Samstag, 23. Februar 2013

J. R. Moehringer, Knapp am Herz vorbei

Ein Mann, der in seiner dreißigjährigen Erfahrung als Verbrecher über 100 Banken ausgeraubt hat, von den Opfern als freundlicher und rücksichtsvoller Mensch beschrieben wird und mehrfach aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Wenn seine Geschichte nicht als Steilvorlage für einen Roman dient, welche dann?

Die historische Person
Noch heute kennen viele Amerikaner William „The Actor“ Sutton. Der in Brooklyn geborene und in einfachen Verhältnissen aufgewachsene Mann, raubte seit den späten 20er Jahren Banken und Juweliergeschäfte aus. Dabei verkleidete er sich immer umfangreicher und trat häufig als Polizist oder Briefträger auf. Kurz vor Eröffnung der Geschäfte und Banken kam er mit Hilfe seiner Kostüme und unter Verwendung entsprechender Ausreden in die Filialen hinein. Er fesselte die ankommenden Mitarbeiter nacheinander und wartete auf denjenigen, der den Tresor öffnen konnte. Er arbeitete mit unterschiedlichen Komplizen und ging immer sehr strukturiert vor. Eine Waffe hatte er zwar immer dabei, benutze sie aber nie. Darüber, ob sie eventuell gar nicht geladen gewesen sei, gibt es widersprüchliche Angaben. Bei seinen diversen Ausbrüchen war er ebenfalls sehr kreativ, aber auch ein wenig abgebrühter als bei den Raubüberfällen.
Trotz diverser Delikte und Fluchtversuche wurde William Sutton 1969 begnadigt. Er verlebte die letzten Lebensjahre in Florida, wo er Bücher schrieb, Banken half ihre Sicherheitssysteme zu verbessern und für Kreditkarten mit Foto warb.
Er verstarb 1980 im Alter von 79 Jahren. 

Das Buch
J.R. Moehringer hat sich mit William Sutton eine real existierende Person ausgesucht, deren Persönlichkeit auf den ersten Blick glasklar erscheint. Dazu passend entwirft er eine Geschichte, die sich an den Fakten orientiert und zunächst sehr stringent wirkt. Ausgangspunkt sind die Begnadigung Suttons und ein Interview, das er direkt nach seiner Entlassung gegeben hat. Einen ganzen Tag fuhr er mit einem Reporter und einem Fotografen durch New York und besuchte Orte, die in seinem Leben wichtig waren. Der daraus entstandene Artikel enttäuschte jedoch. Neben Unwahrheiten und sonderbaren Anekdoten enthielt er keine neuen Informationen. Moehringer erzählt diese Geschichte praktisch nach. Dabei wechseln sich zwei Erzählstränge ab. Zunächst geht es um die Fahrt durch New York und die Fragen, die an Willie gestellt werden. Der zweite Erzählstrang setzt sich aus Erinnerungen zusammen. Dadurch wird dem Räuber sehr viel Raum zum Sprechen gegeben und nur an wenigen Stellen, die sich meist in dem ersten Erzählstrang befinden, wird auf eine teilweise unbedarfte Art und Weise auf die Folgen seiner Taten hingewiesen. Paradoxerweise zeigt sich aber darin eine Stärke des Romans. Die Fakten dienten wirklich nur als Vorlage für den Roman. Moehringer erschafft eine literarische Figur, die sich öffnet, Verletzlichkeit zeigt und sich von dem öffentlichen Bild abhebt. Das ist Sutton in so einer Form nie gelungen und es ist auchfraglich, ob er das überhaupt gewollt hätte. Allerdings habe ich mir oft die Frage gestellt, inwieweit das daraus entstehende Interesse an der Handlung eingeschränkt ist, wenn man vorher schon etwas über William Sutton weiß. Ich konnte ganz unvoreingenommen herangehen und habe mich nie gefragt, was jetzt ausgedacht ist oder der Wahrheit entspricht. Das hat eine gewisse Spannung und Lesefreude erzeugt. Diese wurde nur dadurch getrübt, dass mir eine gewisse psychologische Tiefe fehlte. Ab und an wäre eine schärfere Analytik geeignet gewesen. Wenn man jedoch das ganze Werk gelesen hat, wendet sich das Blatt ein wenig. Dies gilt übrigens für verschiedene Punkte. Erst wenn man das gesamte Buch gelesen hat, ergibt sich ein sehr viel differenzierteres Bild. Gerade auf den letzten Seiten gibt es noch einige Wendungen, die viele Dinge schlussendlich in einem anderen Licht dastehen lassen.
Durchweg hervorragend werden die sprachlichen Mittel genutzt. Moehringer hat aus meiner Sicht eine literarische Perle geschaffen, die sich nicht in Sphären aufhält, die man nur mit einem Fremdwörterbuch erreichen kann. Gleichzeitig findet man diesen Schatz aber auch nicht auf dem Grund, der nur so vor Alltagssprache trieft und den Geist verklebt. Nein, er schreibt anspruchsvoll verständlich und in einem tollen Rhythmus. Dabei ist die Satzlänge hervorragend. Und das sage ich jetzt nicht aus Sicht eines Fontane-Liebhabers. Die Gedanken gehen nicht verloren, man kommt sich aber auchnicht veralbert vor, weil die Sätze zu kurz sind.  Sie sind einfach genau passend.  Es ist fasst so, als ob sich die Sprache an den Protagonisten angepasst hat. Daher fragt man sich unweigerlich was zuerst da war, die Figur oder ihre Sprache...

Fazit: Ein wundervolles Buch, das eine spannende Lebensgeschichte erzählt. Während des Lesens ist die Geschichte allerdings wie ein sich entwickelnder Schmetterling. Die Raupe läuft dahin und der Leser fliegt nur so über die Seiten. Dann wird es ein wenig düster und eng, man möchte sich in einen Kokon einwickeln. Erst wenn man das Buch schließt, fliegt der Schmetterling davon. 



Roman

Hardcover

Preis € (D) 19,99 | € (A) 20,60 | SFR 28,90

ISBN: 978-3-10-049603-4


Sonntag, 17. Februar 2013

Blogger schenken Lesefreude!

Da sich mittlerweile bereits 500 Blogs für die Aktion "Blogger schenken Lesefreude" angemeldet haben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass euch schon der ein oder andere Artikel darüber unter die Augen gekommen ist.
Trotzdem möchte ich dieses Projekt kurz vorstellen.

Im letzten Jahr gab es zum Welttag des Buches eine Aktion verschiedener Verlage, die Sonderducke bekannter Werke zur Verfügung stellten. 30 Exemplare eines Buches wurden an Menschen geschickt, die sich im Vorfeld mit einer Aktion beworben hatten. Ich habe an der Aktion teilgenommen, sie aber trotzdem kritisch gesehen. Zunächst stellte sich für mich die Frage, wer das alles finanziert. Weiterhin fungierten viele Buchhändler als Paketstationen, weil man dort seine Exemplare abholen konnte. Dies hat teilweise zu Platzproblemen geführt, aber keinen positiven Effekt für die Händler gehabt. Und wasmich letztendlich am meisten geärgert hat, war der Punkt, dass man sich zunächst mit einem konkreten Projekt bewerben sollte. Eine Lesung, eine Idee, eine besondere Veranstaltung, wo die Bücher verteilt werden sollten. Irgendwann wurde aber damit Werbung gemacht, dass man die Bücher ruhig auch einfach an Familienmitglieder und Freunde verschenken könnte. Das fand ich irgendwie nicht so sinnvoll.

Daher finde ich das diesjährige Projekt, welches von zwei Bloggerinen initiiert wurde, sehr viel sinnvoller und habe recht schnell eine Teilnahme zugesagt. Aber um was geht es genau? das erklären euch die beiden "Chefinnen" am besten mit eigenen Worten:

Wir Buch-Blogger sind Botschafter in Sachen Lesefreude und deswegen ist der Welttag des Buches unser Tag! An diesem besonderen Feiertag wollen wir die Welt mit unserer Begeisterung für Bücher anstecken. Wir werden bloggen wie die Wilden und wir werden Bücher verschenken!

Wer kann mitmachen?
Alle buchbegeisterten Blogger – egal ob Buch-Blog, Autoren-Blog, Alltags-Blog, Tech-Blog und egal, auf welcher Plattform gebloggt wird. Auch reine Facebook-Fanpages sind willkommen!

Wie lautet der Plan?
Am 23.4.2013, dem Welttag des Buches, veröffentlichen alle teilnehmenden Blogger einen Beitrag, in dem sie ein Buch verlosen. Natürlich sind wir neugierig, warum ihr euch gerade für dieses Buch entschieden habt! Ist es ein Buch von einem Lieblingsautor, ein unentdecktes Buchjuwel, ein Buch aus Kindertagen oder ein Überraschungstitel?
Leser, die diese Bücher gewinnen möchten, kommentieren eure Beiträge. Verlost werden die Bücher am 30. April.

Wo kann ich mich anmelden?
Mit diesem Formular:
https://docs.google.com/spreadsheet/viewform?formkey=dGhOdlhaWDBEc3o5WGxQeEdQUzRnSEE6MQ
Wir benötigen deine Blog-Url, den Namen des Blogs, deine E-Mail-Adresse, deine Facebook-Fanpage (falls vorhanden) und den Titel des Buches, das Du verschenken möchtest. Falls Du den Titel noch nicht festlegen möchtest, kannst Du ihn auch bis zum 20. April nachmelden.

Was macht ihr mit diesen Angaben?
Wir sammeln alle teilnehmenden Blogs und veröffentlichen auf Facebook und Twitter, welcher Blog welches Buch verschenkt.

Wer steckt hinter der Aktion?
Gestartet wurde diese Gemeinschaftsaktion von Christina von http://pudelmuetzes-buecherwelten.de/ und Dagmar alias http://geschichtenagentin.blogspot.de/. Aber das finden wir nicht wichtig – für uns ist das eine Gemeinschaftsaktion von buchbegeisterten Bloggern für lesebegeisterte Menschen!

Ich habe noch Fragen!
Für weitergehende Fragen haben wir ein Forum eingerichtet und eine Facebook-Seite:
http://www.carookee.net/forum/BlogdenWelttagdesBuches/
www.facebook.com/BloggerschenkenLesefreude

Wie bleibe ich auf dem Laufenden?
Alle Neuigkeiten über die Aktion posten wir auf Facebook und auf Twitter :
http://www.facebook.com/BloggerSchenkenLesefreude
https://twitter.com/BlogdenWelttag
#lesefreude





Und wie findet ihr die Aktion? Macht ihr auch mit?

Mittwoch, 13. Februar 2013

Nemo kehrt zurück!

Vor zehn Jahren lernten viele von uns den kleinen Clownfisch Nemo kennen und sorgten dafür, dass der Animationsfilm zum bis dahin erfolgreichsten Disneyfilm wurde. Viele Eltern fühlten sich gedrängt nun ein Aquarium anzuschaffen und viele Fische wurden von den selbständigeren Kindern  über die Toilette in die vermeintliche Freiheit entlassen.

Nun kehren Nemo und seine Freunde für kurze Zeit auf die Leinwand zurück und lassen uns dank 3D-Technologie noch stärker an ihren Abenteuern teilhaben.

Die Geschichte
Nemo wächst im Great Barrier Reef auf und wird von einem übertrieben fürsorglichen Vater erzogen. Der kleine Clownfisch hat die Nase ziemlich voll und will sich gerade jetzt, da er endlich in die Schule kommt, nicht mehr so viel von seinem Vater sagen lassen. In einem unbeobachteten Moment führt er gemeinsam mit seinen neuen Freunden eine Mutprobe durch. Natürlich wird er prompt von einem Taucher eingefangen. Und damit beginnt auf der einen Seite eine große Tragödie und auf der anderen Seite ein riesiges Abenteuer.
Im Verlauf des Films wird die Geschichte aus zwei Perspektiven berichtet.
Nemos Vater (Marlin) versucht seinen Sohn wiederzufinden und muss dafür nicht nur etliche Kilometer zurückliegen, sondern auch viele Gefahren überstehen. Außerdem wird er von Dorie, einer vergesslichen Doktorfisch-Dame begleitet, die einem ziemlich auf die Nerven gehen kann.
Während er den Weg nach Sydney einschlägt, befindet sich sein Sohn in einem Aquarium, welches in einer Zahnarztpraxis steht. Gemeinsam mit den anderen Aquarienfischen versucht der kleine Clownfisch die Freiheit zu erlangen. Denn auch er hat Sehnsucht nach seinem Vater.

Entstehung und 3D-Technologie
Der Regisseur und Drehbuchautor Andrew Stanton wurde durch sein eigenes Leben zu diesem Film inspiriert. Er war schon lange fasziniert von der Unterwasserwelt und hatte bereits 1992 die Idee diese in computeranimierter Form in die Kinos zu bringen.
Außerdem war er als kleiner Junger bei einem Zahnarzt, der ebenfalls ein Meerwasseraquarium besaß. Und schon in jungen Jahren fragte sich Stanton, wie sich wohl die Fische fühlen könnten.
Letztendlich wurde er auch von seiner Beziehung zu seinem eigenen Sohn beeinflusst. Lange Zeit war der Regisseur überfürsorglich und versuchte sein Kind in Watte zu packen. Doch irgendwann erlangte er die Erkenntnis, dass die Angst, welche ihn zu solch einem Verhalten brachte, dafür sorgt, dass er schöne Momente mit seinem Sohn ruinierte. Die Story war komplett.

Der Erfolg und die persönliche Beziehung zu der Geschichte waren sicherlich treibende Kräfte bei der Entscheidung "Findet Nemo" noch einmal in die Kinos zu bringen. Schon in der Ursprungsversion haben die Animateuere darauf geachtet, dass die Unterwasserwelt sehr realistisch erscheint. Sie versuchten zum Beispiel Lichtbrechungen, Schwebeteilchen, Veränderungen in der Strömungen und andere Elemente darzustellen. Für die Entstehung des 3D-Effekts musste aber das Material erst einmal den heutigen Standards entsprechend konvertiert werden. Hierfür musste jede einzelne Szene eatrachtet und bearbeitet werden. dann wurde neun Monate lang ein Renderingprozess durchgeführt, bei dem für jede Einstellung bestimmt wird, wo sich jedes Objekt und jede Figur im dreidimensionalen Raum befinden soll. Der Film wird also praktisch noch einmal gedreht.

Ergebnis und eigene Meinung
Ich hatte "Findet Nemo" bisher ehrlich gesagt noch nicht gesehen und war zunächst skeptisch, dann aber positiv überrascht.

Mittlerweile wird man von 3D-Filmen im Kinderbereich nahezu erschlagen und kann sich gar nicht mehr vorstellen auch einmal ohne Brille mit dem Kind im Kino zu sitzen. Und weil man schon ein wenig verwöhnt ist, fallen einem auch bestimmte Effekte auf, die in diesem Film leicht hinter den Erwartungen zurückbleiben. Das liegt vor allen Dingen daran, dass die Unterwasserwelt in den letzten Jahren vielfach medial bereist wurde und die Möglichkeiten, die die 3D-Technik bietet, natürlich besser anwenden lassen, wenn man den Film von Anfang an in diesem Format in die Kinos bringt. Das sollte aber nicht zu negativ verstanden werden. Die Bilder sind trotzdem hervorragend und sorgen für eine tolle Nähe zwischen Zuschauer und Protagonisten. Die Farben sind atemberaubend und lassen gleich Urlaubsgefühle aufkommen. Daran liegt es nicht. In der Grundanlage ist der Film perfekt. Aber das ist er auch ohne 3D. Diese Technik macht den Film zwar interessanter, aber nicht besser.

Auf der anderen Seite hat mich erstaunt und sehr erfreut, dass eine solche Geschichte auch heute noch ankommt. Denn wir sollten uns nichts vormachen. Die Kinder, die heute den Film schauen werden, sind eine ganz andere Generation. In den aktuellen Kinderfilmen wird auf die ein oder andere Art und Weise Gewalt dargestellt und es wird immer auf einem Außenseiter rumgehackt. Wer einmal an einem  Sonntag in einer Kindervorstellung war, versteht was ich meine. Wenn die Figuren aufeinander einschlagen, sich ständig Streiche spielen oder einfach nur trottelig sind, kann man die kleinen Zuschauer vor Lachen und allgemeiner Begeisterung kaum zurückhalten. So ein Verhalten tolerieren wir im Alltag nicht, in Kinderfilmen fällt uns das aber nicht auf oder wird als elementar für die Handlung dargestellt.
Kommt es aber zu einer ruhigen Schlüsselszene oder bleiben die Lacher für eine gewisse Zeit aus, kann man vor lauter Popcornrascheln und Quengeleien fast nichts mehr hören. Die Aufmerksamkeit tendiert gegen Null.
"Findet Nemo" ist ganz anders. Er ist aufregend, bunt und auch manchmal laut. Aber so paradox es klingen mag: Er ist es auf eine ruhige Art und Weise. Er beinhaltet so wundervolle Themen wie Familie, Mut, Zusammenhalt, Liebe sowie Trauer und Angst. Trotzdem drängt er einem dies nicht auf, sondern vermittelt unterschwellig eine süße Moral, die einem zum Ende hin immer klarer wird. Doch bis es so weit ist, lacht man viel mit Nemo und seinen Freunden, weint auch mal und hofft, dass alles gut geht. Ich glaube an solche Filme sind unsere Kinder nicht mehr gewöhnt, aber sie sollten das wieder lernen. Denn solche Werke bilden einen Gegenpol zu unserem Leben und sorgen so dafür, dass Kino wieder wert- und gehaltvoller wird.

Fazit: Ein alter Film im neuen Gewand, der vielleicht technisch nicht immer begeistert, dieses Manko aber locker durch die Geschichte wieder ausgleicht.

O-Ton von Paul (fast 6) am Ende des Films: Also Mama, das war aber so toll, da habe ich jetzt schon ein bisschen Tränen in den Augen.



Link zur Filmseite

Mittwoch, 6. Februar 2013

Kristina Andres: Suppe, satt, es war einmal

Gemeinsam mit ihrer Mutter lebt Mathilda in einem kleinen Dorf am Rand eines Waldes, in dem hungrige Wölfe umherziehen, die nachts heulen und versuchen sich im Dorf etwas Nahrung zu besorgen.
Da Mathildas Mutter für eine Weile fort muss, gibt sie ihrer Tochter noch rasch ein paar Anweisungen. Die wichtigste Belehrung betrifft natürlich die Wölfe und besagt, dass man nie einen Wolf in das Haus hineinlassen sollte. Mathilda verspricht sich daran zu halten.
Doch kaum ist die Mutter weg, kommen auch schon die Wölfe. Und obwohl das kleine Mädchen genau weiß, was ihre Mutter gerade gesagt hat, macht sie etwas völlig anderes. Sie bittet das Rudel hinein und stellt ihnen Suppe auf den Tisch. Anschließend liest sie ihnen eine Geschichte vor und bringt ihnen so nebenbei drei wichtige "Wörter" bei: Suppe, satt, es war einmal.
Rezensiert für www.buecherkinder.de

Kristina Andres erzählt in diesem kleinen Buch nicht nur von der Zähmung der Wölfe und der Entwicklung des Hundes. Sie zeigt uns vielmehr, dass man mit einer Mahlzeit, Verständnis und Geborgenheit viele verschiedene Dinge zähmen kann.

Der dafür verfasste Text hat eine gute Länge, die auch für kleinere Zuhörer ansprechend ist, und eine verständliche Wortwahl. Dabei ist die Moral der Geschichte natürlich nicht sofort für die Jüngeren erkennbar. Der Verlauf der Geschichte und die Zeichnungen laden aber zu dementsprechenden Gesprächen ein.
Die Bilder sind sehr ansprechend gezeichnet und enthalten witzige Details. So sind die Wölfe unterschiedlich groß und wirken wie Orgelpfeifen. Den Parallelen zu der Geschichte der sieben Geißlein wird zum Beispiel durch Ziegen, die mit Mathilda in dem Haus leben, Rechnung getragen. Und die restlichen Haustiere lassen deutlich erkennen, was sie von Matildas Idee mit den Wölfen halten.

Wer nun glaubt, dass aber vielleicht nach dem einmaligen Lesen und der Erkenntnis, dass aus den Wölfen Hunde werden, der Anfangsreiz der Geschichte verloren geht, wird durch die Zuhörer eines Besseren belehrt. Gerade an verschneiten Wintertagen wird das Buch gerne ausgewählt und lädt zum Kuscheln unter der warmen Bettdecke ein. Die Geschichte wärmt das Herz nachhaltig, auch wenn sie zunächst etwas skurril wirkt.


14,99 € [D] | 15,50 € [A]
32 Seiten  
ISBN-13: 9783827054944

Link zur Verlagsseite

Samstag, 2. Februar 2013

Alexander Smoltczyk, Päpste pupsen nicht


Smilla ist fast elf Jahre alt und lebt gemeinsam mit ihren Eltern in Rom. Eigentlich wäre sie ja viel lieber in Berlin geblieben. Aber ihre Eltern, die sich in Italien kennengelernt haben, wollten schon immer einmal dort leben. Der zunächst trist wirkende Alltag und die kleinen Schwierigkeiten, die man als Neuling so hat, werden dem kleinen Mädchen zunächst ein wenig durch ein Meerschweinchenpaar versüßt. Leider stellt sich schnell heraus, dass es sich nicht, wie von der Verkäuferin angepriesen, um zwei Weibchen handelt. Un so vermehren sich die beiden munter auf dem Balkon, die Köttel liegen überall herum und der Smillas Papa weiß schon bald nicht mehr, ob es sich bei den kleinen Würstchen um Teile seines Müslis oder nun doch um Meerschweinchenköttel handelt. Als dann auch noch Mono, das männliche Meerschwein, nach der Kastration stirbt, ist Smilla froh mittlerweile eine Freundin gefunden zu haben, die sie tröstet. Eloise ist nach Smilla an die Schweizer Schule gekommen und ist etwas ganz besonderes. Sie ist das einzige Mädchen, das im Vatikan lebt. Ihr Vater ist der Kommandant der Schweizer Garde. Nur ihm ist es erlaubt Kinder zu haben. Aber auch sonst ist Eloise ziemlich verrückt und passt hervorragend zu Smilla. Gemeinsam verleben sie wundervolle Tage und fühlen sich dann doch irgendwie in Rom ganz wohl. Als sie mal wieder gemeinsam im Schulbus sitzen, beobachten sie die typisch römischen Starenschwärme. Doch diesmal fliegen die Vögel eine sonderbare Formation. Man kann deutlich ein Gesicht erkennen. Oder haben sich die beiden Mädchen das nur eingebildet? Nein, immer häufiger tauchen die Schwärme an markanten Orten auf. Und genau dann passieren seltsame Dinge. Die beiden Mädchen gehen diesem Phänomen nach und geraten in eine wilde Jagd quer durch Rom.

Alexander Smoltczyk hat seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse in das Buch einfließen lassen. Man merkt, dass er sich mittlerweile in Rom richtig gut auskennt und man spürt, dass in ihm anscheinend noch immer ein sehr neugieriges Kind lebt. Seine sehr humorvolle Erzählweise zieht den Leser schon auf der ersten Seite in den Bann und lässt ihn bis zum letzten Buchstaben nicht mehr los. Dabei sind seine Bezüge zu tatsächlich lebenden Personen oder zurückliegenden Ereignissen hervorragend arrangiert und bringen auch Erwachsene zum lauten Lachen. Teilweise war ich mir nicht so sicher, ob auch die jüngeren Leser diese Andeutungen noch verstehen. Daher habe ich meinem fast 6-jährigen Sohn das Buch vorgelesen und musste feststellen: Auch wenn er nicht mit allen Dingen etwas anfangen kann, fand er die Geschichte wunderbar und hat den lustigen Grundton der Erzählung voll und ganz verstanden. Er als Zuhörer und ich als Vorleser haben zwischendurch immer viel spekuliert und waren sehr gespannt, was als nächstes passieren würde. Wir haben Eloise und Smilla richtig lieb gewonnen und sind schon ziemlich enttäuscht, dass wir nicht gleich in ein neues Abenteuer eintauchen können. Und ganz nebenbei haben wir richtig viel über Rom gelernt. Ich war zwar schon einmal dort, aber viele Dinge die Smoltczyk erzählt, waren auch mir nicht bekannt und haben mir die Stadt noch ein Stück sympathischer gemacht.

Fazit: Ein wirklich empfehlenswertes Buch für ganz verschiedene Altersklassen. es ist witzig, spannend und nicht zu kompliziert geschrieben. Dabei ist die Sprache modern und erzeugt ein ganz wohliges Lesegefühl. Einfach klasse!


192 Seiten · gebunden
14.5 x 21.0 cm
ab 10 Jahren
EUR 12,00 · SFR 16,90 · EUA 12,40
ISBN-13: 978-3-7915-1928-9
EAN: 9783791519289