Doch für den kleinen Nick begann alles schon viel früher als für mich. Seine Geschichte beginnt 1956. In diesem Jahr erschienen die von Asterix-Erfinder René Goscinny und Zeichner Jean-Jacques Sempé erdachten Geschichten als Comicstrip in dem belgischen Magazin "Le Moustique". Sie waren zunächst ein Reinfall, da sie nicht dem bekannten Stil der beiden kreativen Köpfe entsprachen. Ab 1959 erschienen kleine Geschichten über Nick, die mit der Hilfe von wenigen Zeichnungen illustriert wurden. In den folgenden sechs Jahren sollten 160 Abenteuer erscheinen, die so erfolgreich waren, dass sie auch in Form von Büchern gedruckt wurden. In Frankreich gehört der Gesamtband mittlerweile zur Schulpflichtlektüre und es gibt somit fast keinen Franzosen, dem der kleine Nick unbekannt ist.
Den Durchbruch in Deutschland brachten Fundstücke, die Anne Goscinny (die Tochter von René) auf dem Dachboden entdeckte und die 2004 und 2009 veröffentlicht wurden. Teilweise wurden hierfür neue Zeichnungen durch Sempé angefertigt.
Doch was macht die Geschichten so besonders? Und wer ist eigentlich der kleine Nick?
Erst einmal ist das hier der kleine Nick:
Nick ist ein kleiner Junge, der nicht zu den besten Schülern gehört, aber in der Schule eine Menge Spaß hat. Außerdem hat er prima Freund mit denen er viele Abenteuer erlebt. Das wären:
- Otto: Er ist etwas dicker und ständig am futtern. Wenn er nicht gerade an einem Marmeladenbrot knabbert, überlegt er was er sich nach der Schule beim Metzger kaufen könnte.
- Franz: Der größte Raufbold der Klasse ist er auf jeden Fall. Passt ihm etwas nicht, gibt es gleich einen Hieb auf die Nase.
- Georg: Mit dem Bus zur Schule fahren? Das hat Georg nicht nötig. Sein Vater ist sehr reich, liest ihm alle Wünsche von den Lippen ab und hat natürlich auch einen Chauffeur, der den Sohn zur Schule bringt.
- Roland: Seine Trillerpfeife hat er immer dabei. Die hat er von seinem Vater, der Polizist ist, erhalten. Und natürlich möchte Roland später auch zur Polizei.
- Adalbert: Er ist der Streber der Klasse und der Liebling der Lehrerin. Zum Glück trägt er eine Brille. Ansonsten würde er stets und ständig eins auf die Nase bekommen.
- Chlodwig: So wie es einen Streber in jeder Klasse gibt, gibt es auch einen völlig Unwissenden. Das ist Chlodwig. Er schläft häufig im Unterricht und bekommt nur schlechte Noten. Daher geht er schon teilweise freiwillig in die Ecke, wenn sein Name aufgerufen wird.
- Joachim und Max sind Charaktere die hin und wieder auftauchen aber nicht so genau beschrieben werden wie die anderen Freund von Nick.
- Marie-Hedwig ist die Tochter der Rothschilds und Nick heimliche Liebe.
In der Schule sind zwei Personen sehr wichtig für Nick. Zunächst gibt es die Lehrerin. Ihr Name wird in keiner der Geschichten erwähnt. Sie ist einfach "Die Lehrerin". Während der Hofpausen hat die gesamte Bande häufig mit Herrn Hühnerfeld kontakt. Er wird von ihnen liebevoll Herr Hühnerbrüh genannt. Wie es zu dem Namen kam, möchte ich noch nicht verraten.
Alle Figuren kennt wahrscheinlich jeder, in gewissen Abwandlungen, aus seiner Schulzeit. Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich auch heute noch viele mit dem kleinen Nick und seinen Abenteuern identifizieren können. Wir können mit dem kleinen Hauptdarsteller mitfühlen, wenn andere draußen spielen und er krank im Bett liegen muss. Wir verstehen seine Qualen, wenn er als einziger Junge auf einen Mädchengeburtstag gehen muss und zum Puppenvater mutiert. Wir bewundern seinen Mut, wenn er mit siener Bande ein neues Abenteuer erlebt. Und wir wären gerne wieder Kind, um mit Nick und seiner Bande auf dem alten Bauplatz zu spielen.
Die Sprache lehnt sich teilweise an Begriffen an, die gerade in den 60er Jahren sehr beliebt in Jugendkreisen gewesen sind und den Eltern damals gar nicht gefallen haben. Heute erscheinen sie uns sehr harmlos, doch können wir sie sofort im Kopf durch moderne Begriffe ersetzen. Das der Witz der Sprache bei der Übersetzung nicht verloren gegangen ist, haben wir besonders Hans Georg Lenzen zu verdanken. Er hat den kleinen Nick nach Deutschland verfrachtet und seine Sprache liebevoll angepasst. Er weist sogar in einem Vorwort darauf hin, dass auch die Namen ins Deutsche übertragen wurden, um das Lesen zu erleichtern. Weiterhin schreibt er: "Satzbau und Zeichensetzung dieses Buches sind dem kleinen Nick angepasst, nicht dem >Kleinen Duden<. Wenn ihr also seine atemberaubenden Kettensätze demnächst als neue Errungenschaft in euren Klassenaufsätzen verwendet, müsst ihr damit rechnen, dass eure Lehrer diesen Bemühungen wenig Verständnis entgegen bringen." (Aus: Neues vom kleinen Nick, S. 14)
Die tollen Geschichten und die schöne Sprache werden durch die Zeichnungen noch zusätzlich aufgewertet. Hier ein Beispiel:
In dieser Geschichte kommt ein Radioteam in die Schule. Adalbert (der Streber) ist so nervös, dass er in einem Quiz völlig versagt.
Fazit: Die Bücher sind rundum gelungen und ich kann jedem nur diese prima Geschichten ans Herz legen. Und wer Lust auf einen amüsanten DVD-Abend hat, sollte sich den Film anschauen. :o)
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Interview mit dem kleinen Nick
Beispielbuch:
Hardcover Pappband, 648 Seiten
ISBN 978-3-257-01120-3
Erschienen im Sept. 2005
€ (D) 24.90 / sFr 43.90* / € (A) 25.60
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