Donnerstag, 5. Mai 2011

Robert Hültner/ Bernd Wiedemann, Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski

Inspektor Kajetan ist eine von Robert Hültner geschaffene Figur, die mittlerweile schon in fünf Romanen die Hauptrolle übernommen hat. Die Ermittlungen des Münchner Polizeiinspektors beginnen kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Deutschland befindet sich noch immer in einer Phase von Umbrüchen und die politischen Machthaber wechseln fast täglich. Wirkliche Ermittlungsarbeit ist in diesen Zeiten nur schwer möglich. Doch Kajetan orientiert sich an seinen Gefühl und seiner Spürnase und setzt seine Arbeit auch unter Widrigkeiten fort. Er untersucht den Mord an einem jungen Journalisten, der bei seinen Recherchen über das Attentat an Kurt Eisner auf einen Geheimbund stieß.

Dieser erste Fall wurde von Bernd Wiedemann in eine Graphic Novel umgesetzt.

Was ist eine Graphic Novel?
Hier fängt in gewisser Weise ein kleines Problem an. Genauso wenig wie es eine klare Definition von Comic gibt, existiert eine klare und allgemeingültige Beschreibung von Graphic Novels. Will Eisner benutzte als erster Autor für sein eigenes Werk den Begriff, um es von den üblichen kurzen Comics, die meist wöchentlich erschienen, abzugrenzen. Eine Graphic Novel soll demnach als literarisches Werk verstanden werden, das sich an erwachsene Leser richtet und eine komplexere Handlung beinhaltet. Schaut man sich jedoch die bisherigen Veröffentlichungen an, die unter diesem Label erschienen sind, findet man eine große Vielfalt vor. Es handelt sich nicht nur um ernste Themen, sondern auch um Reiseberichte , Biografien oder Fantasyerzählungen. 
Die meisten Graphic Novels erscheinen in einem Buchformat, auf einem hochwertigen Papier und in aufwändiger Aufmachung.

Für weitere Informationen: www.graphic-novel.de

Wiedemann ist ein großartiger Zeichner, der es schafft mit einer Zeichnung aus wenigen Strichen eine komplexe Geschichte zu erzählen. Die Graphic Novel beinhaltet verschiedene Zeichenvarianten. So gibt es sehr detaillierte und großformatige Bilder, aber auch Umrisszeichnungen, die zunächst sehr düster wirken.
Der dazugehörige Text wurde von Robert Hülter neu bearbeitet.

Meine Meinung:
Die Bilder von Bernd Wiedemann sollte man alle mit ausreichender Ruhe und lange betrachten. Sie sind teilweise, selbst wenn sie nur schemenhaft wirken, sehr aussagekräftig. Immer wieder lohnt sich auch ein zweiter und dritter Blick. In vielen Fällen hat man den Eindruck ein regelrechtes Storyboard in den Händen zu halten, das man gerade vom Tisch eines Regisseurs genommen hat. Der Leser taucht sofort in die Erzählwelt ein und ist äußerst konzentriert dabei. Man merkt allerdings an manchen Stellen, dass nach einer literarischen Vorlage gezeichnet wurde. Die Zusammenhänge sind nicht immer sofort glasklar zu erkennen. Hier mag derjenige einen Vorteil haben, der die Geschichten des Inspektor Kajetans bereits gelesen hat. Für einen echten Fan von Graphic Novels wird dies allerdings einen Makel darstellen. Ebenso wie sich ein Comic-Fan klarere Konturen wünschen würde. In diesem Zusammenhang sollte man generell diskutieren, ob es sich bei dem Buch überhaupt um eine Graphic Novel handelt.

Fazit: Ein zeichnerisches Meisterwerk, das durch seine intensiven und eindringlichen Bilder besticht. Die Geschichte tritt dabei fast in den Hintergrund.




Gebundenes Buch, Pappband, 112 Seiten, 16,5 x 24,0 cm
durchgehend zweifarbig illustriert
ISBN: 978-3-421-04421-1
€ 24,99 [D] | € 25,70 [A] | CHF 38,90* (empf. VK-Preis) 


Link zur Verlagsseite 


Interview mit Robert Hültner zur Entstehung der Graphic Novel

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