Montag, 13. September 2010

Robert Harris, Imperium


Inhalt:
Kein Lateinschüler kommt an den Briefen Ciceros vorbei, die er an seinen lebenslangen Freund Atticus schrieb. Und eigentlich sollte kein Schüler, egal welche sprachlichen Präferenzen er hat, an dem Politiker Cicero vorbeikommen. Er war aber auch Anwalt, Schriftsteller und Philosoph. Letztendlich war er durch seine verschiedenen Tätigkeiten einer der besten Redner, die in der Antike das Forum bevölkerten.
Hingegen ist Tiro nur sehr wenigen Menschen ein Begriff. Er war Ciceros Sklave, Sekretär und enger Vertrauter. In diesem Zusammenhang erfand er eine Kurzschrift, die es ihm erlaubte wichtige Gespräche in Windeseile zu notieren. Cicero schrieb hierzu einmal selbst an Tiro: „Deine Dienste an mir sind nicht zu zählen(...)“ (Brief vom 7.11.50 v.Chr., zitiert nach Harris, Imperium, 2008). Seine Notizen ermöglichten aber auch die posthume Veröffentlichung sämtlicher Reden und Briefe des römischen Politikers. Weiterhin soll Plutarch eine Biografie genutzt haben, die Tiro verfasst hatte. Leider ist diese heute nicht mehr erhalten. An diesem Punkt setzt Robert Harris mit seinem Buch „Imperium“ an.
In seinem Roman kommt Tiro zu Wort und beschreibt wichtige Ereignisse aus Ciceros Leben. Auf fast 500 Seiten behandelt er besonders Ciceros Aufstieg zum Senator, die Senatorenzeit und die Zeit als Prätor. Die Beschreibung endet mit dem Gewinn der Konsulatswahlen.
Was sich hier so linear anhört ist ein stetiges Hin und Her. Cicero war ein Redner, der sich blitzschnell auf ein anderes Publikum einstellen konnte und dieses häufig für sich gewonnen hat. Genauso schnell musste er politischen Entscheidungen treffen oder seine Taktik ändern. Tiro berichtet aber ebenso von den Affären anderer Politiker, von Bestechungen und Morden. Bei der Beschreibung ist es ihm aber wichtig häufig die missliche Lage darzustellen, in der Cicero (nach Harris) häufig gesteckt hat. Persönliches Interesse oder die persönliche Meinung mussten oft dem politischen Kalkül weichen. Konflikte sind in solchen Fällen nicht weit entfernt.

Sprache und Stil:
Robert Harris schreibt in einem sehr klaren Stil, der durch sehr viele Dialoge gekennzeichnet ist. Diese Dialoge wirken harmonisch und in keiner Weise hölzern. Sie tragen zur Belebung der Geschichte sehr stark bei und unterstützen das Gefühl des Lesers, dass er sich direkt im Geschehen befindet. Dafür sorgt auch die Wahl der Perspektive. Aus meiner Sicht gelingt es dem Autor in hervorragender Art und Weise die historischen Fakten mit seinen eigenen Ideen zu verknüpfen. Es erscheint alles logisch und nicht konstruiert. Zudem ist die Handlung sehr spannend aufgebaut. Der Leser fiebert geradezu einer nächsten Rede des Senators entgegen und wartet gespannt auf die Wahl in das nächste politische Amt. Hier wird auch die gute Recherchearbeit von Harris deutlich. Er bindet die überlieferten Reden und Zitate sehr schön in den restlichen Text ein.
Da es sich weiterhin nicht um einen sehr metaphernreichen oder poetischen Text handelt, kann man das Werk recht zügig lesen.

Fazit:
Aus meiner Sicht handelt es sich hier um ein hervorragendes Werk. Dem Autor gelingt es auf leicht zugängliche Weise, dem Leser die Antike und die Person Cicero näher zu bringen. Dabei fehlt es dem Buch nicht an Spannung, Intrigen, Verrat und Macht.



Taschenbuch, Broschur, 480 Seiten, 11,8 x 18,7 cm ISBN: 978-3-453-47083-5
€ 8,95 [D] | € 9,20 [A] | CHF 16,50* (empf. VK-Preis)empfohlener Verkaufspreis

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