Samstag, 30. Oktober 2010

Der kleine Nick

Für mich begann alles mit einem Bericht des Mittagsmagazins auf ZDF. Susanne Conrad stellte wieder ein Buch vor. Doch diesmal handelte es sich um ein Kinderbuch. Ich war verwundert. Ein Kinderbuch wird vom ZDF für Erwachsene empfohlen? Nach dem Bericht war mir jedoch klar: Den kleinen Nick MUSS ich lesen. Heute habe ich alle deutschen Fassungen der Geschichten gelesen, diverse Dokumentationen geschaut und den Film im Kino genossen. Neuerdings schauen wir uns sogar die kleine Zeichentrickserie am Abend an.

Doch für den kleinen Nick begann alles schon viel früher als für mich. Seine Geschichte beginnt 1956. In diesem Jahr erschienen die von Asterix-Erfinder René Goscinny und Zeichner Jean-Jacques Sempé erdachten Geschichten als Comicstrip in dem belgischen Magazin "Le Moustique". Sie waren zunächst ein Reinfall, da sie nicht dem bekannten Stil der beiden kreativen Köpfe entsprachen. Ab 1959 erschienen kleine Geschichten über Nick, die mit der Hilfe von wenigen Zeichnungen illustriert wurden. In den folgenden sechs Jahren sollten 160 Abenteuer erscheinen, die so erfolgreich waren, dass sie auch in Form von Büchern gedruckt wurden. In Frankreich gehört der Gesamtband mittlerweile zur Schulpflichtlektüre und es gibt somit fast keinen Franzosen, dem der kleine Nick unbekannt ist.
Den Durchbruch in Deutschland brachten Fundstücke, die Anne Goscinny (die Tochter von René) auf dem Dachboden entdeckte und die 2004 und 2009 veröffentlicht wurden. Teilweise wurden hierfür neue Zeichnungen durch Sempé angefertigt.

Doch was macht die Geschichten so besonders? Und wer ist eigentlich der kleine Nick?
Erst einmal ist das hier der kleine Nick: 
Nick ist ein kleiner Junge, der nicht zu den besten Schülern gehört, aber in der Schule eine Menge Spaß hat. Außerdem hat er prima Freund mit denen er viele Abenteuer erlebt. Das wären:
  • Otto: Er ist etwas dicker und ständig am futtern. Wenn er nicht gerade an einem Marmeladenbrot knabbert, überlegt er was er sich nach der Schule beim Metzger kaufen könnte.
  • Franz: Der größte Raufbold der Klasse ist er auf jeden Fall. Passt ihm etwas nicht, gibt es gleich einen Hieb auf die Nase.
  • Georg: Mit dem Bus zur Schule fahren? Das hat Georg nicht nötig. Sein Vater ist sehr reich, liest ihm alle Wünsche von den Lippen ab und hat natürlich auch einen Chauffeur, der den Sohn zur Schule bringt.
  • Roland: Seine Trillerpfeife hat er immer dabei. Die hat er von seinem Vater, der Polizist ist, erhalten. Und natürlich möchte Roland später auch zur Polizei.
  • Adalbert: Er ist der Streber der Klasse und der Liebling der Lehrerin. Zum Glück trägt er eine Brille. Ansonsten würde er stets und ständig eins auf die Nase bekommen.
  • Chlodwig: So wie es einen Streber in jeder Klasse gibt, gibt es auch einen völlig Unwissenden. Das ist Chlodwig. Er schläft häufig im Unterricht und bekommt nur schlechte Noten. Daher geht er schon teilweise freiwillig in die Ecke, wenn sein Name aufgerufen wird.
  • Joachim und Max sind Charaktere die hin und wieder auftauchen aber nicht so genau beschrieben werden wie die anderen Freund von Nick.
  • Marie-Hedwig ist die Tochter der Rothschilds und Nick heimliche Liebe.
Neben Nicks Freunden gibt es auch noch seine Eltern, die er über alles liebt. Auch wenn der Papa sich am Abend oft hinter der Zeitung versteckt und die Mutter die Küche nur selten verlässt. Episoden zwischen dem Ehepaar, wenn sich zum Beispiel die Schwiegermutter als Besucherin ankündigt, werden in den Büchern immer wieder humorvoll beschrieben. Zudem streitet sich der Vater häufig mit seinem Nachbarn Herr Bleder. Aus diesen Streits entwickeln sich vielfach lustige Erlebnisse, in die Nick involviert ist.
In der Schule sind zwei Personen sehr wichtig für Nick. Zunächst gibt es die Lehrerin. Ihr Name wird in keiner der Geschichten erwähnt. Sie ist einfach "Die Lehrerin". Während der Hofpausen hat die gesamte Bande häufig mit Herrn Hühnerfeld kontakt. Er wird von ihnen liebevoll Herr Hühnerbrüh genannt. Wie es zu dem Namen kam, möchte ich noch nicht verraten.

Alle Figuren kennt wahrscheinlich jeder, in gewissen Abwandlungen, aus seiner Schulzeit. Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich auch heute noch viele mit dem kleinen Nick und seinen Abenteuern identifizieren können. Wir können mit dem kleinen Hauptdarsteller mitfühlen, wenn andere draußen spielen und er krank im Bett liegen muss. Wir verstehen seine Qualen, wenn er als einziger Junge auf einen Mädchengeburtstag gehen muss und zum Puppenvater mutiert. Wir bewundern seinen Mut, wenn er mit siener Bande ein neues Abenteuer erlebt. Und wir wären gerne wieder Kind, um mit Nick und seiner Bande auf dem alten Bauplatz zu spielen.

Die Sprache lehnt sich teilweise an Begriffen an, die gerade in den 60er Jahren sehr beliebt in Jugendkreisen gewesen sind und den Eltern damals gar nicht gefallen haben. Heute erscheinen sie uns sehr harmlos, doch können wir sie sofort im Kopf durch moderne Begriffe ersetzen. Das der Witz der Sprache bei der Übersetzung nicht verloren gegangen ist, haben wir besonders Hans Georg Lenzen zu verdanken. Er hat den kleinen Nick nach Deutschland verfrachtet und seine Sprache liebevoll angepasst. Er weist sogar in einem Vorwort darauf hin, dass auch die Namen ins Deutsche übertragen wurden, um das Lesen zu erleichtern. Weiterhin schreibt er: "Satzbau und Zeichensetzung dieses Buches sind dem kleinen Nick angepasst, nicht dem >Kleinen Duden<. Wenn ihr also seine atemberaubenden Kettensätze demnächst als neue Errungenschaft in euren Klassenaufsätzen verwendet, müsst ihr damit rechnen, dass eure Lehrer diesen Bemühungen wenig Verständnis entgegen bringen." (Aus: Neues vom kleinen Nick, S. 14)

Die tollen Geschichten und die schöne Sprache werden durch die Zeichnungen noch zusätzlich aufgewertet. Hier ein Beispiel:

In dieser Geschichte kommt ein Radioteam in die Schule. Adalbert (der Streber) ist so nervös, dass er in einem Quiz völlig versagt.






Fazit: Die Bücher sind rundum gelungen und ich kann jedem nur diese prima Geschichten ans Herz legen. Und wer Lust auf einen amüsanten DVD-Abend hat, sollte sich den Film anschauen. :o)

Link zur Verlagsseite
Link zur Filmseite

Interview mit dem kleinen Nick

Beispielbuch:

Hardcover Pappband, 648 Seiten
ISBN 978-3-257-01120-3
Erschienen im Sept. 2005
€ (D) 24.90 / sFr 43.90* / € (A) 25.60
* unverb. Preisempfehlung

Freitag, 29. Oktober 2010

Freitags-Füller

Die unterstrichenen Stellen sind...? Genau, von mir.

1.   Lieber November, mach bitte so wechselhaft weiter. Ich mag das.
2.   Ein befristeter Job ist besser als nichts.
3.   Halloween führt dazu, dass ich auch mal sehe wie sich die Kinder aus unserer Straße so entwickeln.
4.   Fleischrouladen mit Rotkohl schmecken im Winter am besten.
5.  Ich schaue aus dem Fenster und sehe  eine recht ruhige Straße, zu viele parkende Autos und Bäume mit herbstlicher Färbung.
6.   Ich wollte wohl mal aufräumen und Paulchens Sachen für das Wochenende packen , aber muss das denn wirklich sein?
7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf die Auswertung von Fragebögen , morgen habe ich die Verabschiedungsfeier für eine Freundin eingeplant und Sonntag möchte ich ausschlafen, ach nee Unterricht vorbereiten!

Hier gibt es die Freitags-Füller-Vorlagen

Dienstag, 26. Oktober 2010

Was ich (ab morgen) lese

Heute hat mich ein Gewinnspiel-Preis erreicht:
Ab morgen werde ich also das Buch lesen, welches auf der Frankfurter Buchmesse vom Stand des C.H.Beck-Verlages am häufigsten gestohlen wurde :-)

Sonntag, 24. Oktober 2010

Kinderbuch die 2te

Wie schon vor ein paar Tagen erwähnt, möchte ich auch hin und wieder einige Kinderbücher vorstellen. Beginnen möchte ich mit drei Werken der Autorin Julia Donaldson und dem dem Zeichner Axel Scheffler. An anderer Stelle habe ich bereits den Grüffelo vorgestellt. Heute möchte ich euch etwas über Zogg erzählen.

Zogg ist der größte kleine Drache, der noch in die Drachenschule geht. Dort bringt ihm Frau Drache bei wie man fliegt, brüllt, Feuer speit, Prinzessinnen entführt und gegen Ritter kämpft. Zogg ist eifrig bei der Sache, doch führt sein Eifer meist auch dazu, dass er sich verletzt. Allerdings ist dann immer schnell ein hilfsbereites Mädchen zur Stelle, das sich um die Folgen seiner Übungen kümmert. Es legt einen Verband an, gibt ihm Hustenbonbons oder klebt ein Pflaster auf die Drachennase. Als der kleine Drache es nicht schafft eine Prinzessin zu entführen, verrät ihm das Mädchen, dass sie eine Prinzessin ist. Außerdem ist sie bereit Zogg zu begleiten. In der folgenden Zeit lebt Prinzessin Perle bei den Drachen und verarztet sie regelmäßig. Doch eines Tages kommt ein Ritter und möchte die Prinzessin befreien. Zogg will mit dem Ritter um Perle kämpfen. Sie möchte allerdings keinen Streit und schon gar keinen Kampf. Außerdem will sie auch lieber als Ärztin durch die Lande reisen und nicht in einem Palast leben. Auch der Ritter möchte nicht länger kämpfen und fragt Perle, ob er sie begleiten kann. Leider ist sein Pferd so klein, dass es die beiden Ärzte nicht tragen kann. Da erklärt sich Zogg bereit zu helfen. Zu dritt bilden sie eine fliegende Ambulanz.

Im Gegensatz zum Grüffelo beginnt der Zogg eher holprig. Da die Sätze etwas länger sind, ist es auch schwerer den gereimten Text in einem schönen Klang zu lesen. Hat man die Zeilen jedoch zwei- oder dreimal gelesen, entwickelt sich ein wunderbarer Rhythmus. Zudem ist die Geschichte an sich einfach wunderschön.

Die Zeichnungen von Axel Scheffler sind aus meiner Sicht an manchen Stellen noch schöner als beim Grüffelo. Die Mimik der einzelnen Figuren fällt stärker auf und passt sehr gut zum Text. Zudem wachsen die Drachen und die Prinzessin während der Geschichte ganz selbstverständlich. Wunderbar sind auch die von ihm eingebauten Grüffelo-Hinweise. Zudem tauchen auf den Bildern Figuren auf, die man aus anderen Donaldson/Scheffler-Werken kennt.

Fazit: Zogg ist ein wunderschönes Kinderbuch, das nur auf den ersten Blick sprachlich etwas holprig erscheint. Die Zeichnungen sind dem Illustrator wunderbar gelungen und tragen sicherlich bei vielen Lesern und Zuhörern zu einem weiteren Interesse an Arbeiten von Donaldson und Scheffler bei.

Übersetzt aus dem Englischen von Thomas Eichhorn
ISBN 978-3-407-79422-2
1. Auflage 2010. 32 Seiten.
Gebunden.
Ab 4 Jahre

"Bücher"-Magazin

Während meiner Reise landete in meinem heimatlichen Briefkasten ein Brief von falkemedia.
Dieser Verlag hat die Rechte an der Marke "Bücher" erworben.
Zu meiner Freude stand in dem Brief folgender Absatz:

"Zwar haben wir keinerlei Pflichten übernommen, doch wir möchten Sie weiterhin als Leser von "BÜCHER" begeistern und werden Sie zu unseren Lasten für Ihre bisher an den VVA gezahlten Beträge mit dem Magazin "BÜCHER" beliefern und das Abonnement damit fortführen. (...) Die erste, neue Ausgabe wird Anfang Dezember 2010 bei Ihnen eintreffen."

Das freut mich natürlich sehr und sobald die erste "neue" Ausgabe eintrifft werde ich über die Qualität der Artikel usw. berichten.

Liebe Grüße
Charlene


Link zum "BÜCHER"-Magazin

Samstag, 23. Oktober 2010

Zurück

Liebe Besucher,
ich bin zurück von meiner einwöchigen Jugendreise.
Jetzt benötige ich erst einmal zwei Tage zum Auftanken. Zudem hatte ich im Spreewald ohnehin auch keine Zeit zum Lesen. Morgen werde ich aber wieder eine Kinderbuch-Rezension einstellen.

Liebe Grüße
Charlene

Sonntag, 17. Oktober 2010

Kleine Blog-Pause

Liebe Besucher,
da ich mich am morgigen Tag mit ein paar Jugendlichen auf eine Herbst-Aktivreise begeben werde, ruht dieser Blog für eine Woche.
Danach geht es aber wie gewohnt weiter.

Bis dahin wünsche ich allen eine Menge toller Leseerlebnisse.

Liebe Grüße
Charlene

Klaus Kordon, Im Spinnennetz


      "Wir glauben oft, dass wir uns von der Vergangenheit verabschieden können wie von einem alten, nicht mehr benötigten Möbelstück. Doch das klappt nicht. Je weiter wir glauben, uns von ihr entfernt zu haben, desto fester hält sie uns umklammert"
(Frieder zu David, S. 514)

Ich muss vorweg den Hinweis geben, dass ich erst sehr spät Klaus Kordon für mich entdeckt habe. Ich hatte gerade mein Abitur beendet und ein Praktikum in einer Pressestelle absolviert. Ein Arbeitskollege, der selbst einen Blog betreibt und sich sehr für Stadtgeschichte interessiert, schenkte mir eine wunderschöne Ausgabe der „Roten Marosen“. So tauchte ich ein in den Kordon-Kosmos und in das Berlin des vergangenen Jahrhunderts. Da ich damals bereits plante Geschichte zu studieren, kam mir das Themenfeld natürlich sehr entgegen. Allerdings faszinierten mich noch mehr die detaillierten Beschreibungen und die enorm gute Recherche. Ich war sofort gefangen von der Geschichte und lief in Gedanken dieselben Wege wie die Figuren. Ich hielt mir vor Augen wie die Schauplätze der Geschichten heute aussehen und was man über die Geschichte der einzelnen Orte weiß oder an den entsprechenden Stellen in Erfahrung bringen kann. Gleich nach der Beendigung des ersten Buches schaute ich mir die anderen Bücher an. Die Trilogie der Wendepunkte habe ich geliebt. Der autobiographische Roman „Krokodil im Nacken“ hat mich sehr berührt und mich auch ein wenig über meine eigenen Kindheitserfahrungen nachdenken lassen. „Auf der Sonnenseite“ war für mich hingegen ein Werk, das mir nicht gefallen hat. Es machte einen sehr gezwungenen Eindruck und hat sich nicht so flüssig und interessiert lesen lassen wie die anderen Geschichten. Neben einigen Einzelwerken, gab es dann noch die Jacobi-Saga. Der erste Band „1848- Die Geschichte von Jette und Frieder“ war einfach wunderbar. Die Revolution in Berlin und das beschrieben aus der Sicht eines Zimmermanns war einfach eine geniale Wort-Komposition. Der darauf folgende Band „Fünf Finger hat die Hand“ war nicht weniger spannend und liebevoll geschrieben. In diesem Jahr ist nun der dritte Band erschienen. Das Buch hat den Titel „Im Spinnennetz“ und spielt in der Zeit der so genannten Sozialistengesetze (1878-1890). Da sich die Familie Jacobi schon in den ersten beiden Bänden im politischen Bereich und in den sozialistischen Verbänden engagiert hat, ist es nicht verwunderlich, dass auch sie davon betroffen sind. Frieder (siehe besonders Band 1) befindet sich im Gefängnis und die restlichen Familienmitglieder arbeiten überwiegend im Untergrund. Immer wieder sind sie von Schikanen betroffen und müssen mit einer Verhaftung rechnen. Alle Geschehnisse werden aus der Sicht von David beschrieben. Er ist der Sohn von Tore und Rieke, die besonders in dem zweiten Werk der Saga beschrieben werden. David ist 16 Jahre alt und Gymnasiast. Da er aus einer Arbeiterfamilie kommt, die auch noch wegen ihrer Beteiligung an der sozialistischen Politik sehr vielen Menschen bekannt ist, wird er von den anderen Schülern als Außenseiter wahrgenommen und von den Lehrern gemobbt. Er möchte auch viel lieber eine Ausbildung machen, möchte aber gleichzeitig seine Familie nicht enttäuschen und nimmt daher von solchen Ideen Abstand. Seine Teilnahme an politischen Aktionen und das Zusammentreffen mit der sehr frechen Anna verändern seinen Blickwinkel. Anna lebt in ärmlichen Verhältnissen und trägt ihr Herz auf der Zunge. Nach ihrem Zusammentreffen bilden beide den Mittelpunkt von „Im Spinnennetz“. Es ist die Geschichte ihrer Liebe und ihrer Entwicklung in einer ungerechten Welt, die sich stets in Veränderung befindet und immer wieder Überraschungen bereit hält.

Klaus Kordon schafft es mit diesem Werk erneut die Leser in die Vergangenheit zu entführen und berichtet von realen Begebenheiten, die er in die fiktive Geschichte von David und Anna einwebt. Seine Sprache ist, wie auch in den anderen Werken, zwar auf den jugendlichen Leser ausgerichtet, aber keineswegs flach. Sie ist liebevoll und melodisch, ungeheuer beschreibend und witzig. Man befindet sich schon während der ersten Sätze nicht mehr im heimischen Wohnzimmer, sondern im Berlin der 70er und 80er Jahre des 19. Jahrhunderts. Wichtige Begriffe sind mit einem Sternchen versehen und werden in einem Anhang erläutert. Zudem werden Ereignisse, die in den beiden anderen Werken ausführlicher behandelt werden, erwähnt und in notwendiger Länge erläutert. Es ist also kein Problem, wenn man die anderen Bände nicht gelesen hat oder sie in einer anderen Reihenfolge liest. Allerdings hatte ich an diesen Stellen das schöne Gefühl eine eingeweihte und wissende Leserin zu sein. Teilweise erhielt ich den Eindruck, dass ich durch mein Wissen stärker mit den Figuren verbunden bin.
Die Geschichte der beiden Liebenden und die politischen Wendungen werden insgesamt sehr spannend erzählt. Und da die Figuren nicht durchschaubar sind, ist man sich nicht sicher wie sie genau handeln werden. Zudem werden ihre Pläne immer wieder durch die Willkürlichkeit der Obrigkeit zerstört.

Fazit: Ein absolut empfehlenswertes Buch für junge sowie alte Leser, die ihre Zeit nicht mit skurrilen historischen Romanen verschwenden wollen, sondern in die Geschichte des 19. Jahrhunderts eintauchen möchten.


ISBN 978-3-407-81071-7
1. Auflage 2010. 560 Seiten.
Gebunden im Schutzumschlag.
Ab 12 Jahre

Freitag, 15. Oktober 2010

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1.   Manche Leute bringen mich auf die Palme.
2.   Ich bräuchte mal etwas ganz besonders für mich (und meinen Mann:-)).
3.   Vorige Woche war verdammt viel los und ich habe nicht alles geschafft.
4.   Am liebsten blogge ich über ein schönes Buch.
5.   "Die Dummen haben es leichter im Leben, weil sie nicht so viel nachdenken", das sagte meine Mutter immer.
6.   Wenn ich wüsste, ob ich im nächsten Jahr endlich mal einen Referendariatsplatz bekomme, wäre ich schlauer.
7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf eine Leserunde (mit meinem Mann), morgen habe ich die notwendige Renovierung des Schlafzimmers geplant und Sonntag möchte ich wieder einen Ausflug mit meinen Männern machen!

Mal etwas anderes

Jeden Abend bekommt Paul (3 1/2 Jahre alt) einige Geschichten vorgelesen. Und jeden Abend schläft er mit ungefähr zehn Büchern in seinem Bett ein. Als ich heute an seinen Bücherregalen vorbei gelaufen bin, dachte ich mir, dass ich ja auch mal ein Buch aus Pauls Bestand rezensieren könnte.
Ich habe mir zunächst den Grüffelo ausgesucht.
Allerdings möchte ich euch in den nächsten Tagen auch noch das Grüffelo-Kind und Zogg vorstellen. Alle drei Werke wurden von Julia Donaldson geschrieben und von Axel Scheffler gezeichnet.

Der Grüffelo
Viele Eltern und Kinder kennen den Grüffelo bereits. Und wer ihn noch nicht kennt, sollte dies schnell ändern.
Die Geschichte beginnt mit einer kleinen Maus, die durch den Wald spaziert. Auf ihrem Weg trifft sie eine Vielzahl von potenziellen Feinden. Zunächst ist dort der Fuchs, der sie in seinen Bau locken möchte. Darauf folgt die Eule, welche eine Einladung zum Tee ausspricht. Und abschließend fragt eine Schlange nach der Beteiligung der kleinen Maus am Schlangen-Mäuse-Fest. Doch die Maus muss den Tieren leider immer wieder eine Abfuhr erteilen. Angeblich ist sie schon mit dem fürchterlichen Grüffelo verabredet. Er hat riesige Hauer, schreckliche Krallen, enorme Zähen, knotige Knie, eine grässliche Tatze, eine giftige Warze, feurige Augen, eine lange Zunge und Stacheln am Rücken. Und zufällig isst dieser Grüffelo gerne Fuchsspieß, gezuckerte Eule und Schlangenpüree. Aufgrund der Erzählungen verabschieden sich alle Tiere recht schnell von der Maus. Als diese endlich ihre Ruhe genießen will und sich über die Dummheit der anderen lustig macht, steht plötzlich wirklich ein Grüffelo vor ihr. Er sieht die Maus und bekommt sofort Hunger auf Butterbrot mit einer kleinen Maus. Doch die Maus gibt sich nicht so einfach geschlagen. Sie will dem Grüffelo zeigen, dass alle Tiere im Wald Angst vor ihr haben. Der Grüffelo lässt sich auf einen Spaziergang durch den Wald ein. Und tatsächlich fliehen alle Tiere vor der Maus. Natürlich erst nachdem sie den Grüffelo erblickt haben. Das große Ungeheuer wundert sich sehr und bekommt doch ein wenig Angst vor der Maus. Diese hat mittlerweile Hunger bekommen und spricht von ihrer Lieblingsspeise: Grüffelogrütze. Daraufhin verschwindet der Grüffelo schlagartig. Die Maus genießt die Ruhe im Wald und knackt freudig eine Nuss.

Der Text, der übrigens wunderbar von Monika Osberghaus übersetzt wurde, reimt sich stets. Was einem zunächst als sehr langweilig vorkommen mag, entwickelt beim Lesen eine unglaubliche Dynamik. Der Leser findet sofort eine Klang zum Vorlesen und muss nicht erst ewig überlegen wie er die einzelnen Figuren stimmlich unterscheidet. Zudem bekommt das Lesen von Zeile zu Zeile mehr Schwung.

Die Zeichnungen von Axel Scheffler vergisst man nie mehr. Und wer sie einmal genau betrachtet hat, erkennt seinen Stil in vielen anderen Werken wieder. Die Gesichtsausdrücke der Tiere sind ihm hervorragend gelungen. Außerdem versteckt sich auf fast jedem Bild noch ein weiteres Tier, das die aktuelle Szene beobachtet. Er schafft es, dass ein Monster liebevoll wirkt und Mitgefühl bei dem Leser und dem Betrachter auslöst.

ISBN 978-3-407-79230-3
15. Auflage 2010. 26 Seiten.
Gebunden.
Ab 4 Jahre

Momentan lese ich...

... "Im Spinnennetz" von Klaus Kordon. Da ich aber noch eine kurzfristige Zimmerrenovierung vorbereiten muss und in den nächsten Tagen auch noch mit einer Jugendgruppe in den Spreewald fahre, komme ich nicht wirklich zum Lesen. Ich hoffe, dass ich die Rezension zu dem oben genannten Buch noch am Sonntag verfassen kann.
Ab Montag gibt es dann eine einwöchige Blogpause. Ich nehme nämlich meinen Laptop nicht mit in den Spreewald und werde auch nur im Notfall ein Internetcafé aufsuchen :-)

Liebe Grüße
Charlene

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Stöckchen

Mir wurde von dyabollo ein Stöckchen zugeworfen. Und hier kommen meine Antworten:

1) Nimm 5 Bücher aus dem Regal
Haruki Murakami "Nach dem Beben", Alberto Manguel "Die Bibliothek bei Nacht", Hermann Hesse "Demian", Sebastian Haffer "Geschichte eines Deutschen", Charles Bukowski "Das Liebesleben der Hyäne"

2) Buch Nr. 1 Erster Satz
Murakami: Fünf Tage lang verbrachte sie ihre gesamte Zeit vor dem Fernseher, starrte Stumm auf die Bilder von zerstörten Banken und Krankenhäuser, niedergebrannten Einkaufszentren und eingestürzten Schienen und Hchstraßen.

3) Buch Nr. 2 Letzter vollständiger Satz auf Seite 50
Maguel: Irgendwann blickte ich auf und sah, dass es draußen längst dunkel geworden war und dass ich den ganzen Tag damit verbracht hatte, einige wenige erwartungsvolle Regalbretter zu füllen.

4) Buch Nr. 3 Erster vollständiger Satz auf Seite 100
Hesse: Ein einziges Mal hatte ich ihn in den Ferien getroffen.

5) Buch Nr. 4 Vorletzter vollständiger Satz auf Seite 150
Haffner: Vielleicht schon am Alexandeplatz, vielleicht schon auf dem Weg nach Oranienburg, wo damals das erste Konzentrationslager aufgemacht war?

6) Buch Nr. 5 Letzter Satz des Buches
Bukowski: Nettogewicht 198 Gramm.

7) Bilde aus den 5 Sätzen einen kurzen Text (Ich habe hier zusätzliche Sätze bnötigt)
Ich räumte bestückte meine Regale und beobachtete sie nebenbei. Fünf Tage lang verbrachte sie ihre gesamte Zeit vor dem Fernseher, starrte Stumm auf die Bilder von zerstörten Banken und Krankenhäuser, niedergebrannten Einkaufszentren und eingestürzten Schienen und Hchstraßen. Irgendwann blickte ich auf und sah, dass es draußen längst dunkel geworden war und dass ich den ganzen Tag damit verbracht hatte, einige wenige erwartungsvolle Regalbretter zu füllen. Ich musste an Richard denken. Ein einziges Mal hatte ich ihn in den Ferien getroffen. Wo ist er nur? Vielleicht schon am Alexandeplatz, vielleicht schon auf dem Weg nach Oranienburg, wo damals das erste Konzentrationslager aufgemacht war? Meine an ihn adressierten und nicht verschickten Briefe wogen bereits (Nettogewicht) 198 Gramm.

Und wer mag das Stöckchen aufnehmen?

Dienstag, 12. Oktober 2010

Susanne Henke, Makellose Morde to go

"Erlesene Verbrechen und herzerfrischende Gemeinheiten"
Ein in sich ruhender und Zen-erprobter Bürohengst lässt sich von einem dicken und in Schweiß gebadeten Buchhalter total aus der Fassung bringen. Ein Pärchen jagt über die Buchmesse in Frankfurt. In den heimwärts fahrenden Zug steigt aber nur einer der beiden ein. WM-Babys sollen den Vätern die VIP-Tickets sichern und sorgen für das Gegenteil.
Susanne Henkes Geschichten sind genau das, was sie versprechen. Es sind Morde oder Gemeinheiten, die man auf dem Sprung lesen kann. Zwischen zwei U-Bahn-Stationen, an der Haltestelle oder noch schnell vor dem Einschlafen. Dabei sprühen diese kleinen Begebenheiten nur so vor Witz und in kleiner kompakter Form vor Spannung. Die Figuren bewegen sich zwischen einem tief schwarzen Humor und dem Siegertreppchen für den Darwin-Award. Das macht jede einzelne Passage so interessant, dass es leicht zum sofortigen Lesen des gesamten Büchleins kommen kann.
Aber so lernt man auch endlich einmal die Endstation der täglichen U-Bahn-Strecke kennen.


Edition BoD, Dezember 2009
ISBN: 978-3-8391-9252-8
TB, 128 Seiten, EUR 9,90






Link zur Seite der Autorin

Christoph Scholder, Oktoberfest

'Er schnitt dem alten Mann in einer einzigen Bewegung die bloßliegende Kehle durch. (...) "O'zapft is'!", sagte der Besucher in unverkennbar bayrischem Dialekt.'

Schon das obige Zitat, welches aus dem Prolog stammt, stimmt den Leser darauf ein, dass es sich bei diesem Buch wirklich um einen Thriller handelt. Das erste Kapitel entführt den Leser allerdings zunächst in die ganz und gar harmlose Welt von Karl Romberg. Sein Aufstieg von einem einfachen, aber sehr talentierten Automechaniker zu einem der größten Spediteure, wird genauso beschrieben wie sein Privatleben. Auch sein zukünftiger Partner und bester Freund Werner Vogel tritt bereits in diesem Teil auf. In verschiedenen andere Handlungssträngen, die sich abwechseln und teilweise Geschehnisse beinhalten, die 20 Jahre zurückliegen, werden Waffenkäufe im großen Stil und Kampfhandlungen beschrieben. Bei den Beschreibungen der Kämpfe in Tschetschenien und Afghanistan stehen russische Eliteeinheiten im Mittelpunkt. Auch bei den Waffenkäufen im Kosovo und der Entgegennahme von Material in Bremen  treten immer wieder russische Männer als Handelnde auf.  Teilweise werden in diesen Erzählsträngen brutale Handlungen beschrieben, die eindeutig gegen internationales Kriegsrecht verstoßen, jedoch auch in der non-fiktionalen Welt umfangreich dokumentiert worden sind. Einen klaren Gegenpol dazu bildet der Aufstieg von Romberg und die private Situation von Werner Vogel. Er lernt auf einer Party seine Traumfrau kennen und startet mit ihr in eine gemeinsame Zukunft. Amelie ist Journalistin einer großen Boulevardzeitung und hat sich bisher eher mit Society-Themen beschäftigt. Die Party, auf der sich die beiden das erste Mal getroffen haben, wurde von Josef Hirschmoser organisiert. Er ist der Hauptlieferant für die Zelte auf dem Oktoberfest und somit eine Art inoffizieller König der Wiesn. Außerdem ist er in der Münchner-Schickeria kein Unbekannter. Vor dem Oktoberfest, dessen erfolgreicher Abschluss auf der Feier begossen wird, hatte er mit Romberg und Vogel einen sehr lukrativen Vertrag unterzeichnet. Die Spedition der beiden organisierte die Belieferung der Zelte und wird auch in Zukunft wieder mit Hirschmoser zusammen arbeiten.
Auf dem nächsten Oktoberfest treffen die meisten Personen aus den einzelnen Erzählungen aufeinander. Am zweiten Sonntag der Wiesn spielt jeder eine bestimmte Rolle in einem Horrorszenario, das sich am frühen Abend abspielt. 70.000 Menschen werden zu Geiseln russischer Elitesoldaten. Wer welche Rolle in dem Drama spielt, was die Soldaten wollen und ob alle Menschen gerettet werden können, scheint manchmal glasklar und rückt dann wieder in weite Ferne.

Der Debütroman von Christoph Scholder hat alles was ein guter Thriller benötigt. Er spart nicht an Brutalität, beschreibt sie aber in solch einer guten sprachlichen Form, dass sie nicht an ein Splatter-Movie erinnert. Er schafft es die Handlungen der Soldaten in allen Einzelheiten und mit dem gesamten Schrecken zu beschreiben. Gleichzeitig schwenkt er aber nach solchen Details immer wieder zu anderen Beobachtungen und Beschreibungen, die im klaren emotionalen Widerspruch dazu stehen und einen Ekel oder sogar ein Abstumpfen verhindern.
Zudem gibt es eine Hauptperson, die versucht die einzelnen Handlungsstränge miteinander zu verbinden, Informationen zu sammeln und Schlussfolgerungen zu ziehen. Natürlich ist diese Person mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Teilweise mögen diese Fähigkeiten einem kritischen Leser zu überzogen wirken. Aus meiner Sicht passen sie jedoch gut in die Geschichte und erlauben Wendungen, die man nicht vorausahnen konnte.
Scholder schafft es außerdem den politischen und militärischen Aspekt gut zu beleuchten. Allerdings kann es gerade hierbei vorkommen, dass dem Leser, der nicht militärisch bzw. waffentechnisch geschult ist, die Begriffe nur so um Kopf herumschwirren. Hier hätte ich mir mehr Erläuterungen gewünscht. Es reicht schon aus, wenn eine der Figuren in einem kurzen Satz erwähnt welche Zerstörungskraft die ein oder andere Waffe hat.
Allerdings treten diese kleinen Nachteile in den Hintergrund, wenn man beachtet, dass die Spannung bis zur letzten Seite anhält. Und gerade dies schaffen nur wenige Autoren.

Fazit: Ich kann Oktoberfest nur empfehlen. Das Buch ist spannend, in einer klaren und interessanten Sprache geschrieben und beinhaltet interessante Figuren. Wer zum Beispiel die Bücher von Daniel Silva mag, wird sein Gefallen an Scholders Werk finden.


Droemer 
640 Seiten
Preis EUR (D) 19,95  
ISBN3-426-19888-6  
ISBN 978-3-426-19888-9             Link zur Verlagsseite 

Foto und Infos von der Verlagsseite (s.o.)

Montag, 11. Oktober 2010

Spannung pur und Morde to go

Liebe Besucher,
ich habe in der letzten Stunde die super spannenden letzten 90 Seiten von "Oktoberfest" gelesen.
Eine Rezension schaffe ich jetzt aber nicht mehr zu formulieren :-)
Diese folgt morgen.
Als Schmankerl gibt es dann gleich die Rezension von "Makellose Morde to go" gratis dazu.

Wir lesen uns also morgen!

Liebe Grüße
Charlene

Freitag, 8. Oktober 2010

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Die unterstrichenen Textstellen kommen wieder von mir :-)

1.  Wenn ich morgen im Lotto gewinnen würde, könnte ich ein altes Haus kaufen und es nach meinen Vorstellungen renovieren lassen. Und dann würde ich noch einen Buchladen mit Café eröffnen. Da ich allerdings kein Lotto spiele...
2.   Kuscheln undter einer warmen Decke und bei Kerzenschein ist das Beste an kalten Herbstabenden.
3.   Im Kino würde ich am liebsten jede zweite Szene kommentieren .
4.   Einige Menschen wollen mir sagen wie ich manche Dinge "richtig" zu machen haben, aber ich habe keine Lust dazu.
5.  Zum Wachwerden benötige ich einen guten Milchkaffee.
6.   Ich habe mir für heute einiges vorgenommen. Ich glaube allerdings das ist mal wieder  zu viel.
7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf leckeres Essen, morgen habe ich noch nichts geplant und Sonntag möchte ich einfach auf mich zukommen lassen!

Vorlagen für FreitagsFüller findet ihr hier: scrap-impulse