Montag, 23. Mai 2011

Blue Balliett, Der fünfte Spieler

- Und dann begriff ich etwas Wichtiges: Geheimnisse sind nur dann gut, wenn man sie geheimhalten will. Wenn man sie geheimhalten muss, ist es, als würden sie dich von innen auffressen. Als wärst du irgendwo gefangen und könntest nicht entkommen. -

Zoomy, welch sonderbarer Name, der paradoxer Weise so wunderbar zu dem kleinen Jungen passt, der als Protagonist in "Der fünfte Spieler" auftritt. Denn das Wort ist scheinbar eine Abwandlung von Zoomen. Und genau dass kann Zoomy nicht. Er leidet seit seiner Geburt an degenerativer Myopie, die das Sehvermögen sehr stark beeinträchtigt. Selbst mit sehr starken Brillengläsern können die Betroffenen ihre Umwelt nur sehr schwer wahrnehmen. Sie sind extrem kurzsichtig. Doch Zoomy findet sich auch so sehr gut in seiner Umgebung zurecht. Er wächst ohne Vater oder Mutter bei seinen Großeltern auf und ist mit seinem Leben zufrieden. Er hilft bei der Hausarbeit und im Antiquitätengeschäft, liest gerne und schreibt leidenschaftlich gerne Listen, die ihm helfen seinen Tag zu strukturieren. Dinge, die für viele Menschen schon fast unbewusst ablaufen, müssen von ihm notiert werden, damit er am Morgen nicht vergisst sich anzuziehen oder zu frühstücken. 
Die Regeln, welche Zoomy ein glückliches Leben garantieren, werden eines Tages durcheinander gebracht. Sein Vater, den er noch nie gesehen hat, taucht plötzlich auf dem Hof der Großeltern auf. Er hat eine Kiste bei sich, die er seinen Eltern übergibt. Mehr als ein paar abwertende und alkoholgeschwängerte Worte hat er für seinen Sohn, von dem er anscheinend noch nicht einmal etwas wusste, nicht übrig. Er verschwindet genauso schnell wie er aufgetaucht ist.
Ratlos öffnet Zoomy mit seinen Großeltern die Kiste und findet ein Tagebuch darin, das nicht besonders wertvoll wirkt. Da Zoomy ja wie gesagt Listen und kleine Bücher liebt, darf er sich das Tagebuch näher ansehen. Und damit beginnt eine rasante Recherche, die unglaubliche Dinge aufdeckt, aber auch von Minute zu Minute mehr Gefahren anzieht. Hilfe erhält Zoomy von einem Mädchen, das er in der Bibliothek getroffen hat. Da sie sehr aufbrausend und hibbelig ist, nennt er sie das Feuerwerksmädchen. Gemeinsam bilden sie ein wunderbares Duo, dass von den meisten Menschen zunächst verlacht wird, aber im Endeffekt alle in Intelligenz, Witz und Mut übertrifft.


Mit lauten Schritten ist Zoomy auf mich zugekommen und hat mich etwas ungelenk in seine Arme geschlossen. Dann hat er mir von seiner Nervosität erzählt, die er Flatterbibbrigkeit nennt, und wir waren sofort enge Freunde. Wir teilten alle Sorgenkrümel und sahen gemeinsam Lorrol zu, wenn sie wie ein Feuerwerkskörper explodierte und mit ihren Flip-Flops kleine Geräusch-Knallkörper in der Bibliothek zündete. 


Blue Balliett erzählt eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, Mut, Geheimnisse und das Leben als große Aufgabe. Natürlich trägt jeder sein eigenes Päckchen durch diese Welt. Doch sind nicht alle gleich groß oder genauso schwer. Zoomy zeigt uns wie leicht eigentlich viele Dinge sein könnten, wenn wir sie genau betrachten, uns für die wirklich wichtigen Dinge Zeit nehmen und wenn wir die Liebe, die wir in uns tragen einfach teilen. Dies passiert auf eine sehr zugängliche und liebevolle Art und Weise, die sich in einer klaren und leicht verständlichen Sprache ausdrückt. Durch sonderbare Begriffe, die alltägliche Dinge klangvoll umschreiben, erschafft die Autorin eine besondere sprachliche Note. Die Begriffe liegen wie ein vollmundiger Wein auf der Zunge und zaubern ein Lächeln auf das Gesicht des Lesers. Claudia Feldmann ist demnach eine hervorragende Übersetzung gelungen, die den Kosmos von Zoomy sicher in eine andere sprachliche Umgebung überträgt.

Fazit: Für mich handelt es sich um ein überragendes Jugendbuch, das man auch erwachsenen Lesern empfehlen muss. Unbedingt lesen und nie wieder vergessen!



Übersetzer: Claudia Feldmann
Gebunden, 284 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-351-04129-8
12,95 € *) / 20,50 Sf


2 Kommentare:

  1. Liebe Charlene,

    wie ich sehe, hat Zoomy einen weiteren Fan dazu gewonnen. Da klatsche ich freudig in die Hände und freue mich, dass dir das Buch auch so schöne Momente geschenkt hat wie mir. Ich möchte an der Stelle dein Fazit rot unterstreichen!!


    Herzlichst,

    Klappentexterin

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  2. Boah! Deine Rezension macht ja wirklich so richtig Lust aufs Buch...!
    Das Zitat alleine hätte mich ja schon überzeugt!
    Liebe Grüße,

    Charlousie

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