Samstag, 28. August 2010

Andreas Gößling, Der Ruf der Schlange

An den Grünen Ozean grenzen die Länder Dunibien, Zaketumesien, Bakus und der Noili-Archipel. Die Bewohner dieser Regionen sind über ihre verschiedenen Religionen und den damit einhergehenden Kämpfen um die Vorherrschaft verbunden. In grauer Vorzeit wurde die Schlange von den mächtigen Schöpfungsgöttern niedergeschlagen. Doch die verschiedenen Schlangenkulte breiten sich wieder aus und erste ungewöhnliche Todesfälle treten auf. Stimmen die Geschichten, die sich viel erzählen doch? Ist die Wirbelsäule nur einfach eine erstarrte Schlange, die zum Leben erweckt werden kann? Und ist der erstarkende Schlangenkult wirklich gefährlich oder bilden sich das nur die abergläubigen Menschen ein?
Diese Fragen soll Samu A. Rabov im Namen der Regierung lösen. Er ist der Leiter der Mysto-Abteilung. Und eigentlich ist er auch, abgesehen von seiner Vorgesetzten, der einzige Mitarbeiter. Seine Aufgabe ist es Vorkommnisse mit Hinblick auf ihre mystischen Anteile zu untersuchen. Es ist zu klären, ob Zauber im Spiel ist und wenn ja, ob der Zauberer gefährlich werden kann. Da in jedem der Einwohner eine gewisse magische Kraft liegt, diese aber eine dunkle und eine helle Seite hat, ist Samus Aufgabe nicht einfach. Und gleichzeitig muss er auch darauf achten, dass sein eigenes Dunkeldu nicht die Oberhand gewinnt. Doch bisher war sein Leben als Mysto-Leiter sehr ruhig verlaufen. Das ändert sich, als eine junge Frau auf merkwürdige Weise umkommt und er einen Jungen aus den Klauen einer Kultgemeinde rettet.
Mit diesem Tag ändert sich nicht nur seine Aufgabe, sondern auch sein privates Leben und sein Inneres. Es treten immer gehäuftere mysteriöse Fälle auf, die anscheinend alle im Zusammenhang mit einer archäologischen Exkursion stehen. Samu vermutet schon recht früh mehr dahinter. Doch häufig wird seine Arbeit sabotiert und er muss mehr und mehr inoffiziell arbeiten und seine magischen Kräfte nutzen. Persönlich wird er immer mehr in die Geschichte verstrickt und und weiß zeitweise selbst nicht auf welcher Seite er steht. Zudem scheint ihm niemand zu glauben, dass wirklich ganz Dunibien in Gefahr schwebt. Kann er das Blatt noch wenden? Und findet er die Drahtzieher?

Andreas Gößling schafft mit seinem Roman eine neue fantastische Welt, die gefüllt ist mit interessanten Erfindungen (Dampfmobile) und charakterstarken Figuren. Da wie gesagt eine ganz neue Welt erschaffen wird, muss man sich zunächst in die Begriffe einfinden. Dem Leser kann es daher schwer fallen die Zusammenhänge auf den ersten Seiten zu verstehen. Recht schnell scheint man jedoch zum Kreis der Phora-Einwohner zu gehören und taucht in die geheimnisvolle Umgebung ab. Neue Begriffe, Örtlichkeiten und Personen werden in einer klaren Sprache gut erklärt. Dies führt zu einem angenehmen und raschen Lesen. Aber teilweise wünscht man sich noch detailliertere Beschreibungen oder eine klangvollere Wortwahl.
Hervorragend sind dem Autor die Bezüge zu geschichtlichen Ereignissen und Institutionen in unserer Welt gelungen. In vielen Fällen geht es, jedenfalls aus meiner Sicht, um die Christianisierung und die Unterdrückung anderer Religionen/Kulte ansprechen. Auch der Umgang mit religiösen Schriften wird angesprochen. Zum Beispiel: "(...)Ich wollte nur sagen, dass man die Gebote und Geschichten aus dem Heiligen Linglu-Buch vielleicht nicht ganz so wörtlich nehmen, sondern eher als Gleichnisse ansehen sollte(...)" (S. 162). An einer anderen Stelle wird eine Tempelwache beschrieben, die mich sehr an die Schweizer Garde erinnert hat.

Fazit: Bei dem Buch handelt es sich um eine empfehlenswerte Möglichkeit für eine Fantasiereise, die durch ihre kriminalistischen Elemente viel Spannung bereit hält. Zudem gibt die Geschichte dem Leser die Möglichkeit auch seine eigenen Welt mit ihrer eigenen Geschichte zu reflektieren.

Auflage: 1. Aufl. 2010
Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag, Vorsatzkarten
Seiten: 527
ISBN:
978-3-608-93875-3

Preis
EUR [D] 22.95*
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Bild und Infos von der Verlagsseite (s.o.)

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