Donnerstag, 23. September 2010

Maxim Leo, Haltet euer Herz bereit

Inhalt:
Maxim Leo ist Politikwissenschaftler und seit 1997 Mitarbeiter der Berliner Zeitung. Er wurde 1970 in Ostberlin geboren und gehört somit zu der Generation, die sich gegen den Staat auflehnte und ihren Unmut öffentlich äußerte.
In seinem Buch beschreibt er die Geschichte seiner Familie und die verschiedenen Sichtweisen der Familienmitglieder auf die DDR. Seine beiden Großväter waren immer die stärksten Vertreter des sozialistischen Staates und duldeten keine Kritik am System. Besonders der Großvater mütterlicherseits wurde von Maxim immer als personifizierte DDR angesehen. Auch Maxims Mutter erschien ihm meist als linientreue DDR-Bürgerin. Sein Vater hingegen liebte seine künstlerische Arbeit und die Freiheit, die normalerweise damit verbunden ist. Beide Elternteile stritten sich regelmäßig über politische Themen. Und ein gemeinsamer Besuch bei den Großeltern endete stets im Fiasko.
Nach der Wende wagt der Autor einen Blick in die Vergangenheit und versucht zu verstehen, warum die Großväter zu solch glühenden Verfechtern wurden. Zudem rekonstruiert er das Verhalten der Eltern und erkennt, dass sie mit ihren Handlungen und Gedanken nicht einfach in bestimmte Schubladen passen. Sie haben sich in unterschiedlichen politischen Phasen anders verhalten. Zudem haben sich auch selbst persönliche Veränderungen durchgemacht. Als Quellen dienen ihm Interviews, Tagebücher, Bücher, die von den Familienmitgliedern veröffentlicht wurden und Archivdokumente. So erhält der Leser ein umfangreiches Bild einer komplexen Familienzusammensetzung. Die beiden Großväter haben aus ganz unterschiedlichen Motiven für diesen Staat gekämpft. Und manchmal war ein äußerlicher Zuspruch nur eine Form von Resignation.
Weiterhin schafft es Maxim Leo die Beziehungen der drei Generationen untereinander und ihre sehr unterschiedliche Sichtweise auf die DDR und die unterschiedlichen Vorstellungen, gut herauszuarbeiten.

Sprache und Stil:
Durch sehr knappe und stark zergliederte Sätze hat man zunächst den Eindruck, dass der Lesefluss holprig ist. Nach einigen Seiten hat man sich jedoch an den Stil gewöhnt und kommt besser voran. Obwohl der Text persönlich gefärbt ist, schafft es Maxim Leo nicht in eine Alltagssprache abzudriften. Seine Beschreibungen sind sehr analytisch und wirken teilweise wie eine Sezierung. Zudem erwähnt er selbst im Text, dass er bei den Interviews darauf geachtet hat Distanz zu waren. Er erzählt zwar auch seine eigene Geschichte, versucht aber trotzdem außen zu stehen. Aus meiner Sicht gelingt ihm das gut.
Eher positiv bewerte ich auch, dass das Werk einen Spannungsbogen aufweist und den Leser für die Geschichte begeistert. Viele andere Familiengeschichten wirken wie eine einfache Abhandlung in chronologischer Form.  Man fühlt sich selbst als Familienforscher und möchte Begründungen für ein bestimmtes Handeln finden. Dass auch der Autor manchmal nur spekulieren kann, ist kein negativer Aspekt. Gerade diese Stellen regen zum Lesen an. Man überlegt als Leser wie man sich selbst verhalten hätte.

Fazit:
Ein Buch, welches ich mit großem Interesse verschlungen habe. Es könnte aber sein, dass es sich mehr für Leser eignet, die in irgendeiner Weise einen „Ost-Bezug“ haben.

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 272 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
mit Abb.


ISBN: 978-3-89667-401-2
€ 19,95 [D] | € 20,60 [A] | CHF 33,90* (empf. VK-Preis)empfohlener Verkaufspreis

Verlag: Blessing
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