Montag, 2. August 2010

Philipp Meyer, Rost

Isaac und Poe leben in der kleinen Stadt Buell, die im Mon-Tal (Pennsylvania) liegt. Die meisten Betriebe in der Region gehörten zur Stahlindustrie und sicherten den Einwohnern von Buell in festes und sehr gutes Einkommen. Doch in den letzten Jahren mussten immer mehr Betriebe schließen. Sie konnten mit der europäischen und asiatischen Konkurrenz nicht mehr mithalten. Daher ist Buell nun eine Stadt voller leerer Häuser und Läden. Die Arbeitslosenquote ist sehr hoch und eine Verbesserung der Lage ist nicht realistisch. Isaac ist ein kluger junger Mann, der gerne im astronomischen Bereich tätig werden will. Doch seine Inkompetenz im sozialen Umgang und seine selbst auferlegte Pflicht, die die Pflege seines Vaters beinhaltet, hindern in daran an eine Universität zu gehen. Seine Mutter hat vor einigen Jahren Selbstmord begangen und seine Schwester hat kurz nach diesem Tod das Studium an einer Elite-Uni begonnen. Zudem hat sie vor nicht allzu langer Zeit geheiratet und lebt somit ihr eigenes Leben. Irgendwann beschliesst Isaac aber doch seinen eigenen Weg einzuschlagen. Er möchte gemeinsam mit seinem Freund Poe die Stadt verlassen. Poe ist das komplette Gegenteil von Isaac. Er war in mehreren Ballsportarten der beste Spieler in der Region. Er war beliebt und hatte mehrere Angebote für Sportstipendien. Doch er hat auch fast einen Jungen durch Schläge getötet. Und zudem kann er sich nicht aufraffen Buell zu verlassen. Lieber lebt er mit seiner Mutter, die als Näherin arbeitet, in einem Trailer und jagt im angrenzenden Wald. Zunächst will er Isaac begleiten und mit ihm nach Californien gehen. Doch als es dann endlich so weit ist, begleitet er ihn nur ein Stück. Da es stark zu regnen anfängt und langsam dunkel wird, suchen sie sich einen Schlafplatz in einer der verlassenen Hallen. Dort treffen sie auf ein Trio von Obdachlosen, die diese Halle häufiger nutzen. Isaac gefällt die Situation nicht und er möchte gehen. Doch Poe versteht die Zeichen nicht. Als Isaac kurz aus der Hall verschwindet, wird Poe bedrängt. Isaac geht zurück und überlegt wie er helfen kann. Im fällt ein Stein auf der Erde auf. Er nimmt ihn, wirft und trifft einen der Obdachlosen genau zwischen die Augen. Die Jungs fliehen. Und auf ihrem Weg nach Hausen ist ihnen schnell klar, dass der Mann den Treffer nicht überlebt hat. Zur Polizei wollen Sie aber nicht gehen.
Im weiteren Verlauf der Geschichte ermittelt die Polizei. Sie hat schnell Poe als Verdächtigen ermittelt. Isaac überlegt noch einmal die Stadt zu verlassen. Seine Schwester Lee kommt für eine gewisse Zeit zurück nach Buell und die Mutter von Poe versucht ihren Sohn zu retten.

Sprache und Stil: Zunächst ist der Schreibstil des Autors sehr ungewohnt. Die Sätze wirken sehr kurz und abgehackt. Doch wenn man sich darauf einlässt, wird einem klar, dass dies zum Charakter der Figuren und ihren Lebensumständen passt. Es gibt eine Art von Grundstil, der in allen Abschnitten bestehen bleibt. Da die Geschichte aber aus der Perspektive verschiedener Figuren erzählt wird und jede Erzählung einer Figur immer ein Kapitel umfasst, werden auch Nuancen wahrnehmbar. Am schwersten war es aus meiner Sicht die Gedanken von Isaac nach dem Lesen noch einmal zu sortieren. Ich denke, dass er stark autistische Züge aufweist. Das macht aber die Besonderheit der Figur aus. Zudem gibt es keine gerade und klare Biografie. Jeder hat einen dunklen Fleck oder Enttäuschungen erlebt, die sich in das Gedächtnis eingebrannt haben und die Persönlichkeit formen. Aus dieser Sicht muss die Sprache auch im Zusammenhang mit der jeweiligen Vergangenheit und der aktuellen Situation gesehen werden. Sie ist halt irgendwie rostig.

Fazit: Meyer hat ein grandioses Werk geschaffen, in dem es um Verluste, Verpflichtungen, falsche Hoffnungen und Niederlagen geht. Dadurch, dass die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen erzählt wird und nur der Leser einen Einblick in alle Handlungen und Gedanken hat, wird eine enorme Spannung aufgebaut, die bis zur letzten Seite anhält.
Ein absolut empfehlenswertes Buch.

Roman, aus dem Amerikanischen

von Frank Heibert (Orig.: American Rust)

Auflage: 1. Aufl. 2010; Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag

Seiten: 464
ISBN:
978-3-608-93893-7
Verlagsseite zum Buch

Bild und Infos von der Verlagsseite (s.o.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen