Meine April-Entdeckung
- Sein Gesicht nahm eine graue Färbung an, ein untrügliches Zeichen, daß er dem nahenden Morgen seinen Tribut zollen mußte. Schon öfter war Daniel bei ihm gewesen, wenn er des Morgens starb. -
Daniel Kenneth wächst im 18. Jahrhundert behütet in Schottland auf. Sein Vater hat einen stattlichen Grundbesitz und bewohnt mit seiner Familie eine Burg, die wenige Jahre zuvor recht verwahrlost wirkte, aber durch die Übernahme der Kenneths in neuem Glanz erblüht. Alles deutet auf ein wundervolles Leben hin, das durch nichts getrübt werden kann. Doch als Daniels Vater eines Tages auf einer Geschäftsreise von Räubern überfallen und getötet wird, ändert sich alles schlagartig. Um das Land und die Burg behalten und bewirtschaften zu können, vermählt sich die Witwe, nach noch nicht einmal einem Jahr, mit dem Geschäftspartner ihres verstorbenen Ehemanns. Schnell wird klar, dass dieser nur ein Spiel gespielt hat, um an die Besitztümer der Familie zu gelangen. Als Erbe wurde allerdings Daniel eingesetzt, dessen Besitz bis zu seinem 21. Geburtstag durch seine Mutter verwaltet wird. Bis zu diesem Tag wollen ihm seine Stiefbrüder das Leben zur Höhle machen.
Kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag kommt es zu einem tragischen Zwischenfall. Als Daniel wieder einmal verprügelt wird, will ihn sein Hund beschützen und stürzt sich auf einen der Angreifer und verbeißt sich in seinem Arm. Wenn der junge Daniel weiterleben will, bleibt ihm nichts anderes übrig als vor seinen Stiefbrüdern und dem tyrannischen Stiefvater zu fliehen. Sein Pferd ist schnell gesattelt und ohne Abschied zu nehmen verlässt er seine Heimat.
Da er gut mit Tieren umgehen kann und fleißig ist, findet er immer wieder kleine Arbeitsstellen, die ihm sein Überleben in den kommenden Tagen sichern. Und als die Tage langsam kühler werden, erhält er sogar eine feste Anstellung bei einem Zirkus.
Nach vielen guten und einigen schlechten Tagen macht er die Bekanntschaft mit einem recht ungewöhnlichen Mann, der sich Nicolas Krolov nennt und für die nächsten Jahre ein wichtiger Teil von Daniels Leben sein wird. Er ist ein Vampir und lässt den jungen Schotten an seinem extravaganten Leben teilhaben, das so gar nichts mit unseren gängigen Vorstellungen über die Blutsauger zu tun hat.
Manchmal ist es schwierig mit noch recht unbekannten Autoren, die in kleinen Verlagen oder in Selbstverlagen publizieren. Schon die Qualität der Bücher lässt zu wünschen übrig und trübt den ersten Genuss. Bei diesem Roman ist das ganz anders. Er ist als Hardcoverausgabe erhältlich und mit einem Schutzumschalg versehen. Das Papier ist von guter Qualität und recht dick. Zudem handelt es sich um ein Werk mit fast vierhundert Seiten. Viele werden sagen, dass ihnen das egal ist. Mir nicht. Für mich ist Lesen auch mit vielen haptischen Prozessen verbunden.
Nun gut, nach dem Aufschlagen und den ersten Seiten war mein Eindruck sehr zwiespältig. Relativ schnell wird die Geschichte der Familie Kenneth abgespult. Man erhält dadurch natürlich einen sehr guten Überblick, fühlt sich aber etwas überfordert. Auf der anderen Seite fiel mir schon die angenheme Sprache auf und die Geschichte enthielt sehr interessante Züge. Ich muss gestehen, dass das zwiespältige Gefühle nicht ganz weichen wollte. Die Geschichte entwickelt sich wirklich spannend und interessant, aber manchmal gab es Szenenwechsel, die mich aus dem Lesefluß gebracht haben, weil sie so plötzlich kamen. Trotzdem will man aber wissen wie die Fortsetzung aussieht.
An manchen Stellen hätte zudem die Spannung noch gesteigert werden können. Dies betrifft besonders schnelle Auflösungen von Konflikten oder Problemen. Gleichzeitig werden aber innerhalb der Geschichte langfristig Entwicklungen aufgezeigt, die verdeutlichen, dass die Autorin durchaus die handwerklichen Möglichkeiten besitzt die Spannungsbögen noch besser aufzubauen.
Fazit: Ich finde, dass es sich trotz kleiner Mängel um einen guten Text handelt, der das Können der Autorin erkennen lässt. Ich bin auf jeden Fall gespannt und will wissen was Daniel und Nicolas in Russland erleben (2. Band). Hoffentlich findet sich bald ein geeigneter Verlag für Gerdi M. Büttners Texte.
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