Samstag, 28. August 2010

Andreas Gößling, Der Ruf der Schlange

An den Grünen Ozean grenzen die Länder Dunibien, Zaketumesien, Bakus und der Noili-Archipel. Die Bewohner dieser Regionen sind über ihre verschiedenen Religionen und den damit einhergehenden Kämpfen um die Vorherrschaft verbunden. In grauer Vorzeit wurde die Schlange von den mächtigen Schöpfungsgöttern niedergeschlagen. Doch die verschiedenen Schlangenkulte breiten sich wieder aus und erste ungewöhnliche Todesfälle treten auf. Stimmen die Geschichten, die sich viel erzählen doch? Ist die Wirbelsäule nur einfach eine erstarrte Schlange, die zum Leben erweckt werden kann? Und ist der erstarkende Schlangenkult wirklich gefährlich oder bilden sich das nur die abergläubigen Menschen ein?
Diese Fragen soll Samu A. Rabov im Namen der Regierung lösen. Er ist der Leiter der Mysto-Abteilung. Und eigentlich ist er auch, abgesehen von seiner Vorgesetzten, der einzige Mitarbeiter. Seine Aufgabe ist es Vorkommnisse mit Hinblick auf ihre mystischen Anteile zu untersuchen. Es ist zu klären, ob Zauber im Spiel ist und wenn ja, ob der Zauberer gefährlich werden kann. Da in jedem der Einwohner eine gewisse magische Kraft liegt, diese aber eine dunkle und eine helle Seite hat, ist Samus Aufgabe nicht einfach. Und gleichzeitig muss er auch darauf achten, dass sein eigenes Dunkeldu nicht die Oberhand gewinnt. Doch bisher war sein Leben als Mysto-Leiter sehr ruhig verlaufen. Das ändert sich, als eine junge Frau auf merkwürdige Weise umkommt und er einen Jungen aus den Klauen einer Kultgemeinde rettet.
Mit diesem Tag ändert sich nicht nur seine Aufgabe, sondern auch sein privates Leben und sein Inneres. Es treten immer gehäuftere mysteriöse Fälle auf, die anscheinend alle im Zusammenhang mit einer archäologischen Exkursion stehen. Samu vermutet schon recht früh mehr dahinter. Doch häufig wird seine Arbeit sabotiert und er muss mehr und mehr inoffiziell arbeiten und seine magischen Kräfte nutzen. Persönlich wird er immer mehr in die Geschichte verstrickt und und weiß zeitweise selbst nicht auf welcher Seite er steht. Zudem scheint ihm niemand zu glauben, dass wirklich ganz Dunibien in Gefahr schwebt. Kann er das Blatt noch wenden? Und findet er die Drahtzieher?

Andreas Gößling schafft mit seinem Roman eine neue fantastische Welt, die gefüllt ist mit interessanten Erfindungen (Dampfmobile) und charakterstarken Figuren. Da wie gesagt eine ganz neue Welt erschaffen wird, muss man sich zunächst in die Begriffe einfinden. Dem Leser kann es daher schwer fallen die Zusammenhänge auf den ersten Seiten zu verstehen. Recht schnell scheint man jedoch zum Kreis der Phora-Einwohner zu gehören und taucht in die geheimnisvolle Umgebung ab. Neue Begriffe, Örtlichkeiten und Personen werden in einer klaren Sprache gut erklärt. Dies führt zu einem angenehmen und raschen Lesen. Aber teilweise wünscht man sich noch detailliertere Beschreibungen oder eine klangvollere Wortwahl.
Hervorragend sind dem Autor die Bezüge zu geschichtlichen Ereignissen und Institutionen in unserer Welt gelungen. In vielen Fällen geht es, jedenfalls aus meiner Sicht, um die Christianisierung und die Unterdrückung anderer Religionen/Kulte ansprechen. Auch der Umgang mit religiösen Schriften wird angesprochen. Zum Beispiel: "(...)Ich wollte nur sagen, dass man die Gebote und Geschichten aus dem Heiligen Linglu-Buch vielleicht nicht ganz so wörtlich nehmen, sondern eher als Gleichnisse ansehen sollte(...)" (S. 162). An einer anderen Stelle wird eine Tempelwache beschrieben, die mich sehr an die Schweizer Garde erinnert hat.

Fazit: Bei dem Buch handelt es sich um eine empfehlenswerte Möglichkeit für eine Fantasiereise, die durch ihre kriminalistischen Elemente viel Spannung bereit hält. Zudem gibt die Geschichte dem Leser die Möglichkeit auch seine eigenen Welt mit ihrer eigenen Geschichte zu reflektieren.

Auflage: 1. Aufl. 2010
Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag, Vorsatzkarten
Seiten: 527
ISBN:
978-3-608-93875-3

Preis
EUR [D] 22.95*
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Donnerstag, 19. August 2010

Momentan auf dem Tisch...

... Der Ruf der Schlange

Überarbeitung

Ich werde in den kommenden Tagen alle Einträge bearbeiten. D.h. sie werden mit Fotos der Cover und den entsprechenden Infos, die auch auf den Verlagsseiten zu finden sind ausgestattet. Weiterhin werde ich den jeweiligen Link des Verlags einfügen.

Charlene

Dienstag, 10. August 2010

Aufgeholt

So, jetzt aber ich erst einmal alle Rezensionen, die ich über vorablesen erstellt habe, übertragen. Wenn ich ein neues Rezensionsexemplar erhalte gibt es wieder ein Post. Vielleicht schaffe iche s ja auch mal ein älteres Buch zu rezensieren.

LG
Charlene

Nicola Keegan, Schwimmen

Philomena ist schon als Baby ein besonderer Mensch. Sie liebt das Wasser mehr als die reale Welt und kann sich ein Leben ohne Schwimmen nicht vorstellen. Im Wasser flieht sie vor ihrer nicht ganz so einfachen Familie, die aus drei Schwestern einer hysterischen Mutter und einem Vater besteht, der einer der besten Fledermausexperten der Welt ist. Zusammen leben ins sie in einer kleinen Gemeinde in Kansas. Diese ist stark von der Kirche und den in Glennwood ansässigen Nonnen geprägt. In dem Buch wird die Lebensgeschichte von Philomena erzählt. Es wird sehr schnell klar, dass sie durch ihre Konzentration auf den Sport die eigentlich Lebenswelt gar nicht richtig kennen lernt. Auch Schicksalsschläge schafft sie nicht gemeinsam mit ihrer Familie zu verarbeiten. Jeder lebt in seiner eigenen kleinen Welt und fühlt sich von dem jeweils anderen gestört. Philomena konzentriert sich daher auf ihre beginnende Karriere. Sie bleibt aber erst einmal nur die Außenseiterin aus Kansas.

Die Sprache ist sehr spröde. In gewisser Weise ist sie der Mundart von Kansas angepasst. Und ihr rüder Ton setzt Assoziationen mit dörflichen Charakteren frei. Ich fand diese Art und Weise jedoch sehr einfallslos und streckenweise auch sehr ermüdend. Man durchlebt so zwar alle Gefühlsschwankungen der Protagonistin mit, aber ausreichend finde ich das nicht. Die Geschichte hatte aus meiner Sicht keinerlei Spannung. Die Gedankensprünge waren teilweise sehr obskur und die Dialoge waren meist sehr langweilig. Wenn einmal eininteressanter Wettkampf oder ähnliches beschrieben wurde, erfolgte das sehr knapp. Hier wurden mir die Gefühle und die Atmosphäre nicht ausreichend genug und nicht bildlich genug beschrieben.

Fazit: Ich würde das Buch nicht empfehlen. Es hat mich weder durch Spannung noch durch Anspruch gepackt.




Hardcover, 480 S.
12.03.2010
19,95 €
978-3-498-03541-9

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Tania Carver, Entrissen

In der englischen Stadt Colchester wurden zwei Frauen ermordet. Einem Opfer wurde die Kehle durchgeschnitten. Bei dem anderen Opfer handelt es sich um eine schwangere Lehrerein, die kurz zuvor in ihrer Wohnung eine Babyparty gefeiert hatte. Sie wurde nicht nur brutal ermordet. Ihr wurde auch der Bauch aufgeschnitten. Von dem Kind fehlt jede Spur. Phil Brennan und seine Kollegen sollen den Fall untersuchen. Relativ schnell taucht die Vermutung auf, dass der Doppelmord mit zwei anderen Morden in Verbindung stehen könnte. Bei diesen Opfern handelte es sich auch um zwei schwangere. Allerdings lagen die Babys tot neben dem Körper ihrer Mütter. Ist der Täter eine Frau oder ein Mann? Stand er im Konflikt mit den Opfern? Und was will er mit dem Baby? Um diese Fragen beantworten zu können, holt der Polzeichef eine Psychologin mit in das team. Marina Espositos hatte schon vorher mit dem Team von Brennan zusammen gearbeitet. Die Zusammenarbeit endete jedoch sehr unfreundlich. Schnell findet das einen Verdächtigen. Doch Marina zweifelt an seiner Schuld. Zudem scheint die Mordserie weiterzugehen und ein Polizist ist auf irgendeine Weise privat in den Fall involviert.

Sprachlich ist das gesamte Werk sehr ausgewogen. Die Autorin schafft es zeitweise sehr bildlich und teilweise humoristisch zu schreiben. Zu anderen Zeitpunkten wirkt die Sprache sehr kühl und kanpp. Die verschiedenen Modi passen aber immer genau zu den Handlungen und zu den Personen und stellen daher für mich einen Beweis des Könnes der Autorin dar. Insgesamt liest sich das Buch, trotz aller Detailgenauigkeit bezüglich der Brutalität, sehr flüssig und angenehm.

Fazit: Aus meiner Sicht handelt es sich um ein absolut empfehlenwertes Buch. Ein paar starke Nerven sollte man allerdings schon mitbringen. Es ist ein hervorragendes Erstlingswerk. Ich hoffe Tania Carver arbeitet schon an ihrem neuen Meisterstück.

Übersetzung: Aus dem Englischen von Sybille Uplegger
Originaltitel: The Surrogate
Paperback
€ 14,95 [D], € 15,40 [A], sFr 25,50
ISBN-10: 3471350349
ISBN-13: 9783471350348

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Veit M. Etzold, Das große Tier

Die Geschichte beginnt an einem Silvesterabend und spielt zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich in Berlin oder nimmt Bezug auf diese Stadt. Ein Manager, der in einer Firma für Satelliten- und Raketentechnik arbeitet, wird im Adlon-Hotel von seiner weiblichen Begleitung ermordert. Gleichzeitig bekommt ein Bankmanager einen mysteriösen Anruf einer unbekannten Firma, die ihm ein enormes Gehalt anbietet, dafür aber erst einige Test mit ihm machen möchte. Hierfür soll er nach Berlin kommen. Ein Doktorand der Kunstgeschichte, andere Manager und einige Polizisten werden vorgestellt. Zunächst scheinen diese Personen noch keine Beziehung zueinander zu haben. Doch der Mord löst eine Handlungskette aus, die sie immer stärker bindet bis sie schließlich gemeinsam diverse kleine Abenteuer bestehen müssen. Dabei geht es zunächst um die wirtschaftliche Kontrolle der meisten technischen Bereiche. Doch dies ist nur einer der Schritte zu einem viel höheren Ziel. Das Buch ist gespickt mit wirtschaftlichen Prozessen, mystischer Zahlenlogik und einer Menge Wissen, das sich auf die antiken Klassiker und die Bibel bezieht.

Sprachlich hatte ich zuerst bedenken, da sehr viele Fachbegriffe aus der Finanzwelt benutzt werden. Jedoch gibt es immer eine Hauptfigur, die sich in einem bestimmten Bereich nicht auskennt. Daher werden Begriffe aus den verschiedenen Gebieten immer wieder, für die einzelnen Figuren und somit auch für den Leser, erläutert. Abgeshen von diesem Aspekt fand ich die Sprache sehr klar, teilweise vielleicht etwas nüchtern. Für den ein oder anderen Leser könnte sie etwas bildlicher sein. Das hängt aber in gewisser Weise auch mit dem Thema zusammen. Die Dialoge sind hingegen sehr gut abgestimmt und realistisch.

Die Hauptfiguren muss man teilweise schon übernatürlichen Kategorien zuordnen, da sie schier unbesiegbar sind oder per Gedanken die Menschen beeinflussen. Auf der anderen Seite haben sie manchmal Schwächen oder werden so einfach überlistet, dass man es nicht glauben mag. Dies steht im starken Kontrast zu der sonst sehr realistischen Geschichte. Vieleicht hat der Autor hier aber auch einige Filmvorlagen im Kopf gehabt oder rechnet schon mit einer Verfilmung des eigenen Werks.

Fazit: Ein sehr spannendes Werk, das man nicht mehr aus der Hand legene möchte. Es ist eine MIschung aus Werken von Dan Brown, Frank Schätzing und einem Manager. Trotz kleiner Mängel unbedingt zu empfehlen.

ISBN: 978-3-462-04214-6

Erscheinungsdatum: 22. Februar 2010
496 Seiten, Taschenbuch
KiWi 1157
Lieferbar
Euro (D) 9,95 | sFr 15,90 | Euro (A) 10,30

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Daniel Silva, Das Moskau-Komplott

Ein unabhängiger russischer Journalist wird in einem französischen Alpenort ermordet. Dort sollte er für seine Zeitung Informationen über einen Geschäftsmann sammeln, der Waffenhandel betreibt. Nach dem Tod will der russische Chefredakteur seine Informationen an den israelischen Geheimdienst weitergeben. Er möchte allerdings nur mit einem bestimmten Agenten sprechen. Dieser hält sich gerade in Italien auf, wo er seine Flitterwoche verbringt und nebenbei für den Vatikan Bilder restauriert. Ein Treffen soll in Rom stattfinden. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wird der Redakteur vergiftet. Die Flitterwochen sind beendet, der Geheimdienst alamiert und aus dem scheinbar einfachen Auftrag wird eine schwere Prüfung. Nach kürzester Zeit jagen die russischen Behörden und die persönliche Garde des Waffenhändlers eine weitere Journalistin und den isarelischen Agenten. Doch im Laufe der Geschichte werden noch CIA, MI5, MI6 und einige französische Behörden einbezogen. Eine rasante Handlung entsteht, die nicht gefüllt ist mit Leichen, sondern mit Hinterlist, Glück, Charme und ein wenig Hoffnung.
Trotz dieser Fülle von Beteiligten und Schauplätzen werden die Figuren und Orte sorgsam eingeführt. Man erfährt nicht zu viel über sie, kann sich aber ein hinreichendes Bild von ihnen malen. Spezifische Charakteristika werden herausgearbeitet und mit viel Liebe beschrieben. Die Sprache ist sehr klar und nicht zu ausschweifend. Es werden nur sehr wenige "Fachwörter" benutzt und die Satzlänge ist sehr ansprechend.
Außerdem werden viele Fakten und tatsächlichen Ereignisse so gut mit erdachten Anschlägen und politischen Handlungen verwoben, dass man den Eindruck hat eine sehr realistische Geschichte zu lesen. Gerade wenn man mit Russlandkennern oder russischen Bürgern spricht, wird einem immer wieder vor Augen geführt wie nah diese Geschichte an der Realität angelehnt ist. Darauf geht der Autor auch sehr schön im Anhang ein. Erdachte Aspekte und Tatsachen werden dort noch einmal gegenübergestellt.
Fazit: Aus meiner Sicht ein sehr spannendes und interessantes Buch, dass zwar eine fiktive Handlung beschreibt gleichzeitig aber Interesse an den angesprochenen Themen weckt und vielleicht auch ein bißchen Angst macht. Wer gerne mehr darüber wissen möchte, dem möchte ich die Werke von Anna Politkowskaja sehr ans Herz legen.

Aus dem Amerikanischen von Reiner Pfleiderer
Originaltitel: Moscow Rules
480 Seiten
Gebunden
€ 19,95 [D], € 20,60 [A], sFr 33,90
ISBN: 9783866122482

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Montag, 9. August 2010

Rafael Yglesias, Glückliche Ehe

Enrique, ein schon früh erfolgreicher Schriftsteller, der die Schule angebrochen hat und alleine nach New York zog, hat stets mit seinen Selbstzweifeln und den Ansprüchen seiner Eltern zu kämpfen. Nach einer dreijährigen Beziehung mit einer etwas älteren Frau, besteht sein Alltag nun darin sich mit seinen Freunden zu treffen und zu philosophieren. Unter diesen Freunden befindet sich auch Bernard. Einnoch erfolgloser Schriftsteller, der gerne damit angibt Enrique zu kennen. Bernard erzählt häufifer von einer jungen faszinierenden Frau. Enrique möchte sie unbedingt kennen lernen.Einige Diskussionen später bringt Bernard sie mit in Enriques Wohnung. Dieser ist sofort fasziniert von Margaret und bekommt sie nicht mehr aus sienem Kopf. Enriques Freund versucht weitere Treffen der beiden zu verhindern. Dies gelingt ihm jedoch nicht. Größere Schwierigkeiten entstehen aus der Unsicherheiit Enriques und seiner Angst sexuelle zu versagen. Letztendlich schaffen es die beiden aber zueinander zu finden und werden ein Paar. Sie heiraten, bekommen zwei Söhne und starten beruflich mehr oder weniger durch. Nach fast dreißig Ehejahren gehören sie zur New Yorker Oberschicht und haben schon die eine oder andere private Krise überstanden. Doch Margaret erkrankt an Krebs. Nachdem sie die verschiedensten Therapien ausprobiert hat, scheint der Tod unausweichbar. Daher hat sie nur noch einen Wunsch: Sie möchte nach Hause gehen, sich von allen verabschieden und in Frieden sterben.

Dieses Buch ist nicht nur die Geschichte von Enrique und Maragaret, es ist sehr viel mehr. In diesem Werk verbinden sich Biografie, Eheratgeber, Zeitgeschichte und Sterbebegleitung. Und diese ganz unterschieldichen Dinge sind zu einer hervorragenden Komposition vereint worden.

Stilistisch ragt besonders der Sprung der Kapitel zwischen Kennenlernphase und Sterbeprozess hervor. Bei beiden Erzählsträngen kennt der Leser zwar den Ausgang, giert aber geradezu darauf den Weg dorthin zu verfolgen. Zudem werden die Ereignisse und Personen sowie ihr Handeln und Denken liebevoll beschrieben. Es tauchen Fachbegriffe ebenso wie umgamgssprachliche Wörter auf. Dabei wird der Text aber, aus meiner Sicht, nie obzön oder abwertend. Und er bleibt leicht verständlich ohne dabei langweilig zu werden.

Fazit: Ein wundervolles Buch, das auch für Menschen empfehlenwert ist, die sonst an der Nicolas-Sparks-Ecke vorbeigehen. Es vebreitet Trauer und Wut, aber auch Freude und Zuversicht.

Auflage: 3. Aufl. 2010
Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag
Seiten: 429
ISBN:
978-3-608-93707-7
Preis
EUR [D] 22.90
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Elly Griffiths, Totenpfad

Ruth Galloway lebt recht einsam an einem englischen Salzmoor. Ihre einzigen Nachbarn sind Wochenendausflügler aus London und David, der Vogelwart des Naturschutzgebietes. Ruth arbeitet als Archäologin an der Uni und hat sich dort auf Anthropologie spezialisiert. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Polizei sie um Rat bittet als ein Skelett gefunden wird. Da gefundene Mädchen stammt aus der Eisenzeit und trägt Votivbeigaben bei sich. Der zuständige Polizist ist nicht so erfreut wie die Archäologin. Er sucht nämlich ein seit zehn Jahren vermisstes Kind. Und einige Tage später wird ein weiteres Kind entführt. Ruth steckt von der einen auf die andere Minute in der Geschichte drin und bekommt sogar Drohungen.

Das Personengeflecht des Buches ist gut aufgebaut. Neue Figuren werden sanft eingeführt und ihre Beziehungen zu den anderen Charakteren werden dargelegt. Auch die Anzahl ist überschaubar und somit wird der Leser nicht überfordert.

Sprachlich handelt es sich, für ein erstes Werk einer Reihe, um einen guten Start. Die Sätze sind klar strukturiert und haben ausgewogene Längen. Begriffe, die nicht jedem geläufig sind, werden im Gespräch zwischen den Figuren geklärt. Außerdem wirkt die Sprache nicht gekünstelt. Sie driftet auch nicht in den umgangssprachlichen Bereich ab.

Einziger negativer Punkt: Spätestens nach den ersten hundert Seiten hat man einen sehr starken Verdacht wer der Täter ist. Für die kommenden Folgen wünsche ich mir an diesem Punkt noch mehr Raffinesse.

Fazit: Ein ganz guter ausbaufähiger Krimi, der auf weitere spannende Folgen hoffen lässt.


Wunderlich
Hardcover, 320 S.
18.12.2009
19,90 €
978-3-8052-0874-1


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Donnerstag, 5. August 2010

Phil Rickman, Mittwinternacht

Die Geschichte ist schnell erzählt. Eine anglikanische Pfarrerin und alleinerziehende Mutter wird zur Diözesan-Exorzistin ernannt. Die in den 90er Jahren spielende Handlung beinhaltet drei Erzählstränge: Die privaten Probleme und Beziehungen der Exzorsitin (Merrily Watkins), die Geschichte einer Jungen Frau, die zu den Wurzeln ihrer Ahnen zurückkehren will und die alltägliche kirchliche Arbeit Merrilys. Diese drei Stränge werden im Laufe der Zeit immer stärker miteinander verbunden. Das verbindende Element sind dunkle Mächte, die in der Stadt Hereford ihr Unwesen treiben und sich gegen die Kirche richten.

Zunächst dachte ich, dass es noch auszuloten gilt, ob Besessenheit, Geister usw. als psychologisches Problem oder als Realität angesehen werde. Doch schnell wird klar, dass diese Dinge von den Figuren des Buches als völlig selbstverständlich angesehen werden. Es gibt die Gläubigen und die Ungläubigen. Die Ungläubigen verdrängen theoretisch nur die Realität. Diese besteht darin, dass Projektionen, Invasoren etc. existieren. Wenn man dies sofort als Unsinn abtut, hat es nicht viel Sinn das Buch weiter zu lesen. Akzeptiert man diese Aspekte, machen sie eine besondere Stärke des Werkes aus. Ich gebe allerdings zu, dass man schon ein wenig ein Faible für Kirche, Kirchengeschichte und die damit zusammenhängenden Themen, die im Buch angesprochen werden, haben muss.

Sprachlich ist es ein gutes, rundes und solides Werk. Die Satzlänge ist sehr ausgewogen und die Sprache ist klar, aber nicht zu simpel. Zu viel darf man aber auch nicht erwarten.

Fazit: Wenn man sich auf die Geschichte einlassen kann, handelt es sich um ein super Buch für verschneite und lauschige Kaminabende.

rororo
Taschenbuch, 608 S.
01.12.2009
9,95 €
978-3-499-24906-8

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Jamie Freveletti, Lauf

Die amerikanische Chemikerin Emma Caldridge macht sich auf den Weg nach Bogotá. Das Passagierflugzeug wird jedoch entführt und zu einer Landung im Dschungel gezwungen. Da die Landebahn viel zu klein und uneben ist, zerbricht das Flugzeug bei der Landung und geht in Flammen auf. Emma wird samt Sitz von der Unglücksstelle weggeschleudert. Dadurch wird ihr Leben zum ersten Mal gerettet. Die anderen (überlebenden) Passagiere werden von Guerillas gefangen genommen. Die pragmatische Chemikerin versucht per Handy Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmenund überlegt wie sie aus dem Dschungel fliehen kann. Da sie Ultramarathonläuferin ist, verfügt sie über eine gute Kondition. Aber ohne Kompass belibt ihr nichts anderes übrig als den Guerillas in einem gewissen Abstand zu folgen. Im weiteren Verlauf muss sie verschiedene Gefahren überstehen, Menschen retten, Hilfe holen etc. Dabei geht es nicht nur um die Geiseln, sondern auch um Waffen, Öl und eine Menge Geld. Mehr soll hier noch nicht verraten werden.

Die Erzählung erfolgt in drei bzw. vier Handlungssträngen. Einmal werden die Vorgänge aus der Sicht der Chemikerin beschrieben. Der zweite Strang beinhlatet die Vorkomnisse in Amerika, die im Zusammenhang mit der Flugzeugentführung stehen. Und nach eineiger Zeit folgt ein dritter Erzählstrang aus der Perspektive einiger Soldaten, die versuchen die Passagiere zu retten. Einige kurze Abschnitte werden aus der Sicht der Entführer erzählt.

Die Hauptfiguren besitzen eine Vielzahl von Eigenschaften, die ihnen im Dschungel nützlich sein werden. Teilweise wirkt das schon sehr übertrieben. Emma hat nicht nur chemisches Wissen, sondern verfügt auch über umfangreiche Kenntnisse der Biologie, Biochemie und Pharmazeutik. Hinzu kommt ihre gute Fitness und eine fast schon unheimliche Stärke.

Sprachlich ist das Buch recht einfach geschrieben wirkt aber nicht zu platt. Wie bei vielen anderen Werken kann man leider nicht nachvollziehen, ob dies am Original oder an der Übersetzung liegt. Auf jeden Fall liest es sich sehr flüssig.

Fazit: Wenn man von den teilweise zu abenteuerlichen Aspekten absieht und sich auf die Handlung einfach einlässt, wird man von der Spannung förmlich mitgezogen. Daher würde ich sagen, dass es sich um nicht gerade überdurchschnittliches Buch handelt, das aber ein tolles Lesevergnügen darstellt.

Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Sybille Uplegger
Originaltitel: Running From The Devil
Kartoniert € 8,95 [D], € 9,20 [A], sFr 14,90 ISBN-10: 3548281192 ISBN-13: 9783548281193

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Tilman Roehrig, Caravaggios Geheimnis

Michelangelo Merisi aus Caravaggio einer der Künstler, welche die Zeit der römischen Barockmalerei einleiteten, ist die Hauptperson des Romans von Tilman Röhrig.

Die Geschichte beginnt in seiner frühesten Kindheit, die durch den plötzlichen Tod des geliebten Großvaters und des Vaters gekennzeichnet wurde. Dieses Ereignis bzw. diese beiden Ereignisse sind der Grund für eine innere Wut, die den Künstler (in dem Roman) sein ganzes Leben lang begleiten sollte. Gleichzeitig scheint diese Wut aber auch ein Antrieb für seine Arbeit gewesen zu sein. Nachdem die Mutter fast das gesamte Familienvermögen für seine künstlerische Ausbildung aufgebracht hat, entschließt er sich zukünftig keine Hilfe mehr anzunehmen. Er will es ohne fremdes Zutun zu einem gefragten Künstler schaffen. Dabei stehen ihm aber häufig seine Aggressivität, sein Hang zum Alkohol und ein gewisser Übermut im Weg. Im sündigen Rom schafft er es schließlich nach einer schwierigen Zeit in die höchste Riege der Maler aufzusteigen und wird von einigen Kardinälen vererbt. Er erhält zunehmend kirchliche Aufträge. Seine Nähe zur Kirche auf der einen Seite und ein "sündiges" Leben samt Prügeleien, Huren und Alkohol auf der anderen Seite, passen allerdings nicht zusammen. So stolpert er von einem Unglück in das nächste und kommt nicht mehr um das Annehmen von fremder Hilfe herum. Er muss zunächst aus Rom fliehen und findet längere Zeit einen Unterschlupf bei den Maltesern. Doch auch dort kommt es zu Konflikten. Er wird verstßen und für Vogelfrei erklärt. Nach weiteren Fluchten wird er aufgespürt und so stark verprügelt, dass sein Überleben schon an ein Wunder grenzt. Nach Verhandlungen scheint eine Rehabilitierung in greifbare Nähe gerückt zu sein. Auf dem Rückweg nach Rom verstirbt der Maler allerdings.

Tilman Röhrig hät sich an die wichtigsten biografischen Eckdaten des Malers. Das Herzstück des Romans ist aber aus meiner Sicht die Vorgehensweise Röhrigs. Er webt die bekanntesten Bilder Caravaggios in den biografischen Verlauf ein. Er entwickelt Emtstehungsgeschichten zu den einzelnen Bildern, verknüpft die Bilder mit persönlichen Erlebnissen des Malers, den Auftraggebern und der Stimmung Caravaggios. Das Eingehen auf kleine Details (vgl. das Bild "Die Wahrsagerin") zeigt deutlich, dass ers ich eingehend mit dem barocken Maler beschäftigt hat.

Weniger glücklich ist im die Darstellung der barocken Zeit gelungen. Ich finde, dass das ausschweifende Leben aller Personen, die einen gewissen Status erreicht hatten gerade im Hinblick auf die Sexualität etwas übertrieben wird. Das typische Klischee vom homosexuellen frühbarocken Mann in Machtpositionen wirkt etwas überzogen.

Auch die Sprache wirkt teilweise etwas holprig und unausgeglichen. Die Zeitsprünge, gerade am Anfang des Romans, sind zunächst noch gewöhnungsbedürftig.

Insgesamt handelt es sich aus meiner Sicht aber um ein solides Werk, das man weiterempfehlen kann.



480 Seiten, 19,95 € (D), gebunden
Pendo Verlag
ISBN:
9783866122437

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Paperback:
Erscheint: April 2011

496 Seiten
mit einer Abbildung
Kartoniert€ 9,95 [D], € 10,30 [A], sFr 15,90
ISBN: 9783492263818


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Montag, 2. August 2010

Michael Tietz, Rattentanz

Die Geschichte:
Zwei Jungs wollen das Schreiben einer Klausur verhindern. Um das zu erreichen, programmieren sie einen Computervirus, der sich im gesamten Schulnetz ausbreiten soll. Dabei unterläuft ihnen ein schwerwiegender Fehler. Der Virus wird nicht, wie geplant, in 40 Tagen aktiv, sondern in 400. Bis zu diesem Zeitpunkt breitet sich der Virus über die ganze Welt aus. Er infiziert neben Schulnetzwerken wichtige Regierungsdateien, Internetportale usw. Am Tag der Aktivierung bricht das ganze "normale" Leben der bisherigen Gesellschaft zusammen. Flugzeuge können nicht mehr navigieren und stürzen ab, Handys haben keinen Empfang mehr, das Radio sendet nur ein Rauschen, riesige Schiffe werden unlenkbar, Bankautomaten können nicht mehr genutzt werden, der Strom fällt aus und die Wasserversorgung existiert nicht mehr. Zunächst denkt die Bevölkerung der Gemeinde Wellendingen, das im Mittelpunkt des Buches steht, an ein vorübergehendes Problem. Doch nachdem mehrere Flugzeuge abgestürzt sind, Banken geplündert wurden und die rechtsstaatlichen Organisationen keine Kontrolle mehr über die Menschen haben, bricht das Chaos aus. Jeder denkt nur an seinen momentanen Vorteil und nicht nur bereits straffällig gewordene Personen ziehen mordend und plündernd durch die Straßen.
Die Protagonisten des Buches sind zu einem großen Teil die Einwohner von Wellendingen, sowie ihre Bekannten und Verwandten. Einen eigenen Teil bildet die Geschichte von Hans Seeger, der aus Wellendingen stammt, sich aber während de globalen Unglücks beruflich in Schweden aufhält. Der Autor beschreibt die neu entstandene Situation und der Umgang der Menschen damit und ihr Verhalten untereinander. Wie kommen wir an frisches Wasser? Wie bekämpfen wir Krankheiten? Wie kann die Nahrungsversorgung gesichert werde? Und natürlich stellt sich immer wieder die Frage, ob es sich bei der Katastrophe nur um ein lokales Phänomen handelt. Im Laufe einer Reorganisation kommt es zu offenen und verdeckten Straftaten, lange unterdrückte Ideen und Gefühle brechen hervor, da es keine gesellschaftlich auferlegten Schranken mehr gibt und einige sehen ihre Stunden gekommen endlich die Macht an sich ziehen zu können.

Die Sprache:
Der Autor findet für die Beschreibung der umfangreichen Katastrophe klare und einprägsame Worte. Er deutet Brutalität und Unrecht nicht nur an, sondern nennt sie offen und schonungslos. Die verschiedenen sprachlichen Akzente werden den Figuren gerecht und zeichnen ein klares Bild von der einzelnen Person. Die Sätze haben eine angenehme länge und lassen sich daher gut lesen. Begrifflichkeiten, die nicht geläufig sind werden gut erklärt. Aber auch die Gefühle, die die einzelnen Personen in den verschiedenen Situation empfinden können gut nachvollzogen werden.

Gesamteindruck:
Das Buch ist erschreckend und faszinierend zugleich. Ich musste einige Male eine Pause machen, um die Brutalität verdauen zu können. In diesen Momenten war ich aber noch schockierter, weil mir bewusst wurde, dass die Realität wahrscheinlich wirklich so aussehen würde. Wer hat heute noch Lebensmittel im Haus, die für einen Zeitraum von über sieben Tagen reichen? Welcher Städter kennt sich mit Anbautechniken aus? Was würde geschehen wenn jeder nur an seinen Vorteil denken würde?
Aus meiner Sicht beschreibt Michael Tietz die entstehenden Konflikte und notwendigen Erneuerungen der Gesellschaft sehr gut. Die klare Sprache unterstützt die Geschichte enorm. Außerdem sind die Figuren hervorragend. Es gibt den Bösewicht, den man auf jeder Seite am liebsten selbst eine runterhauen möchte, die aufopfernde Frau, die ihre Ideale nicht vergessen hat, die Mitläufer, die großspurigen Redner etc. All ihre Probleme, inneren Konflikte und Schicksalsschläge und Päne werden in dem Buch fantastisch beschrieben.
Und natürlich hat dieses Werk ein fantastisches Ende.

Fazit:
Aus meiner Sicht handelt es sich um ein rundherum gelungenes und sehr spannendes Buch, dass einen Vergleich mit den Romanen Schätzings nicht scheuen muss. Es ist absolut empfehlenswert.



Kartoniert

€ 14,95 [D], € 15,40 [A], sFr 25,50

ISBN-10: 3548282512
ISBN-13: 9783548282510

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Philipp Meyer, Rost

Isaac und Poe leben in der kleinen Stadt Buell, die im Mon-Tal (Pennsylvania) liegt. Die meisten Betriebe in der Region gehörten zur Stahlindustrie und sicherten den Einwohnern von Buell in festes und sehr gutes Einkommen. Doch in den letzten Jahren mussten immer mehr Betriebe schließen. Sie konnten mit der europäischen und asiatischen Konkurrenz nicht mehr mithalten. Daher ist Buell nun eine Stadt voller leerer Häuser und Läden. Die Arbeitslosenquote ist sehr hoch und eine Verbesserung der Lage ist nicht realistisch. Isaac ist ein kluger junger Mann, der gerne im astronomischen Bereich tätig werden will. Doch seine Inkompetenz im sozialen Umgang und seine selbst auferlegte Pflicht, die die Pflege seines Vaters beinhaltet, hindern in daran an eine Universität zu gehen. Seine Mutter hat vor einigen Jahren Selbstmord begangen und seine Schwester hat kurz nach diesem Tod das Studium an einer Elite-Uni begonnen. Zudem hat sie vor nicht allzu langer Zeit geheiratet und lebt somit ihr eigenes Leben. Irgendwann beschliesst Isaac aber doch seinen eigenen Weg einzuschlagen. Er möchte gemeinsam mit seinem Freund Poe die Stadt verlassen. Poe ist das komplette Gegenteil von Isaac. Er war in mehreren Ballsportarten der beste Spieler in der Region. Er war beliebt und hatte mehrere Angebote für Sportstipendien. Doch er hat auch fast einen Jungen durch Schläge getötet. Und zudem kann er sich nicht aufraffen Buell zu verlassen. Lieber lebt er mit seiner Mutter, die als Näherin arbeitet, in einem Trailer und jagt im angrenzenden Wald. Zunächst will er Isaac begleiten und mit ihm nach Californien gehen. Doch als es dann endlich so weit ist, begleitet er ihn nur ein Stück. Da es stark zu regnen anfängt und langsam dunkel wird, suchen sie sich einen Schlafplatz in einer der verlassenen Hallen. Dort treffen sie auf ein Trio von Obdachlosen, die diese Halle häufiger nutzen. Isaac gefällt die Situation nicht und er möchte gehen. Doch Poe versteht die Zeichen nicht. Als Isaac kurz aus der Hall verschwindet, wird Poe bedrängt. Isaac geht zurück und überlegt wie er helfen kann. Im fällt ein Stein auf der Erde auf. Er nimmt ihn, wirft und trifft einen der Obdachlosen genau zwischen die Augen. Die Jungs fliehen. Und auf ihrem Weg nach Hausen ist ihnen schnell klar, dass der Mann den Treffer nicht überlebt hat. Zur Polizei wollen Sie aber nicht gehen.
Im weiteren Verlauf der Geschichte ermittelt die Polizei. Sie hat schnell Poe als Verdächtigen ermittelt. Isaac überlegt noch einmal die Stadt zu verlassen. Seine Schwester Lee kommt für eine gewisse Zeit zurück nach Buell und die Mutter von Poe versucht ihren Sohn zu retten.

Sprache und Stil: Zunächst ist der Schreibstil des Autors sehr ungewohnt. Die Sätze wirken sehr kurz und abgehackt. Doch wenn man sich darauf einlässt, wird einem klar, dass dies zum Charakter der Figuren und ihren Lebensumständen passt. Es gibt eine Art von Grundstil, der in allen Abschnitten bestehen bleibt. Da die Geschichte aber aus der Perspektive verschiedener Figuren erzählt wird und jede Erzählung einer Figur immer ein Kapitel umfasst, werden auch Nuancen wahrnehmbar. Am schwersten war es aus meiner Sicht die Gedanken von Isaac nach dem Lesen noch einmal zu sortieren. Ich denke, dass er stark autistische Züge aufweist. Das macht aber die Besonderheit der Figur aus. Zudem gibt es keine gerade und klare Biografie. Jeder hat einen dunklen Fleck oder Enttäuschungen erlebt, die sich in das Gedächtnis eingebrannt haben und die Persönlichkeit formen. Aus dieser Sicht muss die Sprache auch im Zusammenhang mit der jeweiligen Vergangenheit und der aktuellen Situation gesehen werden. Sie ist halt irgendwie rostig.

Fazit: Meyer hat ein grandioses Werk geschaffen, in dem es um Verluste, Verpflichtungen, falsche Hoffnungen und Niederlagen geht. Dadurch, dass die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen erzählt wird und nur der Leser einen Einblick in alle Handlungen und Gedanken hat, wird eine enorme Spannung aufgebaut, die bis zur letzten Seite anhält.
Ein absolut empfehlenswertes Buch.

Roman, aus dem Amerikanischen

von Frank Heibert (Orig.: American Rust)

Auflage: 1. Aufl. 2010; Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag

Seiten: 464
ISBN:
978-3-608-93893-7
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Marianne Efinger, Gottes leere Hand

Manuel Jäger ist mit Glasknochen auf die Welt gekommen. Mittlerweile ist er ein erwachsener mann, der als Wissenschaftsjournalist anerkannt ist. Da er mit Blick auf die körperlichen Leistungen mit vielen anderen Menschen nicht mithalten kann, hat er sich auf das Denken spezialisiert und wird in der Science Community "der Kopf" genannt. Zu jeder Frage hat er die richtige Antwort. Er macht sich über sehr unterschiedliche Dinge Gedanken, sprengt Fachgrenzen und ist sehr kreativ. An einem Abend in der Vorweihnachtszeit muss Manuel mal wieder in ein Krankenhaus. Eigentlich hatte er sich vorgenommen nicht wieder in ein Krankenhaus zu gehen, doch sein bester Freund Lothar hat ihm verdeutlicht, dass es notwendig ist und sicher nicht für eine lange Zeit sein wird. Er wird in das Marienhospital gebracht. Dort arbeitet die Krankenschwester Dagmar. Sie hat für jeden Patienten ein (ernsthaftes) Lächeln übrig und versucht auch ein offenes Ohr für jeden zu haben. Doch die äußeren Bedingungen sorgen dafür, dass sie manchmal noch nicht einmal die Zeit hat die Patienten zu waschen. Hinzu kommen Ärzte die Qualifikationspunkte sammeln müssen und in Gremien arbeiten sollen. Doch die Zeit für die Patienten wird immer geringer. Auch durch die veränderte Finanzierung innerhalb des Gesundheitssystems treten viele neue und negative Aspekte auf. Dagmar versucht immer wieder alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Mit der Zeit zweifelt sie aber, ob sie ihren Beruf weiterhin ausüben möchte. Als Manuel auf der Station eingeliefert wird verstehen sich die Schwester und er auf Anhieb. Und das ganz ohne Worte. Zudem erinnert Dagmar ihn an seine verstorbene Verlobte. Zu dieser Gesellschaft tritt Wendelin Weihrauch hinzu. EIn älterer und scheinbar verwirrter Mann. Zwischen im und Manuel entwickelt sich eine besondere Beziehung.

Sprache und Stil: Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven einzelner Figuren erzählt. Die beiden Personen im Zentrum sind Dagmar und Manuel. Der Patient, der mehr Zeit im Krankenhaus als in seinem Haus verbracht hat und die Krankenschwester, die ihr bestes gibt, geben Einblicke in ihre Sicht auf das Gesundheitssystem in Deutschland und die Arbeit in einem Krankenhaus. Die Autorin schafft es hervorragend auf beide einzugehen. Das Innenleben von Manuel Jäger, seine Gedanken zum Leben als so genannter Behinderter und der Rückblick auf seine Erlebnisse werden eindringlich mit sanften aber gleichzeitig eindringlichen Worten beschrieben. Genauso lernt man Dagmars Verzweiflung und ihren Kampf kennen. Ihre Sehnsucht von der technisierten Krankenhauswelt wegzukommen geht fast in den Leser über.
Die Sprache ist dabei nicht oberflächlich, aber auch nicht lehrerhaft. Sie zeugt zwar von einer Wut auf das System, aber man versteht die Gründe dafür. Alles ist sehr nachvollziehbar. Daher liest sich der Text auch sehr flüssig und angenehm.

Fazit: Für mich handelt es sich um ein hervorragendes Buch, das verschieden Lebensfacetten aufzeigt. Man überlegt selbst wie man handeln würde und wo man mit seiner Meinung steht. Mich hat Manuels und Dagmars Geschichte mitgerissen und am Ende zum Weinen gebracht. Und als ich las, dass die Autorin ihre Einnahmen für das Projekt "Ein Haus für die Arche" spendet, habe ich mir vorgenommen unermüdlich die Werbetrommel zu rühren.

Roman
ISBN: 978-3-937357-40-9
€ 19,80


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Ein Haus für die Arche


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Alberto Torres Blandina, Salvador und der Club der unerhörten Wünsche

Salvador ist ein älterer Herr, der kurz vor der Pensionierung steht und als Reinigungskraft in einem spanischen Flughafen arbeitet. Er erledigt seine Arbeit meist sehr gründlich, doch seine Stärke sind die Pausen. In denen erzählt er den Fluggästen und den anderen Flughafenangestellten Geschichten, die er angeblich erlebt hat oder von anderen Durchreisenden gehört hat.

Die Geschichten erstrecken sich meist über ein Kapitel. Sie werde in einigen Fällen in anderen Kapiteln fortgesetzt oder erhalten eine Verbindung zu einer anderen Geschichte.
Das Buch ist in einer sehr klaren und liebevollen Sprache geschrieben. Es ist humorvolle ohne so nervig wie ein angestrengter Comedian zu sein. Und obwohl die kleinen Anekdoten keine spektakulären Ereignisse beschreiben, ist man häufig gespannt wie es weitergeht.
Alberto Torres Blendina hat meiner Meinung nach mit den Geschichten von Slavador ein wunderbares Buch geschrieben, das zum Träumen einlädt, an längst vergessene Gefühle erinnert und ein wunderschönes Ende hat.

Fazit: Absolut empfehlenswert für die kleine Lektüre zwischendurch.

Originaltitel: Cosas que nunca occurirían en Tokio  
Aus dem Spanischen von Petra Zickmann
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 224 Seiten, 12,5 x 20,0 cm 20 s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-421-04448-8
€ 16,95 [D] | € 17,50 [A] | CHF 29,90* (empf. VK-Preis)




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Helen Brown, Cleo

Die Katze Cleo wird von Helens Söhnen ausgesucht. Obwohl Helen eigentlich ein Hundetyp ist und zuhause auch schon ein stattliches Exemplar auf die Rückkehr der Familie wartet, lässt sie sich von ihren beiden Kindern, Sam und Rob, zu einer Katze überreden. Da das Katzenjunge aber noch sehr klein ist, soll es noch einige Wochen bei der Mutter bleiben. In diesen Wochen verändert sich das Leben der Familie dramatisch. Sam wird von einem Auto erfasst und stirbt sofort. Sein kleiner Bruder Rob musste das Unglück mit ansehen und ist stark traumatisiert. Die Eltern können das Geschehene nicht begreifen und ziehen sich in ihre eigenen Welten voller Schmerz und Trauer zurück. Eines Tages steht dann aber Cleo vor der Tür. Helen kann mit der Katze nichts anfangen und möchte sie nicht aufnehmen. Sie sollte Sams Haustier sein. Da Sam nicht mehr lebt, möchte sie auch die Katze nicht annehmen. Auf einen Versuch lässt sie sich jedoch ein. Und kaum ist Cleo in dem Haus beginnt sie auf der einen Seite sich sofort in den Herzen von Rob und Helen festzusetzen. Auf der anderen Seite vergrößert sie das Chaos. In den kommenden Jahren begleitet Cleo das leben der Familie. Sie sorgt dafür, dass neue Kontakte entstehen, einige ungebetene Besucher das Haus gleich wieder verlassen und lindert den Schmerz aller Familienmitglieder. Helen hält sie von Selbstmordgedanken ab und beschert ihr eine neue Freundin. Rob kann wieder in seinem Zimmer schlafen und hat einen Gesprächspartner gefunden. Und auch neue Familienmitglieder erleben mit Cleo eine wunderbare Zeit.

Sprachlich hebt sich das gesamte Buch leider nicht von der Leseprobe ab. Es ist im Kolumnen-Stil geschrieben und enthält kleine Pointen, die teilweise konstruiert wirken. Der Charme und der Witz der Autorin werden jedoch dadurch gut vermittelt. Wenn mitfühlende Szene auftauchen werden diese leider nicht lange durch den Text getragen. Sie werden erwähnt, berühren den Leser kurz und werden danach schnell begraben. In vielen Bereichen kratzt der Text nur an der Oberfläche. Beziehungen und Ereignisse hätten ausführlicher beschrieben werden können. Allerdings denke ich, dass dies dem Fakt geschuldet ist, dass es sich hier um eine Autobiographie handelt. In einem fiktionalen Text wären weitere Ausführungen leichter gefallen.
Insgesamt lässt sich das Buch jedoch flüssig und zügig lesen. Zudem enthält es einen gewissen Spannungsbogen den man verfolgen möchte.

Fazit: Eine leichte Sommerlektüre, die man empfehlen kann. Man muss sich jedoch auf den Stil einer Kolumne einlassen können.


übersetzt aus dem Englischen von Andrea Stumpf
Erscheinungsdatum: 26.07.2010
Fester Einband, 384 Seiten

Preis: 17.90 € (D) / 26.90 sFR (CH) / 18.40 € (A)

ISBN 978-3-552-06136-1

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Da ich ja noch nicht genug zu tun habe :-) findet ihr hier ab sofort meine Rezensionen.

Liebe Grüße
Charlene