Samstag, 21. Mai 2011

Shane Jones, Thaddeus und der Februar

Wenn es mal wieder eine Diskussion über die Qualität von Literatur-Blogs geht, werde ich an den heutigen Tag denken. Denn es gibt eindeutige Vorteile beim Bloggen. Ich muss keine literaturwissenschaftlichen Abhandlungen konzipieren und ich muss mich nicht an ein bestimmtes Schema halten. Ich kann einfach ganz frei sagen wie mir ein Buch gefallen hat.
Und bei "Thaddeus und der Februar" weiß ich ehrlich gesagt gar nicht richtig, ob es mir gefallen hat.

Der Februar hält Einzug in eine Stadt und hat Melancholie, Trübsal und schlechtes Wetter im Gepäck. Am schlimmsten ist die Situation für die einheimischen Ballonfahrer, die aufgrund der schlechten Winde nicht aufsteigen können. Nun was ja jeder, dass der Februar irgendwann vorbei sein wird und das Wettter sich wieder ändert. Doch diesmal scheint alles anders zu sein. Der Februar zieht sich in die Länge. Er dauert Monate und dann ist schon ein ganzes Jahr herum. Den Menschen geht es immer schlechter, Ballons werden von der herrschenden Macht verboten und plötzlich verschwinden auch noch die Kinder, die bisher doch wenigstens mit ihrem Lachen für ein wenig Aufmunterung sorgten. Die Einwohner der kleinen Stadt wollen dies aber nicht länger hinnehmen und erklären dem Februar den Krieg. Doch wer ist der Februar? Lebt er hinter dem Wald oder unter der Erde? Wie kann man das Wetter verändern? Und vielleicht klappt das ja doch mit dem Fliegen.

Auf abenteuerliche Weise versuchen sie die dicken Wolken zu bekämpfen und mit dem Februar zu verhandeln. Jones erzählt eine abgedrehte und vertrackte Geschichte, die bei mir teilweise Kopfschütteln, aber auch eine Menge Gedanken auslösten. Meist vermute ich hinter solchen fantastischen Geschichten einen Hinweis für das "normale" Leben. Doch hier war ich ratlos. Sicherlich scheint vieles mit der Gedankenkraft der einzelnen Personen zu tun haben und man sollte sich nicht kampflos dem eigenen Schicksal hingeben, aber ist das wirklich die Aussage des Werkes? Ich bin mir da noch immer nicht sicher.

Grafisch ist das Buch wunderbar durch Bilder von Ria Brodell ergänzt worden. Auch innerhalb des Textes wurde die Schriftart teilweise den Ereignissen angepasst. Aber bei Walter Moers habe ich dies schon in einer besseren Umsetzung gesehen.

Da ich beim Lesen auch teilweise Probleme mit der Sinnhaftigkeit einzelner Sätze oder Zusammenhänge hatte, habe ich noch ein wenig recherchiert. Dabei habe ich bemerkt und dies teilweise auch in Texten anderer Rezensenten so gelesen, dass die Übersetzung fehlerhaft ist. An manchen Stellen wurde der Sinn total verdreht. Dadurch ist natürlich eine negative Bewertung des Buches vielleicht auch der Übersetzung geschuldet.

Fazit: Ein Buch, dass mich zwar sehr zum Denken angeregt hat, aber auch etwas ratlos zurück lässt.



Roman
Illustriert von Ria Brodell
176 Seiten
16.95 Euro, 25.90 sFr
Februar 2010
ISBN:9783821861074


Link zur Verlagsseite

3 Kommentare:

  1. Ja, dieses Buch lässt einen wirklich ratlos zurück, besser kann man es nicht ausdrücken!

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  2. Liebe Charlene,

    manchmal ist es so, dass man ins Buch greift und die Buchstaben zwischen den Fingern zerrinnen. Die eigenen Gedanken drehen sich und man bleibt ratlos zurück. Auch das ist Literatur. Manchmal ist sie klar wie ein Gebirgsbach und manchmal undurchsichtig wie eine Nebelwand. Schön, dass du so klar in deiner Rezension Ausdruck für das Undurchsichtige gefunden hast.


    Liebe Grüße,

    Klappentexterin

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  3. Liebe Klappentexterin,
    danke für deine wunderbaren Worte. Wirklich seltsam ist, dass beim Schreiben der Rezension manche Dinge plötzlich klarer waren, als beim Lesen. Je weiter ich mich von dem Text entferne, desto besser wird mein Verständnis. Und im Endeffekt sind doch die besten Bücher diejenigen, die uns nicht loslassen und noch lange beschäftigen.

    Ich glaube ich sollte mal wieder Hesse lesen. Ich bin etwas eingerostet :-D

    Liebe Grüße
    Charlene

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