Sonntag, 3. März 2013

Rosemarie Eichinger, Alles dreht sich

- Er schaut mich erwartungsvoll an. Ich möchte widersprechen, lass es aber. Unruhe stiften! Das klingt nicht schlecht. Schreien! Aufmerksamkeit erregen! Das klingt nicht schlecht. Schreien. Laut sein. Den Tumor in meinem Kopf übertönen. -

Inhalt
Linda ist ein junges und lebenslustiges Mädchen. Obwohl sie diese verdammten Kopfschmerzen recht häufig hatte, war ihr doch nicht in den Sinn gekommen, dass die Ursache hierfür ein Gehirntumor sein könnte. Für sie bricht durch die unerwartete Diagnose natürlich eine Welt zusammen. Sie flüchtet aus dem Krankenhaus und versucht in dem angrenzenden Park zur Ruhe zu kommen. In dieser aufgewühlten Situation trifft sie Max, der auf einer der Parkbanken sitzt und über sein eigenes Schicksal nachdenkt. Er verrät Linda, dass er auch an Krebs erkrankt ist. Max überredet Linda gemeinsam mit ihm eine Liste zu erstellen, auf der Dinge stehen, die sie vor ihrem Tod noch machen möchten. Die darauf befindlichen Punkte, ihre Abarbeitung und das Nachdenken über den Tod bringt die beiden in der nächsten Zeit näher zusammen. Irgendwann muss Max jedoch eine Beichte ablegen und gefährdet damit kurzfristig die Freundschaft zu Linda. Gleichzeitig bringt die Wahrheit aber auch die beiden dazu, die Liste zu überdenken. Dadurch gelangen Linda und Max zu der Erkenntnis, dass sie mehr machen möchten und müssen. Sie wollen nicht mehr nur die Liste abarbeiten, sondern etwas verändern. Sie wollen etwas bewegen und Spuren hinterlassen.

Meinung
Das Buch geht sofort rasant los und behält durchschnittlich ein hohes Tempo bei. Das liegt auf der einen Seite daran, dass das Leben von Linda mit der Diagnose zwar kurz still steht, sich dann aber so stark dreht, dass man kaum Zeit und Luft zum Atmen hat. Die Handlung fliegt nur so dahin und man fiebert mit den Protagonisten mit. Es ist kaum möglich das Buch wegzulegen. Die Figuren sind durchweg äußerst sympathisch und wirken extrem realistisch. Ich fand ihre Handlungen an keiner Stelle sonderbar und die Sprache sowie die Gedanken erscheinen nicht konstruiert. Sie passen zudem perfekt zum Alter der jeweils agierenden Figur. Dadurch taucht man schnell in eine Welt ein, in der man sich wohlfühlt und länger verweilen möchte. Einzig, der nicht angezeigt und mehrfach erfolgte Wechsel zwischen den Erzählern hat kurzfristig für Irritation gesorgt.
Auf der anderen Seite sorgen der Stil und die Sprache der Autorin dafür, dass eine rundum gelungene Geschichte entsteht. Eine frische, junge und nicht zu oberflächliche Sprache schafft es dem Leser ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, obwohl der Hintergrund doch zunächst recht traurig ist. Der Aktionismus der Figuren und das Sprachtempo sind auf eine gewisse Art und Weise miteinander verwoben und wirken daher perfekt aufeinander abgestimmt. Die Grundlage hierfür bildet sicher die Intention der Autorin, die sie in einem Interview wie folgt zusammenfasste:
Die Krankheiten der beiden stehen für mich nicht im Mittelpunkt der Geschichte. Mir war es sehr wichtig nicht pathetisch zu werden. Es soll keine Geschichte über das Sterben sein, sondern über das Leben. Über den Unwillen sich als junger Mensch in eine Gesellschaft einzugliedern, die alles andere als ideal ist, die Regeln vorgibt und sie selber nicht befolgt. Der Tumor beziehungsweise die psychischen Probleme ermöglichen Linda und Max einfach sich gegen gesellschaftliche Normen aufzulehnen. Nach dem Motto: Was hab ich schon zu verlieren? Die Krankheit befreit die beiden davon, ständig an Konsequenzen zu denken. Konsequenzen und der Gedanke, dass man ja noch genug Zeit hat, hindern viele Menschen daran zu leben. Nicht darüber nachzudenken macht doch einiges leichter. Leider ist es ja bei den meisten Menschen immer noch so – und ich nehme mich da nicht aus –, dass man erst durch eine ernste Diagnose aus dem täglichen Trott gerissen wird. Dass man überhaupt einmal darüber nachdenkt, wie man sein Leben leben will.
Fazit
Ein wundervolles und rasantes Jugendbuch, dass berührt ohne auf die Tränendrüse zu drücken.  Unbedingt lesen!


Einband: Klappenbroschur 
Seiten: 208 
Alter: ab 14 Jahren 
ISBN 978-3-551-52049-4 

D: 13,99 € 

Gewinnspiel zum Buch 
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