Donnerstag, 6. Januar 2011

Stephan Serin, Föhn mich nicht zu

- Wie sollte ich es schaffen mir all die Schülernamen zu merken, wenn ich mir schon sonst nicht den von Frau Schmidt und Herrn Müller merken konnte? -

Stephan Serin hat es nach acht Jahren Studium und zehn Monaten Wartezeit geschafft und einen Referendariatsplatz erhalten. Doch mit dem Schreiben der Senatsverwaltung kommen ihm die ersten Zweifel an seiner Entscheidung. Er fragt sich, ob er wirklich ein guter Lehrer sein kann. Und vor allen Dingen hat er Angst vor den zwei Jahren, die jeder Befragte als die schrecklichste Zeit seines Lebens bezeichnet.
In seinem Buch beschreibt er alle Höhen und Tiefen dieser Zeit. Er berichtet von den kompetenten und weniger kompetenten Kollegen, den Seminarleitern, den Schülern und den Auswirkungen auf sein Privatleben. War es wirklich eine gute Idee gegenüber von der Schule eine Wohnung zu mieten? Warum lässt mich kein Kollege seinen Unterricht beobachten? Und wie mag es den Referendaren an einer Hauptschule gehen, wenn der Autor schon an einigen seiner Gymnasiasten verzweifelt?

Serin beschreibt diese Aspekte äußerst humorvoll und detailliert. Viele Szenen kamen mir aus dem eigenen Alltag bekannt vor. Einige fand ich jedoch sehr abgehoben und habe sie unter sie unter künstlerischer Freiheit verzeichnet. Dies mag auch ein Makel des Werkes sein. Denn Leser, die nicht aus einem schulischen Berufsumfeld kommen, werden nicht unterscheiden können was realistisch und was überzogen ist. Damit wird dem Buch die Möglichkeit genommen, dem interessierten Leser die Welt hinter dem Schultor wirklich zu zeigen. So hat man ein wenig das Gefühl, dass zwar gezeigt wird wie die Schüler den Alltag bestimmen und mit welchen Voraussetzungen sie in den Unterricht kommen. Es wird aber nicht gezeigt wie ein Lehrer versucht an den Defiziten zu arbeiten. Stephan Serin (bzw. sein Alter ego) begibt sich auf das Niveau der Schüler und deutet damit schon im Referendariat an, dass er dieser Aufgabe vielleicht nicht gewachsen ist. Doch auch hier kann man wohl eher von künstlerischer Freiheit ausgehen.

Fazit: Ein sehr lustiges Buch, dass man aber wirklich nur als Spaßlektüre verstehen sollte. Wenn man ernsthaft beginnt über verschiedene Themen zu grübeln, bleiben zu viele Fragen offen.


rororo
Taschenbuch, 256 S.
01.09.2010
9,95 €
978-3-499-62670-8

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