Wer Worldshaker noch nicht gelesen hat und den Inhalt nicht wissen möchte, sollte den eingerahmten Textteil überspringen!
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Rückblick:
Mit seinem ersten Roman "Worldshaker" entführt uns Harland in die Steampunk-Welt von Colbert Porpentine, der auf einem so genannten Juggernaut lebt. Dabei handelt es sich um ein riesiges Dampfgefährt, das mit Hilfe von Kohle angetrieben wird und eine eigene Nation bildet. Auf dem Worldshaker leben die Engländer, welche von Königin Victoria und dem Prinzgemahl Albert politisch geführt werden. Der Oberbefehlshaber des Worldshakers, Mormus Porpentine, ist Colberts Großvater. Zu Beginn der Geschichte ernennt er seinen Enkel zu seinem zukünftigen Nachfolger und führt ihn in die gesellschaftlichen und politischen Kreise an. Doch dann begeht Col einen schwerwiegenden Fehler. Die Gesellschaft ist auf den verschiedenen nationalorientierten Juggernauten streng hierarchisch organisiert. Die Maschinen werden durch die so genannten Dreckigen betrieben. Sie leben in den Tiefen der Juggernauten und haben keine Rechte. Ab und an werden einige von ihnen nach oben geholt und zu stummen Dienern per Operation umgepolt. Sie werden Gesindlinge genannt und führen jeden Befehl der Oberschicht aus.
Ein Kontakt zwischen Dreckigen und der Oberschicht ist strengstens untersagt und führt zu einer Art Ächtung innerhalb der Gesellschaft. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Col nach einem kurzen Kontakt mit einer Dreckigen schwere Gewissensbisse hat und jede Spur, die auf solch ein Zusammentreffen hindeuten könnte, vernichtet. Doch irgendetwas hat dieser Zusammenstoß in ihm ausgelöst. Er versucht mehr über die Dreckigen in Erfahrung zu bringen und trifft sich sogar immer häufiger mit dem Mädchen aus dem unteren Deck. Sie trägt den wunderlichen Namen Riff. Nach und nach fassen beide Vertrauen zueinander und Riff öffnet Col die Augen. Sie zeigt ihm was Freiheit bedeutet. Gemeinsam starten sie eine Revolution auf dem Worlshaker und schaffen die Grundlage für ein friedliches Leben miteinander.
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Der Worldshaker wurde von den Revolutionären in Liberator umgetauft. Alle Protzer, also die aus der ehemaligen Oberschicht stammenden Personen, konnten frei entscheiden, ob sie unter dem gewählten Rat leben wollen. Die meisten von ihnen verließen den Juggernauten. Riff und Col hat einige wenige Wochen, in denen sie sich wirklich mit sich beschäftigen konnten. Die verbliebenen Mitglieder der Familie Porpentine unterstützen den Rat wo sie nur konnten und brachten den ehemaligen Dreckigen alle Fähigkeiten bei, die für das Führen des Liberator notwendig sind. Seit einiger Zeit scheint es jedoch einen Saboteur zu geben. Schnell werden die Protzer verdächtigt und die guten Beziehungen zwischen den Menschen werden immer schlechter. Die ehemaligen Schichten scheinen sich neu zu formieren. Doch diesmal liegt die macht in den Händen der Revolutionäre und der herrschende Rat wird immer aggressiver und fällt immer härtere Entscheidungen. Auch die Beziehung zwsichen Col und Riff wird immer eisiger.
Schafft es der Saboteur wirklich den Traum von der freien Gesellschaft zu zerstören? Und wie sieht es eigentlich auf den Juggernauten der anderen Nationen aus?
Richard Harland schafft es in beiden Teilen der Geschichte eine Steampunk-Welt zu erschaffen, die ihresgleichen wohl lange suchen muss. Dabei ist besonders die Vermischung von realen Elementen, die wir aus der eigenen Menschheitsgeschichte kennen, und den fiktiven Aspekten wunderbar gelungen. Der Leser kann Parallelen ziehen, Widersprüche erkennen und sich sofort in der Welt zurechtfinden. Und gerade in Liberator gibt es gesellschaftliche Entwicklungen, die zunächst scheinbar aus dem Nichts kommen, dann jedoch in allen Punkten nachvollziehbar sind und letztendlich einen Aha-Effekt erzeugen. Es wird einem bewusst gemacht wie einfach eine wunderbare Idee in eine völlig falsche Richtung abdriften kann. Nur wenige Menschen, einige Intrigen und ein guter Plan sind dafür notwendig.
Die Verständlichkeit der Zusammenhänge und die totale Fesselung an die Geschichte entstehen durch liebevolle und umfangreiche Personen- und Ortsbeschreibungen. Der Autor ist ein Meister darin mit wenigen und sehr verständlichen Worten eine komplexe Welt um den Leser zu bauen. Vor dem inneren Auge bildet sich ein komplettes Bild, das alle Sinne bedient. Man riecht, schmeckt und hört die Welt der Protzer und Dreckigen. Zudem kommen die Figuren sehr nahe an den Leser heran. Man schließt Freundschaften und Zweckbündnisse mit den einzelnen Charakteren, verdammt aber auch die ein oder andere Person. Man fühlt sich teilweise wie in einem Horrorfilm, bei dem man die Augen zwar zuhält, aber durch einen kleinen Schlitz den weiteren Verlauf betrachtet.
Zu guter Letzt ist die Geschichte so spannend, dass man einfach nur so durch das Buch rast und jede Pause eine Qual darstellt.
Fazit: Für mich handelt es sich um ein grandioses Werk, bei dem alles stimmt. Fantastisch!
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