Montag, 26. Dezember 2011

Mumins (Band 1). Die gesammelten Comic-Strips von Tove Jansson


Viele kennen sicherlich die Mumins aus ihren Kindertagen und einige werden vielleicht auch meine Rezension von "Geschichten aus dem Mumintal" gelesen haben. 
Die in Helsinki geborene und 2001 verstorbene  Schriftstellerin Tove Jansson hat allerdings nicht nur die Geschichten geschrieben und mit kleinen Illustrationen versehen. Nein, sie hat auch eine ganze Comic-Reihe herausgegeben. Im Auftrag von der englischen Associated Press sollte sie in den 50er Jahren zunächst eine kleine Reihe zusammenstellen. 1954 erschien die erste Folge in der damals erfolgreichsten Londoner Zeitung "The Evening News". In den darauffolgenden Jahren erschienen weitere Folgen, die später in 120 Zeitungen in 40 Ländern erschienen (Quelle: wikipedia.de). 
In Deutschland gab es immer wieder die Bemühungen alle Strips zu veröffentlichen. Über einige wenige Geschichten ging dies aber nicht hinaus.
Der Verlag Reprodukt, welcher übrigens auch viele andere gute Comics und Graphic Novels in seinem Programm hat, wagte 2008 das Unmögliche und begann eine erste deutsche Gesamtausgabe zu veröffentlichen. Insgesamt sind vier Bücher entstanden, die auf 88 bis 112 Seiten vier oder fünf Abenteuer präsentieren. Ein fünfter Band befindet sich in Arbeit.

In dem ersten Band sucht Mumin seine Familie, lernt Snorkfräulein kennen und fährt in den Urlaub. Dabei wird er täglich mit ganz menschlichen, aber auch schweren Problemen konfrontiert. Wie wird man seine unliebsame Verwandtschaft los? Wie komme ich an Geld? Und ist Luxus wirklich etwas erstrebenswertes? 
Mumin durchlebt manch haarsträubendes Abenteuer und wenn er dann glaubt, dass alles gemeistert ist, verschwinden plötzlich seine Eltern und Snorkfräulein lächelt sich einen Millionär an. Zur Seite stehen ihm in allen Lebenslagen sein Freund Schnüferl, der dem Geld allerdings auch nicht abgeneigt ist und versucht Mumin von seinen Geschäftsplänen zu überzeugen.
Damit scheint auf den ersten Blick alles wie immer zu sein und man erinnert sich an die Geschichten die man vielleicht schon gelesen hat. Aus meiner Sicht handelt es sich bei den Comic Strips aber um eine ganz andere Kategorie.
Auf der einen Seite gibt es ja die Kindergeschichten, die auch mehrfach adaptiert wurden. Weiterhin gibt es die eher philosophischen Werke, die sich mit auch mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzen. In den Comics geht es hingegen eher um Situationen, die wir kennen und die uns meist aufregen, aber in vielen Fällen nicht tiefgründig sind. Zudem hat man den Eindruck, dass Tove Jansson den Lesern noch mehr einen Spiegel vor das Gesicht hält und fragt was wir da eigentlich machen. 
So will sich der Mumin-Vater endlich selbst verwirklichen und die Mumin-Mutter hält trotz alle Bedenken zu ihm. Allerdings lässt sie Mumin im Stich. Sie wird von Zweifeln geplagt, aber der Vater denkt nur an seine Träume, die man leben sollte. 
Sehr amüsant wird die Riviera inklusive Jetset dargestellt. Der Schein ist hier alles und so lange er gewahrt wird, gehört man dazu. Doch kann, und vor allen Dingen will, Mumin zu diesen Leuten gehören?

Ich finde alle Geschichten sehr gelungen. Sie sind sehr witzig geschrieben und selbst die fiesesten Charaktere muss man einfach mögen. Und wenn es auch nur an der zeichnerischen Umsetzung liegt.
Durch den festen Einband und das dicke Papier dieser Ausgabe entsteht ein zusätzlicher Lesegenuss, der nur ein Urteil zulässt: Sehr empfehlenswert.


96 Seiten, 
23,5 x 31 cm, 
schwarzweiß, 
Hardcover
ISBN 978-3-941099-04-3 
EUR 24,00




Dies ist mein letzter Beitrag für die Entdecker-Challenge, die von Ailis initiiert wurde. Ich möchte mich hiermit bei ihr für die Organisation und Durchführung bedanken. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich bin froh, dass ich die Mumins unter dem Deckmantel "Fantasy" rezensieren konnte :-) 

Freitag, 23. Dezember 2011

Nur noch einmal schlafen!

Liebe Blog-Besucher,
jetzt ist es fast geschafft. Einmal müssen wir noch schlafen und dann ist endlich Weihnachten.
Damit ich morgen nicht vor lauter Aufregung meinen Gruß an euch vergesse, schicke ich ihn heute schon los.

Ich wünsche euch allen ein wundervolles Weihnachtsfest mit euren Freunden und der Familie. Genießt die Tage und lasst euch nicht von dem "Weihnachtsstress" anstecken, sondern speichert die schönen und wärmenden Erlebnisse der nächsten Tage ganz fest ab.
Charlene

Sonntag, 18. Dezember 2011

Rudolf Lill, Die Macht der Päpste


Das Buch „Die Macht der Päpste“ von Rudolf Lill ist in der Sachbuchsparte „Orientierung durch Diskurs“ im Verlag Butzon & Bercker erschienen. In diesem Verlag erscheinen seit über 140 Jahren christliche Bücher. Daher habe ich, wie wahrscheinlich viele andere Leser, schon eine gewisse Grundeinstellung gehabt. Ich bin davon ausgegangen, dass das Papsttum als sehr  positiv dargestellt wird und keine Kritik erkennbar wird. Doch Lill nimmt den Reihentitel sehr ernst und versucht einen Diskurs anzustoßen.

Hierfür beschäftigt er sich zunächst in einem Kapitel mit der Macht der Päpste in von der Antike bis heute. Er gibt damit sozusagen auf circa 40 Seiten einen sehr knappen historischen Abriss der gesamten Geschichte. In einem Exkurs beschäftigt er sich außerdem mit der Papstwahl.
Der Schwerpunkt des Buches liegt aber in der Zeit ab dem 15. Jahrhundert. Dabei werden wichtige Pontifikate herausgehoben und kritisch betrachtet. Das Augenmerk des Autors richtet sich dabei vielfach auf die Themen Zentralisierung und Machtanspruch. Er versucht dezidiert Modernisierungsmerkmale und den Willen der Veränderung herauszuarbeiten und erkennt, dass die katholische Kirche dabei häufig an ihre Grenzen stößt oder Einbußen bezüglich ihrer Machtsphären fürchtet, und deshalb teilweise sogar einen Schritt zurückgeht. In vielerlei Hinsicht vermisst der Autor ein Lernen aus der Geschichte und eine reflektierte Verhaltensweise. Er erkennt aber eine momentane Dynamik, die vielversprechend ist. Dies untermauert er mit einer guten Quellenarbeit, interessanten Bezügen zur Kirchengeschichte und seinen eigenen Vorstellungen von den Wünschen aller Katholiken.

Insgesamt ergibt sich aus dem Buch ein interessantes Bild des modernen Papsttums. Auch wenn dem Autor aus meiner Sicht manchmal eine etwas ruhigere Art und Weise gut gestanden hätte. An einigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass er beim Schreiben kopfschüttelnd dagesessen hat und sich fragte warum niemand in den Leitungsebenen der katholischen Kirche diese Zusammenhänge erkennt, die er sieht. Zudem habe ich lange überlegt an wen sich das Buch wohl richtet. Wer nicht Geschichte studiert hat oder sehr gute Kenntnisse über die katholische Kirche besitzt, sollte sich lieber nicht diesem Buch zuwenden. Denn obwohl es sehr viele interessante Exkurse gibt, werden viele Begriffe benutzt, die dem Laien meist nichts sagen werden. Einige strukturelle und historische Zusammenhänge werden zudem vorausgesetzt und sind wichtig für den Gesamtzusammenhang und das Verständnis der Kritik. Daher ist auch die Einschätzung der sprachlichen Qualität abhängig von dem Vorwissen des Lesers. Ich persönlich fand die Ausdrucksweise meist angemessen, hätte mir aber weniger laienhafte Einstreuungen gewünscht, die nicht zu dem restlichen Text passten. Allerdings wäre dann eindeutig ein fachwissenschaftliches Werk aus dem Buch geworden.

Fazit: Ein gutes Überblickswerk für Leser mit umfangreichen Vorkenntnissen oder dem Willen zum Lernen, die sich kritisch mit dem Papsttum auseinandersetzen wollen. Für Einsteiger ist es eher nicht gedacht.

Danke für das Buch an:

Auflage: 1.
Umfang (Seiten): 288
Format: 14,5 x 22 cm
Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag, mit Lesebändchen
Programmsparte: Sachbuch
Art.Nr.: 1543 
ISBN-13: 978-3-7666-1543-5 

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Freitag, 16. Dezember 2011

Patrick Ness/ Siobhan Dowd, Sieben Minuten nach Mitternacht

- Geschichten sind das Gefährlichste von der Welt, knurrte das Monster. Geschichten jagen, beißen und verfolgen dich. -

Sieben Minuten nach Mitternacht ist schon aufgrund seiner Entstehungsgeschichte ein besonderer Roman. Siobhan Dowd war eine bekannte Jugendbuchautorin, die für das vorliegende Buch bereits die Figuren, ein detailliertes Exposé und einen Anfang erschaffen hatte. Bevor sie das Werk vollenden konnte, erlag sie 2007 ihrem Krebsleiden. Die schon geschriebenen beziehungsweise skizzierten Teile waren in den Augen der Verantwortlichen jedoch so vielversprechend, dass sie jemanden suchten, der das Buch vollenden könnte. Der mehrfach ausgezeichnete Patrick Ness wagte sich schließlich an diese Aufgabe. Er hat aber ganz bewusst kein Buch in der Sprache von Dowd erschaffen. Er hat die Ideen aufgegriffen und sie weiter verfolgt, ausgebaut und teilweise ein bisschen umgeschrieben. Sein Anspruch war es ein Buch zu schreiben, dass Siobhan Dowd gefallen hätte. Und meiner Meinung nach hat er es geschafft!

Conors Mutter ist an Krebs erkrankt. Lange Zeit sah es so aus, als ob sie ihre Krankheit bereits besiegt hätte. Doch dann kommt ein Rückfall, der sie dazu zwingt in ein Krankenhaus zu gehen. Und obwohl sie alles erdenkliche probiert, scheint es keine Hoffnung mehr zu geben.
Conor leidet nicht nur äußerlich darunter. Immer wieder hat er denselben Albtraum, in dem er seine Mutter verliert. Und jetzt erscheint da auch noch ein Monster, dass ihm Geschichten erzählen will. Geschichten die ihn belehren, aber auch schmerzen. Sie sind gemein und böse, aber trotzdem sollen sie Conor stärken. Dieser sonderbare Traum wäre zu verschmerzen, wenn er nicht so real wäre und wenn er nicht in die Realität übergreifen würde. Handlungen, die in dem Traum vorgenommen werden wirken sich auf die normale Welt aus. Ist das Monster vielleicht doch real? Und was will es eigentlich von Conor? In jeder Nacht um 00:07 Uhr erfährt er der Junge mehr über das dunkle Wesen und sich selbst. Denn das Monster will, dass sich Conor in seine eigene Seele begibt und sich endlich der Wahrheit stellt.

Patrick Ness ist, nach Vorlage von Siobhan Dowd, eine düstere Geschichte gelungen, die trotz ihrer fantastischen Elemente viel Weisheit und einen engen Bezug zur Realität besitzt. In einer sehr verständlichen und gleichzeitig sehr malerischen Sprache, die Jugendliche sehr ansprechen wird, erzählt er von Conors Trauer und seinem bevorstehenden Verlust. Er berichtet von den Gefühlen und Problemen, die der Junge in der Familie und der Schule hat. Gleichzeitig zeigt er aber auch wie er auf seinem Weg immer stärker, immer verständnisvoller wird. Dabei wird er ein bisschen erwachsener, lässt aber auch wieder andere Menschen an sich heran. Und ihm wird klar:
Wir müssen die,
die wir lieben,
manchmal
gehen lassen, um sie im Herzen
zu behalten.

Fazit: Ein absolut empfehlenswertes Buch über Angst, Verlust, Tod und die Bewältigung aller Dinge.


Originaltitel: A Monster Calls
Originalverlag: Walker UK
Übersetzt von Bettina Abarbanell

Mit Illustrationen von Jim Kay

Deutsche Erstausgabe
Ab 12 Jahren
Gebundenes Buch, Pappband mit Schutzumschlag, 216 Seiten, 16,2 x 20,8 cm
Mit s/w Illustrationen
ISBN: 978-3-570-15374-1
€ 16,99 [D] | € 17,50 [A] | CHF 24,50* (* empf. VK-Preis)


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Mittwoch, 14. Dezember 2011

Bücher-Weihnachtskalender...

... gibt es ja viele.
Ich möchte euch einfach mal die Kalender vorstellen, die ich täglich besuche. Auch wenn die Hälfte der Vorweihnachtszeit schon vorbei ist :-)

  • Piper- Verlag (Hier versteckt sich hinter jedem Türchen ein Buch, das bei Piper erschienen ist. Ihr müsst den Titel nur in das Gewinnspielformular eintragen und schon habt er die Chance in Exemplar zu erhalten)
  • Bastei Lübbe (Dieser Adventskalender hält alle möglichen Artikel aus dem Verlagsprogramm bereitet. Ihr müsst nur eine kleine und meist einfach Frage beantworten und eure Lösung an gewinnspiel@luebbe.de senden)
  • dtv (Jeden Tag wird ein Buch aus dem Hause dtv vorgestellt. Dazu gibt es Tipps welche Dinge man zu diesem Buch verschenken könnte. Wenn ihr selbst Ideen habt, dann postet sie einfach dort und schon könnt er wunderschöne Preise gewinnen)
  • Sauerländer (Ihr wollt Kinder- und Jugendbücher oder CDs gewinnen? Dann seit ihr hier genau richtig!)
  • Über Facebook öffne ich hin und wieder die Kalender von Hanser, DroemerKnaur, Oetinger und Thienemann. 
Habt ihr noch Tipps?

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Barack Obama, Von euch will ich singen. Ein Brief an meine Töchter

- Für den Frieden ist es nicht notwendig, dass aus Adlern Krähen werden. -

Gibt es momentan einen sympathischeren Familienvater, der in der Politik tätig ist, als Barack Obama? Mir persönlich würde eigentlich nur noch Nelson Mandela einfallen, der aber wohl eher als sympathischer Großvater die Herzen erfreuen wird. Angela Merkel hat gar keine Kinder, Sarkozy scheint selbst noch ein Kind zu sein und wenn wir an England denken, dann wohl eher an die königliche Familie und die Zwänge, die das Leben eines Royals bestimmen. 
Die Obamas erscheinen eine immer glückliche Familie zu sein, in der einfach alles stimmt. Sie strahlen nicht nur diese typisch amerikanische Leichtigkeit aus, sondern glühen nahezu vor Harmonie.
Nun sind das natürlich medial aufbereitete Bilder, die auch ein bestimmtes Gefühl und positive Gedanken transportieren sollen. Doch wenn man Barack Obamas kleines Buch liest, hat man den Eindruck, dass dieser Mann seine Töchter abgöttisch liebt. 

Das Buch ist wirklich wie ein kleiner Brief aufgebaut, in dem Obama immer wieder fragt: "Habe ich euch gesagt,...".
Die Fortsetzungen lauten:

... wie einfallsreich ihr seid
... wie klug ihr seid
... wie tapfer ihr seid
... dass ihr heilen könnt
... dass jede von euch ein eigenes Lied hat
... dass ihr stark seid
... wie wichtig es ist, die Opfer, die andere gebracht haben, zu ehren
... dass ihr freundlich seid
... dass ihr nie aufgeben dürft
... dass ihr große Forscher seid
... dass ihr Einfluss habt
... dass ihr zu einer großen Familie gehört
... dass ihr stolz sein sollt, Amerikaner zu sein
... dass Amerika aus allen nur möglichen Menschen zusammengewürfelt ist

Mit jeder Frage spornt er die Mädchen an selbstbewusst und souverän zu sein. Sie sollen sich ihrer Eigenschaften bewusst sein und gleichzeitig spüren, dass dort ein Mann ist, der sie ermutigt für ihre Vorstellungen zu kämpfen. Er steht wie ein unsichtbarer Begleiter hinter ihnen und gibt ihnen Kraft. Gleichzeitig ist das Buch aber auch urpatriotisch. Alle Aussagen stehen in gewisser Weise mit dem amerikanischen Bewusstsein in einer Verbindung. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass zu jeder Frage ein amerikanischer Bürger aufgeführt wird, der die entsprechenden Merkmale verkörpert. Neben der in Europa eher unbekannten Schriftstellerin Helen Keller werden auch Albert Einstein und Abraham Lincoln genannt.

Die Illustratorin Loren Long hat zu den einzelnen Textpassagen wunderschöne Bilder erschaffen, auf denen sogar der Hund der Obamas vorkommt. Eine Doppelseite widmet sich immer einem Thema. Links sieht man einer der oben aufgeführten Fragen. Darunter stehen Malia Ann und Natasha Obama. Zu ihnen gesellt sich ein Kind, dass die jeweilige Eigenschaft mit Hilfe eines Utensils oder anhand seiner Kleidung verkörpert. Alle schauen auf die rechte Seite, auf der sich ein Bild des jeweiligen Amerikaners befindet, der bei seiner typischen Tätigkeit dargestellt wird. Da die jeweiligen Kinder immer auf der linken Seite verbleiben wächst die Gruppe mit jedem Umblättern. Zum Schluss fügen sie sich in eine große Gruppe  von Jungen und Mädchen, die die Vielfalt der amerikanischen Gesellschaft widerspiegeln. 
Long schafft es aus meiner Sicht in hervorragender Art und Weise zwischen verschiedenen Gestaltungsfromen zu wandern. Jedes Bild wird der Person gerecht und stellt sie in geeigneten Positionen und gut gewählten Farbkompositionen dar. Zudem sind nicht zu viele Details enthalten, die von dem Gehalt des Textes ablenken könnten.

Wie oben schon erwähnt ist der Text natürlich sehr amerikanisch und bedient eventuell Vorstellungen und gesellschaftliche Ideen, die von einem durchschnittlichen Europäer nicht immer nachvollzogen werden können. Und gerade für Kinder ist es schwer etwas mit den berühmten Personen, die nicht zu ihrer Lebenswelt gehören, zu verbinden. Daher kann ich dieses Buch leider, obwohl es so schön illustriert ist und einen so rührenden Text enthält, nicht für Kinder empfehlen. Am Ende befinden sich zwar zu allen Personen Kurzbiografien, auf die jedoch 5- bis 11-jährige Mädchen und Jungen wahrscheinlich keine Lust haben werden. Ich gehe hier wohlgemerkt von einem durchschnittlichen Kind aus. Interessierten Jugendlichen und Erwachsenen rate ich aber sogar dazu, dieses Buch zur Hand zu nehmen. Es macht Mut, es gibt Kraft und es streichelt die Seele.



Übersetzt aus dem Englischen von Michael Krüger
Illustriert von Loren Long

40 Seiten, Fester Einband
ISBN-10: 3-446-23806-9
ISBN-13: 978-3-446-23806-0
€ 14,90 (D)
€ 15,40 (A)
CHF 21,90 (CH) Unverbindliche Preisempfehlung

Samstag, 3. Dezember 2011

Erich Maria Remarque, Der Feind

Im September fuhr ich mit einigen Referendaren nach Frankreich. Dort wollten wir uns genauer mit dem Thema "Europa" beschäftigen. Einen ganzen Tag verbrachten wir in Verdun und besuchten die alten Schlachtfelder und die Friedhöfe. Mich beeindruckten diese Besuche enorm und sie haben mich sehr zum Nachdenken, auch über aktuelle Themen, angeregt.
Im Bus hatten wir uns auch die alte Verfilmung von "Im Westen nichts Neues" angeschaut.

Auszug aus Wikipedia:
Die erste Verfilmung, eine US-Produktion aus dem Jahr 1930 von Lewis Milestone, gilt als einer der 100 besten Filme der US-amerikanischen Filmgeschichte (vgl. Im Westen nichts Neues (1930)). Der Produzent Carl Laemmle erhielt für diesen Film einen Oscar in der Kategorie „Bester Film“.
Bei der deutschen Uraufführung des Films im Metropol in Berlin kam es zu einem Skandal. Auf Anweisung des damaligen Berliner NSDAP-Gauleiters Joseph Goebbels besetzten nationalsozialistische Schlägertrupps den Saal und hinderten andere Kinogäste am Besuch; die Vorführung musste abgebrochen werden. Nach mehrfacher Wiederholung der Störaktionen im gesamten Deutschen Reich (z.B. durch Legen von Stinkbomben, Aussetzen großer Mengen weißer Mäuse und immer wieder durch Besetzen der Kinos) wurde der Film vorerst abgesetzt. Erst nach einer Novellierung des Lichtspielgesetzes (Lex Remarque), die am 31. März 1931 in Kraft getreten war, wurde der Film am 8. Juni 1931 „für bestimmte Personenkreise und in geschlossenen Veranstaltungen“ wieder freigegeben. Am 2. September 1931 erfolgte die allgemeine Wiederzulassung des Films in einer nochmals gekürzten Fassung. Die Produktionsfirma musste sich überdies verpflichten, „zukünftig auch im Ausland nur noch diese von den deutschen Zensurbehörden genehmigte Fassung zu zeigen“[7]. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Im Westen nichts Neues endgültig verboten.

Einige Tage habe ich überlegt das Buch noch einmal zu lesen.
In Peenemünde entdeckte ich allerdings "Der Feind" von Remarque. Dieses kleine Büchlein enthält sechs Erzählungen, die 1930 und 1931 in der amerikanischen Zeitschrift Collier's Weekly erschienen und sich mit der Nachkriegszeit beschäftigen. Remarque zeigt darin auf, wie der Krieg die Menschen direkt und indirekt beeinflusst hat. Er dringt dabei in die Gefühlswelt der Protagonisten vor bis es schmerzt, verfolgt Gedanken bis ins Unendliche und führt die Leser an die Orte des Grauens. Gleichzeitig wird aber auch aufgezeigt wie sich die Welt an sich verändert hat, wie sich Menschen nach dem Krieg anders gegenüberstehen.

In Deutschland wird sehr viel über die Kriegsgeneration gesprochen, die während des Zweiten Weltkrieges aufwuchs. Doch was ist mit der Generation des Ersten Weltkrieges? In Frankreich ist dieser Krieg sehr viel präsenter. Er ist der "Grand Guerre" und beeinflusst die Franzosen bis heute. Remarque analysiert in seinen Erzählungen genau die Menschen und ihre Erlebnisse, die in Frankreich schon lange beleuchtet wurden. Und in Anbetracht der Tatsache, dass der letzte Überlebende des Ersten Weltkrieges in diesem Jahr verstarb, sind diese Erzählungen für das Verständnis der Generation eine wunderbare Quelle. Zudem denkt man nach der Lektüre auch über aktuelle Kriege und die Folgen für Menschen und Länder nach.

Ich konnte wahrscheinlich auch so viel mit den Geschichten verbinden, weil ich die angesprochenen Orte gerade besucht habe. Aber auch für alle anderen, die sich einfach für das Thema interessieren ist das kleine Buch sehr zu empfehlen.
Ich musste nach dem Lesen immer wieder daran denken was unser Reiseleiter auf dem Friedhof in Verdun sagte:
Hinter jedem Kreuz steht nicht nur die Geschichte eines Soldaten, sondern auch die Schmerzen einer Mutter und das Schicksal einer Familie.


ISBN: 978-3-462-02733-4
Erscheinungsdatum: 01. Januar 1995
80 Seiten, Paperback
KiWi 496
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