"Ich bin überzeugt, dass es Menschen gibt, die einfach von Grund auf böse sind, und zwar schon von Anfang an. Das ist wie ein Erbgut. Und manchmal wird es in der Familie weitergereicht wie abstehende Ohren oder im geistigen Sinne wie ein Fluch."
Im Leben des Journalisten Robert Walcher gab es bisher immer wieder böse oder schockierende Erlebnisse. Doch momentan scheint alles gut zu laufen und er genießt das Leben mit seiner Adoptivtochter und einer Haushälterin auf einem Hof im Allgäu. Zudem ist er gerade dabei sich wieder neu zu verlieben und sieht der Zukunft sehr optimistisch entgegen. Mathilde, die schon lange nicht mehr nur die Haushälterin ist, sondern zur Familie dazu gehört, hat in ihrem freundschaftlichen und familiären Umfeld einen gewissen Ruf. Es wird gesagt, dass sie Geister sieht und erkennt, wenn an einem Ort etwas Schreckliches passiert ist. Außerdem kennt sie sich sehr gut mit Kräutern und ihrer Heilwirkung aus. Im Mittelalter wäre sie daher höchstwahrscheinlich als Hexe gebrandmarkt worden. Ihre Base Daniela möchte einen alten Hof in der Nähe kaufen. Sie bittet Mathilde darum sich das Objekt genauer anzuschauen und sozusagen ihren Segen für den Kauf zu geben. Doch als sich Mathilde auf dem Hof umschaut, spürt sie sehr viel Leid und große Gefahren. Sie geht davon aus, dass auf dem Hof schreckliche Dinge passiert sind und rät Daniela und ihrem Verlobten Jakob von dem Kauf ab. Jakob nimmt dies alles nicht ernst und sieht es als Humbug an. Er macht sich sogar noch einen Scherz mit der Angst der beiden Frauen. Mathilde bleibt allerdings bei ihrer Behauptung und versucht die beiden zu überzeugen. Das Paar kauft jedoch kurz darauf den Hof. Wieder auf dem heimischen Hof nutzt Mathilde die Polizeikontakte von Walcher und bittet um Informationen über vermisste Personen aus der Gegend um den Hof. Der Kommissar geht von neuen Recherchen des Journalisten aus und hilft soweit es ihm möglich ist. Damit befinden sich Mathilde und Walcher schon in einem Strudel aus Gewalt, Hass und Gefahr. Sie bohren immer weiter, entdecken viele Vermisste und landen immer wieder bei einer bestimmten Familie. Genau diese Familie hat Daniela und Jakob den Hof verkauft.
Das Buch ist wunderbar geschrieben und lässt sich sehr flüssig lesen. Die Sprache ist sehr gut verständlich. Einzig mit einigen Mundart-Sätzen hatte ich ein wenig zu kämpfen. Sie kommen allerdings nur selten vor und wenn man sie dreimal gelesen hat, versteht man auch ihren Sinn. Sehr gut hat mir der Anhang gefallen, in dem auch auf wichtige Begriffe eingegangen wird. Auch die Dialoge sind sehr fein aufeinander abgestimmt. Sie wirken nicht, wie in vielen anderen Kriminalromanen, konstruiert oder abgehackt. Der Ton ist sehr melodisch und die Gesprächsgegenstände sind sehr realistisch. Die gesamte Geschichte steigert sich wunderbar. Die ersten verübten Taten werden im Rückblick beschrieben und haben zunächst nur einen sehr geringen Bezug zur Gegenwart. Man möchte aber unbedingt weiterlesen um zu erfahren, ob Mathilde und Walcher auf die richtige Spur kommen und was jetzt eigentlich hinter dieser ganzen Sache steckt. Die "Visionen" von Mathilde treten in sehr gemäßigten Dosen auf und führen keineswegs dazu, dass der Krimi in die Fantasiewelt abrutscht. Der Autor beschreibt sogar im Anhang, dass ein gewisser Aberglaube und die Geisterwelt einfach zum Allgäu gehören.In dem Buch finden sich immer wieder kleine Erwähnungen von anderen Geschichten. Zunächst dachte ich, dass der Autor schon einmal an Fortsetzungen gedacht hat. Nach einer kleinen Recherche habe ich jedoch festgestellt, dass es schon mehrere Geschichten und um den Journalisten Walcher gibt. Sie sind im eigenen Verlag des Autors erschienen. Vielleicht führt der Erfolg von Ahnhof ja dazu, dass auch die anderen Bücher stärker nachgefragt werden. Mich würde es freuen.
Fazit: Ein absolut empfehlenswerter Krimi mit einem ganz kleinen Hauch Mystik.
288 Seiten, € 8,95 [D]
Erscheint: Dezember 2010
Kartoniert € 8,95 [D], € 9,20 [A], sFr 14,90
ISBN-10: 3548609929
ISBN-13: 9783548609928
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