Sonntag, 29. April 2012

Tanya Stewner & Christiane Pieper, Annas Wunschtag

Endlich Geburtstag! Anna wacht an ihrem fünften Jubeltag freudestrahlend auf und schaut einem sonnigen Tag voller Spaß entgegen. Schließlich kann man an seinem Geburtstag all die Dinge machen, die einem im restlichen Jahr ganz verrückt erscheinen. Ja, der Geburtstag ist ein Tag, an dem alle Wünsche erfüllt werden. Und deshalb rast die kleine Jubilarin in die Küche und wird stürmisch von ihrer Mutter begrüßt. Der erste Wunsch geht schon in Erfüllung als ihre Mama ein Ständchen singt. Gleich danach gibt es Geschenke. Wow, ein tolles rotes Nachthemd. Das will Anna heute im Kindergarten tragen. Ihre Mama hat aber etwas dagegen, weil es doch für die Nacht und nicht für den Tag gedacht ist. Was? Auf den Schock muss Anna erst einmal ein Stück Kuchen essen. Aber auch den darf sie nicht anrühren, bis die Gäste am Nachmittag eintreffen. Das ist doch verflixt. Erwachsene haben anscheinend eine andere Vorstellung davon, wie so ein Wunschtag aussehen soll. 
Auf dem Weg zum Kindergarten wird Anna immer trauriger und fängt schon fast an, ihren Geburtstag zu hassen. 
Doch dann entscheidet ihre Mutter, dass man an einem Geburtstag wirklich nur das machen sollte, worauf das Geburtstagskind Lust hat. 

Tanya Stewner ist eine grandiose Erzählerin, der es sehr gut gelingt kindliche Vorstellungen und Gefühle einzufangen und mit den richtigen Worten wiederzugeben. Die Charaktere sind dem Leser bzw. dem Zuhörer sofort sympathisch und irgendwie ist man ein wenig traurig, nicht mitfeiern zu können. Dafür sorgen übrigens auch die farbenfrohen und hellen Bilder, die von Christiane Pieper erstellt wurden. Sie sprühen nur so vor Fröhlichkeit und Sonnenschein. 

Fazit: Genau das richtige Geschenk für Kinder, die bald fünf werden oder es gerade geworden sind. Eine toll bebilderte und super erzählte Geschichte, die das Herz erwärmt.
Erzählung
Hardcover
Preis € (D) 12,99 | € (A) 13,40 | SFR 19,50
ISBN: 978-3-596-85467-7

Donnerstag, 26. April 2012

Tausche Kleinstadtgeschichte gegen Wohnzimmerkonzert

Ihr kommt aus einer Kleinstadt, in der die kuriosesten Dinge passieren und schreibt gerne? Dann lasst eurer Kreativität freien Lauf und nehmt an dem Schreibwettbewerb teil, der von Beltz & Gelberg und LizzyNet initiiert wurde.
Zu gewinnen gibt es ein Wohnzimmerkonzert der Kölner Punk-Grunge-Band "The Pollywogs" und viele andere Preise aus dem Verlagshaus.

Wer den Stift lieber liegen lässt, aber trotzdem lustige Kleinstadtgeschichten rund um verrückte Mädels mag, sollte unbedingt in das Buch „Smalltown Girls. Der Tod kommt selten allein“ von Josphine Mint schauen. Mehr Informationen über das Buch, zu dem The Pollywogs übrigens einen Song geschrieben haben, erhaltet ihr nicht nur auf der Verlagsseite, sondern auch auf der Facebook-Fanseite.

Und hier kommen noch einmal die wichtigsten Wettbewerbsinformationen:

Große Kleinstadtgefühle, gefährliche Abenteuer aus Hinterposemuckel oder verwegene Visionen aus der Kreisstadt - Gemeinsam mit dem Onlineportal Lizzynet schreibt Beltz & Gelberg einen Schreibwettbewerb aus und fragt Jugendliche: Wie gefährlich ist eure Kleinstadt? Wovon träumt ihr, wenn ihr durch die extrem überschaubare Fußgängerzone schlendert? Was macht aus eurem Kaff den lebenswertesten oder tödlichsten Ort der Welt?

Gesucht werden Kleinstadtdramen oder -komödien (Geschichten, Gedichte, Mini-Dramen, Songtexte etc.) zum Thema Smalltown Girls. Inspiration bietet das Buch „Smalltown Girls. Der Tod kommt selten allein“, in dem die drei nicht immer besten Freundinnen Charlie, Lu und Sunshine ihr ganz eigenes Kleinstadtdrama erleben. Verrat, die erste große Liebe und eine schreckliche Prophezeiung inbegriffen.
Extra dafür hat die Punk-Grunge-Band The Pollywogs den Song „Perfect Mess“ geschrieben. Autorin Jeanette Wagner und The Pollywog-Frontman Bryan Kessler nehmen als Juroren die eingereichten Texte unter die Lupe.

Zu gewinnen gibt es ein Konzert der Pollywogs an jedem gewünschten Ort, im Wohnzimmer, der Dorfkneipe, dem Gemeindesaal, dem Jugendzentrum…. sowie signierte Bücher, Büchergutscheine und CDs.


Einsendeschluss ist der 12. Juni 2012.
Teilnahmebedingungen auf www.lizzynet.de
Mehr zu den „Smalltown Girls“ samt Song zum Anhören auf www.facebook.com/smalltowngirls.fanpage


Mittwoch, 25. April 2012

Welttag des Buches und ein reisendes Buch

Wie den meisten von euch ja bekannt sein dürfte, wurde am Montag der UNESCO Welttag des Buches gefeiert. In diesem Zusammenhang hatten die Stiftung Lesen, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und diverse Verlage 33.333 Lesefreunde gesucht, die Bücher verschenken wollten. Hierfür konnte man aus einer Liste von 25 Titeln drei Wunschbücher auswählen. Anfang April erhielt man dann 30 Exemplare von einem der erwählten Werke. Ich hatte natürlich gleich große Ideen und habe ein paar Leute eingespannt. Von Open-Air Lesungen und der Belustigung im Café bis zu einem JVA-Besuch schwirrte etliches in meinem Kopf umher. Doch je näher der Tag rückte, desto geringer wurde die Beteiligung der Mitstreiter und die Zeit raste nur noch.
Am Ende hatte ich je 30 Exemplare von "Ghost" und "Am anderen Ende der Sonnenallee".
Zunächst dachte ich natürlich, dass ich niemanden finden werde, der ein Buch haben will. Doch letztendlich ging es super fix. Und da die Initiatoren explizit dafür geworben hatten, die Bücher auch an Verwandte und Bekannte zu verschenken, hielt sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen.
So verschickte ich die Bücher an Freunde in ganz Deutschland, verteilte sie an Kollegen, in meinem Lieblingscafé und an die Arzthelferin, die ich am Montag bei einem Termin gesehen habe.

Damit aber auch mir unbekannte Menschen von dieser tollen Aktion profitieren konnten, habe ich einige Bücher mit der Aufschrift "Nimm mich mit!" versehen und ganz zufällig in der S-Bahn, der Tram und dem Bus vergessen.

Nun stellt sich mir natürlich die Frage, ob die Aktion irgendetwas gebracht hat. Wurden wirklich Leute erreicht, die sonst nie lesen? Und wer trägt eigentlich die Kosten für die 1.000.000 Bücher? Werden die nicht auf meine kleine Buchhändlerin umgewälzt, die von der Aktion eigentlich gar nichts hatte?
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und wie ist eure Meinung?

Am Dienstag erhielt ich dann Überraschungspost, die euch vielleicht auch interessieren wird. Ebenso wie 99 andere Blogger werde ich in den nächsten Tagen "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" lesen. Anschließend soll das Buch weitergereicht werden. Und nach ca. 2 Wochen soll es dann erneut auf die Reise gehen. Jeder Leser soll Notizen in dem Buch hinterlassen und so in gewisser Weise mit seinen Nachfolgern in ein schriftliches Gespräch über das Buch treten.
Und obwohl ich gerade einmal 20 Seiten gelesen habe, bin ich schon total begeistert von der Geschichte.
Hat jemand vielleicht Lust der nächste Leser meines Exemplars zu sein?

Hier noch ein Video zum Anlocken:


Sonntag, 22. April 2012

Sven-André Dreyer, Die Luft anhalten bis zum Meer

Ich sage es ganz ohne Ausflüchte: Kurzgeschichten oder kurze Erzählungen waren für mich bisher der dreckige Pöbel der literarischen Gesellschaft. Das lag aber nicht an den Ideen, die die Autoren im Hinterkopf hatten, sondern an der Form, wie sie erzählt wurden. Anscheinend schaffen es nur wenige Vertreter der Zunft meine Bedürfnisse zu treffen, wenn es um das Erzählen in einer sehr verdichteten Art und Weise geht. Aber was erwarte ich eigentlich? Ich möchte nach wenigen gelesenen Seiten nicht in einem Raum zurückgelassen werden, dessen Mobiliar aus Fragezeichen besteht. Auf der anderen Seite sollen die Charaktere und Szenerien aber auch nicht so ausführlich beschrieben werden, dass gar kein Platz für die eigentliche Handlung bleibt. Diesen Spagat schafft man nur, wenn man sprachlich präzise und pointiert schreibt und wenn man seine Idee mit wenigen, aber sehr berührenden Details an den Leser heranträgt. Die Schwierigkeit lag nun bisher darin solch ein gutes Werk zu finden. Betonen muss ich hier eindeutig BISHER!

Sven-André Dreyer hat mich davon überzeugt, dass meine Ansprüche nicht ganz aus der Luft gegriffen waren. Es ist sogar möglich, sie zu übertreffen. In seinem Buch "Die Luft anhalten bis zum Meer" erzählt er in neun kurzen Geschichten von traurigen und teilweise abschreckenden Begebenheiten des täglichen Lebens, die meist mit Gewalt oder Krankheit zusammenhängen. Sonderbarer Weise ist es schön etwas über diese traurigen Ereignisse zu lesen. Der Leser kommt sich dabei wie ein ungewollter Voyeur vor, der doch gar nicht so etwas schreckliches beobachten wollte, aber nicht anders konnte. Vielleicht kann man es am besten mit einem Unfall vergleichen, an dem man vorüberfährt. Man schaut hin, versucht Details zu erkennen und wenn es ganz schlimm aussah, recherchiert man zu Hause nach den Umständen. In Dreyers Erzählungen wird ebenso das Leben der Protagonisten verfolgt und teilweise regelrecht seziert.
Und erst am Ende löst der Autor den Gedankenknoten, in dem er die Ursache für den Schmerz der Personen enttarnt. Meist schafft er es damit sogar noch, einen Schockmoment zu erzeugen.
Dass das Lesen trotz der Traurigkeit Spaß macht und sehr berührt, liegt an der melancholisch schönen Sprache des Autors, die mit wenigen Worten ganze Gedankengebäude erschafft und Spannung erzeugt. Wenn Fontane und vielleicht Tellkamp die Meister der Bandwurmsätze sind, obwohl ich den ersteren ehrlich gesagt sehr gerne lese, ist Dreyer ein Virtuose der Drei-Wort-Sätze. Ich hätte nie gedacht, dass man es schafft, mit so kurzen Sätzen und auf so wenigen Seiten, ein ganzes Leben zu erzählen.
Zudem springt er in den verschiedenen Zeitebenen hin und her. Das erscheint dem Leser zunächst recht wahllos. Doch schnell wird klar, dass sich dahinter ein Plan verbirgt. Denn schließlich läuft unser Leben nicht immer so linear, wie wir es gerne hätten. Nein, wir erinnern uns und haben Empfindungen, die nicht einfach ausgelöscht werden können.

Als wäre das nicht schon Kunst genug, legt der Autor noch nach. Alle Erzählungen beinhalten die Aspekte Atem und Meer. Das gemeinsame Atmen, das Anhalten der Luft oder ein aufgeregtes Staccato werden in die Handlungen eingebettet und stehen fast ungewollt, ganz leise und klein in einer Art sekundären Mittelpunkt. Und das Meer ist an sich schon so mit Bildern behaftet, dass man hier gar nicht auf seine Bedeutung für Sehnsucht, Abschied und Erneuerung eingehen muss.

Fazit: Ein berührendes, aufrüttelndes und sehr nachhaltiges kleines Buch, über dessen Handlungen ich gar nicht so viel erzählen möchte, weil man es lesen muss!

Chapeau Herr Dreyer!


Erzählungen
ISBN: 978-3-86286-015-9
100 Seiten
Broschiert
9,90€ (D)     
Gerade erschienen!
 

Mittwoch, 18. April 2012

Alison Ritchie & Hannah George, Streng verboten!

Frau Gans hat einen wunderschönen Teich, an dem viele verschiedene Tiere glücklich zusammenleben. Auch ein stolzer Erpel lebt in der harmonischen Gemeinschaft. Und genau der soll Frau Gans vertreten, wenn sie sich auf eine Reise begibt. Mit stolzgeschwellter Brust nimmt er die Herausforderung an und freut sich darüber, dass er nun die Verantwortung hat. Als er am kommenden Tag früh mit seiner Arbeit beginnen möchte, führen die Libellen gerade ein Wettrennen durch und erfreuen sich an der sportlichen Betätigung. Erpel gefällt das gar nicht. Die können doch hier nicht so herumsurren. Ihm bleibt nichts anderes übrig als die Libellen zu vertreiben und Schilder aufzustellen. Kaum hat er die Wettrennen verboten, beginnt der Eisvogel zu angeln. Der Verantwortliche greift auch hier ein. Und eh man sich versieht ist der gesamte Teich mit Verbotsschildern gepflastert. Erpel hat es damit geschafft seine Regeln durchzusetzen, aber seine Freunde haben den Teich verlassen. Sie vergnügen sich auf der nahen Wiese und machen sich sogar über Erpel lustig. Der kann diese Situation aber nicht ertragen und überlegt sich, wie er seine Freunde zurückholen kann. Werden ihm die Teichbewohner verzeihen können?

Alison Ritchie und Hannah George beschreiben in ihrem großformatigen Buch, wie schwer es ist, Verantwortung zu übernehmen. Dabei zeigen sie, dass es nicht nur bedeutet Regeln aufzustellen und umzusetzen. Man muss auch Zugeständnisse machen und schauen, was andere können und wollen. Nur so ist ein glückliches Zusammenleben möglich.

Die Ereignisse am Teich sind schon für recht kleine Zuhörer geeignet, da die Sprache sehr verständlich und die Textlänge eher kurz ist. Durch die sehr schönen Zeichnungen, die viele interessante Details enthalten, wird es aber auch für die größeren Kleinen nicht langweilig. Besonders die Mimik der Tiere ist so gut gelungen, dass man mit ihnen einen Großteil der Geschichte erzählen könnte. Anhand dieser Zeichnungen kann man auch sehr gut mit dem Zuhörer über Gefühle sprechen und die Empathie fördern.

O-Ton des Zuhörers (4 Jahre): Puh, ich wusste gar nicht wie schwer es ist, der Chef zu sein.



Aus dem Englischen von Linde Zwerg

ab 3, 1. Auflage 2012

32 Seiten, 26.5 x 28.5 cm
ISBN 978-3-7855-7468-3
Hardcover
12,95 € (D)
13,40 € (A)


Link zur Verlagsseite

Freitag, 13. April 2012

Bine & Benjamin Brändle, Glucksi zieht nach Monserstadt

- Wer bist du? Was machst du hier? Und was ist in der Kiste? -

Inhalt
Kaum ist Glucksi in seiner neuen Heimat Monsterstadt angekommen, trifft er auch schon den ersten Einheimischen. Glubschi, der seine Neugier nie verbergen kann und riesige Augen besitzt, hat zwar viele Fragen, aber mit einem Hammer kann er auch nicht aushelfen. Glucksi benötigt aber dringend einen Hammer, um sein Fertighaus aufbauen zu können. Ein Schlag auf den roten Knopf soll dafür wohl ausreichen. Da Glubschi schon wieder verschwunden ist, macht sich Glucksi einfach auf den Weg zum Haus nebenan. Dort wohnt Mucki, der gerade seine täglichen Sportübungen macht. Er wurde schon von Glubschi informiert, kann aber leider auch keinen Hammer ausleihen. Dafür schenkt er seinem neuen Nachbarn ein paar Hanteln. Da Mucki gerade auf dem Weg zu seinem Freund Grumpel ist, mit dem er angeln gehen möchte, lädt er Glucksi ein ihn zu begleiten. Vielleicht hat ja das motzende Monster einen Hammer.
Da Glucksis Suche auch dort erfolglos bleibt, muss er immer weiter durch die Stadt wandern. Dabei lernt er auch die restlichen Bewohner kennen. Er entdeckt ihre Eigenarten und bekommt von jedem Monster ein kleines Begrüßungsgeschenk. Als er letztendlich von Professor Hirni einen Hammer erhält, ist er schon ganz beladen.
Gemeinsam gehen die Monsterstädter zum Fertighaus und bestaunen, was nach dem Hammerschlag passiert.

Meinung
Das monstermäßige Abenteuer beginnt schon mit dem weichen Einband des Buches. Alle Charaktere begrüßen den Leser oder kleinen Betrachter und man kann Einzelheiten ihres Körpers fühlen. Haptisch ist man also sofort gefangen. Auf der ersten Doppelseite werden dann alle Monster vorgestellt. Hier fühlte ich mich zunächst etwas erschlagen und auch meinem kleinen Zuhörer wurde nach der dritten Beschreibung etwas langweilig. Wenn man allerdings entdeckt hat, dass alle Figuren sehr bezeichnende Namen haben, und man die Möglichkeit nutzt während des Lesens zurückzublättern, ist man sehr erfreut über die Ausführlichkeit.
Die folgenden Doppelseiten sind dann durchweg immer für ein neues Monster reserviert. Das Prinzip ist sehr ähnlich, aber überhaupt nicht langweilig. Glucksi trifft einen neuen Gefährten fragt nach einem Hammer und lernt die Eigenarten und den Wohnort des jeweiligen Monsters kennen. Kleine Klappen und eine Vielzahl liebevoller Details lassen das Herz kleiner Entdecker höher schlagen. So findet man beim genauen Hinsehen auch noch andere Stadtbewohner und kann auf jeder Seite Glubschi entdecken, der den Neuling und seinen Wunsch schon angekündigt hat.
Zudem berichtet jeder Einwohner kurz wie er die Stadt erlebt oder was ihm besonders gefällt.
Die Texte sind leicht verständlich und ausreichend ausführlich. Obwohl es sich nicht nur um zwei oder drei Zeilen pro Seite handelt, ist die Geschichte, durch die spannende Erzählweise der Monster, auch für die ganz kleinen Zuhörer nicht zu lang. Hinzu kommt die farblich sehr gelungene Gestaltung, die zwar durch viele kräftige Farben auffällt, aber nicht überfrachtet wirkt. Alles passt gut zusammen und steht mit dem Text in einem guten Einklang.

Fazit: Ein tolles Buch, das dafür gesorgt hat, dass wir mehr über die Monster erfahren wollen.
(Und das obwohl mich das umfangreiche Merchandising-Angebot erst abgeschreckt hat :-))




32 SeitenMoses. Verlag; 
1., Aufl. (März 2012)978-3897776432 4 - 6 Jahre 22 x 22 x 1,6 cm 

Link zu moses.
Bestelllink (Amazon)
Link zur Seite von Bine Brändle
Mein Dank für das Buch geht an




Mittwoch, 11. April 2012

Sam Hawken, Die toten Frauen von Juárez

Hintergrund
Ganz im Norden des mexikanischen Bundesstaates Chihuahua liegt die Stadt Juárez. Ihre Lage an der Grenze zu den Vereinigten Staaten und die Verbindung mit El Paso, hat nicht nur dafür gesorgt, dass sich Maquiladoras in der Region ansiedeln. Auch das Verbrechen ist allgegenwärtig und sorgt dafür, dass die Stadt eine der höchsten Kriminalitätsraten im ganzen Land aufweist. Weiterhin hat sie seit Mitte der 90er Jahre durch eine Vielzahl von Frauenmorden eine traurige Berühmtheit erlangt. In mehreren Filmen und Liedern wurde das Thema angesprochen und auch Amnesty International setzt sich, gemeinsam mit lokalen Organisationen, für die über 400 vermissten Frauen ein und kämpft dafür, dass die Mörder von ebenso vielen toten Frauen gefunden werden. Sie werden jedoch massiv an ihrer Arbeit gehindert.

--------------------------------------------------
In Ciudad Juárez im Bundesstaat Chihuahua sind die Kriminalitätsrate und die Straffreiheit extrem hoch, dazu zählt auch die Gewalt gegen Frauen. Die kommunalen und bundesstaatlichen Behörden versagen fortwährend, wenn es darum geht, die Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen und die Sicherheit gefährdeter Frauen zu verbessern. Frauenrechtsorganisationen setzen sich seit vielen Jahren für Gerechtigkeit und Sicherheit für Frauen ein und haben einige Einrichtungen für Frauen ins Leben gerufen, so dass Überlebende von Gewalt an sicheren Orten medizinische und psychologische Unterstützung erhalten können. Vertraulichkeit und eine sichere Unterbringung in diesen Einrichtungen sind grundlegende Voraussetzungen, um die Sicherheit der Frauen und Mitarbeiterinnen zu garantieren.
(Quelle: www.amnesty.de)
----------------------------------------------

Diese reale Bedrohung hat Sam Hawken aufgegriffen und in seinem Roman verarbeitet.

Inhalt
Der etwas abgearbeitete und mittlerweile 30-jährige Boxer Kelly Courter musste aus den Vereinigten Staaten fliehen und lebt seit einigen Jahren in Juárez. Dort verdient er sich seinen Unterhalt mit Boxkämpfen, bei denen er eigentlich nur einen lebenden Sandsack spielt, und kleinen Drogengeschäften. Er hat schon lange nicht mehr richtig trainiert und durch die vielen Prügeleien ist sein Körper lädiert. Nicht nur seine Freundin Paloma wünscht sich, dass er endlich mit den Kämpfen aufhört. Auch ihr Bruder und Kellys bester Freund Estéban möchte, dass seine Schwester einen gesunden und gut aussehenden Mann heiratet. Gleichzeitig ist Estéban aber auch derjenige, der den Boxer für illegale Drogengeschäfte vereinnahmt und ihn mit Stoff versorgt. Als sein Leben wieder einmal aus den Rudern läuft und eine zweite Chance als ernsthafter Boxer aussichtslos erscheint, greift Kelly nach langer Zeit erneut zu Heroin und driftet für einige Tage in eine völlig andere Welt ab. In dieser Zeit verschwindet Paloma, die in einer Organisation gearbeitet hat, welche sich um die Aufklärung der Frauenmorde und der Entführungen kümmert. Sofort fällt der Verdacht auf das Drogenopfer Kelly, der nicht einmal mehr weiß, wo er die letzten Tage wirklich gewesen ist. Einzig der Polizist Rafael Sevilla glaubt an seine Unschuld und versucht, die wahren Täter ausfindig zu machen.

Meinung
Auf den ersten 150 Seiten schafft es Hawken eine grandiose Szenerie zu entwerfen, die den Leser nahezu verschlingt. Man fühlt die heiße Sonne im Nacken und hat das Gefühl, dass die Gefahr an jeder Ecke lauert. Gleichzeitig freut man sich aber mit dem Protagonisten über jede noch so kleine positive Erfahrung und ist versucht ihm Glück zu wünschen. Wenn er dann aber kopflos handelt, könnte man ihn verfluchen oder würde ihm am liebsten eine Backpfeife erteilen. Als Paloma verschwindet, könnte man dann nur noch kreischen über diese Ungerechtigkeit.
An diesem Punkt verändert sich nicht nur Kelly, sondern auch das Buch. Es gibt Sprünge zwischen den Personen und innerhalb verschiedener Zeitebenen. Ich fand diesen Aspekt, gerade in Kombination mit der Kürze der einzelnen Kapitel, sehr bereichernd und spannend. Wer allerdings klare Strukturen mag, der wird ab hier etwas verwirrt sein und die Lust am Lesen vielleicht sogar verlieren. 
Der Autor hat außerdem in der ersten Hälfte des Werkes sehr ruhig den Handlungsrahmen aufgebaut. Die darin nun stattfindenden Handlungen verlaufen sehr rasant. Zwischendurch hatte ich den Gedanken, dass es ruhig 300 zusätzliche Seiten geben könnte und dafür einige Dinge ausführlicher beschrieben und erklärt werden sollten.
Gleichwohl zeigt die sprachliche Raffinesse und der Aufbau der Spannung, dass in Sam Hawken eine Menge Potenzial steckt. Er schafft es zum Beispiel sehr ausgewogen Umgangssprache und literarische Sprache miteinander zu verbinden. Seine Figuren wirken dadurch auch nicht konstruiert und ihre Gefühle und Meinungen sind nachvollziehbar und ganz natürlich.
Letztendlich hat er hervorragende Recherchearbeit geleistet und viele Aspekte, die man nur kennt, wenn man sich stärker mit dem Thema befasst, aufgegriffen und raffiniert in die fiktive Geschichte eingeflochten.

Fazit
Ein sehr empfehlenswertes Buch mit einigen Eigenarten, aber viel Potenzial!

 
Roman
Aus dem Englischen von Joachim Körber (Orig.: The Dead Women of Juárez)
1. Aufl. 2012, 

317 Seiten, 
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-50212-1 

19,95 EUR


Link zur Verlagsseite 

Die Ecken und Kanten sind so sympathisch, dass ich in allen Kategorien 5 Punkte vergebe :-)
 

Montag, 9. April 2012

Manfred Mai, Deutsche Geschichte

Inhalt/Hintergrund
Natürlich wurde mir als Geschichtslehrerin eingeimpft, dass Quellen am besten Geschichte erzählen können. Dazu muss man sie aber erst einmal zum Erzählen bringen und man muss über ein gewisses Handwerkszeug verfügen, um die Geschichte richtig deuten zu können. Und manchmal ist es schlichtweg ermüdend nur mit Textquellen oder Karikaturen zu arbeiten. Wie kann man also Kinder, Schüler, Jugendliche und interessierte Erwachsene, die eine leichte Aversion gegen Quellenarbeit haben, für die Deutsche Geschichte gewinnen? Indem man (ganz) einfach erzählt. Allerdings geht es hierbei nicht um das Erzählen eines Zeitzeugen, wie es seit Jahren durch die Verfechter der Oral history propagiert wird. Das wäre auch schwerlich möglich bei ca. 2000 Jahren Geschichte. Nein, es geht darum die historischen Abläufe, wie sie sich uns heute darstellen, in geeigneter Art und Weise zu erzählen. Dabei darf man nicht in unwesentliche Bereiche abwandern oder zu stark ins Plaudern verfallen. Man darf aber auch nicht mit Fakten um sich werfen und den Leser mit einer langen Liste voller Jahreszahlen belästigen.

Manfred Mai ist nicht nur ein Schriftsteller, der sehr schöne und empfehlenswerte Kinder- und Jugendbücher geschrieben hat und tolle kleine Geschichten erschaffen kann. Er hat es sich auch zur Aufgabe gemacht Wissen rund um Geschichte und Literatur so aufzubereiten und zu erzählen, dass es für Kinder und Jugendliche verständlich ist.

Bereits 1999 erschien sein Buch "Deutsche Geschichte", welches sehr erfolgreich war und von vielen Landeszentralen für politische Bildung erworben und beworben wurde. Aber da Geschichte nicht stehen bleibt, wurde 2009 eine Neuauflage herausgebracht. Und wieder erfreute sich das Buch großer Beliebtheit. Zwei Jahre später erschien eine weitere aktualisierte Neuauflage.

Aber was führt nun dazu, dass das Buch so häufig empfohlen wird?

Meinung
Auf noch nicht einmal 200 Seiten schafft es der Autor die Zeit von Christi Geburt bis zur Agenda 2010 zu beleuchten. Die dabei gelegten Schwerpunkte sind aus meiner Sicht sehr gut gewählt und entsprechen dem, was wohl in einem entsprechenden Kanon vorkommen müsste. Aus jeder Epoche hat Mai wichtige gesellschaftliche, politische und religiöse Aspekte ausgewählt, die es dem Leser erlauben einen guten Überblick zu erhalten.
Der Erzählstil ist dabei sehr ruhig und vielleichte in bisschen schlicht, aber keineswegs langweilig. Kleine Anekdoten werden zwar erzählt und runden das Gesamtbild ab, werden aber auch als solche ausgewissen. Sie stehen also nicht gleichbedeutend neben den verbrieften historischen Ereignissen beziehungsweise den vorliegenden Quellen. Zudem wird immer wieder betont, wie sich das Geschichtsbild geändert hat und der Blick auf die Geschichte politisches und gesellschaftliches Handeln beeinflusst hat. Dadurch erkennt der Leser die Dynamik von Geschichte und reflektiert vielleicht auch in Ansätzen seine eigene Rolle.

Unterfüttert wird der Text durch Zeichnungen, die an bekannte Fotografien, Gemälde und Skulpturen angelehnt sind. Beim Durchblättern mag der Leser zunächst über die wenigen Abbildungen stutzen. Hat man das Buch jedoch gelesen, erscheint diese Wahl logisch. Man wird häufig beim Lesen überflutet von Fotos, Schemazeichnungen und Tabellen. Damit wären wir aber wieder fast bei dem Schulbuch angelangt, das ganz offensichtlich bestimmte Punkte vermitteln will. Hier geht es aber nicht darum, dass man etwas verstehen und lernen muss. Das Lesen soll Freude bereiten. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn ein Werk zusätzlich Interesse weckt und nur kurz angesprochene Ereignisse den Forscherdrang wecken, so wie es hier der Fall ist, kann sich der Autor mehr als glücklich schätzen.

Fazit
Ein Buch, das Geschichte lebendig beschreibt und dadurch zwangsweise Interesse weckt! Toll!


Gulliver.
Mit Illustrationen von Julian Jusim
ISBN 978-3-407-75524-7
5., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage 2011. 
208 Seiten.
Broschiert.
Ab 12 Jahre
 


In allen Kategorien, da es sich um ein gutes Zusammenspiel handelt.

Samstag, 7. April 2012

Fahnen. Fakten über Flaggen


Inhalt
Den meisten Menschen wird sicherlich klar sein, dass Flaggen nicht einfach aus einer Laune heraus entworfen werden, sondern in den überwiegenden Fällen eine sehr tiefgründige Bedeutung haben. Doch nur wenige wissen, warum die Amerikanische Flagge Streifen und Sterne besitzt oder warum in Afrika viele Länder eine ähnlich gefärbte Flagge ihr Eigen nennen.

Das im Knesebeck Verlag erschienene Buch klärt nicht nur diese Fragen, sondern gibt auch einen  Einblick in die Geschichte der Flagge und analysiert Flaggen, die nicht einem Land zugeordnet werden können. Nach dem Lesen kennt man nicht nur die Erklärung für die Nutzung bestimmter Farben, sondern kann auch mit geeigneten Begriffen den Aufbau einer Flagge beschreiben.

Text und Grafik
Zuallererst fällt dem Leser die überaus gelungene grafische Gestaltung auf. Das gesamte Buch ist farbig gedruckt und schon beim Durchblättern ist man von der Vielfalt und der modernen Grafik überrascht. Der qualitative Eindruck wird noch dadurch gesteigert, dass die Bindung mit Hilfe von Fäden erfolgt und nicht nur lapidar geklebt ist. Wenn man das kleine Kompendium also häufiger zur Hand nehmen sollte, fällt es nicht gleich auseinander.
Allerdings wirkt sich die überschwängliche Farbnutzung an manchen Stellen negativ auf die Lesequalität aus. Teilweise waren Schrift und Hintergundfarbe so dunkel, dass es sich nicht mehr um Lesen, sondern eher um Entziffern handelte.

Der Text ist sprachlich wirklich sehr einfach gehalten. Zudem sind die Beschreibungen sehr knapp. Den Abbildungen wird eindeutig mehr Raum zugesprochen als den Worten. Allerdings reichen die kurzen Text in den meisten Fällen aus, da die Zusammenhänge überwiegend leicht nachzuvollziehen sind. Daher ist es auch unverständlich, dass in den Texten Dopplungen auftreten. Wenn es zum Beispiel um die irakische Flagge geht, wird dreimal (!) auf einer Seite erwähnt, dass über eine endgültige Neugestaltung noch entschieden worden ist. Dies führt dann leider zu einem etwas genervten Leser.

Fazit
Ein schönes Geschenkbuch, mit kleinen Mängeln, das zu vielen neuen Erkenntnissen führt und Spaß bereitet.

5 von 5 für die Idee

 3 von 5 für die Sprache






5 von 5 für Tipps/ Hinweise/ Erkenntnisse





4 von 5 für die Aufmachung

Gesamturteil



7,5 x 12,5 cm, 
Broschur, 
144 Seiten, 
mit 180 farbigen Abbildungen
Erscheinungsdatum: 01 2012
ISBN 978-3-86873-424-9
Preis: 12,95 € (D)
18,90 sFr ⁄13,40 € (A)

 Link zur Verlagsseite




Mittwoch, 4. April 2012

Jesper Juul, Peter Høeg u.a., Miteinander. Wie Empathie Kinder stark macht

- Tragfähigkeit, Authentizität und Bedeutsamkeit in der äußeren, sichtbaren Welt entstehen aus der inneren Klarheit, zu wissen, was wichtig ist. Wichtig für mich, wichtig für mein Leben, so wichtig, dass ich dafür Mitverantwortung übernehmen will. Ein tragfähiges und nachhaltiges Leben entspringt aus meiner Fähigkeit, Gefühle zu haben und sie zu spüren. Diese Gefühle sind das Fundament für meine Träume, Intentionen, Wünsche, Entscheidungen und Handlungen. -

Seit mehreren Jahren ist Jesper Juul in aller Munde. Durch diverse Bücher, Fernsehauftritte, DVDs und die Gründung der FamilyLabs hat er Einzug in viele moderne Haushalte gehalten. Er ist die Ikone einer Elternbewegung, die nicht mehr länger auf Gehorsam setzt, sondern auf ein bestimmendes Miteinander, das nicht mehr viel Ähnlichkeiten hat mit der oft abwertend dargestellten Erziehungsmoral der 68er Generation. Es geht in seinen Bücher keineswegs um Kuschelpädagogik und völlig regelfreie Erziehung. Vielmehr steht ein Wertekanon im Mittelpunkt, der es Eltern ermöglicht ihre Kinder zu selbstbewussten und kompetenten Menschen zu erziehen, deren Leben sich durch Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Teilhabe auszeichnet.
Wahrlich ist Juul nicht der einzige Pädagoge, der dies propagiert. Aber er ist doch wohl der sympathischste Erzieher und Berater, den man momentan auf dem Markt findet. Dass sich in den letzten Jahren viele Mitstreiter gefunden haben und er ein großes Netzwerk aufbauen konnte, zeigt das gerade erschienene Buch "Miteinander". Insgesamt sechs Autoren, die alle ähnliche Ziele verfolgen und aus den unterschiedlichsten pädagogischen und psychologischen Richtungen kommen, haben sich zusammengeschlossen und ein Konzept entwickelt, dass zur Stärkung der Empathie beitragen soll. Seit 2007 haben sich Jes Bertelsen, Steen Hildebrandt, Helle Jensen, Michael Stubberup, Peter Høeg und Jesper Juul regelmäßig getroffen. Sie haben Konferenzen organisiert, publiziert, Schulveruche durchgeführt und evaluiert. Das Buch ist eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse, die in die Thematik einführen und Interesse wecken soll.

Aufbau, Inhalt
Zu Beginn wird der Begriff Empathie definiert und die Autoren veranschaulichen sehr bildlich welchen Einfluss die eigene Empathiefähigkeit auf unser Handeln hat. Dabei wird aufgezeigt, dass Empathie der Samen für einen respektvollen Umgang und für das Einbringen der eigenen Kompetenzen in verschiedene Beziehungen ist. Ob daraus allerdings eine Pflanze wird, hängt von vielen Gegenbenheiten und besonders von dem Verinnerlichen der eigenen Stärken ab. Grundlegend hierfür sind nach Meinung der Autoren fünf Fähigkeiten, die trainiert oder geortet werden können und dafür sorgen, dass jeder den Kontakt zu sich selbst festigen kann. Dabei handelt es sich um das Herz, das Bewusstsein, die Kreativität, den Körper und die Atmung. Ist man sich dieser Fähigkeiten und ihrer Rollen bewusst, kann man empathisch handeln. Somit ist auch schon die Kernaussage des Buches erkennbar: Verstehe ich meine eigenen Gefühle und Handlungen, kann ich das Verhalten meines Gegenübers besser einschätzen und beurteilen. Daraus entstehen Beziehungen einer ganz neuen Qualität.

In dem zweiten Abschnitt wird Empathie in einem globaleren Kontext dargestellt und auf die emotionale Intelligenz bezogen. Die Autoren sind der Meinung, dass ein hoher Grad an emotionaler Intelligenz in allen Lebensbereichen und in den verschiedenen sozialen Gefügen hilfreich sein kann. Allerdings gehen sie davon aus, dass alle Leser, und das möchte ich stark bezweifeln, eine gleichbedeutende Definition von emotionaler Intelligenz haben. Was jedoch allen klar sein dürfte ist, dass Empathie einen großen Teil der emotionalen Intelligenz ausmacht.

Im dritten und letzten großen Abschnitt werden Übungen vorgestellt, die für Erwachsene gedacht sind. Sie beziehen sich auf die fünf Bereiche, verbinden sie aber auch miteinander. 

Im Anhang finden sich Übungen, die mit Kindern durchgeführt werden können. Sie sind verständlich formuliert und enthalten an wichtigen Stellen Hinweise für denjenigen, der die Übungen anleitet.



Im Buch lesen



Lesen Sie im Buch

Persönliche Meinung
Die klare und einfache Sprache und die guten Erklärungen, die völlig frei von wissenschaftlichen Begriffen sind, soll hier zunächst hervorgehoben werden. Sicherlich gibt es, wie oben bereits erwähnt, in einigen Fällen keine klare Definitionen, und Erläuterungen oder Anmerkungen wären hilfreich gewesen. Wenn man sich jedoch mit dem Thema Empathie beschäftigt, stolpert man zwangsläufig über diesbezügliche Diskussionen und wird sich umfangreicher mit den einzelnen Begriffen auseinandersetzen. Dies impliziert aber auch gewissermaßen, dass man in irgendeiner Weise pädagogisch tätig ist und sich nicht nur mit der Empathie des eignen Kindes beschäftigen möchte. Somit stellt sich die Frage, an wen das Buch gerichtet ist. Leider kann ich keine Antwort darauf geben. An vielen Stellen gibt es Bezüge zu der Vorbildrolle des Lehrers. Die Übungen für die Erwachsenen werden aber nicht ausführlich beschrieben. Sie werden nur angerissen und erscheinen in einem diffusen Licht. Wie durch einen Nebel tastet man sich voran. Und ganz zum Schluss knipst jemand ein Licht an und sagt: "Guten Tag! Ich bin ihr Trainer und sie können bei mir die im Buch angedeuteten Übungen erlernen. Das kostet sie auch nur ein paar Euro."
Obwohl in den einführenden Kapiteln also die Rolle der Pädagogen und Eltern als besonders wichtig herausgehoben wird, werden die Übungen nur angerissen und am Ende des Kapitels wird ein Trainer empfohlen. Alles andere macht aus Sicht der Autoren keinen Sinn. Hier war ich doch etwas brüskiert und habe mich eine Weile über dieses Verhalten geärgert. Will man nicht zu viele Tipps geben, weil hier eine Einnahmequelle vermutet wird? Oder kann ich wirklich etwas falsch machen bei den Übungen und langfristige Schäden verursachen?

Ganz im Gegensatz dazu werden die Übungen der Kinder sehr ausführlich und verständlich beschrieben. Hat man sie einmal verinnerlicht, kann man wunderbare Reisen für die Schüler konstruieren und sie auf der Suche nach ihren eigenen Stärken begleiten.

Fazit
Ein etwas zwiespältiges Buch, dass sich doch ein wenig von den üblichen Juul-Ratgebern abhebt. Die Theorien und Ideen sind hervorragend und man sollte sie sofort und alltäglich umsetzen. Die Beschreibung der Praxis ist allerdings in einigen Abschnitten unzureichend und kann nur Anregungen bieten.

(Aber immerhin sind diese so anregend, dass ich sie in meiner zweiten Staatsexamensarbeit besprechen werde :-))

Idee
 




Sprache





Tipps und Aufmachung jeweils





Gesamturteil







EUR 14,95
Übersetzt aus dem Dänischen von Kerstin Schöps
ISBN 978-3-407-85942-6
1. Auflage 2012. 159 Seiten.
Gebunden.
 

Bewertungssystem

Wie viele von euch wissen, veröffentliche ich meine Rezension auch in großen Verkaufs- und/oder Literaturportalen. Dort wird häufig eine Bewertung des Buches anhand von Sternchen verlangt. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich dabei um einen Gesamteindruck, der kein differenziertes Bild darstellt. Auf den Stil, die sprachliche Qualität oder die gesamte Geschichte kann man damit nicht eingehen. Aus meiner Sicht spiegeln die Sterne eher einen spontanen Eindruck wieder. Auf Buchgesichter.de muss man hingegen auf einer Skala von 1-10 jeweils entscheiden, ob das Buch anspruchsvoll oder einfach, ernst oder lustig und langweilig oder spannend war. Diese Idee fand ich schon besser, aber auch hier konnte ich mich nicht immer entscheiden.
Letztendlich gibt es noch viele andere Gründe, warum ich es bisher vermieden habe, solch ein System für meinen Blog zu nutzen.
Da allerdings die Literaturblogs weiter wie Unkraut aus dem Boden sprießen und ich selbst gemerkt habe, dass nicht immer die Zeit für das vollständige Lesen der Artikel vorhanden ist, wollte ich meinen Lesern entgegenkommen. Sehr hilfreich war vorbereitend Rana the Cat, die mir für meine Arbeitsblätter kleine Monster gezeichnet hatte. Meine Schüler kennen das nebenstehende Monster eigentlich als Hinweis für die Nutzung eines Buches.
Zukünftig wird dieser kleine Freund aber in vervielfachter Form in meinen Postings auftauchen. Er ist dafür zuständig die folgenden Kriterien und die dazugehörige Bewertung ganz schnell zu verdeutlichen:

1. Die Idee
2. Die Sprache
3. Die Charaktere (entfällt bei Sachbüchern, dort ersetzt durch: Hilfreiche Tipps)
4. Die Aufmachung (Bindung, Satzbau, Illustrationen, Schriftgröße etc.)
5. Gesamturteil (Zusammenrechnung aus 1-4)

Die Abstufung erfolgt in fünf Schritten:
Ungenügend

Stark verbesserungswürdig

Durchwachsen
Glanzvoll

Formidabel/grandios
Sicherlich wird diese Idee nicht bei jedem Leser auf Gegenliebe stoßen. Ich möchte es aber einfach einmal versuchen. Nach einigen Monaten werde ich evaluieren, wie geeignet diese Bewertungsform ist. Und falls ihr jetzt oder in Zukunft euren Senf dazugeben möchtet: Her damit!!

Sonntag, 1. April 2012

Christine Sylvester, Muschebubu

- "Nö." Lale schüttelte energisch den Kopf. Dann warf sie einen Blick auf den Zettel. "Das macht Inge." "Inge?" fragte Mandy. "Wer ist Inge?" "Ein Akronym", erklärte Lale. "Das steht für 'Interne gewisse Ermittlungen' oder so." Sie kniff die Augen zusammen. Wenn sie ihre Schrift doch nur hätte lesen können. "Klar, Inge - 'Indärne Gorrubtions-Ermittlungen'." Mandy kicherte. -

In den letzten Jahren erreichte die Literaturwelt eine Art Schwemme von Lokalkrimis, die sprachliche und charakterliche Besonderheiten einer Region besonders herausstellten. Ganz subjektiv hatte man den Eindruck, dass die Kriminalität südlich des so genannten Weißwurstäquators häufiger einen Anlass zum Schreiben bietet. Oder ist es eher umgekehrt und die Ruhe bringt die Autoren zum Fantasieren? Genau klären lässt sich diese Frage wahrscheinlich nicht. Aber auch Mitteldeutschland bietet wahre Begebenheiten, die Krimiautoren anregen. 
Bereits im Oktober 2008 erschien von Christine Sylvester der Roman "Muschebubu", dessen Handlung in Dresden angesiedelt ist und einen schönen Schuss Lokalkolorit enthält.

Inhalt
Die Polizeikommissarin Lale Petersen musste notgedrungen an einem Seminar zum Thema Korruption teilnehmen. Der Ausdruck "öde" kann nicht ansatzweise beschreiben, wie das Seminar ausgesehen hat. Nun geht es endlich mit dem Zug zurück nach Dresden. Doch die Freude währt nicht lang. Lale sitzt eine Frau gegenüber, die ohne Punkt und Komma über ihr Leben und ihre Familie spricht. Wenn sie doch nur für ein paar Minuten den Mund halten würde! Da bleibt der Polizistin nichts anderes übrig als ganz dezent in den Schlaf zu entschwinden. Ruhe. Entspannung. "Fahrkartenkontrolle!" Das war es mit den schönen Träumen und der kuscheligen Wärme. Chaotisch wie Lale ist, findet sie natürlich ihre Fahrkarte nicht sofort und der Kontrolleur will auch noch wissen, was mit ihrer Begleitung ist. Na, die Dame ist wohl durch ihre eigene Erzählung eingeschlafen. Als Lale sie wecken will, stellt sie allerdings fest, dass die Frau nicht nur kurzfristig verstummt ist. Sie ist eindeutig tot. Ein Mord oder ein Herzinfarkt? Und das direkt neben der Kommissarin!
Somit ist Lale noch nicht einmal zurück in der Heimat und hat schon den ersten neuen Fall auf dem Tisch. So einfach ist die ganze Geschichte aber nicht. Ist sie nicht befangen oder vielleicht sogar selbst verdächtig? Die taffe Frau schlägt sich durch und beginnt zu ermitteln. Dabei stößt sie schnell auf Stasi-Verbrechen, Prostitution, Drogenhandel und Korruption, die nicht nur in die Dresdner Gesellschaft hineinwirken.

Sprache, Charaktere, Handlung
Lale Petersen ist dem Leser sofort sympathisch. Sie hat einen sehr direkten Humor, der durch ihr Leben in Hamburg gekennzeichnet ist. Zudem ist Sarkasmus so etwas wie ihr zweiter Vorname. Für jeden Gesprächspartner und für jede Situation hat sie eine leicht schnippische Antwort parat, die beim Lesen ein Lächeln erzwingt. Nach einer bestimmten Zeit fragt man sich allerdings, ob die Figur dieses Verhalten durchhalten kann oder ob sie irgendwann zusammenbricht. Und vor allen Dingen stellt sich die Frage auch in gewisser Weise dem Leser. Kann er diese Art und Weise durchhalten oder bricht er irgendwann zusammen, weil er diese ständige gute Laune nicht mehr ertragen kann? Ich habe durchgehalten und ich muss sagen, dass ich mit Lales Eigenarten sehr gut ausgekommen bin. Meine ersten leisen Zweifel wurden mit jeder Seite kleiner. Die Figur entwickelt sich ganz nebenbei mit der Geschichte. Sie ist mit ihrer Sprache und ihrer Haltung so gut in das Beziehungsgeflecht und die Handlungen eingebunden, dass man keine Ecken und Kanten erkennen kann. Es passt einfach alles. Genauso ist es mit den anderen Charakteren und der Handlung. Jede Wendung und jedes Auftauchen einer neuen Persönlichkeit passt in den Handlungsrahmen und man fragt sich nicht einmal, wie es jetzt zu diesem Konflikt oder jener Lösung kommen konnte. Gleichzeitig ist die Geschichte aber weder langweilig noch altbacken. Manche Leser denken vielleicht, dass gerade mit dem Thema Stasi-Verbrechen Stereotype angesprochen werden und eine immer wieder gleiche Geschichte erzählt wird. Christine Sylvester hat es aber geschafft ganz offensichtliche und historisch bedingte Aspekte in aktuelle Themen und reale Verbrechen einzubetten. Dieses Zusammenspiel entwickelt in der fiktiven Handlung eine ganz eigene Dynamik, die Spannung erzeugt und ein leichtes Lesen ermöglicht. Letztendlich ist aber auch die Sprache sehr angenehm und nicht zu stark von lokalen Gepflogenheiten geprägt. Die meisten Figuren verfallen eher selten in ihre lokale Sprache. Häufig ist dies der Fall, wenn sie selbst nervös sind und unter Anspannung stehen. Und dies ist doch eine Situation, die wir alle kennen. Man benötigt also kein Handbuch der sächsischen Sprache, um die Handlung komplett nachvollziehen zu können. Auch abseits der Besonderheiten ist die Geschichte sehr leicht verständlich und in einem eher freundschaftlichen Ton geschrieben. Es geht nicht so sehr darum die Grausamkeiten der einzelnen Verbrechen hervorzuheben. Der Leser wird eher gemütlich in die Umgebung eingebettet, in dem er freundschaftlich empfangen wird und man auf einer Ebene kommuniziert. Wer also in hohen sprachlichen Sphären schweben will oder blutige Details liebt, sollte die Finger von dem Roman lassen. Wer sich gut amüsieren will und Spaß am miträtseln hat, der ist hier genau richtig.

Fazit
Ein Roman, dem aus meiner Sicht viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde und wird. Schließlich handelt es sich hierbei um eine wunderbare Kriminalgeschichte mit einem kleinen Hauch von Lokalkolorit, die zum Verschlingen einlädt. Absolut empfehlenswert!

P.S.: "Muschebubu" steht übrigens eigentlich für ein eher schummriges Licht, das eine heimelige Atmosphäre erzeugt. Aber auch Situationen, die man nicht ganz überblicken kann oder Beziehungen, die nur in einem diffusen Licht erscheinen, werden damit umschrieben.

Nachtrag (geändert): Ich sehe gerade, dass Lale Petersen in einem neuen Roman ermittelt! Mehr erfahrt ihr hier.
Und da ich einen Hinweis bekommen habe: Muschebubu ist schon der zweite Fall für die Kommissarin. In "Barocke Engel" gibt sie ihren Dresdner Einstand. Mehr Information bekommt ihr hier.


352 Seiten
Format 11,5 x 18,7 cm | Paperback
10,90 Eur
ISBN 978-3-938916-13-1


Link zur Verlagsseite