"Was werden Sie schreiben?"
Das Manuskript war gut und der Literaturagent konnte seine Begeisterung kaum verbergen. Doch drei Jahre später ist das Buch noch immer nicht erschienen und die Autorin hat dunkle Fantasien. Einsperren möchte sie den Agenten Mauz, der wohl der unfähigste Mensch im deutschen Literaturbetrieb ist. Einschließen in einem Raum mit winziger Tür und ohne Strom. Direkt daneben wird sie dann sitzen und sein Gewimmer wird ihr eine Inspiration sein.
Dem Architekten kann sie das natürlich nicht sagen. Er soll für einen Raum voller Ruhe und Spiritualität sorgen. Seine gehobene Augenbraue zeugt von völligem Unverständnis. Jeden Tag erscheint er daraufhin in der Wohnung und kontrolliert die Arbeiten. Hofft er, dass sich die Bauherrin besinnt und von der Mauer mitten in ihrem Arbeitsraum absieht? Oder will er sie nur immer wieder mit der Frage belästigen, was sie denn nun schreiben wird?
Als das Gefängnis endlich fertig ist, hat sich die Autorin in den Architekten verliebt, den sie mit ausgefallenen Rezepten für sich gewinnen will. Es ist jedoch nicht die Liebe, die wächst, sondern der Bauchumfang des Architekten, der allerdings mit Beendigung des Auftrages aus dem Leben der wandelnden Schreibblockade verschwindet. Hat er es geschafft sie gerade noch abzulenken, fällt sie jetzt in ein tiefes Loch, in dem immer wieder die Frage nach dem WAS von den Wänden hallt.
Eine unerwartete Begegnung mit einer inspirierenden Person holt sie jedoch wieder an die Oberfläche und die Tastatur beginnt zu glühen. Der Entführungsplan wird literarisch umgesetzt. Doch was ist, wenn das verrückte Leben die literarische Welt zurückdrängt?
Betty Kolodzy mischt die Absurditäten des täglichen Lebens mit einer gewaltigen Portion Humor und einer Prise Sarkasmus, um den Literaturbetrieb, ein bisschen auf die Schippe zu nehmen. In den daraus entstehenden verschachtelten kleinen Episoden, von denen man denkt, dass es so viel schlechte Zufälle gar nicht geben kann, steckt eine Menge Wahrheit. Es geht um so genannte Agenten, die den Autoren das Geld aus der Tasche ziehen und sich selbst in Sphären heben, die gar nicht existieren. Sie lassen sich ganz im Gegenteil noch von ihren Autoren jeden Kaffee und jedes Stück Kuchen bezahlen. Ihre Bemühungen, das besagte Manuskript an den Mann zu bringen, halten sich hingegen in Grenzen. Völlig unbegabte Menschen werden aufgrund ihres Aussehens neue Verlagsrepräsentanten und Ideen werden am laufenden Band geklaut.
Kolodzy schafft es mit ihrer klaren Sprache, die sich sehr an dem normalen Sprachgebrauch orientiert, und ihrer doch sehr direkten Art und Weise, den Leser, von der ersten Seite an zu amüsieren. Die unbeholfenen Schritte der Protagonistin, die den Literaturbetrieb eigentlich verflucht und doch Teil von ihm ist, wirken sehr authentisch und auch etwas autobiographisch. Oft fragt man sich, ob eine recht erfolgreiche Autorin ihren ganzen Frust verschriftlichen wollte. Damit zusammenhängend kommt es auch vor, dass man dem Humor an manchen Stellen etwas überdrüssig wird. Doch dann fragt man sich wieder, ob es nicht genau darum geht. Muss Literatur immer unterhalten? Muss sie immer durchweg komisch, rasant, spannend oder schockierend sein. Und ist es nicht vielleicht das wahre Leben, welches die beste Inspirationsquelle darstellt?
Fazit: Humorvolle und leichte Literatur für die Strandtasche. der Blick auf den Literaturbetrieb wird nach dem Lesen nie mehr derselbe sein.
Roman
ISBN: 978-3-86286-014-2
ISBN: 978-3-86286-014-2
240 Seiten
Hochwertige Klappenbroschur
14,80€ (D)
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Gerade erschienen!
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