Das Buch „Die Macht der Päpste“ von Rudolf Lill ist in der
Sachbuchsparte „Orientierung durch Diskurs“ im Verlag Butzon & Bercker
erschienen. In diesem Verlag erscheinen seit über 140 Jahren christliche
Bücher. Daher habe ich, wie wahrscheinlich viele andere Leser, schon eine
gewisse Grundeinstellung gehabt. Ich bin davon ausgegangen, dass das Papsttum
als sehr positiv dargestellt wird
und keine Kritik erkennbar wird. Doch Lill nimmt den Reihentitel sehr ernst und
versucht einen Diskurs anzustoßen.
Hierfür beschäftigt er sich zunächst in einem Kapitel mit der
Macht der Päpste in von der Antike bis heute. Er gibt damit sozusagen auf circa
40 Seiten einen sehr knappen historischen Abriss der gesamten Geschichte. In
einem Exkurs beschäftigt er sich außerdem mit der Papstwahl.
Der Schwerpunkt des Buches liegt aber in der Zeit ab dem 15.
Jahrhundert. Dabei werden wichtige Pontifikate herausgehoben und kritisch
betrachtet. Das Augenmerk des Autors richtet sich dabei vielfach auf die Themen
Zentralisierung und Machtanspruch. Er versucht dezidiert
Modernisierungsmerkmale und den Willen der Veränderung herauszuarbeiten und
erkennt, dass die katholische Kirche dabei häufig an ihre Grenzen stößt oder
Einbußen bezüglich ihrer Machtsphären fürchtet, und deshalb teilweise sogar
einen Schritt zurückgeht. In vielerlei Hinsicht vermisst der Autor ein Lernen
aus der Geschichte und eine reflektierte Verhaltensweise. Er erkennt aber eine momentane Dynamik, die vielversprechend ist. Dies untermauert er
mit einer guten Quellenarbeit, interessanten Bezügen zur Kirchengeschichte und
seinen eigenen Vorstellungen von den Wünschen aller Katholiken.
Insgesamt ergibt sich aus dem Buch ein interessantes Bild
des modernen Papsttums. Auch wenn dem Autor aus meiner Sicht manchmal eine
etwas ruhigere Art und Weise gut gestanden hätte. An einigen Stellen hatte ich
das Gefühl, dass er beim Schreiben kopfschüttelnd dagesessen hat und sich
fragte warum niemand in den Leitungsebenen der katholischen Kirche diese
Zusammenhänge erkennt, die er sieht. Zudem habe ich lange überlegt an wen sich
das Buch wohl richtet. Wer nicht Geschichte studiert hat oder sehr gute
Kenntnisse über die katholische Kirche besitzt, sollte sich lieber nicht diesem
Buch zuwenden. Denn obwohl es sehr viele interessante Exkurse gibt, werden
viele Begriffe benutzt, die dem Laien meist nichts sagen werden. Einige
strukturelle und historische Zusammenhänge werden zudem vorausgesetzt und sind
wichtig für den Gesamtzusammenhang und das Verständnis der Kritik. Daher ist
auch die Einschätzung der sprachlichen Qualität abhängig von dem Vorwissen des
Lesers. Ich persönlich fand die Ausdrucksweise meist angemessen, hätte mir aber
weniger laienhafte Einstreuungen gewünscht, die nicht zu dem restlichen Text
passten. Allerdings wäre dann eindeutig ein fachwissenschaftliches Werk aus dem
Buch geworden.
Fazit: Ein gutes Überblickswerk für Leser mit umfangreichen
Vorkenntnissen oder dem Willen zum Lernen, die sich kritisch mit dem Papsttum
auseinandersetzen wollen. Für Einsteiger ist es eher nicht gedacht.
Danke für das Buch an:
Auflage: 1.
Umfang (Seiten): 288
Format: 14,5 x 22 cm
Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag, mit Lesebändchen
Programmsparte: Sachbuch
Art.Nr.: 1543 Umfang (Seiten): 288
Format: 14,5 x 22 cm
Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag, mit Lesebändchen
Programmsparte: Sachbuch
ISBN-13: 978-3-7666-1543-5
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Klingt spannend - vielen Dank für die Rezension.
AntwortenLöschenSehr gerne!
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