Donnerstag, 7. Oktober 2010

Natasha Salomons, Wie Mr. Rosenblum in England sein Glück fand

Jakob Rosenblum hat es 1937 geschafft mit seiner Frau Sarah und der kleinen Tochter aus Deutschland zu fliehen. Die Familie wandert nach England aus und will sich dort ein neues Leben aufbauen. Kurz nachdem sie den englischen Boden betreten haben, erhalten sie einen Handzettel. Darauf wird zusammengefasst welche Verhaltensweisen angeblich typisch englisch sind. Wie wird man ein richtiger Engländer? Jakob nimmt die Hinweise von Beginn an sehr ernst. Der erste Schritt in sein englisches Leben, ist die Namensänderung. Er protestiert nicht, als der Beamte in seine Papiere den Namen "Jack Rosenblum" schreibt. In den folgenden Jahren setzt Jack alles daran die Liste einzuhalten und sich wie ein Engländer zu benehmen. Dabei entfernt er sich immer mehr von seinen jüdischen Wurzeln und seiner Frau. Sarah vermisst ihre eigentliche Heimat und ihre Familie, deren restliche Mitglieder kein Visum erhalten haben. Je weiter die nationalsozialistische Herrschaft sich ausbreitet, desto größer wird die Gewissheit, dass Sarah ihre Eltern und ihren Bruder nie mehr wiedersehen wird. Jack bemerkt dies nicht oder will es nicht bemerken. Für ihn war sein altes Leben beendet, als er das aus Deutschland kommende Schiff verlassen hat. Er vertieft sich in seine Arbeit und schafft es innerhalb von wenigen Jahren ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden. Doch obwohl er sich streng an die Handzettelregeln hält, ist er für die gebürtigen Engländer noch immer ein Kraut, ein Jude und ein potenzieller Staatsfeind. Er wird sogar zeitweise inhaftiert. Was ihn aber noch stärker schmerzt ist die Tatsache, dass kein Golfclub bereit ist ihn als Mitglied aufzunehmen. So fasst er den Entschluss, ohne dies mit Sarah abzusprechen, aufs Land zu ziehen und dort einen eigenen Golfplatz zu bauen. Allerdings stößt er auch dort schnell auf Widerstand, den er versucht mit allen Mitteln zu brechen. In diesem Kampf verändert sich seine Beziehung zu seiner Frau. Und seine Sicht auf England, die bisher durch seine Londoner Perspektive geprägt war, verändert sich ebenfalls. Wird er sein Glück tatsächlich finden?

Natasha Salomons schafft es mit einer interessanten Sprache und wunderschönen Erläuterungen das Leben der Rosenblums zu beschreiben. Die Widrigkeiten und die schönen Momente werden mit der Hilfe von Gerüchen, Farben, Rezepten und Bildern verdeutlicht. Und obwohl die sehr klare Sprache von der ländlichen englischen Sprache, den deutschen und den jiddischen Wörtern unterbrochen wird, ist der Lesefluss fantastisch.

Man sollte sich als potenzieller Leser auf keinen Fall von dem Fakt blenden lassen, dass es angeblich um einen Golfplatz geht. Dieser steht nur symbolisch für eine Idee, einen Kampf und einen großen Traum. Er könnte durch viele andere Projekte ersetzt werden. Vielmehr geht es um Jack und Sarah. Es geht um Nähe und Distanz, um Familie, Heimat, Freundschaft und Träume, die ein ganzes Leben ausfüllen können.

Fazit: Ein absolut empfehlenswertes Buch für lauschige Herbstabende und für Leser, die für die Umsetzung ihrer eigenen Träume neuen Antrieb gebrauchen können. Man ist nach dem Lesen einfach glücklich und voller Tatendrang.

Kindler
Hardcover, 384 S.
17.09.2010
19,95 €
978-3-463-40578-0


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Bild und Informationen von der Verlagsseite (s.o.)

2 Kommentare:

  1. Hach, das klingt nach einem schönen Buch! :)

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  2. Ich habe gerade das unterschwellige Ansprechen verschiedener Themen als sehr interessant empfunden. Und das Ende ist einfach nur genial :-)

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