Mittwoch, 7. Dezember 2011

Barack Obama, Von euch will ich singen. Ein Brief an meine Töchter

- Für den Frieden ist es nicht notwendig, dass aus Adlern Krähen werden. -

Gibt es momentan einen sympathischeren Familienvater, der in der Politik tätig ist, als Barack Obama? Mir persönlich würde eigentlich nur noch Nelson Mandela einfallen, der aber wohl eher als sympathischer Großvater die Herzen erfreuen wird. Angela Merkel hat gar keine Kinder, Sarkozy scheint selbst noch ein Kind zu sein und wenn wir an England denken, dann wohl eher an die königliche Familie und die Zwänge, die das Leben eines Royals bestimmen. 
Die Obamas erscheinen eine immer glückliche Familie zu sein, in der einfach alles stimmt. Sie strahlen nicht nur diese typisch amerikanische Leichtigkeit aus, sondern glühen nahezu vor Harmonie.
Nun sind das natürlich medial aufbereitete Bilder, die auch ein bestimmtes Gefühl und positive Gedanken transportieren sollen. Doch wenn man Barack Obamas kleines Buch liest, hat man den Eindruck, dass dieser Mann seine Töchter abgöttisch liebt. 

Das Buch ist wirklich wie ein kleiner Brief aufgebaut, in dem Obama immer wieder fragt: "Habe ich euch gesagt,...".
Die Fortsetzungen lauten:

... wie einfallsreich ihr seid
... wie klug ihr seid
... wie tapfer ihr seid
... dass ihr heilen könnt
... dass jede von euch ein eigenes Lied hat
... dass ihr stark seid
... wie wichtig es ist, die Opfer, die andere gebracht haben, zu ehren
... dass ihr freundlich seid
... dass ihr nie aufgeben dürft
... dass ihr große Forscher seid
... dass ihr Einfluss habt
... dass ihr zu einer großen Familie gehört
... dass ihr stolz sein sollt, Amerikaner zu sein
... dass Amerika aus allen nur möglichen Menschen zusammengewürfelt ist

Mit jeder Frage spornt er die Mädchen an selbstbewusst und souverän zu sein. Sie sollen sich ihrer Eigenschaften bewusst sein und gleichzeitig spüren, dass dort ein Mann ist, der sie ermutigt für ihre Vorstellungen zu kämpfen. Er steht wie ein unsichtbarer Begleiter hinter ihnen und gibt ihnen Kraft. Gleichzeitig ist das Buch aber auch urpatriotisch. Alle Aussagen stehen in gewisser Weise mit dem amerikanischen Bewusstsein in einer Verbindung. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass zu jeder Frage ein amerikanischer Bürger aufgeführt wird, der die entsprechenden Merkmale verkörpert. Neben der in Europa eher unbekannten Schriftstellerin Helen Keller werden auch Albert Einstein und Abraham Lincoln genannt.

Die Illustratorin Loren Long hat zu den einzelnen Textpassagen wunderschöne Bilder erschaffen, auf denen sogar der Hund der Obamas vorkommt. Eine Doppelseite widmet sich immer einem Thema. Links sieht man einer der oben aufgeführten Fragen. Darunter stehen Malia Ann und Natasha Obama. Zu ihnen gesellt sich ein Kind, dass die jeweilige Eigenschaft mit Hilfe eines Utensils oder anhand seiner Kleidung verkörpert. Alle schauen auf die rechte Seite, auf der sich ein Bild des jeweiligen Amerikaners befindet, der bei seiner typischen Tätigkeit dargestellt wird. Da die jeweiligen Kinder immer auf der linken Seite verbleiben wächst die Gruppe mit jedem Umblättern. Zum Schluss fügen sie sich in eine große Gruppe  von Jungen und Mädchen, die die Vielfalt der amerikanischen Gesellschaft widerspiegeln. 
Long schafft es aus meiner Sicht in hervorragender Art und Weise zwischen verschiedenen Gestaltungsfromen zu wandern. Jedes Bild wird der Person gerecht und stellt sie in geeigneten Positionen und gut gewählten Farbkompositionen dar. Zudem sind nicht zu viele Details enthalten, die von dem Gehalt des Textes ablenken könnten.

Wie oben schon erwähnt ist der Text natürlich sehr amerikanisch und bedient eventuell Vorstellungen und gesellschaftliche Ideen, die von einem durchschnittlichen Europäer nicht immer nachvollzogen werden können. Und gerade für Kinder ist es schwer etwas mit den berühmten Personen, die nicht zu ihrer Lebenswelt gehören, zu verbinden. Daher kann ich dieses Buch leider, obwohl es so schön illustriert ist und einen so rührenden Text enthält, nicht für Kinder empfehlen. Am Ende befinden sich zwar zu allen Personen Kurzbiografien, auf die jedoch 5- bis 11-jährige Mädchen und Jungen wahrscheinlich keine Lust haben werden. Ich gehe hier wohlgemerkt von einem durchschnittlichen Kind aus. Interessierten Jugendlichen und Erwachsenen rate ich aber sogar dazu, dieses Buch zur Hand zu nehmen. Es macht Mut, es gibt Kraft und es streichelt die Seele.



Übersetzt aus dem Englischen von Michael Krüger
Illustriert von Loren Long

40 Seiten, Fester Einband
ISBN-10: 3-446-23806-9
ISBN-13: 978-3-446-23806-0
€ 14,90 (D)
€ 15,40 (A)
CHF 21,90 (CH) Unverbindliche Preisempfehlung

2 Kommentare:

  1. Hallo Charlene,
    deine Buchbeschreibung von Obama liest sich vielversprechend, aufbauend und sehr erfrischend ...Ich werde bei meinem nächsten Stadtbesuch mal danach Ausschau halten.
    Eine schöne Adventszeit wünscht,
    Antje aus Kassel-(Charlenes mom)

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  2. Und, konntest du einen Blick reinwerfen?

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