Sonntag, 29. Juli 2012

Monika Peetz, Sieben Tage ohne

- Ein Tor mit einem martialischen Fallgitter bildete den eigentlichen Zugang zur Burg. Die spitzen Holzbalken und die dicke Kette, die sie an ihrem Platz hielt, waren Zeichen von Wehrhaftigkeit und gelebtem Separatismus. Nach einer herzlichen Einladung an fremde Gäste sah das nicht aus. -

Fünf Freundinnen treffen sich seit einem gemeinsamen Französischkurs vor 16 Jahren einmal im Monat in einem französischen Restaurant. Da sie sich immer am ersten Dienstag im Monat dort einfinden, nennen sie sich selbst die "Dienstagsfrauen". Und obwohl Caroline, Eva, Estelle, Kiki und Judith völlig unterschiedliche Charaktere sind und sehr verschiedene Lebensvorstellungen haben, halten sie immer zueinander und stehen füreinander ein. So war es auch im letzten Jahr, als Judiths Mann verstarb und sie ankündigte seine begonnene Pilgerreise nach Lourdes zu beenden. Die jährliche Erholungsreise, welche sie zu immer zu fünft unternehmen, wurde kurzerhand zur Pilgerreise.
In diesem Jahr ist es ganz überraschend Eva, die ein Reiseziel vorschlägt. Eva, die Frau, die endlich wieder als Ärztin arbeitet und in den letzten Jahren immer wieder damit gehadert hat ihre vier Kinder und den Ehemann für eine Woche alleine zu lassen. Ausgerechnet sie schlägt eine Fastenwoche im Altmühltal vor. Auf einer Burg wollen die Freundinnen abnehmen, entschleunigen und entschlacken. Und das ganz ohne feste Nahrung, Männer, Kinder und Telefone. Was sich zunächst recht ruhig und erholsam anhört, wird von der ersten Stunde an durch Greiztheit, Schlaflosigkeit und einen enormen Hunger überlagert. Die schlechten Launen sorgen dafür, dass alte Wunden aufgerissen werden und Geständnisse an den Tag kommen, die man lieber nicht gemacht hätte. Gleichzeitig finden aber in jeder einzelnen Dienstagsfrau ganz besondere reflektive und fortschrittliche Gedankenprozesse statt. Letztendlich klärt Eva auch ihre Freundinnen darüber auf, dass ihr das Fasten relativ egal ist. Ihr geht es darum ihren Vater zu finden, dessen Geschichte anscheinend mit der Burg verknüpft ist.

Vor einem Jahr stellte Monika Peetz dem literarischen Publikum erstmals die Dienstagsfrauen vor. Das Buch wurde in kürzester Zeit zu einem Bestseller und die Verfilmung ließ nicht lange auf sich warten. Der zweite Band weist zwar dieselben Protagonisten auf, kann aber ganz unabhängig von dem ersten Buch gelesen werden. In die einzelnen Charaktere findet man sich sehr schnell ein und die Geschichte packt den Leser schon nach wenigen Seiten. Das liegt zu Beginn nicht so sehr an dem Handlunsgverlauf, sondern an der sehr leichtfüßigen und humorvollen Sprache der Autorin, welche bis zum letzten Satz aufrecht erhalten bleibt. Man fühlt sich außerdem fast von den Dienstagsfrauen in ihren Kreis aufgenommen und hat das Gefühl alle fünf schon seit einer halben Ewigkeit zu kennen. Der Ursprung hierfür liegt wiederum in den sehr ausgefeilten Personen, die Monika Peetz sehr liebevoll aber ohne große Schnörkel entwickelt hat. Auf den ersten Blick scheinen sie ganz kurz etwas künstlich und man meint, dass sie direkt aus einer Vorabendkomödie entsprungen sind. Aber im nächsten Moment wird einem klar, dass hier lebensechte Facetten aufgezeigt werden. Die Hintergründe aller Frauen sind sehr realistisch und doch kreativ entworfen. Peetz schafft es wahrscheinlich dadurch, dass sich wirklich jede Leserin in einer der fünf Figuren wiederentdeckt und sich gerne gemeinsam mit den Freundinnen auf den Fastenweg begibt. Belohnt wird man mit einer temporeichen Geschichte, die kleine Ruheinseln voller Lebensweisheiten bereithält und die Irrungen und Wirrungen des Lebens so schön erzählt, dass man die Frauen gleich noch einmal für eine Woche in den Urlaub schicken möchte.

Fazit: Ein schönes kurzweiliges Buch, das voller humorvoller Blüten ist und Lust auf mehr macht.


Erscheinungsdatum: 14. Mai 2012
336 Seiten, Paperback
KiWi 1260
Euro (D) 9,99 | sFr 13,90 | Euro (A) 10,30 


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