnlichen und noch unerfahrenen Frau sein soll. Wenn man allerdings am Ball bleibt, erhält man die Chance mit der Protagonisten zu wachsen. Je selbstbewusster Marian wird, desto spannender wird auch die Handlung. Dadurch entwickelte die Handlung in der zweiten Hälfte endlich eine ganz eigene Dynamik, die bis zum Schluss anhält und den Leser fesselt.

Unterstützend wirkt dabei eine recht harmonische Sprache, die nicht zu verschachtelt strukturiert ist und beim Lesen einen guten Rhythmus vorgibt. Schnell ist man in Marians Gedankenwelt eingetaucht und kann ihre Handlungen nachvollziehen. Allerdings verzweifelt man an manchen Stellen nahezu und könnte laut aufschreien, weil sie so extrem naiv wirkt. Auf der anderen Seite ist es wohl gerade diese Naivität, die sie dazu veranlasst hat, an diesen Operationen teilzunehmen. Und man darf ebenso nicht vergessen, dass man heutige Frauen nicht mit denen der 40er-Jahre gleichsetzen kann.

In die beschrieben Haupthandlung sind Aspekte einer Liebesgeschichte eingeflochten, die nie für eine lange Zeit in den Vordergrund treten oder so ausufernd beschrieben werden, dass es abschreckend wirken könnte. Sie sind eher das Salz in der Abenteuergeschichte und werden hin und wieder mit warmen Worten beschrieben, die manchmal so wirken als wollen sie einen intimen Moment oder einen liebevollen Gedanken beschreiben, der sehr zerbrechlich ist und durch überflüssige Worte zerstört werden könnte. In anderen Abschnitten wird jedoch alles wieder recht kühl beschrieben. Dies kehrt aber in gewisser Weise Marians Innerstes nach außen.

Insgesamt handelt es sich um einen soliden Roman, der allerdings erst in der zweiten Hälfte richtig Fahrt aufnimmt. Sprachlich gesehen ist das Werk recht passabel, aber nichts für den anspruchsvollen Leser. Man gewinnt leider den Eindruck, dass der Autor endlich mal etwas über das Thema schreiben wollte und viel Energie aufgewendet hat, aber seine Fähigkeiten nicht komplett ausgeschöpft hat.

Originaltitel: The girl who fell from the sky
Originalverlag: Little Brown
Aus dem Englischen von Klaus Timmermann Ulrike Wasel

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag,  
384 Seiten
 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-421-04565-2
€ 19,99 [D] | € 20,60 [A] | CHF 28,50* (* empf. VK-Preis) 
 


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Freitag, 14. Dezember 2012

Sylvia Englert & Silvio Neuendorf, Jonas fliegt zum Mond

Rezensiert für die Bücherkinder

Zum Glück befindet sich Jonas' Zimmer direkt unter dem Dach. Denn so kann er durch das schräge Fenster immer wieder den Sternenhimmel und den Mond betrachten. Eines Abends sieht er ein Signal leuchten, welches seinen Ursprung auf dem Mond haben muss. Er möchte unbedingt sofort erforschen, was sich dahinter verbirgt. Aber wie soll er da nur hinkommen? Ob seine Kuscheltiere wohl einen Rat haben? Nur der Oktopus Olli kann helfen, weil er weiß, wie man eine Rakete baut. Gemeinsam arbeiten sie an ihrem Fluggerät und starten wenige Zeit später alle zusammen in Richtung Mond. Als sie dort eintreffen, finden sie zwar große Spuren, das Blinken ist jedoch verschwunden. Die Reise ist also noch nicht beendet und außerdem stimmt irgendetwas mit dem Oktopus nicht. Was für ein Geheimnis trägt er mit sich herum?

Die fantasievolle Geschichte über Jonas und seine Reise zum Mond wird durch sehr klare Zeichnungen in ansprechenden und nicht zu grellen Farben verstärkt. Ein Bild erstreckt sich immer komplett über die zwei Buchseiten und dient somit auch als eine Art Hintergrunddarstellung, die kleine Überraschungen bereit hält. So kann man auf fast jeder Seite kleine grüne Reisende entdecken, die Jonas überhaupt nicht beachtet.
Der Text ist im Allgemeinen verständlich und hat genau die richtige Vorleselänge für ca. 4 bis 6 Jahre alte Kinder. Hinzu kommt, dass es nur sehr wenige Fantasiewörter gibt und trotz des technisch-naturwissenschaftlichen Themas keine Fremdwörter auftauchen. Alle Ereignisse werden kindgerecht beschrieben und wirken auf den Vorleser und den Zuhörer sehr ansprechend. Dazu tragen auch die vielen Dialoge bei, welche humorvoll formuliert sind. Und natürlich sollte man auch nicht vergessen, dass das Abenteuer an sich so spannend ist, dass man unbedingt weiterlesen muss.

O-Ton Paul (fast 6): Ich mag Jonas. Er will unbedingt herausfinden, wer die Signale gibt. Und außerdem steht Darth Vader auf seinem Tisch. Und er hat ein Modell der Enterprise.



Ab 4 Jahren / 32 S.
28,8 cm x 22,2 cm

12,95 € [D], 13,40 € [A], CHF 18,90
inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
ISBN: 978-3-7607-6869-4
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Montag, 10. Dezember 2012

Andreas Dierßen & Ralf Butschkow, Traktor fahrn

Florian, der mit seinen Eltern und der jüngeren Schwester in einem kleinen Dorf lebt, hat ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Opa. Dieser hat einen Bauernhof außerhalb des Dorfes und wird dort oft von seinem Enkel besucht. Gemeinsam sind sie dann mit dem alten Deutz-Traktor unterwegs, der Robert heißt und sprechen kann.
Als Florian mal wieder auf den Hof geradelt kommt, hat sein Opa eine Überraschung für ihn. Er bekommt doch tatsächlich einen eigenen Traktor. Es handelt sich um einen roten McCormick, der auf den Namen Arthur hört und natürlich auch sprechen kann. Zwischen dem Traktor und dem kleinen Jungen entwickelt sich schnell eine dicke Freundschaft, die jedoch auch schnell starke Risse bekommt. Beide haben sich nicht an das Versprechen gehalten, welches sie dem Opa gegeben haben und bauen daraufhin einen Unfall. Die Schuld dafür schieben sie sich gegenseitig zu. Und gerade jetzt braucht Florians Opa beide dringend.
Rezensiert für www.buecherkinder.de

Die Geschichte von Freundschaft, Streit und Mut wird durch sehr detailgetreue Illustrationen unterstützt. Neben der eigentlichen Handlung findet man auf jedem Bild witzige Situationen, die zum Reden und Lachen anregen. Obwohl sie nicht zu der eigentlichen Geschichte gehören, lenken sie den Leser oder Betrachter nicht zu stark. Was meinen Testbetrachter aber zunächst irritiert hat, waren die menschlichen Attribute, die den Fahrzeugen zugewiesen werden. Der Gegensatz zwischen der sehr realitätsnahen Geschichte und den sprechenden Traktoren war für ihn anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Die warmen und zärtlichen Worte, mit denen die Beziehung zwischen dem Protagonisten und seinem Großvater beschrieben werden, gleichen solche Gegensätze aber aus meiner Sicht wieder auf. Die Dialoge sind ebenfalls interessant und kindgerecht gestaltet. Zudem ermöglicht eine kurze Satzlänge ein angenehmes und flüssiges Lesen, das besonders in der spannenden zweiten Hälfte zum Tragen kommt.

Betrachtet man zusammenfassend das Buch aus der Sicht des Vielleser, muss man sagen, dass der besondere Kick, mit dem sich ein Werk von den vielen Konkurrenten abhebt, leider fehlt.



12,95 €
32 farbige Seiten
21,6 cm x 27,5 cm
Erschienen: 19. Jul 2012
ISBN: 978-3-8303-1195-9


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Freitag, 7. Dezember 2012

Wundervolle Überraschungspost

Seit drei Jahren und drei Monaten bin ich bereits bei vorablesen.de aktiv.
Die Seite war auch maßgeblich daran beteiligt, dass ich diesen Blog eröffnet habe. Denn dort habe ich gleichgesinnte Bücher-Verrückte getroffen, die mir viele Tipps und wohlwollende Worte entgegengebracht haben.

Mehrmals im Jahr werden auf der Seite so genannte Edelfedern und Fleißbienen ausgewählt. Die Namen verraten schon, was sich hinter dem ausgezeichneten Mitglied verbirgt. Interessant daran ist aber auch, dass die Preisträger vorher von den anderen Mitgliedern im Forum nominiert werden.

Da ich mir nie irgendwelche Chancen ausgerechnet habe und in den letzten Monaten nicht so aktiv war, dass ich die Leistungen der anderen wirklich gut einschätzen konnte, habe ich die Diskussion gar nicht verfolgt.
Deshalb habe ich mir auch gar nichts bei dem Paketschein gedacht, der sich gestern in meinem Briefkasten befand. Heute morgen bin ich dann noch schnell zur Post und konnte ein Paket abholen, das aus dem Ullstein-Verlag kam. Aber auch beim Lesen des Absenders hatte ich keine Idee, was sich in dem Paket befinden würde.
Um so erfreuter war ich dann beim Lesen des Briefes. Ich wurde doch tatsächlich als Edelfeder ausgezeichnet und habe dieses tolle Buchpaket bekommen:
Das ist natürlich ein wundervolles nachträgliches Nikolausgeschenk. Danke an vorablesen.de, recht herzlichen Dank an die Verlage, die die Bücher zur Verfügung gestellt haben und natürlich ein dickes MERCI an diejenigen, die mich nominiert haben. Für mich ist das eine riesige Anerkennung, die ich gerade sehr gut gebrauchen kann :-)

Montag, 3. Dezember 2012

Fabian Lenk, Dino Terra. Angriff des Triceratops

Aus meiner Generation kennen wohl alle Jurassic Park. Aber was ist mit den kleinen begeisterten Forschern, die heute großes Interesse an der Welt der Dinosaurier haben? Für sie gibt es die Reihe Dino Terra aus dem Hause Coppenrath. Bisher sind vier Bände und zwei CDs mit den Zukunftsgeschichten entstanden.

Wir haben den dritten Teil der Reihe gelesen.
Wie in den anderen Bänden auch, wird von Abenteuern berichtet, die im Jahr 2050 auf dem Planeten Dino Terra spielen. Dort hat sich ein Dino-Park etabliert, der als touristisches Ausflugsziel genutzt wird. Zudem gibt es eine ganze Stadt, in der Menschen leben. Aus Sicherheitsgründen ist sie von einem Schutzschild umgeben und ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem sorgt dafür, dass die fleischfressenden Dinosaurier nicht einfach durch die Straßen pilgern und wahllos Bewohner verspeisen. Doch eines Tages treffen die drei Freunde Raffael, Elena und Laurin mitten in der Stadt auf einen Dinosaurier. Anscheinend hat ein Hacker die gesamte Sicherheitstechnik außer Betrieb gesetzt. Nun wird es nicht mehr lange dauern, bis auch nicht ganz so friedliche Tiere in die Stadt vordringen werden.
Können die drei Freunde eine Katastrophe verhindern?

Obwohl die Bücher eine Altersempfehlung von 8 Jahren erhalten haben, wollten wir uns trotzdem an die Geschichte wagen. Natürlich ist es für den Vorleser und den Zuhörer anstrengend einer so langen Geschichte zu folgen. Aber auf den knapp hundert Seiten gibt es viele Möglichkeiten eine Pause einzulegen und am nächsten Tag fortzusetzen. Dabei helfen unter anderem die schönen Zeichnungen, die natürlich seltener als in einem Buch für kleinere "Leser" auftauchen, dennoch einen guten Gesprächsanlass bieten und die Handlung völlig ausreichend visualisieren. 
Die Sprache und der Handlungsverlauf sind auch für kleinere Kinder sehr verständlich. Beide Aspekte sorgen für einen hervorragenden Spannungsbogen, der dann doch einmal dazu führt, dass man einen längeren Abschnitt als üblich liest. 
Einzig die Fantasienamen sowie die Artbezeichnungen der Saurier lassen den Vorleser dann hin und wieder stocken. Hilfreich sind hier diverse Internetseiten, die die Aussprache erklären. Und selbst wenn diese einmal nicht korrekt sein sollte, hilft der kleine Experte oder die rasante Geschichte sorgt dafür, dass der Patzer gar nicht auffällt. 

Fazit: Ein spannendes Buch, das verständlich geschrieben und gut illustriert ist. Eine Affinität zu Dinosauriern sollte aber schon vor dem Lesen vorhanden sein.


Bestellnummer: 60587
ISBN: 978-3-649-60587-4
Coppenrath Verlag
Format: 15,5 x 21 cm
Seiten: 112
ab 8 Jahren

€ 9,95

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Donnerstag, 22. November 2012

Coralie Saudo & Kris Di Giacomo, Mein Papa, der ist groß und stark, aber...

Ich will nicht ins Bett!

Rezensiert für www.buecherkinder.de
Ein Papa ist meist viel größer und stärker als sein eigenes Kind. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sein Leben reibungslos verläuft und er ohne Hilfe des Nachwuchses auskommt. Manchmal gibt es sogar Probleme, die jeden Abend wiederkehren. In dem Buch von Saudo und Di Giacomo will der große und starke Papa einfach nicht schlafen gehen. Sein Sohn probiert es auf die freundliche Art und Weise und als das nicht fruchtet, schlägt er den strengen Weg ein. Aber der Papa will einfach nicht ins Bett. Da hilft nur das Vorlesen einer Geschichte. Doch wird er sich heute mit einer Geschichte zufriedengeben oder gibt es wieder ein großes Theater?

Jeder, der schon einmal ein kleines Kind ins Bett gebracht hat, kennt wohl die Debatten mit den Kleinen und kann unzählige Methoden aufzählen, mit denen man versucht hat das Problem in den Griff zu bekommen. Die Idee den gesamten Ablauf einmal umzudrehen und das Kind in die Rolle des Erwachsenen zu stecken ist einfach fantastisch. Der Autor schafft es zudem durch seine liebevollen Worte und die lustigen Handlungen der beiden Protagonisten eine ganz besondere Atmosphäre zu erschaffen. Die passenden Bilder von Coralie Saudo sorgen für ein wundervolles Erlebnis am Abend, welches von Freude, Erstaunen aber auch von Nähe geprägt ist. Denn der kleine Sohn kümmert sich ganz hervorragend um seinen großen Papa und weiß genau, was es bedeutet Geborgenheit zu bieten. 

Dieses Buch sollte in jedem Bücherregal stehen!

O-Ton des Testlesers: Eine tolle Geschichte mit einem lustigen Papa und einem schönen Ende.


Hardcover 
Größe 23,50 x 30,50 cm 
32 Seiten 
Alter ab 3 Jahren 
ISBN 978-3-551-51784-5 
€ 16,90 
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Sonntag, 18. November 2012

Asiatisch gut gekocht! Das Grundkochbuch

Das Buch ist zunächst in drei große Abschnitte unterteilt:
1. Alles, was man braucht
2. Jetzt wird gekocht
3. Das sind die Rezepte

In dem ersten Drittel geht es nicht nur um die notwendigen Küchenwerkzeuge, sondern auch um den richtigen Umgang mit Gemüse, Pilzen, Kräuter, Früchte, Gewürze, Paste, Saucen, Reis- und Nudelsorten. In jedem Abschnitt findet man wichtige Grundinformationen, Tipps für die Auswahl der richtigen Zutaten und Beschreibungen für den richtigen Umgang mit den Lebensmitteln. Bereits dieser Abschnitt wird durch tolle Fotos ergänzt, die nicht einfach nur das jeweilige Objekt zeigen, sondern auch einzelen Schritte der Verarbeitung darstellen.

Hat man diese Basics "gelernt" werden einem die Grundtechniken und erste Rezepte erläutert. Zu den Techniken zählen das Wokken, Schmoren, Dämpfen und Frittieren. Diese werden nicht nur kurz vorgestellt, sondern auch in einzelne Schritte unterteilt und bebildert erläutert. Wenn man möchte kann man dies gleich an einfachen Rezepten ausprobieren. Sinnvoller ist es aber zunächst in dem darauffolgenden Abschnitt die Basicrezepte zu betrachten. Hier wird die Herstellung eigener Pasten, Saucen und Dips sowie das korrekte Reiskochen erläutert.

Im dritten und größten Abschnitt des Buches (ca. 150) findet man Rezepte aus den verschiedensten Ländern und für die verschiedensten Gelegenheiten. Unterteilt sind die Kochanleitungen in:
- Suppen, Salate & Snacks
- Gemüse & Hülsenfrüchte
- Currys
- Fisch & Meeresfrüchte
- Fleisch & Geflügel
- Nudeln, Reis & Tofu
- Desserts

Die Zutaten werden sehr übersichtlich und für vier Personen aufgelistet. Zudem werden besondere Werkzeuge und der Zeitbedarf extra aufgeführt. Unter der Überschrift "Das ist wirklich wichtig" findet man zudem wichtige Tipps für das Gelingen des Rezeptes. Weiterhin gibt es Hinweise für verschiedene Varianten und durch kleine Symbole werden das Herkunftsland der Speise und die jeweilige Kochtechnik angezeigt.
Die jeweiligen Verarbeitungsschritte werden ebenfalls sehr übersichtlich und in einer sehr angenehmen und verständlichen Sprache erläutert. Die sehr gelungenen und teilweise großformatigen Bilder unterstützen die Erläuterungen sehr gut und bieten häufig Anregungen für das Anrichten der Mahlzeit. Man hat dadurch keine Probleme bei der Zubereitung.

Zwischen den wird auf einer Doppelseite immer eins der 11 Länder beschrieben, aus denen die Rezepte stammen. Dabei handelt es sich natürlich eher um oberflächliches Länderwissen oder um interessante Neben- sächlichkeiten. Da es sich aber hier um ein Kochbuch und nicht um einen Reiseführer handelt, ist diese Darstellung durchaus legitim.

Das große Format war bei der ersten Betrachtung wunderbar und hat beim Lesen keine Probleme bereitet. In der Küche muss man es dann zwar hinlegen, aber durch die sehr langen Seiten bleibt das Buch auch gut geöffnet und fällt nicht wieder zu. Für das schnelle und erneute Auffinden der richtigen Seite gibt es sogar ein rotes Lesebändchen. Was wirklich sehr ärgerlich ist, sind einige Rechtschreibfehler, die das doch sehr ästhetische Werk etwas zerstören.

Fazit: Lecker! Ein wunderbares Kochbuch für Genießerköche, die die asiatische Küche mögen und keine Probleme mit der Besorgung nicht alltäglicher Zutaten haben.

224 Seiten
Integralband
267 x 235 x 19 mm (LxBxH)
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-440-13271-5
Art.-Nr.: 13271 
€ 19,95

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Samstag, 10. November 2012

Kai Lüftner; Achtung, Milchpiraten

- Unglaublich haarsträubende Abenteuergeschichten für Schreihälse, Nasebohrer, Dreckspatzen, Nicht-Stillsitzenkönner, Essen-Manscher, Wand-Beschmierer, Popel-Schnipser, Stuhl-Kippler und Zahnlücken-Pfeifer - und alle anderen. Auch für Mädchen. -


Die Insel Pingpong wurde durch einen großen Sturm geteilt. Nun existieren die zwei Inseln Ping und Pong, die allerdings nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind. Auf den Inseln gibt es zwei Gruppen oder vielleicht sollte man sie eher Cliquen nennen. Auf Pong haben sich zehn Jungen und ein Kater zusammen- geschlossen, die nun als Milchpiraten bekannt sind. Auf Ping gibt es eine reine Mädchen-Clique, die sich ganz einfach Medels nennt und die Jungs von Pong eher nicht leiden kann. 

In dem vorliegenden Buch stellt der Autor die Milchpiraten ausführlich und ihre Lebenswelt in groben Zügen vor. Dabei geht es hauptsächlich darum, dass die Sommerferien gerade begonnen haben und die Clique bei Bruno ein kleines Fest feiern will. Er hat einen tollen Garten mit einer coolen Bude, die aus einem alten Wohnwagen zusammengebaut ist. Außerdem sind seine Eltern mit den Schwestern für zwei Tage verreist. Doch leider läuft nicht alles nach Plan und ein riesiges Chaos entsteht, welches die Milchpiraten wieder ordnen müssen. Am besten sollten sie das hinbekommen bevor Brunos Eltern zurückkommen. Das ist aber einfacher gesagt als getan.

Ich habe das Buch zunächst alleine gelesen, weil ich mir nicht sicher war, ob der Umfang und die Geschichte schon für einen Jungen geeignet sind, der noch nicht einmal sechs Jahre alt ist. Nach der Lektüre war ich noch verunsicherter, weil ich befürchtete, dass die vielen Figuren und die recht komplexe Handlung den jungen Zuhörer überfordern könnten. Aber beim Vorlesen wurde ich positiv überrascht. Recht schnell hat sich eine wundervolle Dynamik zwischen Zuhörer und Buch entwickelt. Mein Sohn war regelrecht gefesselt von der Geschichte und forderte mich immer wieder zum Weiterlesen auf. Das Problem mit den vielen Figuren löste sich durch die Nutzung der Sticker, welche sich in dem Buch befanden. Darauf waren alle Milchpiraten namentlich aufgeführt.
Insgesamt ist die Sprache kindlicher und adäquater als es auf den ersten Blick erscheint. Im Zusammenspiel mit einer angemessenen Satzlänge, die ein gutes Vorlesen ermöglicht und die Aufmerksamkeit des Zuhörers nicht überstrapaziert, ergibt sich ein humorvoller Text, der auch schon für Kinder interessant ist, die kurz vor der Einschulung stehen. Unterbrochen wird diese "normale" Erzählung durch Tagebucheinträge des Oberpiraten. Hier wird in Umgangssprache geschrieben und die komischen Wörter, welche Erwachsene manchmal benutzen, werden aufgegriffen und zweckentfremdet. Wer vorher nicht schon lachen musste, wird es auf jeden Fall an diesen Stellen tun. 
Eine weitere Auflockerung stellen einige Zeichnungen dar, die aus der Feder von Judith Drews stammen. Sie hält noch einmal bestimmte Situationen fest oder rückt einen der Piraten in den Mittelpunkt.

Fazit: Ein Buch, in dem mehr steckt als man auf den ersten Blick erahnen kann. Es ist ein tolles Werk für kleine Abenteurer und solche, die es werden wollen.


12,99 € [D] | 13,40 € [A] 
 
Mit zweifarbigen Illustrationen von Judith Drews
112 Seiten  
ISBN-13: 9783827055163

 
 
 
 

Donnerstag, 1. November 2012

Peter Koebel, Fischmarie

Marie hat aus ihrem ganz durchschnittlichen Leben in einer typischen Kleinstadt etwas völlig Anderes und teilweise sehr Aufregendes gemacht. Dass sie aber eines Tages in einem Verhörraum sitzen wird, weil sie auf der Frankfurter Buchmesse einen Verleger tot aufgefunden hat, war nicht vorhersehbar. Und jetzt hat sie dem Polizisten auch noch den Ausweis gegeben, der sie als Gudrun Baader identifiziert. Wenn der Polizist da nicht stutzig wird, muss er ein ganz besonders dummes Exemplar seiner Gattung sein. Und es wird auch nicht lange dauern bis er auf die Beziehung beziehungsweise das Arrangement zu sprechen kommt, welches Marie und der Verleger hatten. Ihre Situation ist sicherlich nicht einfach, aber bisher hat sie so viele Klippen umschiffen müssen, dass sie an dieser jetzt wohl nicht zerschellen wird.
Aber wie kam sie überhaupt in diese Situation und welche dunklen Geheimnisse möchte sie lieber nicht aufdecken?

Die Geschichte der sehr schlagkräftigen Frau, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens wandelte und auch kein Kind von Traurigkeit ist, wird in zwei verschiedenen Strängen erzählt. Da gibt es zunächst die Vorkommnisse rund um den Leichenfund und die Befragung. Hier agiert sie sehr humorvoll und selbstbewusst, spricht aber mehr als einmal Dinge aus, die man in solch einer Situation lieber nur denken sollte. So manövriert sie sich ab und an mit ihren Kommentaren, die spitz wie eine Nadel sind, ins Abseits. Dabei bleibt sie allerdings bei der Wahrheit und nimmt einige Aspekte des Verlagswesens aufs Korn. Für Personen, die sich direkt angesprochen fühlen mag die Figur daher vielleicht etwas arrogant wirken. Für Leser, die den Literaturbetrieb aber gerade so kennengelernt haben oder "Laien" sind, ist es einfach nur amüsant ihren Analysen zu lauschen. Sie kann sich bissige Kommentare auch erlauben, weil sie nicht Teil des ganzen Rummels ist. Marie ist sozusagen ein kritischer Zuschauer, der ja nicht auf die Gunst der Schauspieler angewiesen ist und daher seine ungeschönte Meinung abgeben kann.
In einem zweiten Erzählstrang berichtet die Protagonistin von ihrer Sozialisation und somit den wichtigsten Punkten ihrer Biografie. Sie zeichnet damit den Weg nach, den sie bis zum Zeitpunkt der Buchmesse gegangen ist.

Dieser kurze Überblick vermag jetzt noch nicht recht zu zeigen, dass es sich um eine runde und sehr witzige Geschichte handelt. Die wichtigste Zutat dieses Werkes habe ich nämlich noch nicht genannt. Verantwortlich für den letztendlich durchweg humorvollen Text, der den Literaturbetrieb auf der einen Seite mit einem Augenzwinkern betrachtet und auf der anderen Seite aus dem dann doch nicht so typischen Leben einer interessanten Frau berichtet, ist die junge und frische Sprache des Autors. Peter Koebel schafft es in dem Leser ein sehr ambivalentes Gefühl auszulösen.  Denn durch das Springen zwischen den Erzählebenen entsteht auch ein ständiges Hin und Her für den Leser. Gerade lacht man sich noch über einen schnippischen Kommentar schlapp und schon befindet man sich wieder in der tiefsten Tristesse, die nicht zu enden scheint. Hinzu kommt, dass die Geschichte einen geradezu perfekten Spannungsbogen beinhaltet, der den Leser am Zuklappen des Buches hindert. Man will nicht nur wissen, ob Marie jetzt den Verleger umgebracht hat. Nein, auch die Frage nach ihrer eigenen Geschichte treibt einen immer wieder um.

 Fazit: Ein kleiner feiner Roman voller Witz und Charme. Unbedingt lesen!


Roman
ISBN: 978-3-86286-024-1

184 Seiten
Hochwertige Klappenbroschur
12,80€ (D)     

Gerade erschienen!



Dienstag, 23. Oktober 2012

Nele Neuhaus, Böser Wolf

Da der Kenntnisstand meiner Blogleser bezüglich der älteren Werke von Nele Neuhaus sicherlich sehr unterschiedlich ist, möchte ich die übliche Struktur meiner Rezensionen etwas aufbrechen und heute in drei Schritten vorgehen. Ich stelle euch zunächst die Autorin und ihren Werdegang vor, anschließend gehe ich auf die Reihe ein, in der "Böser Wolf" erschienen ist und im letzten Abschnitt geht es um das Buch.

Die Autorin
Nele Neuhaus wurde in Münster/Westfalen geboren und verbrachte ihre ersten Lebensjahre in Paderborn. Doch in ihrer Kindheit verschlug es sie in den Taunus, wo sie heute noch stark verwurzelt ist. Schon recht früh schrieb sie ganze Schulhefte mit Geschichten voll und erklärte jedem nachfragenden Menschen, dass sie unbedingt Schriftstellerin werden möchte. Ihre Eltern kamen dem Wunsch insofern nach, dass sie ihr Anfang der 80er Jahre eine Reise- schreibmaschine schenkten, welche zu einem treuen Begleiter wurde. Nach ihrem Schulabschluss arbeitete Nele Neuhaus zunächst als Sekretärin in einer Werbeagentur und versüßte sich ihre Freizeit mit Reittraining und Turnier- teilnahmen. Auf einem solchen Turnier lernte sie ihren Mann kennen mit dem sie das Hobby und in den folgenden Jahren auch die Arbeitsstelle teilte. In dem Fleischereibetrieb der Familie gab es immer viel zu tun und das Schreiben rückte in den Hintergrund. Wenn sie im Urlaub oder in der Freizeit zum Schreiben kam, wurde sie von ihrem Mann stets nur belächelt. Selbst ihr Vorhaben ein eigenes Buch zu veröffentlichen, wird er wohl zunächst für einen Spaß gehalten haben. Und vielleicht hat er sich auch ein wenig gefreut als das erste Manuskript, welches 1000 Seiten umfasste, keinen Abnehmer fand. Doch seine Frau war von ihrer Geschichte einer New Yorker Investmentbankerin so überzeugt, dass sie nach alternativen Wegen suchte. Mit Hilfe des "Book on demand"- Verfahrens ließ sie eine überarbeitet Version des Buches "Unter Haien" in einer Auflage von 500 Stück drucken. Durch harte Arbeit und Mundpropaganda schaffte sie alle Exemplare zu verkaufen. Daraufhin begann sie ein neues Buch zu schreiben, das eine lokale Prägung haben sollte. Mit "Eine unbeliebte Frau" erblickte das Duo Kirchhoff & von Bodenstein das Licht der literarischen Welt und ermittelt seit diesem Tag gemeinsam im Taunus. Die Erstauflage von 1.000 Stück verkaufte sich wie warme Semmeln und machte eine Fortsetzung unausweichlich. Am 18.11.2006 erschien daher "Mordsfreunde" in einer Auflage von 5.000 Stück. Bis zu der Übernahme von Ullstein verkaufte die Autorin sogar 10.000 Exemplare. Aufmerksam wurde der Verlag auf Nele Neuhaus durch einen Zufall. Eine Buchhändlerin wies eine Verlagsvertreterin auf das Werk hin. Diese las es, war begeistert, reichte es an die Lektoren des Hauses weiter. Diese setzten sich daraufhin mit Nele Neuhaus in Verbindung und boten ihr 2008 einen Vertrag an. Im Sommer 2009 erschien dann "Tiefe Wunden" und auch die ersten beiden Romane wurden in das Verlagsprogramm aufge-nommen. Mittlerweile ist Nele Neuhaus eine der wichtigsten Aushängeschilder des Verlages. 
Gleichzeitig veröffentlichte sie aber auch sehr erfolgreich Jugendbücher, die vom Thienemann -Verlag herausgebracht werden.

Die Reihe
Im Mittelpunkt der Krimis stehen die beiden Kommissare Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Sie arbeiten im Hofheimer K11 und versuchen im Taunus-Gebiet Mordfälle aufzuklären. Im ersten Band arbeiten die beiden auch das erste Mal zusammen an einem Fall und der Leser bekommt einen  Einblick in die Arbeitsweise und den Charakter der beiden Protagonisten. In den folgenden Bänden kann man auf wunderbare Art und Weise ihre berufliche Entwicklung und privaten Irrwege miterleben. Zudem ist man hautnah dabei, wenn sie in ganz unterschiedlichen Bereichen ermitteln und die verschiedensten Fälle bearbeiten. Jeder Band wird von einem großen Thema umspannt, dass nicht unbedingt kriminalistischer Natur sein muss. So ging es zum Beispiel in "Wer Wind sät" um einen geplanten Windpark und die damit zusammenhängenden Subventionen sowie Proteste der Bevölkerung. Ganz typisch für die Krimis ist zudem der Aufbau verschiedener Handlungsstränge, die gleich zu Beginn eingeführt werden. Weiterhin gibt es immer sehr viele Akteure, deren Identität teilweise erst im Verlauf der Handlung geklärt wird. Beide Aspekte werden von Kritikern immer wieder bemängelt und teilweise als amateurhafter Stil abgestempelt. Ich sehe das nicht so, da gerade das schrittweise Verbinden der Handlungsstränge und das langsame Hervorheben einzelner Personen für mich eine sehr reizvolle Art darstellt Spannung aufzubauen. Selbst Pia und Oliver stellen erst nach und nach fest, dass mehrere Fälle oder zurückliegende Ermittlungen mit dem aktuellen Fall zusammenhängen. Der Leser begleitet dadurch die beiden auf der Jagd nach Verbrechern und obwohl man teilweise als Außenstehender über mehr Informationen verfügt, kann man oft nur spekulieren wie alle Teilaspekte tatsächlich miteinander in Verbindung stehen.
Die Wahrheit erfährt man wirklich erst gegen Ende eines jeden Bandes.

Das Buch
"Böser Wolf" ist der sechste Band der Reihe und beginnt mit einer Szene, in der ein Kindesmissbrauch angedeutet wird. Für Pia und Oliver geht es aber zunächst erst einmal um die Leiche einer 16-Jährigen, die aus dem Main gezogen wurde. Man hat sie auf sehr grausame Weise misshandelt und ermordet. Allerdings wird sie nicht vermisst und aufgrund des schlechten Zahnstatus ist es nicht möglich sie zu identifizieren. Neben ihr wurde auch ein Junge gefunden. Dieser war zwar sturzbetrunken, aber noch am Leben. Er scheint nur in den Fluss gefallen zu sein und hat nichts mit dem toten Mädchen zu tun. Es handelt sich also um einen reinen Zufall, der allerdings erst auf die Leiche aufmerksam gemacht hat. Weitere Untersuchungen und öffentliche Aufrufe führen nicht zu neuen Erkenntnissen. Das K11 tappt im Dunkeln und stürzt sich daher erst einmal in einen neuen Fall. Eine Fernsehmoderatorin, die gerade an einem brisanten Thema arbeitete, wird brutal überwältigt und ähnlich schwer misshandelt, wie das aufgefundene Mädchen. handelt es sich etwa um denselben Täter?


Wie bereits erwähnt gibt es auch in dem aktuellen Band eine Vielzahl von Handlungssträngen und Personen. Das mag nicht jedem Leser gefallen, weil es eine gewisse Konzentration und im weiteren Verlauf Kombinationsgabe erfordert. Ich finde diese Form aber auch hier wieder sehr spannend, weil sie zum Mitdenken und Mitfiebern anregt. Wer das Ermittlerduo aber noch nicht kennt und Angst vor zu vielen Informationen hat, den kann ich trösten. Ganz sanft und irgendwie nebenbei bekommen die Leser wichtige Informationen serviert, die für die Handlungen relevant sind. Da dies eigentlich für alle Neuhaus-Bücher gilt, kann man auch immer irgendwo in die Reihe einsteigen. 

Hat man mehrere oder sogar alle Bände in der Reihenfolge der Erscheinung gelesen, kann man mit einer gewissen Freude feststellen, dass die Autorin ihren Stil immer wieder verbessert. Die Teilgeschichten werden raffinierter miteinander verstrickt und die sprachliche Qualität steigert sich von Buch zu Buch. Weiterhin habe ich den Eindruck gewonnen, dass auch die Satzstruktur positiv überarbeitet wurde. Hier haben sich anscheinend Autorin und Lektor(in) aufeinander zubewegt und gemeinsam bei jedem neuen Text Verbesserungen erarbeitet. Für den Leser bedeutet dies auch, dass der Lesefluss, welcher schon immer gut war, noch angenehmer wird. Alle Aspekte zusammen sorgen für eine gesteigerte Spannung und eine Geschichte, die sehr rund wirkt und den Leser rasch mitreißt.

Fazit: Absolute Leseempfehlung! Das Buch packt einen von der ersten Seite an, lässt einen während der ganzen Lesezeit nicht mehr los und die Geschichte wabert noch lange in dem Kopf des Lesers herum. 


480 Seiten € 19,99 [D]

gebunden mit Schutzumschlag

€ 19,99 [D], € 20,60 [A], sFr 27,90

ISBN-13: 9783550080166 


Link zur Verlagsseite

Sonntag, 21. Oktober 2012

Demnächst: Nele Neuhaus, Böser Wolf

Ich habe die Rezension schon per Hand vorgeschrieben, komme aber leider heute nicht mehr zum Abtippen und Veröffentlichen. Ja, der Brotberuf hat nun einmal Vorrang. Also müsst ihr euch leider noch ein oder zwei Tage gedulden.

Zudem suche ich noch immer die Gewinnerin des Buches "Frisch gepresst" (plus Zubehör). Nähere Infos findet ihr hier.

Bis morgen oder übermorgen,
Charlene

Montag, 15. Oktober 2012

Ich bin dann mal...

... für fünf Tage mit einem Geschichtskurs in Polen. Vielleicht habe ich in den nächsten Tagen trotzdem Zeit für eine kleine Meldung. Versprechen kann ich aber nichts.

Liebe Grüße
Charlene

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Cally Stronk & Judith Drews, Willkommen im Zoo!


In dem Buch von Cally Stronk und Judith Drews werden insgesamt 19 ganz unterschiedliche Tiere vorgestellt. Da die Leser und/oder Betrachter erraten sollen, um welches Tier es sich handelt, erfolgt die kurze Beschreibung in Reinform und gibt manchmal nur wenige Hinweise preis. Vom ersten bis zum letzten Tier wird das Erraten sogar immer schwerer, weil die Tipps, zumindest meinem Eindruck nach, immer mehrschichtiger werden. Jeder Quiztext endet mit den Sätzen „Weißt du’s? Komm und sag es mir! Rate: Ich bin welches Tier?“, die den kleinen Ratefüchsen gut gefallen und nach kurzer Zeit bereits mitgesprochen werden.
Rezensiert für www.buecherkinder.de
Glaubt man die Lösung gefunden zu haben, kann man umblättern und findet auf der Rückseite eine entsprechende Zeichnung und einen Infotext, der teilweise wirklich lustige und eher unbekannte Details enthält. Zudem wird durch Symbole sofort erkennbar welche Feinde das Tier hat, was es selbst frisst und ob es zu den gefährdeten Arten gehört. Als Mutter und Vorleserin empfand ich es an dieser Stelle als besonders angenehm, dass eher gediegene Farben (Gelb, Orange, ein helles Blau und ein wenig Grün) verwendet wurden. Sie wirkten sehr beruhigend und lenkte nicht von den eigentlichen Informationen beziehungsweise dem Raten ab.
Wenn man das Tier nicht finden konnte oder die Lösungen bereits auswendig kennt, laden der sehr kindgerechte Text und die klar strukturierten Zeichnungen immer wieder zu neuen Gesprächen ein. Teilweise dienen sie sogar als Ausgangspunkt für eigene Geschichten oder das Rechercheiren zusätzlicher Informationen. Dafür kann man auch die beiden Karten nutzen, die sich im Anhang befinden. Einmal handelt es sich um eine fiktive Zookarte, die jedoch sehr an den Berliner Zoo erinnert. Die andere Karte gibt die weltweiten Lebensräume der verschiedenen Tiere wieder.

Fazit: Ein toller Einblick in die sehr vielfältige Tierwelt und ein super Quizbuch, das Spaß bringt.


EUR 12,95
ISBN 978-3-407-79473-4
1. Auflage 2012. 56 Seiten.
Gebunden.
Ab 4 Jahre



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Donnerstag, 4. Oktober 2012

Sina Beerwald, Hypnose

- Aber das würde bedeuten, sie wäre in eine riesige Verschwörung hineingeraten. Viel lieber wollte sie an eine Halluzination glauben, auch wenn das kaum weniger beängstigend war. -


Über die Autorin
Sina Beerwald, Jahrgang 1977, stammt aus Stuttgart und war schon als kleines Kind eine wahre Leseratte. Die örtliche Bibliothekarin hat wahrscheinlich schon immer die Augen verdreht, wenn die kleine Maus nach neuen Büchern gefragt hat, die sie noch nicht ausgeliehen hatte. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie bereits früh den Wunsch äußerte Schriftstellerin zu werden. Ihre Eltern empfahlen ihr hingegen erst einmal einen richtigen Beruf zu erlernen, der es ihr leichter er- möglichen sollte die laufenden Lebenshaltungskosten zu begleichen. Ihrem Naturell entsprechend studierte sich daraufhin Bibliothekswesen und arbeitete nach dem Abschluss in einer wissenschaftlichen Bibliothek. Der Drang die ausgedachten Geschichten niederzuschreiben blieb aber erhalten und mündete 2001 in dem festen Entschluss einen historischen Roman zu veröffentlichen. Mit Hilfe eines Literaturagenten konnte Sina Beerwald den Heyne Verlag für sich gewinnen und hatte noch vor Beendigung eines Manuskriptes den Vertrag in der Tasche.
Es blieb jedoch nicht bei dem Erstling "Die Goldschmiedin". Es folgten drei weitere Romane, die einen historischen Hintergrund haben und in deren Mittelpunkt ein Handwerk steht.
Im August 2012 veröffentlichte Beerwald dann ihren ersten Thriller "Hypnose", der bereits vier Wochen später in die zweite Auflage ging.

Über das Buch
Seit einem halben Jahr lebt die Journalistin Inka Mayer sehr zurück- gezogen in ihrem Stuttgarter Haus. Sie hat kurz vor Weihnachten ihr Baby zur Welt gebracht, welches kurz darauf verstarb. Doch nun möchte sie endlich die letzten sechs Monate hinter sich lassen und wieder in ihr altes Leben zurückkehren. Damit nichts mehr an die Ereignisse aus dem Winter erinnert, hat sie gemeinsam mit ihrem Mann die Wohnung renoviert und alle Dinge entfernt, die an das Baby erinnern. So richtig wohl fühlt sie sich zwar noch nicht, aber irgendwann und irgendwie muss ihr Leben ja wieder in geordneten Bahnen verlaufen. Um dieses Vor- haben in die Tat umzusetzen, hat Inka mehrere Freunde zu sich eingeladen und möchte die alten Kontakte wieder aufleben lassen. Sie merkt jedoch schnell, dass sie physisch und psychisch noch gar nicht so weit ist. Vor ihren Freunden verheimlicht sie dies natürlich und hofft, dass sie die alten Bekannten wieder in das Leben zurückholen. 
Der Abend verläuft zunächst einmal recht schön und es werden neue Verabredungen getroffen. Doch die Nacht wird etwas unruhig. Inkas Mann ist bei der Spurensicherung und wird kurz nach Mitternacht an einen Tatort gerufen. Was Inka nicht ahnt: Eine ihrer Freundinnen, die auch auf der Feier war, soll ihren Verlobten umgebracht haben. Als sie das erfährt, wird ihr journalistischer Ehrgeiz geweckt und sie beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Dabei wird sie in ein sonderbares Psychospiel hineingezogen, das auf Hypnose und Manipulationen beruht und dazu führt, dass Inka teilweise nicht mehr erkennt, was der Realität entspricht und was nicht.

Meine Meinung
Erst einmal muss ich zugeben, dass ich wirklich keine Ahnung von Hypnose habe und daher völlig unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen bin. Zudem bin ich der Meinung, dass Literatur häufig von der Realität abweicht und dies auch muss, weil sonst die Spannung darunter leidet. Daher habe ich mir schon lange angewöhnt nicht mehr darüber nachzudenken, ob der in einem Buch beschriebene Vorgang jetzt so stattfinden könnte oder nicht. Das würde mir doch den Spaß an den meisten Krimis, Thrillern und historischen Romanen stark verderben. Die Autorin hat mir allerdings diesbezüglich gesagt:
  "Ich war mit drei ausgewiesenen Hypnosetherapeuten in Kontakt, damit ich alles realsitisch oder plausibel schildere ... und habe am Ende das vollste Einverständnis bekommen, dass mir alle Passagen zur Hypnose sehr gut gelungen sind ..."
Mit einem guten Gewissen bin ich also in die Geschichte eingestiegen und habe mich schnell an die klare und sehr unkomplizierte Sprache gewöhnt. Durch diese schnörkellose Erzählweise findet man natürlich schnell in einen Lesefluss, gerät aber auch in die Gefahr etwas zu überspringen oder ganz allgemein, die Lust am Lesen der Geschichte zu verlieren. Je mehr die Geschichte jedoch an Fahrt gewinnt, desto stärker passt der pragmatische Stil zu den Vorgängen. Die knappen Sätze wirken nun nicht mehr abgehackt, sondern verstärken das Tempo. Dieser Prozess erstreckt sich in dem Buch über die ersten 100 bis 150 Seiten. Ein weiterer Grund für die veränderte Geschwindigkeit ist die Tatsache, dass der Leser plötzlich von seinen eigenen Theorien abweichen muss. Zunächst glasklare Zusammenhänge müssen neuen Erkenntnissen weichen und werden durch sinnvolle Wendungen ausgehebelt. Man muss also als Leser ein wenig Durchhaltevermögen beweisen, um zu dem spannenden Kern der Handlung vorzudringen. Ist man an diesem Punkt angelangt, möchte man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Komplexität nimmt im Verlauf zu und erfordert bis zum letzten Satz die ganze Aufmerksamkeit des Lesers. 

Fazit
Für mich handelt es sich um eine Buch, das kleine Startschwierigkeiten aufweist. Es entwickelt sich aber aus meiner Sicht wunderbar und wird zu einem spannenden und eher unblutigen Thriller, der sich auf der psychologischen Ebene abspielt und trotzdem  auch für leichtere Gemüter geeignet ist.

Und nachdem ich jetzt alles gemeinsam mit den Protagonisten durchgestanden habe, warte ich ganz ungeduldig auf Inkas neue Recherchen, da eine Fortsetzung angekündigt wurde!


Taschenbuch, 
Broschur, 
 400 Seiten,  
11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-43636-7

€ 8,99 [D]
| € 9,30 [A] | CHF 13,50* (* empf. VK-Preis)

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